Familie Dr. Norden Staffel 2 – Arztroman. Patricia Vandenberg
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»Wie geht es unserem Sorgenkind?« fragte er die Hebamme.
»Sehen Sie selbst«, antwortete sie mit einem mütterlichen Lächeln und führte ihn zu einem Brutkasten. Dort lag mit einem engelsgleichen Lächeln, wie es nur Neugeborene haben, der süße Bub und schlief tief und fest.
»Ist es nicht ein hübsches Kind?« fragte die Hebamme so stolz, als wäre es ihr eigenes.
»Hat der Kinderarzt ihn gesehen?« war jedoch die Frage, die Schorsch mehr auf der Seele brannte.
»Natürlich. Es ist alles in Ordnung. Offenbar hat der Kleine die Aufregungen gut überstanden. Dr. Künert ist der Meinung, daß er vorsichtshalber noch ein paar Tage im Brutkasten verbringen sollte, da er sehr zart ist und leicht auskühlen könnte. Ansonsten geht es ihm gut.« Das war es, was Schorsch wissen wollte. Nun konnte er sich beruhigt dem Anblick des Kindes widmen, und er freute sich aufrichtig, daß Mutter und Kind wohlauf waren.
»Nicht viele Kinder sind so ansehnlich nach der Geburt wie dieses hier«, erklärte die Hebamme nachdrücklich.
»Hoffentlich macht es das der Mutter einfacher, sich mit ihm zu versöhnen«, sagte er nachdenklich und verließ dann das Zimmer, um Marlene und Sascha auf ihrem Handy anzurufen, um sie über den glücklichen Ausgang der aufregenden Geschichte zu informieren.
*
»Was ist geschehen? Wo bin ich?« flüsterte Yasmin, als sie Stunden später aus der Narkose erwachte.
»Es wird alles gut, meine Kleine!« flüsterte Marlene, die schon lange an ihrem Bett saß und unermüdlich ihre Hand gestreichelt hatte. Tränen standen in ihren Augen.
Verwirrt wandte Yasmin ihr den Kopf zu. »Mama?« fragte sie, noch halb im Schlaf, und ein glückliches Lächeln breitete sich auf ihrem Gesicht aus, bevor sie die Augen wieder schloß.
Jetzt war es um Marlenes Fassung geschehen. Sie wandte sich tränenüberströmt zu Sascha um, der hinter ihr stand und die Hände fürsorglich auf ihre Schultern gelegt hatte.
»Ich verstehe die Frauen nicht. Sie weinen immer erst, wenn alles gut überstanden ist«, sagte er lächelnd, doch auch in seinen Augen glitzerte es verdächtig.
»Wie findest du deine Tochter?« fragte Marlene schließlich, als sie sich etwas beruhigt hatte.
»Viel kann ich noch nicht sagen, aber wie ich schon sagte, auf deine Menschenkenntnis ist Verlaß. Sie sieht aus wie ein sehr nettes, tapferes Mädchen. Allerdings wird es eine Zeitlang dauern, bis ich mich an den Gedanken gewöhnt habe, Vater einer erwachsenen Tochter mit Kind zu sein.«
»Das heißt, daß wir gleichzeitig Eltern und Großeltern werden«, kam es Marlene in den Sinn, die sich noch nicht viele Gedanken über das Baby gemacht hatte. Nachdem sie erfahren hatte, daß der Kleine wohlauf war, hatte sie ihre ganze Aufmerksamkeit Yasmin gewidmet. Sie war es schließlich in erster Linie, der das Ehepaar Gordon helfen wollte, und unweigerlich war damit das Schicksal des Kleinen verbunden. Doch davon ahnte Yasmin zu diesem Zeitpunkt noch nichts.
Vorsichtig öffnete sich die Tür, und Schorsch betrat das Zimmer. Er hielt die Tasche in der Hand, die die Beamten in der Wohnsiedlung gefunden und soeben vorbeigebracht hatten. Der Inhalt war vollkommen unverdächtig gewesen.
»Wie geht es unserer Patientin?« erkundigte er sich leise, und Marlene erhob sich, um dem Arzt Platz zu machen.
»Sie wird langsam wach«, erklärte sie mit einem liebevollen Blick auf das blasse Gesicht.
Yasmin stöhnte leise.
»Hat sie Schmerzen?« erkundigte sich Marlene besorgt.
»Nein, denn in der Infusionsflüssigkeit ist ein Schmerzmittel enthalten. Das ist deshalb so wichtig, damit der Schmerz nicht so stark wird, denn dann ist es schwierig, ihn zu unterbrechen.«
»Wie lange braucht sie die Nadel im Arm?« erkundigte sich Sascha interessiert. Er befand sich schließlich auf Neuland, was das Kinderkriegen betraf.
»Früher behielten wir die Infusion fünf Tage und mehr bei. Heute ist man davon abgegangen. Ich denke, daß wir sie spätestens morgen entfernen werden. Natürlich nur, wenn es Yasmins Gesundheitszustand erlaubt.«
»Gibt es Probleme?« fragte Marlene ängstlich.
»Seien Sie unbesorgt, der Kaiserschnitt ist optimal verlaufen, und ihr Blutdruck hat sich stabilisiert. Ich vermute, daß die extremen Schwankungen durch ihre seelische Anspannung entstanden sind. Yasmin stand unter einem enormen Druck, und ich habe einen Verdacht, wer daran nicht ganz unbeteiligt ist. Aber diese Angelegenheit möchte ich selbst regeln. Wichtig ist, daß Yasmin in Ruhe gesund werden und sich darüber freuen kann, doch noch eine Familie gefunden zu haben. Das wird sie sehr glücklich machen.«
»Nicht nur Yasmin, sondern auch uns. Wenn ich daran denke, wie verrannt wir beide in den Gedanken waren, ein Baby haben zu müssen, werde ich ganz unruhig«, gestand Sascha. »Um ein Haar hätten wir diese Chance, doch noch Eltern zu werden, fast verpaßt. Gott sei Dank hat Marlene mir noch rechtzeitig die Augen geöffnet«, fuhr er mit einem liebevollen Blick auf seine geliebte Frau fort.
»Es gibt meistens eine zweite Chance. Man muß sie nur erkennen und zu nutzen wissen«, erklärte Schorsch überzeugt.
»Eigentlich haben wir das alles nur Yasmins Vertrauen zu mir zu verdanken«, sagte Marlene nachdenklich. »Wenn Sie sich mir nicht geöffnet hätte, wäre alles anders gekommen. Wie hoffnungslos wäre unser weiteres Leben dann verlaufen.«
»Ist es nicht eine gute Basis für ein erfolgreiches Zusammenleben, daß Yasmin nicht das Gefühl haben muß, nur aus Mitleid aufgenommen worden zu sein?«
»Sie haben recht, Herr Dr. Leitner. Wir werden alles tun, um ihr zu beweisen, daß auch sie uns eine große Freude bereitet, wenn sie mit uns zusammenleben will.«
»Das ist ein guter Vorsatz, denn auch in ihrer neuen Familie wird es Probleme geben. Vielleicht mehr als in konventionellen Familien, denn immerhin hat Yasmin ein Baby, das sie womöglich eifersüchtig bewachen und sich jede Einmischung bei der Erziehung verbitten wird«, gab Schorsch zu bedenken.
Doch an Probleme wollten weder Sascha noch Marlene zu diesem Zeitpunkt denken. Das Wichtigste war jetzt, daß Yasmin an Körper und Seele gesund wurde. Alles andere würde sich finden.
Da auf Schorsch noch weitere Aufgaben warteten, verabschiedete er sich schließlich von dem Ehepaar Gordon und verließ zufrieden das Zimmer. Kurz darauf wurde Yasmin erneut unruhig und öffnete die Augen. Inzwischen ließ die Wirkung der Narkose merklich nach, denn ihr Verstand war jetzt viel klarer. Sogar Marlene erkannte sie jetzt.
»Frau Gordon, Sie sind hier? Was ist geschehen? Wo ist der Mann?« fragte sie und blickte sich ängstlich um.
»Ganz ruhig, meine Kleine. Du bist in Sicherheit. Von welchem Mann sprichst du?«
»Da war ein widerlicher Typ, der mich in der Nacht verfolgt hat. Ich bin davongelaufen, und als ich gestürzt bin, hat er mich eingeholt und sich über mich gebeugt. Mehr weiß ich nicht.«
Marlene