Die Fünf und Vierzig. Александр Дюма
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Читать онлайн книгу Die Fünf und Vierzig - Александр Дюма страница 39
»Nein. Niemand,« sagte Heinrich, »keinen Vorleser, oder er mag in seinem Zimmer für mich Gebete lesen; nur Herrn von Joyeuse, wenn er zurückkommt, führt zu mir.«
»Aber, wenn er spät kommt, Sire?«
»Ach! er kommt immer spät nach Hause, doch zu welcher Stunde er auch kommen mag, führt ihn zu mir, hört Ihr?«
Die Diener löschten die Kerzen aus und zündeten beim Feuer eine Lampe mit Essenzen an, welche blasse und bläuliche Flammen gaben… eine Art von phantasmagorischer Unterhaltung, die der König seit der Rückkehr seiner Grabgedanken besonders liebte; dann verließen sie auf den Fußspitzen das schweigsame Gemach.
Brav im Angesicht einer wirklichen Gefahr, hatte Heinrich jede Angst, jede Schwäche der Weiber und der Kinder. Er fürchtete die Erscheinungen, es graute ihm vor Gespenstern, und dennoch hegte er das Gefühl, daß er sich weniger langweile, wenn er Furcht habe. In dieser Hinsicht war er jenem Gefangenen ähnlich, der, überdrüssig der Unthätigkeit einer langen Kerkerhaft, denjenigen, weiche ihm ankündigten, er habe die Folter auszustehen, antwortete:
»Gut, damit werde ich immer einen Augenblick hinbringen.«
Während er indessen den Reflexen seiner Lampe auf der Wand folgte, während er mit dem Blick die dunkelsten Winkel seines Zimmers sondirte, während er das geringste Geräusch aufzufassen suchte, das den geheimnißvollen Eintritt eines Schattens hätte verkündigen können, verschleierten sich die Augen von Heinrich, der durch das Schauspiel am Tage und durch den Verlauf des Abends ermüdet war, und bald entschlummerte er in dieser Stille und Einsamkeit.
Doch die Ruhe von Heinrich dauerte nicht lange: untergraben durch das dumpfe Fieber, das in ihm das Leben im Schlafe, wie im Wachen abnutzte, glaubte er Geräusch in seinem Zimmer zu hören und erwachte.
»Joyeuse, bist Du es?« fragte er.
Niemand antwortete.
Die Flammen der blauen Lampe waren schwächer geworden sie sandten nach dem Plafond von geschnitztem Eichenholz nur noch einen bleichen Kreis, der die goldenen Zierrathen grün färbte.
»Allein, abermals allein,« murmelte der König. »Ah! der Prophet hat Recht: »»Majestät müßte immer seufzen.«« Es wäre besser gewesen wenn er gesagt hätte: Sie seufzt immer.«
Dann nach einer Pause von einem Augenblick sprach er in Form eines Gebets:
»Mein Gott, gib mir die Kraft, stets in meinem Leben allein zu sein, wie ich nach meinem Tode allein sein werde.«
»Ei! ei! allein nach Deinem Tode, das ist nicht sicher,« erwiederte eine scharfe Stimme, welche wie ein metallisches Zusammenstoßen einige Schritte vom Bett klang, »und für was hältst Du die Würmer?«
Erschrocken setzte sich Heinrich auf und befragte ängstlich jedes Geräthe des Zimmers.
»Oh! ich kenne diese Stimme,« murmelte er.
»Das ist ein Glück,« versetzte die Stimme.
Ein kalter Schweiß floß über die Stirne des Königs und er seufzte:
»Man sollte glauben, es wäre die Stimme von Chicot.«
»Du brennst, Heinrich. Du brennst,« antwortete die Stimme.
Nun erblickte Heinrich, der mit einem Bein aus dem Bette fuhr, in einiger Entfernung vom Kamin in demselben Lehnstuhl, den er eine Stunde zuvor Épernon bezeichnet hatte, einen Kopf, auf den das Feuer einen von jenen rothgelben Reflexen warf, welche allein auf den Gründen von Rembrandt eine Person erleuchten, die man beim ersten Anblick zu bemerken Mühe hat.
Dieser Reflex stieg auf den Arm des Lehnstuhles herab, worauf der Arm der Person gestützt war, dann auf ihr knochiges, hervorspringendes Knie, und endlich auf die Fußbiege, weiche einen rechten Winkel mit einem nervigen, magern und übermäßig langen Bein bildete.
»Gott beschütze mich!« rief Heinrich, »es ist der Schatten von Chicot.«
»Ah! mein armer Henriquet,« sagte die Stimme, »Du bist also immer noch so einfältig?«
»Was soll das bedeuten?«
»Die Schatten sprechen nicht, Schwachkopf, denn sie haben keinen Körper und folglich keine Zungen,« erwiederte die im Lehnstuhl sitzende Gestalt.
»Dann bist Du wirklich Chicot?« rief der König trunken vor Freude.
»Ich will in dieser Hinsicht nichts entscheiden: wir werden später sehen, was ich bin, wir werden sehen.«
»Wie, Du bist also nicht todt, mein armer Chicot?«
»Gut nun schreist Du wie ein Adler; doch, im Gegentheil, ich bin todt, hundertmal todt.«
»Chicot, mein einziger Freund!«
»Du hast wenigstens den Vortheil vor mir, daß Du immer dasselbe sagst. Pest! Du hast Dich nicht verändert«
»Aber, Du, Du,« entgegnete der König traurig, »hast Du Dich verändert?«
»Ich hoffe wohl.«
»Chicot, mein Freund,« sagte der König, indem er seine beiden Füße auf den Boden setzte, »sprich, warum hast Du mich verlassen?«
»Weil ich todt bin.«
»Aber Du sagtest so eben, Du wärest es nicht.«
»Und ich wiederhole es.«
»Was soll dieser Widerspruch heißen?«
»Dieser Widerspruch soll heißen, daß ich für die Einen todt und für die Andern lebendig bin.«
»Und was bist Du für mich?«
»Für Dich bin ich todt.«
»Warum für mich todt?«
»Das ist leicht zu begreifen. Höre wohl.«
»Ja.«
»Du bist nicht Herr bei Dir.«
»Wie?«
»Du vermagst nichts für diejenigen, welche Dir dienen.«
»Herr Chicot!«
»Aergere Dich nicht, oder ich ärgere mich.«
»Ja, Du hast Recht,« sprach der König, zitternd vor Angst, der Schatten könnte verschwinden, »sprich, mein Freund, sprich.«
»Nun wohl! ich hatte ein kleines Geschäft mit Herrn von Mayenne abzumachen, erinnerst Du Dich?«
»Vollkommen.«
»Ich mache es ab. Gut! Ich prügle diesen Kapitän ohne Gleichen, sehr gut. Er läßt mich suchen, um mich zu hängen, und Du, auf den ich rechnete, um mich gegen diesen Helden zu vertheidigen, verlässest mich, statt mich zu beschützen; statt ihm den Garaus zu machen, versöhnst Du Dich mit ihm. Was habe ich sodann gethan? ich habe mich