Der Graf von Bragelonne. Александр Дюма

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Der Graf von Bragelonne - Александр Дюма

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sie den Brief schrieb.«

      »Ja, ja, ja, wir wissen, was das besagen will. Man seufzt aus Glück wie aus Kummer, mein Herr.«

      »Der König hatte indessen bei seiner Rückkehr nicht die Miene eines sehr glücklichen Menschen.«

      »Ihr werdet nicht gut gesehen haben. Ueberdies habt Ihr den König nur bei seiner Rückkehr gesehen, da er von seinem Lieutenant der Musketiere allein begleitet war. Ich aber, ich hatte das Fernrohr Seiner Eminenz und ich schaute, wenn sie sich ermüdet fühlte. Beide weinten, dessen bin ich sicher.«

      »Nun! geschah es auch aus Glück, daß sie weinten?«

      »Nein, aus Liebe, und sie schworen sich tausend zärtliche Dinge, die der König von ganzer Seele zu halten verlangt. Dieser Brief aber ist ein Anfang der Ausführung.«

      »Und was denkt Seine Eminenz von dieser Liebe, welche für Niemand ein Geheimniß ist?«

      Bernouin nahm den Boten von Ludwig am Arm und erwiederte mit halber Stimme, während er mit ihm die Treppe hinausstieg:

      »Im Vertrauen gesagt, Seine Eminenz rechnet auf einen günstigen Ausgang dieser Angelegenheit. Ich weiß wohl, daß wir Krieg mit Spanien bekommen werden. Doch bah! der Krieg wird den Adel zufrieden stellen. Der Herr Cardinal wird seine Nichte königlich, und sogar mehr als königlich ausstatten. Es wird Geld, Feste und Schläge geben; Jedermann wird zufrieden sein.«

      »Nun!« sagte der Cavalier den Kopf schüttelnd, »mir kommt dieser Brief sehr leicht vor, wenn er dies Alles enthalten soll.«

      »Freund,« entgegnete Bernouin, »ich bin dessen, was ich sage, sicher: Herr d’Artagnan hat mir Alles erzählt.«

      »Gut! und was hat er gesagt? laßt hören.«

      »Ich habe ihn angeredet, um mich bei ihm im Auftrag des Cardinals zu erkundigen, doch wohl verstanden, ohne ihm unsere Absichten zu entdecken, denn Herr d’Artagnan ist ein seiner Spürhund.

      »»Mein lieber, Herr Bernouin,«« hat er geantwortet, »»der König ist wahnsinnig in Fräulein von Mancini verliebt. Das ist Alles, was ich Euch sagen kann.««

      »»Wie!«« fragte ich, »»dergestalt, daß Ihr glaubt, er wäre fähig, sich über die Pläne Seiner Eminenz wegzusetzen?««

      »»Ah! fragt mich nicht, ich glaube, daß der König zu Allem fähig ist. Er hat einen eisernen Kopf, und was er will, will er sehr. Hat er sich in den Kopf gesetzt, Fräulein von Mancini zu heirathen, so wird er sie auch heirathen.««

      »Und hiernach verließ er mich und ging in den Stall, nahm ein Pferd, sattelte es selbst, schwang sich darauf und jagte fort, als ob ihn der Teufel holte.«

      »Und so glaubt Ihr? . . . «

      »Ich glaube, daß der Herr Lieutenant von den Musketieren mehr wußte, als er sagen wollte.«

      »Es ist also Eure Ansicht, daß Herr d’Artagnan . . . «

      »Aller Wahrscheinlichkeit nach folgt er in größter Eile den Verbannten, um alle ersprießlichen Schritte für den günstigen Erfolg der Liebe des Königs zu thun.«

      So plaudernd kamen die zwei Vertrauten vor die Thüre des Cabinets Seiner Eminenz. Der Cardinal hatte die Gicht nicht mehr; er ging voll Angst in seinem Zimmer auf und ab, horchte auf die Thüren und schaute nach den Fenstern.

      Bernouin trat ein, gefolgt von dem Cavalier, der vom König Befehl hatte, den Brief Seiner Eminenz eigenhändig zu übergeben. Mazarin nahm den Brief, doch ehe er in öffnete, componirte er sich ein den Umständen angemessenes Lächeln, ein bequemes Mittel, die Gemüthsbewegungen, welcher Art sie auch sein mochten, zu verbergen. Auf diese Weise konnte der Eindruck, den der Brief auf ihn hervorbrachte, sich nicht durch den mindesten Reflex auf seinem Gesichte verrathen.

      »Gut,« sagte er, als er den Brief gelesen und noch einmal gelesen hatte, »vortrefflich, mein Herr; meldet dem König, daß ich ihm für seinen Gehorsam gegen die Wünsche der Königin Mutter danke, und daß ich Alles thun werde, um seinen Willen in Erfüllung zu bringen.«

      Der Cavalier ging ab. Kaum war die Thüre geschlossen, als der Cardinal, der für Bernouin keine Maske hatte, diejenige abwarf, welcher er sich einen Augenblick zu Verhüllung seiner Physiognomie bedient hatte, und mit seinem düstersten Ausdruck zu seinem Kammerdiener sagte:

      »Ruft mir Herrn von Brienne.«

      Nach fünf Minuten trat der Secretaire ein.

      »Mein Herr,« sprach Mazarin, »ich habe der Monarchie einen großen Dienst geleistet, den größten, den ich ihr vielleicht je geleistet. Ihr werdet diesen Brief, der dies beglaubigt, zu Ihrer Majestät der Königin Mutter bringen, und wenn sie ihn Euch zurückgegeben hat, legt Ihr ihn in den Carton B, der von Documenten und Acten bezüglich auf meinen Dienst voll ist.«

      Brienne trat wieder ab, und da dieser so interessante Brief entsiegelt war, so verfehlte er nicht, ihn unter Weges zu lesen. Es versteht sich von selbst, daß Bernouin, der mit aller Welt gut stand, nahe genug auf den Secretaire zutrat, um über seine Schulter lesen zu können. Die Nachricht verbreitete sich mit solcher Schnelligkeit im Schloß, daß Herr von Mazarin einen Augenblick befürchtete, sie könnte zu den Ohren der Königin gelangen, ehe Herr von Brienne ihr den Brief von Ludwig XIV. überreicht hätte. Ein paar Minuten nachher waren alle Befehle zum Ausbruch ertheilt und Herr von Condé, der den König bei seinem angeblichen Lever begrüßt hatte, schrieb in seine Tabletten die Stadt Poitiers als Aufenthalts- und Ruheort für Ihre Majestäten ein.

      So entwickelte sich in einigen Augenblicken eine Intrigue, welche auf eine dumpfe Weise alle Diplomatien Europas beschäftigt hatte. Sie hatte indessen keinen andern klaren und scharf sich herausstellenden Erfolg, als daß ein armer Lieutenant der Musketiere seine Stelle und seine Anwartschaft auf erfreulichere Glücksumstände verlor, wogegen er aber seine Freiheit gewann.

      Wir werden bald erfahren, wie Herr d’Artagnan diese Freiheit benützte. Für jetzt müssen wir, wenn es uns der Leser erlauben will, nach dem Gasthause zu den Medicis zurückkehren, in welchem sich ein Fenster in dem Augenblick öffnete, wo im Schloß die Befehle zur Abreise des Königs gegeben wurden.

      Dieses Fenster, das sich öffnete, war das von einem der Zimmer von Karl. Den Kopf in seinen beiden Händen und die Ellenbogen auf einem Tisch, hatte der unglückliche König die Nacht in Thränen hingebracht, während der alte, schwächliche Parry, müde an Körper und Geist, in einem Winkel eingeschlafen war. Er hatte ein seltsames Schicksal, dieser getreue Diener, der bei der zweiten Generation die schreckliche Reihenfolge von Unglücksfällen, die auf der ersten gelastet, wieder anfangen sah. Als Karl II. die neue Niederlage, die er erlitten, wohl überdacht, als er die völlige Vereinzelung begriffen hatte, in die er, da seine neuste Hoffnung abermals entschwunden, versunken war, da ergriff ihn ein Schwindel und er fiel rückwärts in den Lehnstuhl, auf dessen Rand er gesessen hatte.

      Nun aber bekam Gott Mitleid mit dem unglücklichen Prinzen und sandte ihm den Schlaf, den unschuldigen Bruder des Todes. Er weckte ihn erst um halb sieben Uhr, als die Sonne bereits in sein Zimmer schien und Parry, unbeweglich, aus Furcht, ihn aufzuwecken, mit tiefem Schmerz die schon durch das Wachen gerötheten Augen, die schon durch das Leiden und die Entbehrungen gebleichten Wangen betrachtete.

      Endlich erwachte Karl beim Lärmen einiger schweren Wagen, welche gegen die Loire hinabfuhren. Er stand auf, schaute umher wie ein Mensch, der Alles vergessen hat, erblickte Parry, drückte ihm die Hand und befahl ihm, die Rechnung mit Meister Cropole in Ordnung zu bringen. Genöthigt, mit Parry zu rechnen, entledigte sich Meister Cropole

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