Der Graf von Bragelonne. Александр Дюма
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In dem Augenblick, wo sich das Volk nach seinem Triumph und seinen schwelgerischen Mahlen auf offener Straße nach dem Herrn umsah, den es sich geben könnte, erfuhr man, es sei ein Schiff vom Haag mit Karl II. abgegangen.
»Meine Herren,« sprach Monk zu seinen Officieren, »ich gehe dem gesetzlichen König entgegen. Wer mich liebt, folgt mir!«
Diese Worte, welche d’Artagnan nicht ohne einen Freudenschauer vernahm, wurden mit einem ungeheuren Zuruf aufgenommen.
»Mordioux!« sprach er zu Monk, »das ist kühn, mein Herr.«
»Nicht wahr, Ihr begleitet mich?« fragte Monk.
»Bei Gott, General! Doch ich bitte, sagt mir, was Ihr mit Athos, das heißt mit dem Herrn Grasen de la Fère . . . Ihr wißt . . . an dem Tage unserer Ankunft geschrieben habt.«
»Ich habe kein Geheimniß vor Euch,« erwiederte Monk, »ich schrieb die Worte: »»Sire, ich erwarte Eure Majestät in sechs Wochen in Dover.««
»Ah! rief d’Artagnan, »ich sage nicht, das ist kühn, ich sage, das ist gut gespielt. Das nenne ich einen schönen Streich!«
»Und Ihr versteht Euch darauf,« sprach Monk.
Dies war die einzige Anspielung, die der General auf seine Reise nach Holland gemacht hatte.
XIII.
Wie Athos und d’Artagnan abermals im Gasthof zum Hirschhorn zusammentrafen
Der König von England hielt mit großem Gepränge seilen Einzug zuerst in Dover und dann in London. Er hatte seine Brüder zu sich berufen, er hatte seine Mutter und seine Schwester mitgenommen. England war seit so langer Zeit sich selbst, nämlich der Tyrannei, der Mittelmäßigkeit und der Unvernunft preisgegeben gewesen, daß die Rückkehr von König Karl II., den die Engländer indessen nur als den Sohn eines Mannes kannten, welchem sie den Kopf abgeschlagen, zu einem wahren Fest für die drei Königreiche wurde. Alle die Wünsche, alle die Zurufe, die seine Rückkehr begleiteten, machten auch einen solchen Eindruck auf den jungen König, daß er sich an das Ohr von Jack von York, seinem jüngeren Bruder, neigte und zu ihm sagte:
»Wahrhaftig, Jack, mir scheint, es ist unser Fehler, wenn wir so lange aus einem Lande abwesend waren, wo man uns so sehr liebt.«
Der Zug war prachtvoll. Ein herrliches Wetter begünstigte die Feierlichkeit. Karl hatte seine ganze Jugend, seine ganze frohe Laune wiedererlangt; er schien verwandelt; die Herzen lachten ihm zu wie die Sonne.
Mitten in dieser geräuschvollen Menge von Höflingen und Anbetern, die sich nicht zu erinnern schienen, daß sie den Vater des neuen Königs von White-Hall nach dem Blutgerüst, geführt hatten, betrachtete ein Mann in der Kleidung eines Lieutenants der Musketiere, ein Lächeln auf seinen dünnen, geistreichen Lippen, bald das Volk, das seine Segnungen und Glückwünsche brüllte, bald den Prinzen, der den Gerührten spielte und besonders die Frauen grüßte, deren Sträuße unter die Füße seines Pferdes fielen.
»Was für ein schönes Handwerk ist doch das eines Königs!« sagte dieser Mann, in seiner Betrachtung fortgerissen und so sehr in seine Gedanken vertieft, daß er mitten auf dem Wege stehen blieb und den Zug an sich vorüber ließ. »Dieser Fürst ist in der That mit Gold und Diamanten geschmückt wie ein Salomo, buntscheckig mit Blumen überzogen wie eine Wiese im Frühjahr; er wird mit vollen Händen aus der ungeheuren Kasse schöpfen, worin ihm seine heute getreuen, vor Kurzem noch sehr ungetreuen Unterthanen ein paar Karren voll Goldstangen aufgehäuft haben. Man wirft ihm Sträuße zu, um ihn darunter zu begraben, und wenn er vor zwei Monaten erschienen wäre, würde man ihm eben so viel Kanonen- und Musketenkugeln zugeschleudert haben, als man ihm heute Blumen zuwirft. Es ist offenbar etwas werth, auf eine gewisse Weise geboren zu werden, was den Gemeinen nicht mißfallen möge, welche behaupten, es liege ihnen nichts an ihrer gemeinen Geburt.«
Der Zug ging immer weiter, und mit dem König entfernten sich die Zurufe in der Richtung des Palastes; dessen ungeachtet wurde unser Officier immer noch gehörig herumgestoßen.
»Mordioux!« fuhr der Denker fort, »hier sind viele Leute, die mir auf die Füße treten und die mich für sehr wenig oder vielmehr für nichts halten, in Betracht, daß sie Engländer sind, und daß ich ein Franzose bin. Wollte man alle diese Leute fragen: Wer ist Herr d’Artagnan? so würden sie antworten: Nescio vos. Aber man sage ihnen: Hier zieht der König vorüber, hier zieht Herr Monk vorüber, so werben sie brüllen: Es lebe der König! Es lebe Herr Monk! bis ihnen ihre Lungen den Dienst verweigern. Indessen,« fuhr er fort, indem er mit jenem so seinen und zuweilen so stolzen Blick die Menge sich verlaufen sah, »bedenkt indessen ein wenig, Ihr guten Leute, was König Karl gethan hat, was Herr Monk gethan hat, und denkt dann auch ein wenig an das, was dieser arme Unbekannte, den man Herrn d’Artagnan nennt, gethan hat. Es ist wahr, Ihr wißt es nicht, weil es unbekannt ist, was Euch vielleicht abhält, darüber nachzudenken! Doch bah! was liegt daran! Karl II, bleibt dessen ungeachtet ein großer König, obgleich er zwölf Jahre verbannt gewesen ist, und Herr Monk ein großer Kapitän, obgleich er die Reise nach Holland in einer Kiste gemacht hat. Da es nun anerkannt ist, daß der eine ein großer König und der andere ein großer Kapitän bleibt: Huzza for the King Charles II.! Huzza for the captain Monk!«
Und seine Stimme vermischte sich mit den Stimmen von Tausenden von Zuschauern, die sie einen Augenblick beherrschte. Und um den ergebenen Mann besser zu spielen, schwang er seinen Hut in der Luft. Es hielt ihm Jemand den Arm mitten in seinem geräuschvollen, freudigen Loyalisme. (So nannte man 1660 das, was man heut zu Tage Royalisme nennt.)
»Athos!« rief d’Artagnan, »Ihr hier!«
Und die zwei Freunde umarmten sich.
»Ihr hier, und da Ihr hier seid, seid Ihr nicht inmitten aller dieser Höflinge, mein lieber Graf?« fuhr der Musketier fort. »Wie! Ihr, der Held des Festes, reitet nicht auf der linken Seite Seiner restaurirten Majestät, wie Herr Monk auf ihrer rechten Seite reitet? In der That, ich begreife weder Euren Charakter, noch den des Prinzen, der Euch so viel schuldig ist.«
»Immer spöttisch, mein lieber d’Artagnan,« sprach Athos. »Werdet Ihr denn diesen häßlichen Fehler nie ablegen?«
»Aber Ihr nehmt keinen Antheil am Zug?« »Ich nehme keinen Antheil daran, weil ich nicht wollte,«
»Und warum wolltet Ihr nicht?«
»Weil ich weder Gesandter, noch Botschafter, noch Repräsentant des Königs von Frankreich bin, und weil es mir nicht zusagt, mich so nahe bei einem andern König zu zeigen, den mir Gott nicht zum Herrn gegeben hat.«
»Mordioux! Ihr habt Euch doch sehr nahe bei seinem Vater gezeigt.«
»Das ist etwas Anderes, Dieser sollte sterben.«
»Und das, was Ihr für Jenen gethan habt . . . «
»Ich habe es gethan, weil ich es thun mußte. Doch Ihr wißt, ich vermeide jede Schaustellung. König Karl II., der meiner nun nicht mehr bedarf, lasse mich in meiner Ruhe und in meinem Schatten, mehr verlange ich nicht von ihm.«
D’Artagnan seufzte.
»Was habt Ihr?« sagte Athos; »man sollte glauben, diese glückliche Rückkehr des Königs nach London mache Euch traurig, mein Freund, Euch, der Ihr doch mindestens so viel als ich für Seine Majestät gethan habt.«
»Nicht