Familie Dr. Norden Staffel 2 – Arztroman. Patricia Vandenberg
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»Yasmins Aussage wäre Beweis genug. Ist es möglich, rechtliche Schritte gegen diese Frau einzuleiten?« fragte Sascha empört.
»Wenn sich nachweisen läßt, daß sie tatsächlich gegen meine Anweisungen bei Yasmin war, kann sie wegen Hausfriedensbruch belangt werden. Doch zuerst einmal möchte ich persönlich mit ihr sprechen«, gab Schorsch zu verstehen. »Was mit diesem Unbekannten ist, so hat Yasmin ihn mir gegenüber auch schon erwähnt. Allerdings sehe ich schwarz, daß dieser Mann gefunden wird. Die Polizei war ja bereits vor Ort und hat das Gelände abgesucht. Wenn er Spuren hinterlassen hätte, hätten die Beamten sie mit ziemlicher Sicherheit gefunden. Aber auch das werde ich selbstverständlich weitergeben. Viele Hoffnungen mache ich mir zwar nicht, aber man soll bekanntlich auf der Suche nach der Wahrheit nichts unversucht lassen.«
Sascha und Marlene Gordon dankten Dr. Leitner für seine Bemühungen und machten sich dann auf den Nachhauseweg. Die beiden waren von den Aufregungen redlich erschöpft, und besonders bei Marlene machte es sich bemerkbar, daß sie einen chirurgischen Eingriff hinter sich hatte. Nach einem kurzen Stop an einer Imbißbude, wo sie sich stärkten, fuhren sie nach Hause, um sich ein wenig auszuruhen, bevor Marlene wieder zu Yasmin in die Klinik und Sascha ins Büro fahren würde.
*
Am frühen Abend machte sich Daniel in Begleitung seiner fünf Kinder auf den Weg in die Behnisch-Klinik. Fee befand sich weiter auf dem Weg der Besserung und hatte inständig darum gebeten, ihre Kinder sehen zu dürfen. Natürlich konnte Daniel seiner Frau diesen Wunsch nicht abschlagen und ermahnte besonders die Zwillinge, sich brav zu verhalten. Lenni, rücksichtsvoll wie immer, war zu Hause geblieben.
»Da seid ihr ja, ihr Lieben!« rief Fee erfreut, als sich die Tür öffnete, und die Kinder wie die Orgelpfeifen hintereinander hereinspazierten.
»Hallo, Mami, wie geht es dir?« riefen alle durcheinander. Daniels Ermahnungen waren offenbar nicht auf fruchtbaren Boden gefallen, doch im Moment störte das keinen, so groß war die Wiedersehensfreude.
»Mein Gott, ist das schön, euch wiederzusehen«, sagte Fee glücklich, als sich die erste Aufregung gelegt hatte.
»Wann kommst du denn wieder heim, Mami? Es ist so komisch ohne dich«, erklärte Dési weinerlich.
»Papi ist immer so streng. Man kommt viel besser mit ihm zurecht, wenn du da bist«, mischte sich nun auch ihr fünfjähriger Zwillingsbruder Jan vorlaut ein.
»Du Schlingel, ich zieh dir gleich die Ohren lang«, schimpfte Daniel scherzhaft.
»Papi hat sich halt große Sorgen um mich gemacht, das versteht ihr doch, nicht wahr? Ihr müßt ein bißchen nachsichtig mit ihm sein«, sagte Fee lächelnd.
»Ich habe immer gut geholfen. Lenni hat gesagt, daß sie sehr zufrieden mit mir ist«, erklärte Anneka eifrig, und Fee strich ihrer ältesten Tochter liebevoll über das Haar.
»Und ich hab’ einen Dreier in Mathe geschrieben«, sagte Felix ganz stolz. Er war keine Leuchte in der Schule wie sein älterer Bruder Danny, doch da er ohnehin keine Ambitionen wie dieser hatte, Arzt zu werden, machte er sich nicht viel daraus. Dennoch freute er sich über ein Erfolgserlebnis, und ein Dreier in Mathematik war zweifellos ein solches.
»Vielleicht sollte ich noch eine Weile in der Klinik bleiben, damit du dich ein bißchen mehr anstrengst«, lächelte Fee, doch Felix protestierte lautstark.
»Das hat überhaupt nichts damit zu tun. Außerdem ist es mir viel lieber, wenn ich Vierer schreibe, du aber dafür gesund und daheim bist.«
Das war eine eindeutige Liebeserklärung, die Fee gerührt annahm.
»Du brauchst dir keine Gedanken zu machen, Mami«, versicherte ihr nun auch Danny. »Ich paß schon mit Papi auf, daß alles seinen gewohnten Gang geht. Bleib du nur unbesorgt solange hier, bis du wieder ganz gesund bist. Und zu Hause werden wir dich erst einmal richtig verwöhnen. Auf keinen Fall sollst du wieder soviel arbeiten wie bisher«, versicherte er ernst.
»Das werden wir erst einmal abwarten!« Fee war ganz überrascht über die Gedanken, die sich ihre Familie offenbar machte, zumal sie noch nie das Gefühl gehabt hatte, mit dem großen Haushalt und den vielfältigen Verpflichtungen, die sie hatte, überfordert zu sein. Dennoch ließ sie ihre Lieben gewähren.
»Wie geht es dir denn, meine Liebste?« erkundigte sich Daniel schließlich, als die Kinder all ihre Berichte und Fragen an Fee losgeworden waren.
»Ein bißchen müde und erschöpft bin ich schon noch. Aber es geht merklich bergauf.«
»Du siehst auch schon wieder besser aus. Gott sei Dank hast du eine gute Konstitution, sonst hätte dir die schwere Krankheit wesentlich schlimmer zugesetzt.«
»Es zahlt sich halt aus, wenn man auf seine Gesundheit achtet«, lächelte Fee. »Und die Psyche trägt auch viel zum Wohlbefinden bei. Ich bin überzeugt davon, daß man wesentlich stabiler ist, wenn die Seele gesund ist.«
»Wie sagte schon Sokrates: In einem gesunden Körper ruht ein gesunder Geist«, steuerte Danny zu der Unterhaltung bei und erntete viel Beifall.
»Du weißt ganz schön viel«, bewunderte Anneka ihren großen Bruder.
»Das lernst du auch noch. Du bist ja auf dem besten Weg dazu«, lobte Danny seinerseits, und Anneka freute sich.
»Jetzt habe ich aber noch eine Neuigkeit für dich«, nahm Daniel das Gespräch mit Fee wieder auf.
Sie sah ihn gespannt an. »Worum geht es denn?«
»Du hast dich doch dafür interessiert, wie es deinem Findelkind Yasmin Pecher geht. Schorsch hat mich heute nachmittag angerufen und mir erzählt, daß sie am Vormittag per Kaiserschnitt einen gesunden Jungen entbunden hat.«
»Warum denn eine Sectio?« erkundigte sich Fee sogleich besorgt.
»Keine Bange, es geht ihr ausgezeichnet«, versuchte Daniel sie sofort zu beruhigen. Er hatte nicht vor, ihr zu diesem Zeitpunkt Einzelheiten über die Geschehnisse zu erzählen, da er fürchtete, Fee könne sich darüber zu sehr aufregen. Das hätte ihr auf keinen Fall gutgetan. »Sie hatte immer noch Probleme mit dem Blutdruck, der sehr schwankend war. Deshalb wollte Schorsch auf Nummer Sicher gehen«, wich er geschickt aus.
»Dann ist es ja gut. Ich hatte schon Angst, daß ihr wieder etwas zugestoßen ist«, gab Fee zurück.
»Wie kommst du darauf?« erkundigte sich Daniel überrascht. Hatte Fee von anderer Seite doch etwas erfahren?
»Ich hatte so einen merkwürdigen Traum«, erinnerte sie sich sinnend.
»Aber Träume werden ja zum Glück nicht immer Wirklichkeit.«
»Ja, ja, das wäre wirklich schlimm«, bestätigte Daniel zerstreut.
Die hellseherischen Fähigkeiten seiner Frau beunruhigten ihn manchmal. Doch Fee selbst lenkte jetzt von dem Thema ab. Ihr war ein Gedanke gekommen.
»Könntest du bitte so lieb sein und eine Kleinigkeit für Yasmins Baby besorgen?« bat sie Daniel. »Ich würde sie ja gern selbst besuchen, aber bis ich die Klinik verlassen kann, vergeht noch ein Weilchen. Dann wird sie bereits