Der Graf von Bragelonne. Александр Дюма
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Читать онлайн книгу Der Graf von Bragelonne - Александр Дюма страница 25
Der Schweiß der Scham floß Ludwig von der Stirne. Er fühlte, daß es nicht seiner Würde entsprach, so seinen Bruder beleidigen zu hören; aber er wußte noch nicht, wie man aufzutreten hatte, besonders demjenigen gegenüber, vor dem er Alles, sogar seine Mutter, sich hatte beugen sehen.
Endlich strengte er sich an und sprach: »Aber, Herr Cardinal, es handelt sich nicht um fünfhundert Edelleute, sondern um zweihundert.«
»Ihr seht wohl, daß ich errathen habe, was er forderte.«
»Mein Herr, es ist mir nicht eingefallen, zu leugnen, daß Ihr ein tiefes Auge habt, und deshalb dachte ich, Ihr würdet meinem Bruder Karl eine so einfache und so leicht zu bewilligende Sache wie die, welche ich , in seinem Namen oder vielmehr in dem meinigen von Euch verlange, nicht verweigern.«
»Sire,« erwiederte Mazarin, »ich treibe nun seit dreißig Jahren Politik. Ich habe sie Anfangs mit dem Herrn Cardinal von Richelieu, dann allein getrieben. Diese Politik ist nicht immer ehrlich gewesen, ich muß es gestehen, aber sie war nie ungeschickt. Diejenige aber, welche man in diesem Augenblick Eurer Majestät vorschlägt, ist zugleich unehrlich und ungeschickt.«
»Unehrlich, mein Herr!«
»Sire, Ihr habt einen Vertrag mit Herrn Cromwell geschlossen.«
»Ja; und in diesem Vertrag hat Herr Cromwell über mir unterzeichnet.«
»Warum habt Ihr Euren Namen so tief unten an geschrieben, Sire? Herr Cromwell fand einen guten Platz und nahm ihn; das war so ziemlich seine Gewohnheit. Ich komme also auf Herrn Cromwell zurück. Ihr habt einen Vertrag mit Ihm, nämlich mit England, da Herr Cromwell, als Ihr diesen Vertrag unterzeichnetet, England war.«
»Herr Cromwell ist todt.«
»Ihr glaubt das, Sire?«
»Allerdings, da ihm sein Sohn Richard in der Regierung gefolgt ist und selbst entsagt hat.«
»Wohl! das ist es gerade. Richard hat bei dem Tod von Cromwell geerbt, und England bei der Entsagung von Richard. Der Vertrag bildete einen Theil der Erbschaft, kam er nun in die Hände von Herrn Richard, oder in die von England. Der Vertrag ist also immer noch gut und so gültig als je. Warum solltet Ihr ihn vereiteln, Sire? Was hat sich verändert? Karl II. will heute, was wir vor zehn Jahren nicht wollten; doch das ist ein Fall, für den man vorhergesehen. Ihr seid der Verbündete von England, Sire, und nicht der von Karl II. Es war ohne Zweifel ungebührlich aus dem Gesichtspunkt der Familie betrachtet, daß man einen Vertrag mit einem Mann, der dem Schwager des Königs, Eures Vaters, den Kopf abschlagen ließ, unterzeichnet und ein Bündnis; mit einem Parlament geschlossen hat, das man dort ein Croupion-Parlament nennt; das war ungebührlich ich gestehe es zu, aber es war nicht ungeschickt aus dem Politischen Gesichtspunkte, da ich Eurer damals noch minderjährigen Majestät durch diesen Vertrag die Widerwärtigkeiten und Plackereien eines äußeren Krieges erspart habe, in den noch die Fronde . . . Ihr erinnert Tuch der Fronde, Sire (der junge König neigte das Haupt), in den noch die Freude eine unselige Verwirrung gebracht hätte. Und hierdurch beweise ich Eurer Majestät, daß jetzt einen andern Weg einschlagen, ohne unsere Verbündeten zu benachrichtigen. zugleich ungeschickt und unehrlich wäre. Wir würden den Krieg anfangen und das Unrecht auf unsere Seite stellen; wir würden den Krieg anfangen, während wir verdienten, daß man uns bekriegte, und wir hätten die Miene, als fürchteten wir ihn, während wir denselben hervorrufen würden; denn eine Erlaubniß fünfhundert Mann, zweihundert Mann, fünfzig Mann, zehn Mann ertheilt bleibt immer eine Erlaubnis). Ein Franzose, das ist die Nation, eine Uniform, das ist die Armee. Nehmt zum Beispiel an, Sire, Ihr habet früher oder später Krieg mit Holland, was früher oder später sicherlich der Fall sein wird, oder mit Spanien, was vielleicht geschieht, wenn Eure Heirath scheitert (Mazarin schaute den König mit einem tiefen Blick an), und es gibt tausend Ursachen, welche Eure Heirath scheitern machen können; nun wohl, würdet Ihr es billigen, wenn England den Vereinigten Provinzen oder der Infantin ein Regiment, eine Compagnie, oder sogar nur eine Corporalschaft von englischen Edelleuten schickte? Fändet Ihr, es halte sich streng in den Grenzen seines Allianzvertrags?«
Ludwig horchte; es kam ihm seltsam vor, daß Mazarin Treue und Glauben anrief, er, der Urheber von so vielen politischen Betrügereien und Ueberlistungen, die man Mazarinaden nannte.
»Aber,« sagte der König, »ohne ihnen eine offene Vollmacht zu geben, kann ich doch wenigstens Edelleute meines Staates nicht abhalten, nach England zu gehen, wenn es ihnen beliebt.«
»Ihr müßt sie zwingen, zurückzukehren, Sire, oder wenigstens gegen ihre Anwesenheit als Feinde in einem verbündeten Land protestiren.«
»Doch sprecht, Herr Cardinal, Ihr, ein so tiefes Genie, laßt uns ein Mittel suchen, diesen armen König zu unterstützen, ohne daß wir uns compromittiren.«
»Das ist es gerade, was ich nicht will, mein lieber Sire,« sagte Mazarin. »Wenn England nach meinen Wünschen handelte, so könnte es nicht besser handeln; wenn ich von hier aus die Politik Englands leitete, ich würde sie nicht anders leiten. So regiert, wie man es regiert, ist England ein ewiges Nest für Prozesse. Holland begünstigt Karl II. Laßt Holland machen; sie werden sich ärgern, sie werden sich schlagen; das sind die einzigen Seemächte; laßt sie einander ihre Marinen zerstören; wir werden die unsrige mit den Trümmern ihm Schisse bauen, und zwar nur, wenn wir Geld haben, um die Nägel zu kaufen.«
»Oh! wie’ armselig und schmutzig ist Alles, was Ihr mir da sagt, Herr Cardinal!«
»Ja, aber wie wahr ist es, Sire, das müßt Ihr gestehen. Mehr noch: ich nehme einen Augenblick die Möglichkeit an, daß Ihr Euer Wort brechen und den Vertrag vereiteln oder umgehen würdet; man sieht oft, daß man sein Wort bricht und einen Vertrag vereitelt; doch dies geschieht, wenn man ein großes Interesse hat, es zu thun, oder wenn man sich durch den Vertrag zu sehr belästigt und beengt fühlt, Wohl, Ihr werdet die Erlaubniß zu der Anwerbung geben, die man von Euch verlangt; Frankreich, sein Banner, was dasselbe ist, wird über die Meerenge ziehen und kämpfen, Frankreich wird besiegt werden.«
»Warum dies?«
»Meiner Treue, Seine Majestät König Karl II. ist ein geschickter General, und Worcester gibt uns schöne Garantien!«
»Er hat es nicht mehr mit Cromwell zu thun, mein Herr.«
»Ja, aber er wird es mit Monk zu thun haben, der noch viel gefährlicher ist. Dieser brave Bierwirth, von dem wir sprachen, war ein Erleuchteter, er hatte Augenblicke der Entzückung, der Ausdehnung, der Anschwellung, während welcher er sich spaltete, wie ein zu volles Faß; durch diese Spalten kamen dann immer einige Tropfen seines Gedankens hervor, und am Muster erkannte man den ganzen Gedanken. Cromwell ließ uns so mehr als zehnmal in seine Seele eindringen, während man diese Seele mit dreifachem Erz. wie Horaz sagt, umhüllt glaubte. Aber Monk! Ah! Sire, Gott behüte Euch, daß Ihr je Politik mit Herrn Monk zu treiben habt! Er hat mir seit einem Jahr alle die grauen Haare gemacht, die ich auf dem Kopfe habe! Monk ist leider kein Erleuchteter mehr, er ist ein Politiker; er spaltet sich nicht, er zieht sich zusammen. Seit zehn Jahren hat er die Augen auf ein Ziel gerichtet, und noch hat Niemand errathen, auf welches. Wie es Ludwig XI. rieth, verbrennt er jeden Morgen seine Nachtmütze. An dem Tag, wo dieser langsame und in der Stille gereifte Plan hervortreten wird, wird er auch mit allen Bedingungen des Erfolgs, welche stets das Unvorhergesehene begleiten, hervortreten.
»Das