Der Graf von Bragelonne. Александр Дюма

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Der Graf von Bragelonne - Александр Дюма

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Gott! Ihr seid dort in Eurer Heimath, und es wird dies die Zufluchtstätte sein, von der Ihr vorhin spracht.«

      »Wie, ich sollte Euch in diesem Grade verpflichtet sein, Mylord! Wahrhaftig, ich schäme mich dessen.«

      »Nein, mein Herr,« erwiederte Monk mit einem seinen Lächeln, »nein, ich werde Euch verpflichtet sein.«

      Und er drückte dem Musketier die Hand und fügte bei:

      »Ich gehe und lasse die Schenkungsurkunde ausfertigen.«

      D’Artagnan schaute ihm nach, als er nun wirklich wegging, und blieb ganz nachdenkend und sogar bewegt.

      »Ah!« sagte er, »es ist doch ein braver Mann. Er ist ganz traurig, nur weil er fühlt, daß er aus Furcht vor mir und nicht aus Zuneigung so handelt. Nun! die Zuneigung soll kommen.«

      Nach einem Augenblick tiefen Nachdenkens sprach er aber:

      »Bah! wozu? es ist ein Engländer!«

      Und er ging ebenfalls hinaus, etwas angegriffen von diesem Kampf.

      »Ich bin also nun Grundeigenthümer,« dachte d’Artagnan, als er sich auf der Straße befand. »Doch wie Teufels soll ich das Haus mit Planchet theilen? Wenn ich nicht ihm die Güter gebe und das Schloß nehme, oder wenn nicht er das Schloß nimmt und ich . . . Pfui doch, Herr Monk würde nie dulden, daß ich ein Haus, das er bewohnt hat, mit einem Gewürzkrämer theilte! Er ist zu stolz hierzu! Warum übrigens hiervon sprechen? Ich habe dieses unbewegliche Gut nicht mit dem Gelde der Gesellschaft erworben, sondern mit meinem Verstand allein: es gehört also mir. Wir wollen Athos aufsuchen.«

      Und er wandte sich nach der Wohnung des Grafen de la Fère.

       XXIII.

      Wie d’Artagnan das Passivum ordnete, ehe er das Activum feststellte

      »Ich bin offenbar im Glück,« sagte d’Artagnan zu sich selbst: »dieser Stern, der einmal im Leben des Menschen leuchtet, der für Hiob und für Ixus, den unglücklichsten der Juden und den ärmsten der Griechen geleuchtet hat, leuchtet nun auch für mich. Ich werde keine Thorheit begehen, ich werde es benützen; es ist spät genug, um einmal vernünftig zu sein.«

      Er speiste diesen Abend in sehr guter Laune mit seinem Freund Athos, sagte ihm zwar nichts von der erwarteten Schenkung, konnte sich aber nicht enthalten, während er aß, seinen Freund über die Einsaat, über hie Pflanzungen, über den Ertrag zu befragen. Athos antwortete gefällig, wie er es immer that. Er dachte, d’Artagnan wolle Grundeigenthümer werden, nur beklagte er es mehr als einmal, daß er bei seinem Tischgenossen nicht mehr die so lebhafte Laune, die so belustigenden Witze des heiteren Gefährten der früheren Zeit fand.

      D’Artagnan benutzte den Rest des gestandenen Fetts auf dem Teller, um Zahlen darein zu schreiben und Additionen von einer Staunen erregenden Rundheit zu machen.

      Der Befehl, oder vielmehr die Erlaubniß zum Einschiffen traf noch am Abend bei ihnen ein. Während man dem Grafen das Papier übergab, überreichte ein anderer Bote d’Artagnan ein kleines Bündel Pergamente, versehen mit allen Siegeln, mit denen sich in England das Grundeigenthum schmückt. Athos überraschte ihn, als er noch damit beschäftigt war, in diesen verschiedenen Acten zu blättern, welche die Uebertragung der Eigenthumsrechte beurkundeten. Der kluge Monk, Andere würden gesagt haben: der großmüthige Monk, hatte die Schenkung in einen Kauf verwandelt und bescheinte den Empfang der Summe von fünfzehntausend Livres als Preis für die Abtretung.

      Der Bote hatte sich schon entfernt. D’Artagnan las immer noch, Athos schaute ihm lächelnd zu. Als d’Artagnan dieses Lächeln wahrnahm, verschloß er alle seine Papiere in seinem Etui.

      »Verzeiht,« sagte Athos.

      »Oh! Ihr seid nicht indiscret, mein Lieber,« erwiderte der Lieutenant; »ich werde Euch sagen . . . «

      »Nein, sagt mir nichts, ich bitte Euch! Befehle sind etwas so Heiliges, daß der mit diesen Befehlen Beauftragte seinem Vater, seinem Bruder nicht ein Wort davon gestehen muß. So würde ich, der ich mit Euch spreche und Euch zärtlicher liebe, als Vater, Bruder und Alles in der Welt . . . «

      »Außer Eurem Raoul?«

      »Ich werde Raoul noch mehr lieben, wenn er ein Mann ist, und wenn ich ihn habe in allen Phasen seines Charakters und seiner Handlungen hervortreten sehen, . . . wie ich Euch gesehen, mein Freund.«

      »Ihr sagtet also, Ihr habet auch einen Befehl, und Ihr würdet ihn mir nicht mittheilen?«

      »Ja, mein lieber d’Artagnan.«

      D’Artagnan seufzte und sprach:

      »Es gab eine Zeit, wo Ihr diesen Befehl ganz offen auf den Tisch gelegt und zu mir gesagt hättet:

      »»D’Artagnan, lest uns. Porthos, Aramis und mir, dieses verwirrte Zeug vor.««

      »Das ist wahr. Oh! das war die Jugend, das Vertrauen, die edle Periode des Lebens, wo das Blut befiehlt, wenn es durch die Leidenschaft erwärmt ist!«

      »Nun, Athos, soll ich Euch etwas sagen?«

      »Sprecht, Freund.«

      »Diese anbetungswürdige Zeit, diese edle Periode, diese Herrschaft des erwärmten Blutes, sind allerdings lauter schöne Dinge; doch ich beklage ihren Verlust, ihr Hinscheiden nicht. Das ist gerade wie mit den Schülerjahren . . . ich habe immer irgendwo einen Dummkopf gefunden, der mir die Zeit der Aufgaben, der Ruthen, der trockenen Brodkrusten rühmte . . . Es ist sonderbar, nie habe ich dies geliebt, und so thätig, so nüchtern ich war (und Ihr wißt, ob ich dies gewesen bin, Athos), so einfach ich in meinen Kleidern erschien, habe ich darum doch nicht minder die Stickereien von Porthos mein erknappen, fadenscheinigen Kasake, die den Nordostwind im Winter, die Sonne im Sommer durchließ, vorgezogen. Seht, mein Freund, ich werde stets demjenigen mißtrauen, welcher behauptet, er ziehe das Schlimme dem Guten vor. Von der vergangenen Zeit aber, wo Alles schlimm für mich war, von der vergangenen Zeit, wo jeder Monat ein Loch mehr in meiner Kasake und in meiner Haut, einen Goldthaler weniger in meiner armseligen Börse sah, von dieser abscheulichen Zeit der Schwankungen beklage ich durchaus nichts, nichts, nichts, als unsere Freundschaft, denn bei mir gibt es ein Herz, und wunderbarer Weise ist dieses Herz nicht durch den Wind der Dürftigkeit, der durch die Löcher meines Mantels strich, vertrocknet, oder durch die Degen aller Fabriken, welche in die Löcher meines unglücklichen Fleisches eindrangen, durchbohrt worden.«

      »Beklagt nicht unsere Freundschaft,« sprach Athos; »sie wird nur mit uns sterben. Die Freundschaft besteht hauptsächlich aus Erinnerungen und Gewohnheiten, und wenn Ihr so eben eine kleine Satyre auf die meinige gemacht habt, weil ich zögere, Euch meinen Auftrag in Frankreich zu enthüllen . . . «

      »Ich? . . . O Himmel! wenn Ihr wüßtet, lieber und guter Freund, wie mir fortan alle Aufträge und Sendungen der Welt gleichgültig sein werden!«

      Und er schob seine Pergamente in seine weite Tasche.

      Athos stand vom Tische auf und rief den Wirth, um die Rechnung zu bezahlen.

      »Seitdem ich Euer Freund bin,« sagte d’Artagnan, »habe ich nie eine Zeche bezahlt; Porthos oft, Aramis zuweilen, und Ihr zoget beinahe immer Eure Börse beim Nachtisch. Nun bin ich reich und will es versuchen, ob es Heldenmuth erfordert, zu bezahlen.«

      »Thut es,« sprach Athos und steckte seine Börse wieder in seine Tasche.

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