Der Graf von Bragelonne. Александр Дюма

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Der Graf von Bragelonne - Александр Дюма

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Gegenwart steht seiner Vergangenheit sehr nahe,« sagte d’Artagnan, »doch bis jetzt hat Alles meine Meinung gerechtfertigt.

      »Ich gebe es zu, theurer Freund, ich gebe es zu! Ah! Euer guter Blick ist wiedergekehrt. Ihr könnt nicht glauben, wie sehr mich das freut.«

      »Seht,« sagte d’Artagnan, »Karl II. empfängt Herrn Monk um neun Uhr, mich wird er um zehn Uhr empfangen, das ist eine große Audienz, eine von denjenigen, welche wir im Louvre Austheilung von Hofweihwasser nennen. Stellen wir uns unter die Traufe, mein lieber Freund.«

      Athos antwortete nichts, und Beide wandten sich, ihre Schritte beschleunigend, nach dem Palast von Saint-James, den die Menge immer noch belagerte, um an den Scheiben die Schatten der Höflinge und die Reflexe der königlichen Person zu sehen.

      Es schlug acht Uhr, als die zwei Freunde in der von Höflingen und Bittstellern gefüllten Gallerte Platz nahmen. Jeder blickte nach diesen einfachen Kleidern von seltsamer Form, nach diesen so edlen und charaktervollen Köpfen. Athos und d’Artagnan fingen, nachdem sie mit zwei Blicken diese ganze Versammlung überschaut hatten, wieder an mit einander zu plaudern.

      Plötzlich entstand ein gewaltiger Lärmen am Ende der Gallerie: es war der General Monk, der gefolgt von zwanzig Officieren eintrat, welche auf jedes Lächeln von ihm lauerten, denn noch am Tage vorher war er Herr von England und man vermuthete einen schönen andern Tag für den Wiederhersteller der Familie der Stuarts.

      »Meine Herren,« sprach Monk, sich umwendend, »ich bitte, erinnert Euch, daß ich fortan nichts mehr bin. Vor Kurzem noch befehligte ich die Hauptarmee der Republik; nun gehört diese Armee dem König, in dessen Hände ich, seinem Gebot gemäß, die Macht, die ich gestern besaß, niederlegen werde.«

      Ein großes Erstaunen drückte sich in allen Gesichtern aus, und der Kreis der Schmeichler und Bittenden, der Monk einen Augenblick vorher umschloß, erweiterte sich allmälig und verlor sich am Ende in den großen Wogungen der Menge. Monk wartete im Vorzimmer wie alle Welt. D’Artagnan konnte sich nicht enthalten, hierüber eine Bemerkung gegen den Grafen de la Fère zu machen, der die Stirne faltete. Plötzlich öffnete sich die Thüre des Cabinets von Karl, und es erschien der junge König, dem zwei Officianten seines Hauses vorangingen.

      »Guten Abend, meine Herren,« sprach er. »Ist der General Monk hier?«

      »Hier bin ich, Sire,« erwiederte der alte General.

      Karl eilte auf ihn zu, drückte ihm mit glühender Freundschaft die Hände und sagte laut:

      »General, ich habe so eben Euer Patent unterzeichnet: Ihr seid Herzog von Albermale, und es ist meine Absicht, daß keiner Euch an Macht und Vermögen in diesem Königreich gleichkomme, wo Euch, den edlen Montrose ausgenommen, keiner an Rechtschaffenheit, Muth und Talent gleichgekommen ist. Meine Herren, der Herzog ist Obercommandant unserer Heere zu Wasser und zu Land; wollt ihm in dieser Eigenschaft die ihm schuldige Achtung erweisen.«

      Während sich Jeder um den General drängte, der alle diese Huldigungen hinnahm, ohne einen Augenblick seine gewöhnliche Unempfindlichkeit zu verlieren, sagte d’Artagnan zu Athos:

      »Wenn man bedenkt, daß dieses Herzogthum, dieses Commando der Heere zu Wasser und zu Land, mit einem Wort, alle diese Größen in einer Kiste von sechs Fuß Länge und drei Schuh Breite eingesperrt waren!«

      »Freund,« erwiederte Athos, »viel mächtigere Größen müssen sich mit kleineren Kisten begnügen; sie verschließen für immer . . . «

      Plötzlich erblickte Monk die zwei Edelleute, die sich beiseit hielten und warteten, bis sich die Woge verlaufen hätte. Er bahnte sich einen Weg und ging auf sie zu, so daß er sie mitten in ihren philosophischen Betrachtungen überraschte.

      »Ihr spracht von mir?« sagte er mit einem Lächeln.

      »Mylord,« antwortete Athos, »wir sprachen auch von Gott.«

      Monk dachte einen Augenblick nach und sagte dann heiter:

      »Sprechen wir auch ein wenig vom König, wenn es Euch beliebt, denn Ihr habt, glaube ich, Audienz beim König.«

      »Um neun Uhr,« sagte Athos,

      »Um zehn Uhr,« sagte d’Artagnan.

      »Treten wir sogleich in das Cabinet ein,« sprach Monk und bedeutete seinen beiden Gefährten, sie möchten vorangehen, was weder der Eine, noch der Andere thun wollte.

      Der König war während dieses ganz französischen Streites in die Mitte der Gallerie zurückgekehrt.

      »Oh! meine Franzosen,« sagte er mit jenem Tone sorgloser Heiterkeit, den er trotz so großen Kummers, trotz so vieler Unglücksfälle nicht verloren hatte. »Die Franzosen, mein Trost!«

      D’Artagnan und Athos verbeugten sich.

      »Herzog, führt diese Herren in mein Studirzimmer. Ich gehöre Euch, meine Herren,« fügte er in französischer Sprache bei. Und er fertigte rasch seinen Hof ab, um zu seinen Franzosen, wie er sie nannte, zurückzukehren.

      »Herr d’Artagnan,« sprach er, als er in sein Cabinet eintrat, »es freut mich, Euch wiederzusehen.«

      »Sire, ich fühle mich im höchsten Grade glücklich. Eure Majestät im Palast von Saint-James begrüßen zu dürfen.«

      »Mein Herr, Ihr wolltet mir einen sehr großen Dienst leisten, und ich bin Euch Dank dafür schuldig. Befürchtete ich nicht, in die Rechte meines Obercommandanten einzugreifen, so böte ich Euch irgend einen Eurer würdigen Posten bei unserer Person an.«

      »Sire,« entgegnete d’Artagnan, »als ich den Dienst des Königs von Frankreich verließ, versprach ich meinem Fürsten, keinem andern König zu dienen.«

      »Ah! das macht mich sehr unglücklich,« sagte Karl, »ich hätte gern viel für Euch gethan, denn Ihr gefallt mir . . . «

      »Sire . . . «

      »Laßt sehen,« fuhr Karl mit einem Lächeln fort, »kann ich es nicht dahin bringen, daß Ihr Euer Wort brecht? Herzog, helft mir. Wenn man Euch, oder wenn ich Euch vielmehr den Oberbefehl über meine Musketiere anböte?«

      D’Artagnan verbeugte sich tiefer als das erste Mal und erwiederte:

      »Zu meinem großen Bedauern müßte ich das huldreiche Anerbieten Eurer Majestät ausschlagen; ein Edelmann hat nur sein Wort, und dieses Wort ist, wie ich Eurer Majestät zu sagen die Ehre gehabt, dem König von Frankreich verpfändet.«

      »Sprechen wir nicht mehr davon,« sagte der König, sich gegen Athos umwendend.

      Und er verließ d’Artagnan, der in die heftigsten Schmerzen der Enttäuschung versank.

      »Ah! ich sagte es doch,« murmelte der Musketier; »Worte! Hofweihwasser! Die Könige haben stets ein wunderbares Talent, uns das, wovon sie wissen, daß wir es nicht annehmen werden, anzubieten, und sich ohne Gefahr freigebig zu zeigen. Ich Dummkopf! . . . ich dreifacher Dummkopf, der ich war, daß ich einen Augenblick hoffte.«

      Während dieser Zeit nahm Karl Athos bei, der Hand und sprach zu ihm:

      »Graf, Ihr seid für mich ein zweiter Vater gewesen; der Dienst, den Ihr mir geleistet habt, läßt sich nicht bezahlen. Dennoch gedenke ich Euch zu belohnen. Ihr seid von meinem Vater zum Ritter vom Hosenbandorden ernannt worden; das ist

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