Der kleine Fürst Staffel 8 – Adelsroman. Viola Maybach

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Der kleine Fürst Staffel 8 – Adelsroman - Viola Maybach Der kleine Fürst

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und mache mir ein paar Notizen, um meine Gedanken zu ordnen. Vielleicht ergibt sich heute ja noch eine Gelegenheit für mich, mit Frau von Kessel zu reden.«

      »Spätestens heute Abend«, meinte Anna.

      »Kommt ihr mit?«

      Anna und Christian verständigten sich durch einen kurzen Blick. »Wir laufen noch ein bisschen, Uli, bis später.«

      »Ja, bis später, und nochmals vie-len Dank für eure Unterstützung.«

      Sie setzten also ihren Weg alleine fort. Nachdenklich murmelte der kleine Fürst: »Das mit Lorenz’ Eltern …, darauf wäre ich gar nicht gekommen. Ich habe immer nur darüber nachgedacht, was er selbst getan haben könnte, um erpressbar zu sein.«

      Anna blieb stehen, er merkte es erst nach einigen Metern. Erstaunt drehte er sich um. »Was hast du denn?«

      »Lass uns zurückgehen!«, sagte sie. »Vielleicht finden wir bei den alten Ansichtskarten etwas – da gibt es doch in einem der Schränke eine ganze Sammlung, es muss auch welche von Lorenz’ Eltern geben.«

      »Bestimmt sogar, ich erinnere mich daran. Sie sind ja früher oft gereist.« Christian folgte seiner Cousine zwar, die jetzt eilig zum Schloss zurücklief, aber er fragte dennoch: »Und was versprichst du dir davon? Was sollen uns denn Ansichtskarten schon für Hinweise geben? Da steht doch nie etwas Wichtiges drauf. Immer nur: ›Das Wetter ist schön, uns geht es gut, leider sind die Ferien bald vorüber‹ – oder etwas in der Art.«

      »Kann sein, dass es nichts bringt, aber wir finden ja sonst nirgends einen Hinweis.«

      »Na schön, einen Versuch ist es wert.«

      Sie betraten das Schloss über einen der Hintereingänge, um von niemandem aufgehalten zu werden und näherten sich zielstrebig dem alten Schrank, in dem alte Ansichtskarten, Fotos und andere Erinnerungsschätze aufbewahrt wurden. Jemand hatte sich einmal die Mühe gemacht, alles zu ordnen – die Ansichtskarten waren nach Jahren sortiert, was ihre Suche erheblich vereinfachte.

      Es dauerte nicht lange, bis sie die erste Karte, geschrieben von Maria zu Hirtenberg, gefunden hatten. Der Inhalt war, wie von Christian befürchtet, eher nichtssagend. Sie suchten weiter, lasen mehrere Karten, alle von Maria geschrieben und von Moritz höchstens mit einer flüchtigen Unterschrift versehen, bis Christian ausrief: »Diese Karte hier ist anders. Sie ist vom letzten Jahr, Anna.«

      »Und was steht drauf?«

      Er las es ihr vor, langsam, jedes Wort betonend. Sie nahm ihm die Karte aus der Hand, las sie selbst noch einmal, dann sagte sie: »Das könnte es sein, oder?«

      »Ja«, bestätigte der kleine Fürst, »das könnte es sein.«

      *

      »Ein Herr von Angern bittet darum, empfangen zu werden, Frau von Kessel«, sagte die Haushälterin der Familie. Mit gedämpfter Stimme setzte sie hinzu: »Das ist der von dem Foto in der Zeitung.«

      »Ja, ich weiß, Frau Brede«, erwiderte Bettina nervös. Das recht intime Foto von Lara und einem Mann, der ihnen zwar namentlich, nicht aber persönlich bekannt war, hatte sie in helle Aufregung versetzt. Aber jeder Versuch, Lara zu kontaktieren, scheiterte daran, dass sie ihr Handy ausgeschaltet hatte. »Wo ist mein Mann?«

      »Hier bin ich«, erklärte Otto,

      der in diesem Augenblick zur Tür hereinkam. »Was gibt’s denn, mein Schatz?«

      Sie teilte ihm mit leiser Stimme mit, welcher Besucher vor der Tür stand, und er fällte eine rasche Entscheidung: »Führen Sie ihn herein, Frau Brede.«

      Die Haushälterin nickte und zog sich zurück, während Bettina aufgeregt fragte: »Aber wieso …?«

      »Vielleicht erfahren wir etwas Interessantes, Tina. Es scheint ja eine Verbindung zwischen Herrn von Angern und unserer Tochter zu geben, von der wir bisher nichts wussten. Und da sie uns offensichtlich nichts darüber erzählen will, tut er es ja vielleicht.«

      »Aber du weißt, was er für einen Ruf hat …« Mehr konnte Bettina nicht sagen, denn in diesem Augenblick führte die Haushälterin den Besucher bereits herein.

      Sie begrüßten Michael von Angern höflich, aber mit der gebotenen Distanz. Er war kein Mann, mit dem man zu tun haben wollte. Zwar gab es keine konkreten Vorwürfe gegen ihn, aber es waren allerlei Gerüchte im Umlauf, und ihm haftete der Ruch des Emporkömmlings an, der sich seine feinen Umgangsformen nur mühsam angeeignet hatte und bei jeder sich bietenden Gelegenheit sofort wieder aus der Rolle fiel. Sein sagenhafter Reichtum hatte ihm allerdings trotzdem verschiedene Türen geöffnet, und es war wohl nur eine Frage der Zeit, bis er sich endgültig Zugang zur »feinen Gesellschaft« verschafft hatte.

      Er stellte sich höflich vor, kam dann aber umgehend zum Zweck seines Besuchs. »Sie wissen sicher«, sagte er, »dass Ihre Tochter und ich uns nähergekommen sind.«

      »Das wussten wir bisher nicht«, erklärte Otto von Kessel reserviert.

      »Nun Sie haben ja das Foto in der Zeitung gesehen.« Michael von Angern lächelte breit und selbstgefällig.

      »Wir waren darüber verwundert, immerhin war Lara bis vor kurzem noch mit Baron zu Hirtenberg verlobt.«

      »Ein Irrtum«, winkte der Besucher lässig ab. »Wir werden sobald wie möglich heiraten, Lara und ich. Sie hat Ihnen also noch nichts von uns erzählt?«

      »Nein, hat sie nicht«, erklärte Bettina. Ihre Nervosität wuchs. Was redete dieser Mann denn da? Nie im Leben konnte sie glauben, dass Lara sich in ihn verliebt hatte – Lara liebte Lorenz, nach wie vor. Aber warum war sie dann – und das war ja offensichtlich – mit Michael von Angern ausgegangen?

      »Das holt sie bestimmt bald nach.«

      Otto fiel auf, dass der Besucher den Raum, in dem sie saßen, gründlich mit Blicken absuchte. Was wollte er? Die Einrichtung taxieren? Oder suchte er etwas? Plötzlich kam ihm die Erleuchtung. »Wissen Sie, wo Lara sich zurzeit aufhält, Herr von Angern?«

      »Ich hoffte, dass Sie mir das sagen könnten«, gestand der Besucher mit schmalem Lächeln. »Sie ist ja etwas überstürzt aufgebrochen …«

      »Wir wissen es auch nicht«, erklärte Otto. »Seltsam, dass sie es auch Ihnen nicht gesagt hat, wo Sie einander doch so nahegekommen sind.«

      Deutlicher wollte er seinen Zweifel an Michael von Angerns Darstellung seiner Beziehung zu Lara nicht äußern, aber das war auch nicht nötig. Sobald klar geworden war, dass er die Information, die er haben wollte, nicht bekommen würde, verabschiedete sich der Mann so schnell wieder, wie er gekommen war. Er blieb höflich und verbindlich, dennoch lag etwas Drohendes und Unheilverkündendes in seiner Haltung.

      »Was für ein schrecklicher Mensch«, sagte Bettina leise, als er gegangen war. »Was hat Lara mit ihm zu tun, Otto?«

      »Jedenfalls nicht das, was er behauptet. Weißt du, was ich glaube, Tina? Sie ist seinetwegen weggefahren – sie wollte sich vor ihm in Sicherheit bringen.«

      »Aber warum denn nur, Otto?«

      Auf diese Frage fanden sie auch im weiteren Verlauf des Abends keine Antwort.

      *

      »Dieses

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