Der Graf von Bragelonne. Александр Дюма

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Der Graf von Bragelonne - Александр Дюма

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Unrecht, sondern sogar Recht gegeben hat, indem sie auf der Stelle wegging.«

      Der König wandte sich ab, um zu lächeln: dann nach einigen Sekunden heftete er sein durchsichtiges Auge wieder auf dieses so verständige, so kühne und so feste Antlitz, das man hätte für das energische und stolze Profil des Adlers im Angesicht der Sonne halten können.

      »Es ist gut,« sagte er nach kurzem Stillschweigen, während er, jedoch vergebens, die Augen seines Officiers sich zu senken zwingen wollte.

      Als dieser aber sah, daß der König nichts mehr sagte, drehte er sich auf seinen Absätzen, machte drei Schritte, um wegzugehen, und murmelte dabei:

      »Er wird nicht sprechen, Mordioux! er wird nicht sprechen.«

      »Ich danke, mein Herr,« sagte sodann der König.

      »In der That,« fuhr der Lieutenant fort, »es hätte nur noch gefehlt, daß ich getadelt worden wäre, weil ich minder einfältig war als ein Anderer.«

      Und er ging auf die Thüre zu, wobei er seine Sporen militärisch klirren ließ.

      Als er aber die Schwelle erreicht hatte, da fühlte er, daß ihn der Wunsch des Königs zurückzog, und wandte sich um.

      »Eure Majestät hat mir Alles gesagt?« fragte er mit einem Tone, den nichts wiederzugeben vermöchte, und der, ohne daß es schien, als forderte er das königliche Vertrauen heraus, so viel überzeugende Treuherzigkeit enthielt, daß der König auf der Stelle antwortete:

      »Nicht Alles, mein Herr, nähert Euch.«

      »Ah!« murmelte der Officier; »endlich kommt er.«

      »Hört mich.«

      »Ich verliere nicht ein Wort, Sire.«

      »Ihr steigt morgen früh gegen halb fünf Uhr zu Pferde und laßt auch ein Pferd für mich satteln.«

      »Aus den Ställen Eurer Majestät?«

      »Nein, ein Pferd von einem Eurer Musketiere.«

      »Sehr wohl, Sire. Ist das Alles?«

      »Und Ihr begleitet mich.«

      »Allein?«

      »Allein.«

      »Soll ich Eure Majestät abholen oder sie erwarten?«

      »Ihr werdet mich erwarten.«

      »Wo dies, Sire?«

      »An der kleinen Parkthüre.«

      Der Lieutenant verbeugte sich, denn er begriff, der König habe ihm Alles gesagt, was er ihm zu sagen hatte.

      Der König entließ ihn in der That mit einer ganz liebenswürdigen Geberde seiner Hand.

      Der Officier ging aus dem Zimmer des Königs weg und setzte sich philosophisch wieder in seinen Lehnstuhl, wo er, weit entfernt, zu schlummern, wie man in Betracht der vorgerückten Stunde der Nacht hätte glauben können, tiefer nachdachte, als er es je gethan.

      Der Erfolg dieser Betrachtungen war durchaus nicht so traurig, als es seine vorhergehenden Betrachtungen gewesen waren.

      »Nun! er hat angefangen,« sagte er; »die Liebe treibt ihn an, er schreitet vorwärts! Der König ist bei ihm eine Nulle, aber der Mensch wird vielleicht etwas werth sein. Uebrigens werden wir wohl morgen früh sehen . . . Oh! oh!« rief er plötzlich, sich aufrichtend, »das ist ein riesiger Gedanke, Mordioux, und vielleicht liegt mein Glück in diesem Gedanken!«

      Nach diesem Ausruf stand der Officier auf und durchmaß, die Hände in den Taschen seines Rockes, das ungeheure Vorzimmer, das ihm als Wohnung diente.

      Die Kerze flammte wüthend unter der Arbeit eines frischen Windes, der, durch die Risse der Thüre und die Spalten der Fenster eindringend, schräge den Saal durchschnitt. Sie verbreitete einen röthlichen, ungleichen, bald strahlenden, bald getrübten Schimmer, und man. sah an der Wand den großen Schatten des Lieutenants, als Silhouette ausgeschnitten, wie eine Figur von Callot, mit dem Degen in der Form eines Spießes und mit dem befiederten Filzhut auf- und abgehen.

      »Gewiß ist es so,« murmelte er; »wenn ich mich nicht ganz gewaltig täusche, stellt Mazarin dem jungen Verliebten eine Falle; der Mazarin hat diesen Abend ein Rendez-vous und eine Adresse auf eine so gefällige Weise gegeben, als es nur Herr Dangeau selbst hätte thun können. Ich habe es gehört und kenne den Werth der Worte. »»Morgen früh«« hat er gesagt, »»werden sie auf der Höhe der Brücke von Alois sein.«« Mordioux das ist klar! und besonders für einen Liebenden! Darum diese Verlegenheit, darum dieses Zögern, darum der Befehl: »»Herr Lieutenant meiner Musketiere, morgen früh um vier Uhr zu Pferde.«« Das ist so klar, als hätte er mir gesagt: »»Herr Lieutenant meiner Musketiere, morgen früh auf der Brücke von Blois, hört Ihr?«« Es waltet also hier ein Staatsgeheimniß ob, das ich, der Schwache, zu dieser Stunde in meinen Händen habe. Und warum habe ich es in meinen Händen? Weil ich gute Augen besitze, wie so eben Seiner Majestät bemerkte. Man sagt ja, er liebe wüthend diese kleine Puppe von einer Italienerin! Man sagt ja, er habe sich seiner Mutter zu Füßen geworfen, um sie zu bitten, die Italienerin heirathen zu dürfen; man sagt, die Königin habe sogar am Hof von Rom nachgefragt, ob eine solche Heirath, gegen ihren Willen geschlossen, gültig wäre! Ah! wenn ich noch fünf und zwanzig Jahre alt wäre, wenn ich hier an meiner Seite diejenigen hätte, die ich nicht mehr habe! wenn ich nicht die ganze Welt tief verachtete, würde ich Herrn von Mazarin mit der Königin Mutter, Frankreich mit Spanien entzweien, und eine Königin nach meiner Art machen. Doch basta!«

      Und der Lieutenant ließ seinen Finger zum Zeichen der Verachtung schnalzen.

      »Dieser elende Italiener, dieser Knauser, dieser Erzfilz, der dem König von England eine Million verweigert hat, würde mir vielleicht nicht tausend Pistolen für die Neuigkeit geben, die ich ihm überbrächte. Oh! Mordioux! ich werde kindisch, ich werde stumpfsinnig! Der Mazarin etwas geben! Ah! ah! ah!«

      Und der Officier fing an ganz allein furchtbar zu lachen.

      »Schlafen wir,« sagte er, »schlafen wir, und zwar sogleich; mein Geist ist durch den Abend ermüdet, und wird morgen klarer sehen.«

      Und auf diese Empfehlung, die er an sich selbst richtete, hüllte er sich, seines königlichen Nachbars spottend, in einen Mantel.

      Fünf Minuten nachher schlief er mit geschlossenen Fäusten und leicht geöffneten Lippen, wobei ihm zwar nicht sein Geheimniß entschlüpfte, wohl aber ein sonores Schnarchen aus seinem Munde kam, das sich nach Belieben unter dem majestätischen Gewölbe des Vorzimmers entwickelte.

       XIII.

      Maria von Mancini

      Die Sonne beleuchtete kaum mit ihren ersten Strahlen die großen Baumgruppen des Parkes und die hohen Wetterfahnen des Schlosses, als der junge König, schon seit mehr als zwei Stunden wach und ganz der Schlaflosigkeit der Liebe unterthan, seinen Laden selbst öffnete und einen neugierigen Blick in die Höfe des entschlummerten Palastes warf.

      Er sah, daß die verabredete Stunde gekommen war; die große Uhrentafel des Hofes bezeichnete sogar ein Viertel nach vier Uhr.

      Er weckte seinen Kammerdiener nicht, der in einiger Entfernung in tiefem Schlaf lag; er kleidete sich selbst an, und als dieser Diener ganz erschrocken herbeikam und glaubte, er habe seinen Dienst versäumt,

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