Der Graf von Bragelonne. Александр Дюма

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Der Graf von Bragelonne - Александр Дюма

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hinaus und erblickte längs der Parkmauer einen Reiter, der ein Pferd an der Hand hielt.

      Dieser Retter war in seinem Mantel und unter seinem Hut unkenntlich.

      Was das Pferd betrifft, welches wie das eines reichen Bürgers gesattelt war, so bot es dem geübtesten Auge nichts Bemerkenswerthes.

      Ludwig nahm den Zaum dieses Pferdes; der Officier hielt ihm den Steigbügel, ohne selbst den Sattel zu verlassen, und fragte Seine Majestät mit bescheidener Stimme nach ihren Befehlen.

      »Folgt mir,« antwortete Ludwig XIV.

      Der Officier setzte sein Pferd hinter dem seines Gebieters in Trab und sie ritten so gegen die Brücke hinab.

      Als sie jenseits der Loire waren, sprach der König:

      »Mein Herr, Ihr werdet mir das Vergnügen machen, geradeaus zu reiten, bis Ihr einen Wagen erblickt; ich verweile hier.«

      »Wird Eure Majestäten Gnade haben, mir den Wagen, den ich zu entdecken beauftragt bin, ein wenig zu bezeichnen?«

      »Ein Wagen, in welchem Ihr zwei Damen, und wahrscheinlich auch ihre Zofen sehen werdet.«

      »Sire, – ich will keinen Irrthum begehen: gibt es noch ein anderes Merkmal, an welchem ich diesen Wagen zu erkennen vermag?«

      »Aller Wahrscheinlichkeit wird das Wappen des Herrn Cardinals daran sein.«

      »Es ist gut, Sire,« erwiederte der Officier, völlig klar über den Gegenstand, den er erkennen sollte.

      Er setzte sein Pferd in starken Trab und ritt nach der vom König bezeichneten Seite. Doch er hatte noch nicht fünfhundert Schritte gemacht, als er vier Maulthiere und dann einen Wagen hinter einem kleinen Hügel herauf kommen sah.

      Hinter diesem Wagen kam ein anderer. Der Officier bedurfte nur eines Blickes, um sich zu versichern, daß dies die Equipagen waren, die er zu suchen hatte.

      Er wandte auf der Stelle sein Pferd um, ritt zum König zurück und sagte:

      »Sire, dort sind,die Carossen. Die erste enthält in der That zwei Damen mit ihren Kammerfrauen; die zweite enthält Bedienten, Mundvorräthe, Kleider.«

      »Gut, gut,« erwiederte der König mit bewegter Stimme. »Ich bitte Euch, geht nun und sagt diesen Damen, ein Cavalier von Hofe wünsche ihnen allein seine Ehrfurcht zu bezeigen.«

      Der Officier sprengte im Galopp fort.

      »Mordioux!« sagte er während des Reitens, »das ist ein neues, und ich hoffe ehrenvolles Amt; ich beklagte mich, daß ich nichts sei; ich bin Vertrauter des Königs. Ein Musketier! das ist, um vor Stolz zu bersten!«

      Er näherte sich dem Wagen und vollzog seinen Auftrag als galanter und geistreicher Bote.

      Zwei Damen saßen in der That im Wagen, die eine von großer Schönheit, obgleich ein wenig mager, die andere minder von der Natur begünstigt, aber beweglich, anmuthig und in den leichten Falten ihrer Stirne alle Merkmale des Willens vereinigend.

      Ihre lebhaften und durchdringenden Äugen besonders sprachen beredter als alle verliebten Phrasen, welche in jener Zeit der Galanterie guter Ton waren.

      An diese wandte sich d’Artagnan, ohne sich zu täuschen, obgleich die andere vielleicht hübscher war.

      »Meine Damen,« sagte er, »ich bin der Lieutenant der Musketiere, und es ist auf dem Wege ein Cavalier, der Euch erwartet und Euch seine Huldigung darzubringen wünscht.

      Bei diesen Worten, deren Wirkung er neugierig verfolgte, stieß die Dame mit den schwarzen Äugen einen Freudenschrei aus, neigte sich aus dem Schlag, streckte, als sie den Reiter herbeisprengen sah, diesem die Arme entgegen und rief:

      »Ah! mein theurer Sire!«

      Und alsbald entstürzten Thränen ihren Augen.

      Der Kutscher hielt seine Pferde an, die Kammerfrauen standen verwirrt im Wagen auf, und die zweite Dame untermalte gleichsam nur eine Verbeugung, welche mit dem ironischsten Lächeln endigte, das je die Eifersucht auf Frauenlippen gezeichnet hat.

      »Maria! theuere Maria!« rief der König, indem er in seine Hände die Hand der Dame mit den schwarzen Augen nahm.

      Und er öffnete selbst den schweren Schlag und zog sie aus dem Wagen mit so viel Eifer, daß sie In seinen Armen lag, ehe sie die Erde berührte.

      Auf der andern Seite des Wagens aufgepflanzt, sah und hörte der Lieutenant, ohne bemerkt zu werden.

      Der König bot Fräulein von Mancini seinen Arm und hieß die Kutscher und Bedienten durch ein Zeichen weiter fahren.

      Es mochte ungefähr sechs Uhr sein; der Weg war frisch und reizend; große Bäume mit Blättern, die noch in ihre goldenen Knospen gewickelt, ließen den wie flüssige Diamanten an ihren bebenden Zweigen hängenden Morgenthau herabträufeln; das Gras breitete sich duftend am Fuße der Hecken aus; seit einigen Tagen zurückgekehrt, beschrieben die Schwalben ihr ammuthigen krummen Linien zwischen dem Himmel und dem Wasser; ein Morgenwind, den die Waldungen in ihrer Blüthe mit Wohlgerüchen schwängerten, strich an dieser Straße hin und faltete die Wasserfläche des Stromes; alle diese Schönheiten des Tages, alle diese Düfte der Pflanzen, alle diese Ausathmungen der Erde gegen den Himmel berauschten die zwei Liebenden, welche auf einander gestützt, Auge in Auge, Hand in Hand, Seite an Seite einhergingen und, sich durch einen gemeinschaftlichen Wunsch hemmend, nicht zu sprechen wagten, so viele Dinge hatten sie sich zu sagen.

      Der Officier sah, daß das verlassene Pferd hin und herschweifte und Fräulein von Mancini beunruhigte. Er benützte den Vorwand, um sich, das Pferd festhaltend, zu nähern, und ebenfalls zu Fuß zwischen den beiden Rossen, die er führte, verlor er weder ein Wort, noch eine Geberde der zwei Liebenden!

      Fräulein von Mancini fing an und sprach:

      »Ah! mein theurer Sire, Ihr verlaßt mich also nicht!«

      »Nein,» erwiederte der König; »Ihr seht es wohl, Maria.«

      »Man sagte mir doch so oft, kaum wären wir getrennt, so würdet Ihr nicht mehr an mich denken.«

      »Theure Maria, bemerkt Ihr heute erst, daß wir von Leuten umgeben sind, die ein Interesse haben, uns zu täuschen?«

      »Aber, Sire, diese Reise, diese Verbindung mit Spanien! Man verheirathet Euch!«

      Ludwig neigte das Haupt.

      Zu gleicher Zeit konnte der Officier in der Sonne die Blicke von Maria von Mancini, so funkelnd als einen Dolch, der aus der Scheide springt, glänzen sehen.

      »Und Ihr habt nichts für unsere Liebe gethan?«

      »Ah! mein Fräulein, wie könnt Ihr das glauben! Ich habe mich meiner Mutter zu Füßen geworfen, ich habe gebeten, ich habe gefleht! ich habe gesagt, all mein Glück sei in Euch; ich habe gedroht!«

      »Nun?« fragte Maria lebhaft.

      »Die Königin Mutter schrieb an den Hof nach Rom und man antwortete ihr, eine Heirath zwischen uns hätte keinen Werth und würde vom heiligen Vater für null und nichtig erklärt werden. Als ich endlich sah, daß es keine Hoffnung mehr für uns gab, bat ich, wenigstens meine Heirath mit der Infantin zu verzögern.«

      »Dessen unerachtet seid

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