Der Graf von Bragelonne. Александр Дюма
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Читать онлайн книгу Der Graf von Bragelonne - Александр Дюма страница 19
Zwanzig Mann hatten den Dienst bei der Königin Mutter; dreißig ruhten aus, um ihre Kameraden am andern Tag abzulösen.
Auf der Seite des Königs im Gegentheil Dunkelheit, Stille, Einsamkeit. Sobald die Thüren geschlossen waren, kein Schein mehr von einem Königthum. Alle Leute vom Dienst hatten sich allmälig entfernt. Der Herr Prinz hatte fragen lassen, ob Seine Majestät seine Dienste begehre, und auf das herkömmliche Nein des Lieutenants der Musketiere, der die Gewohnheit der Frage und der Antwort hatte, fing Alles an zu entschlummern wie bei einem guten Bürgersmann.
Und dennoch konnte man leicht vom Corps du logis, das der junge König bewohnte, die Musiken des Festes hören und die reich beleuchteten Fenster des großen Saales sehen.
Zehn Minuten, nachdem er in seinem Zimmer war, konnte Ludwig XlV. an einer gewissen Bewegung, welche sich stärker ausprägte, als die bei seinem Abgang, den Abgang des Cardinals erkennen, der sich mit einer großen Escorte von Edelleuten und Damen nach seinem Bette begab.
Uebrigens brauchte man, um diese ganze Bewegung wahrzunehmen, nur durch das Fenster zu schauen, dessen Läden nicht geschlossen waren.
Seine Eminenz durchschritt den Hof, zurückgeleitet von Monsieur selbst, der ihm leuchtete; dann kam die Königin Mutter, der Madame vertraulich den Arm gab, und Beide flüsterten auf dem Wege mit einander wie zwei alte Freundinnen.
Hinter diesen zwei Paaren zog Alles einher, Ehrendamen, Pagen, Officiere; die Fackeln entzündeten den ganzen Hof wie durch einen Brand mit beweglichen Reflexen, dann verlor sich das Geräusch der Tritte und Stimmen in den obern Stockwerken.
Niemand dachte nun mehr an den König, der sich mit den Ellenbogen auf das Gesimse seines Fensters stützte, wo er all dieses Licht sich verlaufen gesehen, all dieses Geräusch sich entfernen gehört hatte; Niemand, wenn nicht der Unbekannte aus dem Gasthause zu den Medicis, der dort, in seinen schwarzen Mantel gehüllt, wie wir erzählten, weggegangen war.
Er war geraden Wegs zum Schloß hinaufgestiegen und mit seinem schwermüthigen Gesicht in der Gegend des Palastes, den das Volk noch umgab, umhergestreift, und als er sah, daß Niemand die große Pforte und die Halle bewachte, in Betracht, daß die Soldaten von Monsieur mit den königlichen Soldaten bei zahllosen Humpen Beaugency Brüderschaft schloßen, durchschritt der Unbekannte die Menge, ging durch den Hof und kam zum Ruheplatz der Treppe, welche zum Cardinal führte.
Was ihn aller Wahrscheinlichkeit nach veranlaßte, sich nach dieser Seite zu wenden, war der Glanz der Kerzen und Fackeln und das geschäftige, Wesen der Pagen und Leute vom Dienst.
Doch er wurde plötzlich durch eine Musketenbewegung und durch den Ruf einer Schildwache aufgehalten.
»Wohin geht Ihr, Freund?« fragte der Mann von der Wache.
»Ich gehe zum König,« antwortete ruhig und stolz der Unbekannte.
Der Soldat rief einen von den Officianten Seiner Eminenz, der mit dem Tone eines Kanzleibeamten, welcher einen Bittsteller im Ministerium bei seinen Nachfragen zurechtweist, die Worte fallen ließ:
»Die andere Treppe gegenüber.«
Und ohne sich weiter um den Unbekannten zu bekümmern, setzte der Officiant sein unterbrochenes Gespräch fort.
Der Fremde wandte sich, ohne etwas zu erwiedern, nach der bezeichneten Treppe.
Auf dieser Seite kein Geräusch, keine Lichter mehr.
Nur die Dunkelheit, unter der man eine Schildwache, einem Schatten ähnlich, umherirren sah; nur das Stillschweigen, bei dem man das Geräusch ihrer Tritte, begleitet von dem Klirren der Sporen auf den Platten, hören konnte.
Dieser Mann von der Wache war einer von den zwanzig Musketieren, die der Person des Königs beigegeben waren; er versah seinen Dienst mit der Steifheit und Gewissenhaftigkeit einer Statue.
»Wer da?« rief er.
»Gut Freund,« antwortete der Unbekannte.
»Was wollt Ihr?«
»Mit dem König sprechen.«
»Oh! oh! mein lieber Herr, das kann kaum sein.«
»Und warum nicht?«
»Weil der König zu Bette gegangen ist.« .
»Schon zu Bette gegangen?«
»Ja.«
»Gleichviel, ich muß ihn sprechen.«
»Und ich sage Euch, daß es unmöglich ist.«
»Doch . . . «
»Entfernt Euch,«
»Ist das der Befehl?«
»Ich habe Euch keine Rechenschaft zu geben. Entfernt Such.«
Diesmal begleitete die Wache das Wort mit einer drohenden Geberde; doch der Unbekannte rührte sich nicht mehr, als wenn seine Füße Wurzel gefaßt hätten.
»Herr Musketier,« sagte er, »Ihr seid Edelmann?«
»Ich habe die Ehre.«
»Wohl! ich bin es auch, und unter Edelleuten ist man sich einige Rücksicht schuldig.«
Der Musketier senkte das Gewehr, besiegt durch die Würde, mit der diese Worte gesprochen worden waren.
»Sprecht, mein Herr,« sagte er, »und wenn Ihr etwas von mir fordert, was in meiner Macht liegt. ..«
»Ich danke, Ihr habt einen Officier, nicht wahr?«
»Unsren Lieutenant, ja, mein Herr.«
»Ich wünsche mit Eurem Lieutenant zu sprechen.«
»Ah! das ist etwas Anderes. Geht hinauf, mein Herr.«
Der Unbekannte grüßte den Musketier auf eine, herablassende Weise und stieg die Treppe hinauf, während der Ruf:
»Lieutenant, ein Besuch!« von Wache zu Wache ihm voranging und den Officier im ersten Schlafe störte.
Seinen Stiefel schleppend, sich die Augen reibend und seinen Mantel zuhäkelnd, ging der Lieutenant dem Fremden drei Schritte entgegen. ,
»Was steht zu Dienst, mein Herr?« fragte er.
»Ihr seid der Officier vom Dienst, Lieutenant der Musketiere?«
»Ich habe die Ehre.«
»Mein Herr, ich muß nothwendig den König sprechen.«
Der Lieutenant schaute den Unbekannten aufmerksam an, und mit diesem Blick, so rasch er war, sah er Alles, was er sehen wollte: eine tiefe Distinction unter einem gewöhnlichen Kleid.
»Ich nehme nicht an, daß Ihr ein Narr seid, und dennoch scheint Ihr mir in der Lage, zu wissen, daß man nicht so bei einem König eintritt, ohne daß er die Einwilligung dazu gibt.«
»Er wird einwilligen.«
»Mein Herr, erlaubt mir, das zu bezweifeln; der König ist vor einer Viertelstunde erst zurückgekehrt und muß eben im Auskleiden