Der Graf von Bragelonne. Александр Дюма

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Der Graf von Bragelonne - Александр Дюма

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die Werkzeuge überbringen, ihm Rechenschaft über die Gelder ablegen, die ihm anvertraut worden sind, und sprechen: »»Meister, mein Tagewerk ist abgemacht, bezahlt mich, ich bitte Euch, und trennen wir uns.««

      »Mein Herr, mein Herr!« rief der König, purpurroth vor Zorn.

      »Ah! Sire,« entgegnete der Officier, einen Augenblick das Knie beugend, »nie war ein Diener ehrfurchtsvoller, als ich es vor Eurer Majestät bin; nur habt Ihr mir die Wahrheit zu sprechen befohlen. Und nun, da ich sie zu sagen angefangen, muß sie auch zu Tage ausgehen, selbst wenn Ihr mir zu schweigen befehlen würdet.«

      Es lag ein solcher Ausdruck von Entschlossenheit in den gefalteten Gesichtsmuskeln des Officiers, daß ihm Ludwig nicht zu sagen brauchte, er könne fortfahren; er fuhr auch fort, während der König ihn mit einer Mischung von Neugierde und Bewunderung anschaute.

      »Sire, es sind, wie gesagt, bald fünf und dreißig Jahre, daß ich dem Hause Frankreich diene; wenig Menschen haben in diesem Dienste so viel Degen als ich verbraucht, und die Degen, von denen ich spreche, waren gute Degen, Sire. Ich war ein Kind und unwissend in allen Dingen, mit Ausnahme des Muthes, als der König, Euer Vater, in mir einen Mann errieth. Ich war ein Mann, Sire, als der Cardinal von Richelieu, der sich darauf verstand, in mir einen Feind errieth. Sire, die Geschichte dieser Feindschaft der Ameise und des Löwen hättet Ihr von der ersten bis zur letzten Zeile in den geheimen Archiven Eurer Familie lesen können. Wenn Ihr je Lust bekommt, thut es, Sire; es lohnt sich schon der Mühe bei dieser Geschichte, das sage ich Euch. Ihr werdet darin lesen, daß der Löwe, ermüdet, abgemattet, keuchend, endlich Gnade verlangte und, man muß ihm diese Gerechtigkeit widerfahren lassen, auch begnadigte. Oh! Sire, das war eine schöne Zeit mit Schlachten besät wie eine Epopöe von Tusso oder Ariost! Die Wunder jener Zeit, an welche zu glauben die unsrige sich weigern würde, waren für uns Alltäglichkeiten. Fünf Jahre lang war ich ein Held alle Tage, wenigstens wie mir einige Personen von Verdienst sagten, und, Sire, ein Heldenthum von fünf Jahren ist lang. Ich glaube jedoch an das, was mir diese Leute gesagt haben. Man nannte sie Herr von Richelieu, Herr von Buckingham, Herr von Beaufort, Herr von Retz, auch ein tüchtiges Genie, dieser Mann, beim Straßenkrieg! König Ludwig XIII. endlich und sogar die Königin, Eure erhabene Mutter, welche eines Tags: »»Ich danke! zu mir zusagen die Gnade hatte! Ich weiß nicht mehr, welchen Dienst ich ihr zu leisten so glücklich gewesen war. Verzeiht mir, Sire, daß ich mich so kühn äußere, doch das, was ich Euch erzähle, ist, Geschichte, wie ich schon Eurer Majestät zu sagen die Ehre gehabt habe.«

      Der König biß sich auf die Lippen und warf sich heftig in einen Lehnstuhl.

      »Ich bin Eurer Majestät beschwerlich,« sprach der Lieutenant. »Ei! Sire, so ist es mit der Wahrheit, es ist eine rauhe Gesellin; sie hat lauter eiserne Stacheln und verwundet den, welchen sie berührt, und zuweilen auch den, welcher sie sagt.«

      »Nein, mein Herr,« entgegnete der König, »ich habe Euch aufgefordert zu sprechen, sprecht also.

      »Nach dem Dienst des Königs und des Cardinals, kam der Dienst der Regentschaft, Sire. Ich habe mich auch gut bei der Fronde geschlagen; minder gut indessen als das erste Mal.

      »Die Menschen singen an kleiner an Gestalt zu werden. Nichtsdestoweniger habe ich die Musketiere Eurer Majestät bei einigen gefährlichen Veranlassungen geführt, welche indessen auf dem Tagesbefehl der Compagnie geblieben sind. Mein Loos war damals ein schönes, ich war der Günstling von Herrn von Mazarin: Lieutenant hier! Lieutenant dort! Lieutenant rechts! Lieutenant links! Es wurde in Frankreich nicht ein Puff ausgetheilt, mit dessen Austheilung man nicht Euren unterthänigen Diener beauftragte; doch bald begnügte sich der Herr Cardinal nicht mehr mit Frankreich; er schickte mich für Rechnung von Herrn Cromwell nach England. Auch ein Herr, der nicht zart war, dafür stehe ich Euch, Sire. Ich habe die Ehre gehabt, ihn kennen zu lernen und vermochte ihn zu würdigen. Man hatte mir viel in Beziehung auf diese Sendung versprochen. Da ich alles Andere that, nur das nicht, womit man mich beauftragt hatte, so wurde ich auch großmüthig belohnt, denn man ernannte mich endlich zum Kapitän der Musketiere, nämlich man verlieh mir die beneidetste Stelle des Hofes, die, welche den Vortritt vor den Marschällen von Frankreich gibt: und das ist Gerechtigkeit, denn wer Kapitän der Musketiere sagt, sagt die Blüthe der Soldaten und der König der Braven!«

      »Kapitän, mein Herr?« entgegnete der König, »Ihr irrt Euch, Lieutenant wollt Ihr sagen.«

      »Nein, Sire, ich irre mich nie; Eure Majestät verlasse sich in diesem Punkte auf mich: Herr von Mazarin hat mir das Patent gegeben.«

      »Nun?«

      »Aber Herr von Mazarin, Ihr wißt das besser, als irgend Jemand, gibt nicht oft und nimmt zuweilen wieder, was er gibt; er nahm es mir wieder, als der Friede geschlossen war und er meiner nicht mehr bedurfte. Ich war allerdings nicht würdig, Herrn von Treville, erhabenen Andenkens, zu ersetzen, aber man hatte mir am Ende versprochen, man hatte mir gegeben und mußte dabei bleiben . . . «

      »Das ist es, was Euch unzufrieden macht, mein Herr? Wohl! ich werde Erkundigungen einziehen; ich liebe die Gerechtigkeit und Eure Reclamation, obgleich militärisch gemacht, mißfällt mir nicht.«

      »Oh! Sire,« erwiederte der Officier, »Eure Majestät hat mich schlecht verstanden; ich reclamire nun nichts mehr.«

      »Uebermaß von Zartgefühl, mein Herr; ich werde auf Eure Angelegenheiten mein besonderes Augenmerk haben, und später . . . «

      »Oh! Sire, welch ein Wort! später! seit dreißig Jahren lebe ich auf dieses Wort voll Güte, das von so vielen hohen Personen ausgesprochen worden ist, und das nun auch Euer Mund ausspricht. Später! so habe ich zwanzig Wunden bekommen, und so bin ich vierundfünfzig Jahre alt geworden, ohne je einen Louis d’or in meiner Börse zu besitzen und ohne je einen Beschützer auf meinem Wege gefunden zu haben, ich, der ich so viele Leute beschützte! Ich verändere auch die Formel, Sire, und wenn man zu mir sagt: Später, so antworte ich nur: Sogleich. Ich verlange Ruhe, Sire, man kann sie mir wohl bewilligen, denn das wird Niemand etwas kosten.«

      »Mein Herr, ich habe diese Sprache nicht erwartet, besonders nicht von Seiten eines Mannes, der stets bei Großen gelebt hat. Ihr vergeßt, daß Ihr mit dem König, daß Ihr mit einem Edelmann sprecht, der, wie ich denke, von so gutem Hause ist, als Ihr, und wenn ich sage später, so ist es eine Gewißheit.«

      »Ich zweifle nicht daran, Sire; doch hört das Ende der furchtbaren Wahrheit, die ich Euch zu sagen hatte: sähe ich auf diesem Tische den Marschallsstab, das Schwert des Connetable, die Krone von Polen, so würde ich, das schwöre ich Euch statt später abermals sagen: sogleich. Oh! entschuldigt mich, Sire, ich bin aus dem Lande Eures Großvaters, Heinrich IV.: ich sage nicht oft, aber wenn ich sage, so sage ich Alles.«

      »Die Zukunft meiner Regierung reizt Euch wenig, wie es scheint, mein Herr,« sprach Ludwig mit stolzem Tone.

      »Vergessenheit, überall Vergessenheit,« rief der Officier voll Adel, »der Herr hat den Diener vergessen, und der Diener ist nun dahin gebracht, daß er den Herrn vergessen muß. Ich lebe in einer unglücklichen Zeit, Sire! ich sehe die Jugend voll Entmuthigung und Furcht, ich sehe sie schüchtern und entblößt, während sie reich und mächtig sein müßte, So öffne ich zum Beispiel gestern Abend die Thüre des Königs von Frankreich einem König von England, dessen Vater ich, der Schwache, beinahe das Leben gerettet hätte, wäre nicht Gott gegen mich gewesen, Gott, der seinen Auserwählten Cromwell inspirirte! Ich öffne, sage ich, diese Thüre, nämlich den Palast eines Bruders einem Bruder, und sehe, hört, Sire, das schnürt mir das Herz zusammen! und sehe den Minister dieses Königs den Geächteten fortjagen und seinen Herrn dadurch demüthigen, daß er einen andern König, seines Gleichen, zum Elend verdammt; ich sehe meinen Fürsten, der jung, schön, brav ist, der den Muth im Herzen und den Blitz in den Augen hat, ich sehe ihn vor einem Priester zittern, der über ihn hinter den Vorhängen seines Alcoven

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