Der Graf von Bragelonne. Александр Дюма

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Der Graf von Bragelonne - Александр Дюма

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style="font-size:15px;">      Dann wandte sich der junge Mann um, verbeugte sich vor Lady Henriette und sprach:

      »Madame, gemäß dem Wunsche Eures Bruders habe ich die Ehre, Eurer Hoheit den Herrn Chevalier d’Artagnan vorzustellen.«

      »Damit Eure Hoheit im Falle der Noth eine feste Stütze und einen ergebenen Freund habe,« fügte Parry bei.

      D’Artagnan verbeugte sich.

      »Ihr habt noch etwas zu sagen,« erwiederte Lady Henriette, d’Artagnan zulächelnd, während sie das Wort an den alten Diener richtete.

      »Ja, Madame, der König wünscht, Eure Hoheit möge den Namen sorgfältig in ihrem Gedächtniß bewahren und sich des Verdienstes von Herrn d’Artagnan erinnern, dem Seine Majestät, wie sie sagt, die Wiedererlangung des Königreichs verdankt.«

      Buckingham, die Prinzessin und Rochester schauten sich erstaunt an.

      »Dies,« sagte d’Artagnan, »dies ist ein anderes kleines Geheimniß, dessen ich mich aller Wahrscheinlichkeit nach nicht gegen den Sohn von König Karl II. rühmen werde, wie ich es gegen Euch wegen der Diamanten-Nestelstifte gethan habe.«

      »Madame,« sprach Buckingham, »dieser Herr erinnert mich zum zweiten Male an ein Ereigniß, das meine Neugierde so sehr erregt, daß ich es wage, Euch um Erlaubnis zu bitten, einen Augenblick mit ihm beiseit treten und allein mit ihm sprechen zu dürfen.«

      »Thut das, mein Herr,« antwortete die Prinzessin, »doch bringt schleunigst zu der Schwester den dem Bruder so sehr ergebenen Freund zurück.«

      Und sie nahm wieder den Arm von Rochester, während Buckingham den von d’Artagnan nahm.

      »Ah! Chevalier,« sagte Buckingham, »erzählt mir doch diese ganze Geschichte mit den Diamanten, die Niemand in England weiß, nicht einmal der Sohn desjenigen, welcher der Held davon war.«

      »Mein Herr, ein einziger Mensch hatte das Recht, diese ganze Geschichte, wie Ihr sagt, zu erzählen, dies war Euer Vater, Mylord; er hat es für geeignet erachtet, zu schweigen, und ich bitte Euch um Erlaubniß, sein Beispiel nachahmen zu dürfen.«

      Nachdem er so gesprochen, verbeugte sich d’Artagnan wie ein Mann, bei dem kein Bitten und Drängen irgend eine Macht ausüben würde.

      »Wenn dem so ist, mein Herr,« sprach Buckingham, »so bitte ich Euch, verzeiht mir meine Unbescheidenheit, und wenn ich eines Tags auch nach Frankreich ginge . . . «

      Und er wandte sich um und schaute noch einmal nach der Prinzessin, die sich nichts um ihn bekümmerte, da sie ganz in ein Gespräch mit Rochester vertieft war oder vertieft zu sein schien.

      Buckingham seufzte.

      »Nun, Mylord?« fragte d’Artagnan.

      »Ich sagte also, wenn ich eines Tages auch nach Frankreich ginge . . . «

      »Ihr werdet dahin gehen,« sprach d’Artagnan lächelnd, »ich stehe Euch dafür.«

      »Und warum dies?«

      »Ah! ich habe eine eigenthümliche Art der Vorhersagung, und selten täusche ich mich, wenn ich einmal vorhersage. Kommt Ihr also nach Frankreich? . . . «

      »Wohl, mein Herr, Ihr, von dem die Könige die kostbare Freundschaft verlangen, die ihnen Kronen zurückgibt . . . darf ich Euch um ein wenig von der großen Theilnahme bitten, die Ihr meinem Vater habt angedeihen lassen?«

      »Mylord,« erwiederte d’Artagnan, »glaubt mir, ich werde mich für sehr geehrt halten, wenn Ihr Euch dort noch erinnern wollt, daß Ihr mich hier gesehen habt. Und nun erlaubt . . . «

      Dann sich gegen Lady Henriette umwendend, sprach er:

      »Madame, Eure Hoheit ist eine Tochter Frankreichs, und in dieser Eigenschaft hoffe ich sie in Paris wiederzusehen. Einer meiner glücklichsten Tage wird der sein, wo mir Eure Hoheit einen Befehl ertheilen wird, der mich daran erinnert, daß sie die Empfehlung ihres erhabenen Bruders nicht vergessen hat.«

      Und er verbeugte sich vor der jungen Prinzessin, die ihm mit einer ganz königlichen Anmuth die Hand zum Kusse reichte.

      »Ah! Madame,« sagte Buckingham ganz leise, »was müßte man thun, um von Eurer Hoheit eine ähnliche Gunst zu erlangen?«

      »Ei! Mylord,« erwiederte Lady Henriette, »fragt Herrn d’Artagnan, und er wird es Euch sagen.«

       XXII.

      Wie d’Artagnan, als wäre er eine Fee, ein Landhaus aus einer tannenen Kiste zog

      Die Worte des Königs in Betreff der Eitelkeit von Monk hatten d’Artagnan keine geringe Furcht eingeflößt. Der Lieutenant hatte sein ganzes Leben die große Kunst besessen, seine Feinde zu wählen, und geschah es, daß er unversöhnliche und unüberwindliche annahm, so war dies der Fall, weil er unter keinem Vorwand es anders machen konnte. Doch die Gesichtspunkte verwandeln sich ungemein im Leben. Es ist dies eine magische Laterne, deren Ansichten das Auge des Menschen jedes Jahr verändert. Daraus geht hervor, daß zwischen dem letzten Tag eines Jahres, wo man weiß sah, und dem ersten des andern, wo man schwarz sehen wird, nur der Raum einer Nacht liegt.

      Als d’Artagnan von Calais mit seinen zehn Strolchen abreiste, kümmerte er sich ebenso wenig darum, ob es einen Strauß mit Goliath, mit Nebukadnezar oder mit Holofernes gegolten hätte, oder ob er seinen Degen mit einem Rekruten gekreuzt oder einen Streit mit seiner Wirthin bekommen haben würde. Er glich dem Sperber, der, wenn er Hunger hat, einen Widder angreift. Der Hunger blendet. Aber der gesättigte d’Artagnan, der reiche d’Artagnan, d’Artagnan der Sieger, d’Artagnan stolz auf einen so schwierigen Triumph, d’Artagnan hatte zu viel zu verlieren, um nicht Zahl für Zahl mit dem wahrscheinlichen schlimmen Geschick zu rechnen.

      Während er von seiner Vorstellung zurückkehrte, dachte daher d’Artagnan nur daran, einen so mächtigen Mann wie Monk für sich zu gewinnen, einen Mann, den auch Karl, obgleich er König war, auf das Schonendste behandelte und sich geneigt zu erhalten suchte; denn kaum wieder auf seinen Thron gestellt, konnte der Beschützte noch des Beschützers bedürfen, und würde ihm folglich vorkommenden Falles nicht die kleine Befriedigung verweigern, Herrn d’Artagnan deportiren, oder ihn in irgend einen Thurm von Middlessex einsperren, oder ihn auf der Ueberfahrt von Dover nach Boulogne ein wenig ertränken zu lassen. Solche Befriedigungen gewähren Könige den Vicekönigen, ohne sich irgend ein Bedenken daraus zu machen.

      Es war sogar nicht einmal nöthig,.daß sich der König bei der Gegenrolle des Stückes, wo sich Monk seine Genugthuung nehmen würde, thätig zeigte. Die Rolle des Königs könnte sich ganz einfach darauf beschränken, daß er dem Vicekönig von Irland Alles verzeihen würde, was er gegen d’Artagnan unternähme. Das Gewissen des Herzogs von Albermale brauchte nicht mehr zu seiner Beruhigung als ein lachend ausgesprochenes!   A b s o l v o t e,  oder das Gekritzel Charles the King unten an einem Pergament, und mit diesen zwei ausgesprochenen oder drei geschriebenen Worten war der arme d’Artagnan für immer unter den Trümmern seiner Einbildungskraft begraben.

      Und dann, was ein für einen so vorsichtigen Mann, wie unser Musketier, sehr beunruhigender Umstand war, und dann sah er sich allein, und die Freundschaft von Athos genügte nicht, um ihn zu beruhigen.

      Hätte es sich nur um eine gute Austheilung von Degenstichen gehandelt, so würde der Musketier allerdings auf seinen Landsmann gezählt haben; doch bei zarten Verhältnissen zu einem König,

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