Der Graf von Bragelonne. Александр Дюма
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Читать онлайн книгу Der Graf von Bragelonne - Александр Дюма страница 85
»Offenbar,« dachte der Gascogner, und dieser Gedanke war das Resultat der Betrachtungen, die er ganz leise angestellt hatte, während wir sie ganz laut anstellen, »offenbar muß ich mich mit Herrn Monk versöhnen und einen Beweis von seiner vollkommenen Gleichgültigkeit in Beziehung auf das Vergangene erlangen. Ist er, was Gott verhüten möge, noch verdrießlich und zurückhaltend im Ausdruck dieses Gefühls, so gebe ich mein Geld Athos mit, ich bleibe in England gerade lang genug, um ihn zu entschleiern; dann, da ich ein lebhaftes Auge und einen leichten Fuß habe, ergreife ich das erste feindliche Zeichen, mache mich aus dem Staube, verberge mich bei Mylord von Buckingham, der mir im Grunde ein guter Teufel zu sein scheint, und erzähle ihm zum Lohn für seine Gastfreundschaft die ganze Geschichte mit den Diamanten, die jetzt Niemand mehr compromittiren kann, als eine alte Königin, welche, da sie nun die Frau eines Erzknausers, wie Herr von Mazarin, ist, wohl dafür, daß sie einst die Geliebte eines schönen, edlen Herrn wie Buckingham gewesen, angesehen werden darf. Mordioux! das ist abgemacht, und dieser Monk wird mich nicht übertreffen. Ei! überdies habe ich eine Idee!«
Man weiß, daß es d’Artagnan im Allgemeinen nicht an Ideen gebrach.
Während seines Selbstgesprächs hatte sich d’Artagnan bis ans Kinn zugeknöpft, und nichts erregte in ihm so sehr die Einbildungskraft, als diese Vorbereitung zu einem Kampf, von den Römern Accinctio genannt. Er kam ganz erhitzt in die Wohnung des Herzogs von Albermale. Man führte ihn beim Vicekönig mit einer Eile ein, welche bewies, daß man ihn als zum Hause gehörig betrachtete. Monk war in seinem Arbeitscabinet.
»Mylord,« sagte d’Artagnan mit jenem Ausdruck von Offenherzigkeit, den der Gascogner so gut auf seinem listigen Gesicht zu verbreiten wußte, »Mylord, ich komme, um Eure Herrlichkeit um einen Rath zu bitten.«
Ebenso moralisch zugeknöpft, als es sein Gegner physisch war, erwiederte Monk:
»Verlangt, mein Lieber.«
Und sein Gesicht bot einen nicht minder offenen Ausdruck, als das von d’Artagnan.
»Mylord, versprecht mir vor Allem Geheimhaltung und Nachsicht.«
»Ich verspreche Euch Alles, was Ihr wollt. Sagt, was gibt es?«
»Mylord, ich bin nicht ganz mit dem König zufrieden.«
»Ah! wahrhaftig? Und in welcher Hinsicht, mein lieber Lieutenant, wenn es Euch beliebt?«
»Seine Majestät überläßt sich zuweilen für seine Diener sehr compromittirenden Scherzen, und der Scherz, Mylord, ist eine Waffe, welche die Leute vom Schwert, wie wir, ungemein verletzt.«
Monk gab sich alle Mühe, um seine Gedanken nicht zu verrathen; doch d’Artagnan belauerte ihn mit einer zu beharrlichen Aufmerksamkeit, um nicht eine unmerkliche Röthe auf seinen Wangen wahrzunehmen.
»Ich, was mich betrifft,« sagte Monk mit der allernatürlichsten Miene, »ich bin kein Feind des Scherzes, mein lieber Herr d’Artagnan; meine Soldaten werden Euch sogar sagen, daß ich sehr oft im Lager ganz gleichgültig und mit einem gewissen Geschmack sogar die satyrischen Lieder anhörte, welche von der Armee von Lambert in die meinige übergingen und sicherlich die Ohren eines empfindlicheren Generals, als ich bin, geschunden hätten.
»Oh! Mylord, ich weiß, daß Ihr ein vollkommener Mann seid, ich weiß, daß Ihr seit langer Zeit über den menschlichen Erbärmlichkeiten steht, doch es gibt Scherze und Scherze, und gewisse haben für meine Person das Vorrecht, mich über allen Begriff aufzureizen.«
»Darf man wissen welche, my dear?«
»Diejenigen, welche gegen meine Freunde, oder gegen die Leute, die ich verehre, gerichtet sind.«
Monk machte unmerkliche Bewegung, die indessen d’Artagnan nicht entging.
»Ei!« fragte Monk, inwiefern kann der Nadelstich, der einen Andern ritzt. Eure Haut verletzen? Sprecht, erzählt mir das!«
»Mylord, ich will es Euch durch zwei Worte auseinandersetzen: es handelt sich um Euch.«
Monk machte einen Schritt gegen d’Artagnan.
»Um mich?«
»Ja, und das kann ich mir nicht erklären; daran ist übrigens vielleicht auch Schuld, daß ich seinen Charakter nicht kenne. Wie kann der König das Herz haben, über einen Mann zu spotten, der ihm so viele und so große Dienste geleistet hat? Wie soll ich es begreifen, daß er sich damit belustigt, einen Löwen wie Ihr mit einer kleinen Fliege wie ich in Streit zu bringen?«
»Ich sehe auch durchaus nichts hiervon.«
»Doch, doch! Kurz der König, der mir eine Belohnung schuldig war, konnte mich wie einen Soldaten belohnen, ohne die Geschichte mit dem Lösegeld zu ersinnen, die Euch berührt, Mylord.«
»Nein,« entgegnete Monk lachend, »sie berührt mich auf keine Weise, das schwöre ich Euch.«
»Nicht in Beziehung auf mich, das sehe ich wohl ein; Ihr kennt mich, Mylord, ich bin so verschwiegen, daß das Grab in Vergleichung mit mir schwatzhaft erscheinen würde; aber versteht Ihr, Mylord?«
»Nein,« erwiederte Monk hartnäckig.
»Wenn ein Anderer das Geheimniß wüßte, das ich weiß . . . «
»Welches Geheimniß?«
»Ei! Mylord, das unglückliche Geheimniß von Newcastle.«
»Ah! die Million des Herrn Grafen de la Fère.«
»Nein, Mylord, nein; das Unternehmen auf Eure Herrlichkeit.«
»Das war gut gespielt, Chevalier, und es ließ sich nichts dagegen sagen; Ihr seid ein Kriegsmann, tapfer und listig zugleich, und dies beweist, daß Ihr die Eigenschaften von Fabius und von Hannibal vereinigt. Ihr habt Euch Eurer Mittel, der Stärke und der List, bedient; dagegen ist nichts einzuwenden, und es war meine Sache, mich zu hüten.«
»Ei! ich weiß es wohl, Mylord, und ich erwartete nicht weniger von Eurer Unparteilichkeit; wenn es auch nur die Entführung an und für sich gewesen wäre, Mordioux! das hätte nichts zu bedeuten; doch . . . «
»Was?«
»Doch die Umstände dieser Entführung.«
»Welche Umstände?«
»Ihr wißt wohl, was ich damit sagen will, Mylord.«
»Nein, Gott soll mich verdammen!«
»Es ist wahrhaftig sehr schwer zu. sagen!«
»Nun also?«
»Nun! die verteufelte Kiste.«
Monk erröthete sichtbar.
»Die unwürdige Kiste,« fuhr d’Artagnan fort, »die Kiste von Tannenholz, Ihr wißt?«
»Ich vergaß es.«
»Von Tannenholz, mit Löchern für die Nase und den Mund. In der That, Mylord, alles Uebrige war gut, doch die Kiste, die Kiste! war offenbar ein schlechter Spaß.«
Monk