Der Graf von Bragelonne. Александр Дюма
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Читать онлайн книгу Der Graf von Bragelonne - Александр Дюма страница 26
»Was glaubt Ihr denn, daß Monk will?«
»Ei! wenn ich das wüßte, Sire, so würde ich Euch nicht sagen, Ihr sollet ihm mißtrauen, denn ich wäre stärker als er: aber bei ihm habe ich Furcht, zu errathen; zu errathen! Ihr begreift mein Wort? Denn wenn ich errathen zu haben glaube, so werde ich bei einer Idee stehen bleiben und diese Idee unwillkührlich verfolgen. Seitdem dieser Mensch dort die Gewalt in Händen hat, bin ich wie jene Verdammten von Dante, denen Satan den Hals umgedreht: sie gehen vorwärts und schauen rückwärts; ich gehe Spanien zu, verliere aber London nicht aus den Augen. Errathen heißt bei diesem Teufel von Menschen sich täuschen, und sich täuschen heißt sich zu Grunde richten. Gott behüte mich, daß ich je zu errathen suche, was er wünscht; ich begnüge mich damit, und das ist schon genug, zu bespähen, was er thut; ich glaube aber, – Ihr begreift das Gewicht des Wortes: ich glaube? ich glaube in Beziehung auf Monk macht zu nichts verbindlich? . . . ich glaube, daß er ganz einfach Lust hat, Cromwell in der Regierung zu folgen. Euer Karl II. hat ihm schon durch zehn Personen Vorschläge machen lassen; er beschränkte sich darauf, daß er die zehn Vermittler fortjagte, ohne ihnen etwas Anderes zu sagen, als: »»Geht, oder ich lasse Euch hängen!«« Dieser Mensch ist ein Grab! In diesem Augenblick spielt Monk den Ergebenen gegen das Croupion-Parlament! von dieser Ergebenheit laß ich mich nicht bethören: Monk will nicht ermordet werden. Ein Mord würde ihn mitten in seinem Werke aufhalten, und sein Werk muß in Erfüllung gehen; ich glaube auch, doch glaubt nicht, was ich glaube, Sire; ich sage, ich glaube aus Gewohnheit; ich glaube, daß Monk das Parlament schont bis zu dem Tag, wo er es zermalmen wird. Man verlangt Schwerter von Euch, doch dies geschieht, um sich gegen Monk zu schlagen; Gott behüte uns, daß wir uns gegen Monk schlagen, Sire, denn Monk wird uns schlagen, und von Monk geschlagen, werde ich mich in meinem ganzen Leben nicht mehr trösten! Ich würde sagen, Monk habe diesen Sieg seit zehn Jahren vorhergesehen. Um Gotteswillen, Sire! aus Freundschaft für Euch, wenn nicht aus Rücksicht für sich selbst, halte sich Karl II. ruhig; Eure Majestät wird ihm eine kleine Rente zufließen lassen, sie wird ihm eines ihrer Schlösser geben. Ei! ei! wartet doch! Da fällt mir der Vertrag, der bekannte Vertrag ein, von dem wir so eben sprachen! Eure Majestät hat nicht einmal das Recht, ihm ein Schloß zu geben!«
»Wie so?«
»Ja, ja. Seine Majestät hat sich verbindlich gemacht, König Karl keine Gastfreundschaft zu gewähren, ihn sogar aus Frankreich wegzuschicken, deshalb haben wir ihn weggeschickt, und nun ist er zurückgekommen! Sire, ich hoffe, Ihr werdet Eurem Bruder begreiflich machen, daß er nicht bei uns bleiben kann, daß dies unmöglich ist, daß er uns compromittirt, oder ich selbst . . . «
»Genug, mein Herr!« sprach Ludwig XIV. aufstehend. »Wenn Ihr mir eine Million verweigert, so seid Ihr berechtigt dazu: Eure Millionen gehören Euch; wenn Ihr mir zweihundert Edelleute verweigert, so seid Ihr abermals in Eurem Recht, denn Ihr seid erster Minister und habt in den Augen von Frankreich die Verantwortlichkeit in Beziehung auf Krieg und Frieden; maßt Ihr Euch aber an, mich, den König, zu verhindern, dem Enkel Heinrich IV., meinem Vetter, dem Gefährten meiner Kindheit, Gastfreundschaft zu gewähren, so sage ich Euch, daß hier Eure Macht ein Ende hat, daß hier mein Wille anfängt.«
»Sire,« sprach Mazarin, entzückt so wohlfeilen Kaufes loszukommen, da er überdies nur so hitzig gekämpft hatte, um es dahin zu bringen, »Sire, ich werde mich stets vor dem Willen meines Königs beugen; mein König behalte also bei sich oder in einem seiner Schlösser den König von England, Mazarin wisse es, aber der Minister soll es nicht wissen.«
»Gute Nacht, mein Herr,« sprach Ludwig XIV., »trostlos gehe ich von hinnen.« —
»Aber überzeugt, und mehr brauche ich nicht.«
Der König antwortete nicht; er entfernte sich ganz nachdenkend, überzeugt, nicht von dem, was Mazarin gesagt, sondern von etwas, was er zu sagen sich wohl gehütet hatte, von der Nothwendigkeit, alles Ernstes seine Angelegenheiten und die von Europa zu studieren, denn er sah, daß sie schwierig und dunkel waren.
Ludwig fand den König von England auf demselben Platze sitzend, wo er ihn gelassen hatte.
Als ihn der englische Prinz sah, gewahrte er mit dem ersten Blick die Entmuthigung in düsteren Buchstaben auf die Stirne seines Vetters geschrieben.
Er nahm zuerst das Wort, als wollte er Ludwig das schmerzliche Geständniß, das er ihm zu machen hatte, erleichtern, und sprach:
»Wie es auch sein mag, nie werde ich die Güte, die Freundschaft vergessen, von der Ihr mir einen Beweis gegeben habt.«
»Ah!« erwiederte Ludwig XIV. mit dumpfem Tone, »der gute Wille ist unfruchtbar, mein Bruder!«
Karl II. wurde furchtbar bleich, fuhr mit einer kalten Hand über seine Stirne und kämpfte einige Augenblicke gegen eine Blendung, die ihn wanken machte.
Ich begreife,« sagte er, »keine Hoffnung mehr!« Ludwig faßte die Hand von Karl II. und sprach:
»Wartet, mein Bruder, und übereilt nichts, Alles kann sich ändern; es sind die äußersten Entschlüsse, die die Sachen zu Grunde richten; ich flehe Euch an, fügt noch ein Jahr der Prüfung mehr den Jahren bei, die Ihr schon ausgestanden habt. Es bietet sich in diesem Augenblick, um Euch zum Handeln zu bestimmen, nicht mehr günstige Gelegenheit, als in irgend einem andern; kommt mit mir, mein Bruder, ich gebe Euch eine meiner Residenzen, diejenige, welche Euch zu bewohnen beliebt; ich werde das Auge mit Euch auf die Ereignisse geheftet halten, wir bereiten sie mit einander vor; auf, mein Bruder, Muth gefaßt!«
Karl II. machte seine Hand von der des Königs los und wich zurück, um mit mehr Ceremonie zu grüßen. »Ich danke Euch von ganzem Herzen, Sire,« sprach er, »doch ich habe ohne Erfolg den größten König der Erde gebeten; nun will ich Gott um ein Wunder bitten.«
Und er ging hinaus, ohne mehr hören zu wollen, die Stirne hoch, die Hand zitternd, mit einer schmerzhaften Zusammenziehung seines edlen Gesichtes und mit jener düsteren Tiefe des Blicks, der, keine Hoffnung mehr in der Welt der Menschen findend, nach Jenseits zu gehen scheint, um von anderen Welten zu verlangen.
Als ihn der Officier der Musketiere so leichenbleich vorüberkommen sah, verbeugte er sich beinahe bis auf die Kniee, um ihn zu grüßen.
Er nahm sodann eine Kerze, rief zwei Musketieren und stieg mit dem unglücklichen König die öde Treppe hinab, wobei er in der linken Hand seinen Hut hielt, dessen Feder die Stufen fegte.
Als sie vor der Thüre waren, fragte der Officier den König, nach welcher Seite er sich wenden würde, damit er die Musketiere dahin schicken könnte.
»Mein Herr,« erwiederte Karl II. mit halber Stimme, »Ihr, der Ihr meinen Vater gekannt habt, wie Ihr sagt, Ihr habt vielleicht für ihn gebetet? Wenn dies so ist, so vergeßt auch mich nicht in Euren Gebeten. Ich gehe nun allein und bitte Euch, mich nicht zu begleiten und mich auch nicht ferner begleiten zu lassen.«
Der