Der Graf von Bragelonne. Александр Дюма
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Читать онлайн книгу Der Graf von Bragelonne - Александр Дюма страница 35
»Ich hoffe,« sagte der König, »es wird nickt dasselbe bei den Pferden der Fall gewesen sein . . . Ich ersehe aus Eurer Rechnung nicht, daß sie gefressen haben, und es wäre ein Unglück für Reisende, denen eine lange Reise bevorsteht, geschwächte Pferde zu finden.«
Doch bei diesem Zweifel nahm Cropole seine majestätische Miene an und erwiederte, die Krippe der Medicis sei nicht minder gastfreundlich, als ihre Speisekammer.
Der König stieg also zu Pferde. Sein alter Diener that dasselbe, und Beide schlugen den Weg nach Paris ein, beinahe ohne daß sie irgend Jemand in den Straßen und in den Vorstädten der Stadt begegneten.
Für den Prinzen war der Schlag um so grausamer, als eine neue Verbannung darin lag. Die Unglücklichen hängen sich an die kleinsten Hoffnungen an, wie die Glücklichen an das größte Glück, und wenn sie den Ort, wo diese Hoffnung ihrem Herzen geschmeichelt hat, verlassen müssen, fühlen sie den tödtlichen Kummer, den der Verbannte fühlt, wenn er den Fuß auf das Schiff setzt, das ihn in die Verbannung fortführen soll. Das schon oft verwundete Herz leidet offenbar bei dem geringsten Stich: es betrachtet wie ein Gut die augenblickliche Abwesenheit des Uebels, welche nur die Abwesenheit des Schmerzes allein ist; in das gräßlichste Unglück hat Gott die Hoffnung geworfen, wie jenen Wassertropfen, den der böse Reiche in der Hölle von Lazarus forderte.
Einen Augenblick war die Hoffnung von Karl II. mehr als eine flüchtige Freude gewesen. Dies war so, als er sich von seinem Bruder Ludwig gut aufgenommen sah. Da hatte sie einen Körper angenommen und sich zur Wirklichkeit gestaltet; dann aber hatte plötzlich wieder die Weigerung von Mazarin die scheinbare Wirklichkeit in den Zustand eines Traumes versenkt. Das so bald von Ludwig XIV. zurückgenommene Versprechen war nur ein Hohn gewesen. Ein Hohn wie seine Krone, wie sein Scepter, wie seine Freunde, wie Alles, was seine königliche Kindheit umgeben und seine geächtete Jugend verlassen hatte. Hohn! Alles war Hohn für Karl II. außer der kalten, schwarzen Ruhe, die ihm der Tod versprach.
Dies waren die Gedanken des unglücklichen Prinzen, als er über sein Roß gebeugt, dem er die Zügel überließ, unter der warmen, milden Sonne des Monats Mai hinritt, in der die finstere Menschenfeindlichkeit des Verbannten eine letzte Verspottung seines Schmerzes sah.
II.
Remember!
Ein Reiter, der rasch auf der Straße, welche gegen Blois hinaufführte, einherkam, kreuzte die zwei Reisenden und lüpfte, so große Eile er auch hatte, seinen Hut, als er an ihnen vorüberritt. Der König merkte kaum auf diesen jungen Mann, denn der Reiter, der sie kreuzte, war ein junger Mann von vierundzwanzig bis fünfundzwanzig Jahren, der sich zuweilen umwandte und freundschaftliche Zeichen einem andern Mann machte, welcher vor dem Gitter eines schönen Hauses stand: dieses Haus war weiß und roth, nämlich von Backstein und Stein, hatte ein Schieferdach und lag links von der Straße, der der Prinz folgte.
Dieser Mann, ein großer, magerer Greis mit weißen Haaren, – wir sprechen von demjenigen, welcher bei dem Gitter stand, – erwiederte die Zeichen, die ihm der jüngere machte, durch Zeichen des Abschieds so zärtlich, als ob es sein Vater gewesen wäre. Der junge Mann verschwand am Ende bei der ersten Biegung der mit schönen Bäumen besetzten Straße, und der Greis schickte sich an, in das Haus zurückzukehren, als die zwei Reisenden, welche bis vor das Gitter gekommen waren, seine Aufmerksamkeit erregten.
Der König ritt, wie gesagt, den Kopf gesenkt, die Arme träge, im Schritt einher und überließ sich beinahe ganz der, Laune seines Pferdes, während Parry hinter ihm, um von dem warmen Einfluß der Sonne besser durchdrungen zu werden, seinen Hut abgenommen hatte und seine Blicke rechts und links vom Weg umherschweifen ließ. Seine Augen begegneten denen des Greises, der am Gitter lehnte und, als ob er von einem seltsamen Schauspiel berührt worden wäre, einen Schrei ausstieß und einen Schritt gegen die zwei Reisenden machte.
Von Parry gingen seine Augen unmittelbar auf den König über, auf den er sie einige Secunden lang heftete. Diese prüfende Beschattung, so rasch sie auch war, hatte sogleich auf eine sichtbare Weise einen Wiederschein auf den Zügen des langen Greises zur Folge. Denn kaum hatte er den jüngeren von den Reisenden erkannt, und wir sagen erkannt, denn nur ein bestimmtes, wirkliches Erkennen vermochte einen solchen Act zu erklären, kaum, sagen wir, hatte er den jüngeren von den zwei Reisenden erkannt, als er zuerst mit einem ehrfurchtsvollen Erstaunen die Hände faltete, sodann seinen Hut vom Kopfe nahm und sich so tief verbeugte, daß man hätte glauben sollen, er wolle niederknieen.
Diese Kundgebung, so zerstreut, oder vielmehr so sehr der König auch in seine Gedanken versunken war, erregte sogleich seine Aufmerksamkeit,
Karl hielt sein Pferd an, wandte sich gegen Parry um und sagte:
»Mein Gott! Parry, wer ist denn dieser Mensch der mich so grüßt? Sollte er mich zufällig kennen?«
Ganz bewegt, ganz bleich, war Parry schon auf das Gitter zugeritten.
»Ah! Sire,« sagte er, indem er plötzlich fünf bis sechs Schritte von dem Greis, welcher wirklich niedergekniet war, sein Pferd anhielt, »Sire, Ihr seht mich ganz erstaunt, denn mir scheint, ich erkenne diesen braven Mann. Ja wohl! er ist es. Erlaubt mir Eure Majestät, daß ich mit ihm spreche?«
»Gewiß.«
»Seid Ihr es denn, Herr Grimaud?« fragte Parry.
»Ja, ich bin es,« erwiederte der lange Greis, indem er sich erhob, jedoch ohne etwas von seiner ehrerbietigen Haltung zu verlieren.
»Sire«’ sprach nun Parry, »ich täuschte mich nicht, dieser Mann ist der Diener des Grafen de la Fère, und der Graf de la Fère ist, wenn Ihr Euch entsinnt, der würdige Edelmann, von dem ich so oft mit Eurer Majestät gesprochen habe, daß die Erinnerung an ihn nicht nur in ihrem Geiste, sondern auch in ihrem Herzen zurückgeblieben sein muß.«
»Es ist der, welcher meinem Vater in seinen letzten Augenblicken beistand?« fragte Karl.
Und er bebte sichtbar bei dieser Erinnerung.
»Ganz richtig, Sire.«
»Ach! seufzte Karl.
Dann sich an Grimaud wendend, dessen lebhafte, gescheite Augen, wie es schien, in seinem Geist zu lesen suchten, fragte er:
»Mein Freund, sollte Euer Gebieter, der Herr Graf de la Fère, in dieser Gegend wohnen?«
»Dort,« antwortete Grimaud und bezeichnete mit seinem rückwärts ausgestreckten Arm das Gitter des weiß und rothen Hauses.
»Und der Herr Graf de la Fère ist in diesem Augenblick zu Hause?«
»Hinten, unter den Kastanienbäumen.«
»Parry.« sagte der König, »ich will sie nicht versäumen, diese für mich so kostbare Gelegenheit, dem Edelmann zu danken, dem unser Haus für ein so schönes Beispiel von Ergebenheit und Großmuth verpflichtet ist. Ich bitte Euch, haltet mein Pferd. Freund.«
Und der König warf den Zügel Grimaud zu und trat ganz allein bei Athos wie bei seines Gleichen ein. Karl war durch die so bündige Erklärung von Grimaud unterrichtet, – hinten unter den Kastanienbäumen; er ließ also das Haus links und ging gerade auf die bezeichnete Allee zu. Die Sache war leicht; die Gipfel dieser schon mit Blättern und Blüthen bedeckten Bäume überragten die von allen andern.
Als