Der Graf von Bragelonne. Александр Дюма
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу Der Graf von Bragelonne - Александр Дюма страница 27
»Zu diesem, wie einst zu seinem Vater,« murmelte er, »würde Athos, wenn er da wäre, mit Recht sagen«
»Heil der gefallenen Majestät!«
Als er sodann die Treppe hinaufstieg, sprach er auf jeder Stufe:
»Ah! wie gemein ist der Dienst, den ich zu thun habe? Ah! der klägliche Herr! Ein Leben so zugebracht ist nicht mehr erträglich, und es ist Zeit, daß ich meinen Entschluß fasse! Kein Edelmuth, keine Energie mehr,« fuhr er fort; »dem Meister ist es gelungen, der Zögling leidet für immer an der Schwindsucht. Mordioux! ich werde dem nicht widerstehen. Vorwärts, Ihr Leute,« rief er, in das Vorzimmer eintretend, »was schaut Ihr mich so an? Löscht die Lichter aus und kehrt auf Eure Posten zurück! Ah! Ihr bewacht mich? Ah, Ihr hütet mich, nicht wahr, Ihr guten Leute? Brave Dummköpfe! ich bin nicht der Herzog von Guise, und man wird mich nicht in diesem kleinen Gang ermorden. Ueberdies,« fügte er ganz leise bei, »überdies wäre das ein Entschluß, und man faßt keine Entschlüsse mehr, seitdem der Herr Cardinal von Richelieu todt ist. Ah! das lasse ich mir gefallen, das war ein Mann! Es ist entschieden, schon morgen werfe ich die Kasake in die Nesseln!«
Dann sich eines Andern besinnend, sagte er:
»Nein, noch nicht! ich habe noch eine äußerste Probe durchzumachen, und ich werde sie durchmachen; doch diese, das schwöre ich, ist die letzte, Mordioux!«
Er hatte noch nicht vollendet, als eine Stimme aus dem Zimmer des Königs ertönte.
»Herr Lieutenant?« sprach diese Stimme.
»Hier bin ich,« antwortete er.
»Der König verlangt Euch zu sprechen.«
»Ah!« sagte der Lieutenant, »vielleicht über das, was ich denke.«
Und er trat beim König ein.
XII.
Der König und der Lieutenant
Als der König den Officier bei sich sah, entließ er seinen Kammerdiener und seinen Hofcavalier.
»Wer hat morgen den Dienst, mein Herr?« fragte er sodann.
Der Lieutenant verbeugte sich mit der Höflichkeit eines Soldaten und erwiederte:
»Ich, Sire.«
»Wie, Ihr abermals?«
»Ich immer.«
»Wie kommt das, mein Herr?«
»Sire, die Musketiere geben auf der Reise alle Posten des Hauses Eurer Majestät, nämlich den Eurigen, den der Königin Mutter, und den des Herrn Cardinals, der vom König den besten Theil, oder vielmehr den zahlreichsten Theil seiner königlichen Garde entlehnt.«
»Aber die Zwischenzeiten?«
»Es gibt keine Zwischenzeit, Sire, außer für zwanzig bis dreißig Mann, welche von hundertundzwanzig Mann ausruhen. Im Louvre ist das etwas Anderes, und wenn ich im Louvre wäre, würde ich abwechselnd mit meinem Brigadier ruhen; doch unter Weges, Sire, weiß man nicht, was vorfallen kann, und ich liebe es, mein Geschäft selbst zu thun.«
»Ihr habt also alle Tage die Wache?«
»Und alle Nächte. Ja, Sire.«
»Mein Herr, ich kann das nicht dulden, und ich will, daß Ihr ausruht.«
»Das ist sehr gut, Sire; doch ich, ich will es
»Wie beliebt?« fragte der König, der Anfangs den Sinn dieser Antwort nicht begriff.
»Ich sage, Sire, daß ich mich nicht einem Fehler aussetzen will. Wenn mir der Teufel einen schlimmen Streich zu spielen hätte, so würde er, Ihr begreift, Sire, da er den Menschen kennt, mit dem er es zu thun hat, so würde er den Augenblick wählen, wo ich nicht da wäre. Meinen Dienst und den Frieden meines Gewissens vor Allem.«
»Aber mit diesem Handwerk, mein Herr, werdet Ihr Euch tödten.«
»Ei! Sire, ich treibe dieses Handwerk schon seit fünfunddreißig Jahren und bin derjenige Mensch von Frankreich und Navarra, welcher sich am Besten befindet. Seid übrigens unbesorgt für mich, Sire, ich bitte Euch. Das käme mir zu seltsam vor, insofern ich es gar nicht gewohnt bin.«
Der König schnitt das Gespräch durch eine neue Frage kurz ab.
»Ihr werdet also morgen früh hier sein?« sagte er.
»Wie gegenwärtig, ja, Sire.«
Der König ging nun einige Male in seinem Zimmer auf und ab; es war leicht zu sehen, daß er vor Verlangen, zu sprechen, brannte, daß ihn aber irgend eine Furcht abhielt.
Unbeweglich, seinen Hut in der Hand, die Faust auf der Hüfte, beobachtete der Lieutenant den König bei allen seinen Bewegungen, und während er ihn beobachtete, brummte er auf seinen Schnurrbart beißend:
»Er hat nicht für eine halbe Pistole Entschlossenheit, bei meiner Ehre! Wetten wir, daß er nicht sprechen wird.«
Der König ging beständig auf und ab, wählend er von Zeit zu Zeit einen Seitenblick auf den Lieutenant warf.
»Das ist sein leibhaftiger Vater,« fuhr dieser in seinem geheimen Monolog fort, »er ist zugleich hochmüthig, geizig und furchtsam. Die Pest über seinen Lehrer!«
Ludwig blieb stehen.
»Lieutenant,« sagte er.
»Hier, Sire.«
»Warum habt Ihr diesen Abend dort im Saale: »»Der Dienst des Königs! Die Musketiere Seiner Majestät!«« gerufen?«
»Weil Ihr mir den Befehl dazu gegeben.«
»Ich?«
»Ihr selbst.«
»Ich habe wahrhaftig nicht ein Wort hiervon gesagt, mein Herr.«
»Sire, man gibt einen Befehl durch ein Zeichen, durch eine Geberde, durch einen Augenwink eben so offen und klar, als mit den Worten. Ein Diener, der nur Ohren hätte, wäre nur die Hälfte von einem guten Diener.«
»Eure Augen sind also sehr scharf, mein Herr?«
»Warum dies, Sire?«
»Weil sie das sehen, was nicht ist.«
»Meine Augen sind in der That gut, Sire, obgleich sie ihrem Herrn viel und seit langer Zeit gedient haben; so oft es etwas für sie zu sehen gibt, versäumen sie auch die Gelegenheit nicht. Diesen Abend haben sie aber gesehen, daß Eure Majestät erröthete, so gewaltig war ihre Lust, zu gähnen: daß Eure Majestät mit beredtem Flehen zuerst Seine Eminenz, sodann Ihre Majestät, die Königin Mutter, und endlich die Thüre anschaute, durch welche man hinausgeht; und sie haben das, was ich gesagt, so gut bemerkt, daß sie die Lippen Eurer Majestät die Worte: »»Wer wird machen, daß ich von hier weggehen kann?«« artikuliren sahen.«
»Mein Herr!«
»Oder wenigstens, Sire: »»Meine Musketiere!««