Der Graf von Bragelonne. Александр Дюма

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Der Graf von Bragelonne - Александр Дюма

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es fehlen siebenmal hundert vierzigtausend Livres.«

      Mazarin verlangte, die Rechnung und revidirte sie aufmerksam.

      »Gleichviel,« sagte Bernouin, »neun und dreißig Millionen, zweimal hundert und sechzigtausend Livres, das ist ein schöner Pfennig.«

      »Ah! Bernouin, das möchte ich dem König zeigen.«

      »Seine Eminenz sagte mir doch, dieses Geld gehöre Seiner Majestät.«

      »Allerdings, aber sehr klar, sehr liquid. Diese neun und dreißig Millionen werden schon in Anspruch genommen und reichen nicht zu.«

      Bernouin lächelte auf seine Weise und wie ein Mensch, der nur glaubt, was er glauben will, während er den Nachttrank des Cardinals bereitete und sein Kopfkissen zurecht richtete.

      »Oh!« sagte Mazarin, als der Kammerdiener weggegangen war, »noch nicht vierzig Millionen! Ich muß doch die Zahl von fünfundvierzig erreichen, die ich mir festgestellt habe. Doch wer weiß, ob ich die Zeit haben werde! Ich sinke, ich gehe, ich werde’ nicht zum Ziel kommen. Aber lassen sich nicht vielleicht ein paar Millionen in den Taschen unserer guten Freunde, der Spanier, finden? Sie haben Peru entdeckt, diese Leute, und was Teufels, es muß ihnen noch etwas davon übrig sein.«

      Während er so sprach und, ganz mit seinen Zahlen beschäftigt, nicht mehr an seine Gicht dachte, welche durch eine geistige Sorge zurückgedrängt wurde, die bei dem Cardinal die mächtigste von allen seinen Sorgen war, stürzte Bernouin ganz erschrocken in’s Zimmer.

      »Nun,« fragte der Cardinal, »was gibt es denn?«

      »Der König, Monseigneur, der König!«

      »Wie, der König?« versetzte Mazarin, rasch sein Papier verbergend. »Der König hier! der König zu dieser Stunde! Ich glaubte, er läge längst im Bett. Was hat er denn?«

      Ludwig XlV. konnte diese letzten Worte hören und die Geberde des Cardinals sehen, der sich erschrocken auf seinem Bett erhob, denn er trat in diesem Augenblick in das Zimmer.

      »Es ist nichts, Herr Cardinal, oder wenigstens nichts, was Euch beunruhigen könnte: eine wichtige Mittheilung, die ich Eurer Eminenz noch diesen Abend zu machen habe, nichts sonst.«

      Mazarin dachte sogleich an die so sehr in die Augen fallende Aufmerksamkeit, die der König seinen Fräulein von Mancini betreffenden Worten geschenkt hatte, und die Mittheilung schien ihm aus dieser Quelle zu kommen. Er erheiterte sich also auf der Stelle und nahm seine freundlichste Miene an, eine Veränderung der Physiognomie, worüber der junge König eine außerordentliche Freude empfand, und als Ludwig sich gesetzt hatte, sprach der Cardinal:

      »Sire, ich möchte allerdings Eure Majestät stehend hören, doch die Heftigkeit meines Uebels . . . «

      »Keine Etiquette unter uns, theurer Herr Cardinal,« erwiederte Ludwig liebevoll; »ich bin Euer Zögling und nicht Euer König, Ihr wißt es wohl, und besonders, da ich diesen Abend als Bittsteller und sehr demüthiger Sollicitant mit dem sehnlichen Wunsche, gut aufgenommen zu werden, zu Euch komme.«

      Als Mazarin die Rothe des Königs sah, wurde er in seiner ersten Idee bestärkt, nämlich in der, daß unter allen diesen schönen Worten ein Liebesgedanke stecke. Diesmal täuschte sich der politische Schlaukopf, so sein er auch war: diese Röthe ward nicht durch die schamhaften Wogungen einer jugendlichen Leidenschaft veranlaßt, sondern nur durch das schmerzhafte Zusammenziehen des königlichen Stolzes.

      Als guter Oheim schickte sich Mazarin also an, das Geständniß zu erleichtern.

      »Sprecht, Sire,« sagte er, »und da Eure Majestät die Gnade haben will, einen Augenblick zu vergessen, daß ich ihr Unterthan bin, um mich ihren Lehrer und Meister zu nennen, so versichere ich Eure Majestät aller meiner ergebenen und zärtlichen Gefühle.«

      »Ich danke, Herr Cardinal,« antwortete der König. »Was ich von Eurer Eminenz zu erbitten habe, ist übrigens wenig für sie!«

      »Desto schlimmer,« erwiederte der Cardinal, »desto schlimmer, Sire. Ich wollte, Eure Majestät würde etwas Wichtiges, ein Opfer sogar von mir fordern. Doch was es auch sein mag, was Ihr von mir verlangen möget, ich bin bereit. Euer Herz durch Gewähren zu erleichtern, mein lieber Sire.«

      »Nun wohl, so hört, um was es sich handelt.« sprach der König mit einem Herzklopfen, das an Hast nichts Aehnliches hatte, als das Herzklopfen des Ministers, »ich habe so eben den Besuch meines Bruders, den Königs von England, empfangen.«

      Mazarin zuckte in seinem Bett auf, als ob er mit der Leidener Flasche oder mit der Voltaischen Säule in Berührung gesetzt worden wäre, während zugleich ein Erstaunen oder vielmehr eine Enttäuschung sein Gesicht mit einem solchen Schimmer des Zorns beleuchtete, daß Ludwig XIV., so wenig er Diplomat war, wohl sah, der Minister habe etwas ganz Anderes zu hören gehofft.

      »Karl II.!« rief Mazarin mit einer heiseren Stimme und einer verächtlichen Bewegung der Lippen. »Ihr habt den Besuch von Karl II. empfangen?«

      »Von König Karl II.,« versetzte Ludwig XIV., der freundlich dem Enkel von Heinrich IV. den Titel bewilligte, den Mazarin ihm zu geben vergaß. »Ja, Herr Cardinal, dieser arme Prinz hat mein Herz durch die Erzählung seiner unglücklichen Schicksale gerührt. Seine Noth ist groß, Herr Cardinal, und es kam mir peinlich vor, mir, der ich mir meinen Thron habe streitig machen sehen, mir, der ich in den Tagen der Unruhen aus meiner Hauptstadt zu fliehen genöthigt war, mir endlich, der ich das Unglück kenne, einen flüchtigen, aus seinem Eigenthum vertriebenen Bruder ohne Unterstützung zu lassen.«

      »Ei!« sagte der Cardinal ärgerlich, »warum hat er nicht wie Ihr einen Jules Mazarin bei sich! Seine Krone wäre unangetastet geblieben.«

      »Ich weiß, was mein Haus Eurer Eminenz Alles schuldig ist,« erwiederte mit stolzem Tone der König, »und glaubt mir, mein Herr, ich meines Theils werde es nie vergessen. Gerade weil mein Bruder, der König von England, nicht das mächtige Genie bei sich hat, das mich gerettet, gerade deshalb möchte ich ihm die Hilfe desselben Genies verschaffen und Euren Arm bitten, sich über seinem Kopf auszustrecken, fest überzeugt, Herr Cardinal, daß Eure Hand, wenn sie ihn nur berührte, ihm seine zum Fuße des Schaffots seines Vaters gefallene Krone wieder auf die Stirne zu setzen vermöchte.«

      »Sire,« erwiederte Mazarin, »ich danke Euch für die gute Meinung, die Ihr von mir hegt, doch wir haben nichts dort zu schaffen: das sind Wüthende, welche Gott verleugnen und ihren Königen die Köpfe abschlagen. Sie sind gefährlich, wie Ihr seht, Sire, und schmutzig zu berühren, seitdem sie sich im königlichen Blut und in Covenanter Koth gewälzt haben. Diese Politik hat mir nie zugesagt, und ich stoße sie zurück.«

      »Ihr könnt uns auch dadurch helfen, daß Ihr sie durch eine andere ersetzt.«

      »Durch welche?«

      »Durch die Wiedereinsetzung von Karl II. zum Beispiel.«

      »Ei! mein Gott!« rief Mazarin, »sollte sich,zufällig der arme Sire mit dieser Chimäre schmeicheln?«

      »Ja,« sprach der junge König, erschrocken über die Schwierigkeiten, die das, so sichere Auge seines Ministers in diesem Plane zu sehen schien; »er verlangt sogar hierzu nur eine Million.«

      »Das ist Alles! »»Eine kleine Million, wenn es Euch beliebt!«« rief ironisch der Cardinal, seinen italienischen Accent bezwingend. »»Eine kleine Million, wenn es Euch beliebt, mein Bruder!«« Fort, eine Bettlerfamilie!«

      »Cardinal,« sprach Ludwig XIV., das Haupt erhebend, »diese Bettlerfamilie

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