Der Graf von Bragelonne. Александр Дюма

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Der Graf von Bragelonne - Александр Дюма

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erwiederte Ludwig XIV. mit einem erhabenen Schmerz, den er indessen durch die Kraft des Willens nicht auf seinem Gesichte hervorzutreten zwang; »oh! ja, Herr Cardinal, ich weiß, daß ich arm bin, aber die Krone Frankreichs ist wohl eine Million werth, und um eine gute Handlung zu vollbringen, werde ich, wenn es sein muß, meine Krone verpfänden. Ich finde wohl Juden, die mir eine Million darauf leihen.«

      »Ah! Sire, Ihr sagt, Ihr braucht eine Million?» fragte Mazarin.

      »Ja, mein Herr, das sage ich.«

      »Ihr täuscht Euch sehr, Sire, Ihr braucht viel mehr als dies. Bernouin! Ihr sollt sehen, wie viel Ihr in Wirklichkeit nöthig habt. Bernouin!«

      »Wie! Cardinal,« sagte der König, »Ihr wollt einen Lackei bei meinen Angelegenheiten zu Rath ziehen!«

      »Bernouin!« rief abermals der Cardinal, ohne daß er die Demüthigung des jungen Prinzen zu bemerken schien, »Komm’ hierher und sage mir die Zahl, die ich früher von Dir forderte, mein Freund.«

      »Cardinal, Cardinal, habt Ihr mich nicht gehört?« sprach Ludwig, vor Entrüstung erbleichend.

      »Sire, ärgert Euch nicht; ich behandle die Angelegenheiten Eurer Majestät offen. Jedermann in Frankreich weiß es, meine Bücher liegen vor Aller Augen, Was hieß ich Dich so eben thun, Bernouin?«

      »Eure Eminenz hieß mich eine Addition machen.«

      »Du hast es gethan, nicht wahr?«

      »Ja, Monseigneur.«

      »Um die Summe herauszustellen, welche Seine Majestät in diesem Augenblick nöthig hätte? Sagte ich das nicht? Sei offenherzig, mein Freund.«

      »Eure Eminenz sagte mir das.«

      »Und welche Summe wünschte ich?«

      »Fünf und vierzig Millionen, glaube ich.«

      »Und welche Summe fanden wir, indem wir alle unsere Mittel und Quellen zusammenfaßten?«

      »Neun und dreißig Millionen, zweimal hundert und sechzigtausend Livres.«

      »Es ist gut, Bernouin, das ist Alles, was ich wissen wollte; verlasse uns nun,« sprach der Cardinal, indem er seinen glänzenden Blick auf den vor Erstaunen stummen jungen König heftete.

      »Aber dennoch . . . « stammelte der König.

      »Ah! Ihr zweifelt noch, Sire,« sagte der Cardinal. »Wohl, hier habt Ihr den Beweis für das, was ich sagte.«

      Und Mazarin zog unter seinem Kopfkissen das mit Zahlen bedeckte Papier hervor und reichte es dem König, der das Gesicht abwandte, so tief war sein Schmerz.

      »Da Ihr also eine Million wünscht, Sire, da diese Million hier nicht aufgeführt ist, so hat Eure Majestät sechsundvierzig Millionen nöthig. Es gibt aber keinen Juden auf der Welt, welcher eine solche Summe borgen würde, nicht einmal auf die Krone von Frankreich.«

      Der König ballte krampfhaft seine Fäuste unter seinen Manchetten, stieß sein Fauteuil zurück und sprach:

      »Es ist gut, mein Bruder, der König von England, wird also Hungers sterben.«

      »Sire, entgegnete Mazarin in demselben Ton, »erinnert Euch des Sprichworts, das ich Euch hier als den Ausdruck der vernünftigsten Politik gebe: Freue dich, arm zu sein, wenn dein Nachbar auch arm ist.«

      Ludwig sann einen Augenblick nach, während er einen neugierigen Blick auf das Papier warf, von dem ein Ende unter dem Kopfkissen vorstand, und sagte sodann:

      »Es ist also völlig unmöglich, meiner Geldforderung zu entsprechen?«

      »Durchaus, Sire.«

      »Bedenkt, daß es mir später eine Unannehmlichkeit bereiten wird, wenn er ohne mich den Thron besteigt.«

      »Wenn Eure Majestät nur das befürchtet, so mag sie ruhig sein,« sagte rasch der Cardinal.

      »Es ist gut, ich dringe nicht weiter darauf.«

      »Habe ich Euch wenigstens überzeugt, Sire?« fragte der Cardinal, seine Hand auf die des Königs legend.

      »Vollkommen.«

      »Verlangt alles Andere, Sire, und ich werde glücklich sein, es Euch zu bewilligen, da ich Euch dies verweigern mußte.«

      »Alles Andere, mein Herr?«

      »Ah! ja, bin ich nicht mit Leib und Seele im Dienste Eurer Majestät? Hollah! Bernouin, Lichter, Wachen für Seine Majestät! Seine Majestät kehrt in ihre Gemächer zurück.«

      »Noch nicht, mein Herr, und da Ihr Euren guten Willen zu meiner Verfügung stellt, so will ich davon Gebrauch machen.«

      »Für Euch, Sire?« fragte der Cardinal, in der Hoffnung, es würde endlich von seiner Nichte die Rede sein.

      »Nein, mein Herr, nicht für mich, sondern immer für meinen Bruder Karl.«

      Das Gesicht von Mazarin verdüsterte sich, und er brummelte ein paar Worte, die der König nicht verstehen konnte.

       XI.

      Die Politik von Herrn von Mazarin

      Statt des Zögerns, mit dem er eine Viertelstunde vorher den Cardinal angegangen hatte, konnte man nun in den Augen des jungen Königs jenen Willen lesen, gegen den man zu kämpfen vermag, den man vielleicht durch seine eigene Ohnmacht bricht, der aber wenigstens, wie eine Wunde in der Tiefe des Herzens, die Erinnerung an seine Niederlage behalten wird.

      »Diesmal, Herr Cardinal, handelt es sich um etwas, was leichter zu finden ist, als eine Million.«

      »Glaubt Ihr, Sire?« sagte Mazarin, indem er den König mit jenem schlauen Auge anschaute, das im tiefsten Grunde der Herzen las.«

      »Ja, ich glaube es, und wenn Ihr den Gegenstand meiner Bitten kennen werdet.«

      »Glaubt Ihr denn, ich kenne ihn nicht. Sire?«

      »Ihr wißt, was mir zu sagen übrig ist?«

      »Hört, Sire, die eigenen Worte von König Karl.«

      »Oh! da bin ich begierig!«

      »Höret also: »»Und wenn dieser Geizhals, dieser knauserige Italiener.«« hat er gesagt . . . «

      »Herr Cardinal! . . . «

      »Das ist der Sinn, wenn es auch nicht die Worte sind. Ei, mein Gott! ich grolle ihm deshalb nicht, Sire, Jeder sieht mit seinen Leidenschaften. Er hat also gesagt: »»Wenn dieser knauserige Italiener Euch die Million verweigert, die wir verlangen, Sire, wenn wir, in Ermangelung von Geld, auf die Diplomatie zu verzichten genöthigt sind, nun so verlangen wir von ihm fünfhundert Edelleute.««

      Der König bebte, denn der Cardinal hatte sich nur in der Zahl getäuscht.

      »Nicht wahr, Sire. so ist es?« rief der Minister mit triumphirendem Ausdruck; »dann hat er die schönen Worte beigefügt: »»Ich habe Freunde jenseits der Meerenge; diesen Freunden fehlt es nur an einem Anführer und an einem Banner. Wenn

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