Grace Unplugged. Melody Carlson

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Grace Unplugged - Melody  Carlson

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      Kapitel 3

      »Johnny«, rief Michelle aus der Küche herüber. »Tim und Sharon fahren gerade die Auffahrt rauf.«

      »Ist es schon sechs?« Johnny stellte die Gitarre in der Frühstücksecke ab, wo er gesessen und an einem Song gearbeitet hatte, und stand auf.

      »Sogar nach sechs«, sagte sie. »Kannst du aufmachen?«

      »Bin schon unterwegs, Schatz.« Auf dem Weg durch das Esszimmer fiel sein Blick auf den schön gedeckten Tisch. Toll, dass Michelle die geborene Gastgeberin war. Egal, ob sie große Plattenbosse oder einfach die Nachbarn zu Gast hatten, Michelle wusste immer, was zu tun war und wie es zu tun war.

      Heute Abend hatten sie ihren Pastor Tim und seine Frau Sharon eingeladen, und der Tisch sah wirklich einladend aus.

      »Hallo«, sagte er und schwang die Tür weit auf. »Willkommen, willkommen, hereinspaziert!«

      Michelle stieß zu ihnen, und es gab die üblichen Begrüßungsszenen. »In der Küche habe ich Eistee und Erdbeerlimonade«, verkündete sie. Sobald jeder mit einem Getränk versorgt war, blieben die Frauen in der Küche, während Johnny Tim in sein Arbeitszimmer führte.

      »Aha«, sagte Tim, »hier bewahrst du also all deine Musik-Andenken auf.« Er betrachtete die Fotos und Auszeichnungen an der Wand. »Beeindruckend.«

      Johnny lachte. »So beeindruckend nun auch wieder nicht. Vergiss nicht, dass es nur ein Hit war.«

      »Aber habe ich nicht irgendwo gehört, dass du ein neues Album machen willst?«

      »Das ist der Plan«, sagte Johnny. »Aber es gibt noch nichts Konkretes.«

      Tim sah sich ein Bild von Johnny mit ein paar seiner Musiker-Kumpel aus Nashville genauer an. »Da stehen ein paar richtig große Musiker gleich neben dir, Johnny.«

      Johnny nickte. »Korrekt. Zu dem Zeitpunkt dachten wir alle, ich würde auch mal ein ganz Großer werden.«

      »Du bist ein ganz Großer«, versicherte Tim.

      »Ach, na ja – solange Gott weiß, wer ich bin.« Er zeigte auf die Wand hinter sich. »Glaub mir, das war alles Michelles Idee. Sie findet, ich sollte die ganzen Sachen ausstellen, damit alle sie sehen können. Zum Glück beschränken wir es auf ein Zimmer.« Johnny legte den Kopf schief und horchte Richtung Tür. »Ich glaube, Michelle ruft uns zum Essen.«

      »Also habt ihr beide in Nashville gewohnt?«, fragte Tim auf dem Weg zum Esszimmer.

      »Nein. Wirklich gewohnt haben wir da nie. Aber ich bin zehn Autominuten von Graceland entfernt aufgewachsen«, erzählte Johnny, als sie das Esszimmer betraten. Michelle wies ihnen ihre Plätze zu.

      Tim grinste. »Verstehe. Jetzt wird mir einiges klar …«

      »Tja, meine Eltern wollten Hank Williams1. Ich gab ihnen Elvis.«

      Die anderen lachten. Johnny fiel auf, dass Grace nicht da war. Er warf Michelle einen fragenden Blick zu, aber sie war damit beschäftigt, Wasser einzuschenken.

      »Ich fand Elvis toll!«, sagte Sharon und nahm Platz. »Er war gerade noch christlich genug, dass meine Eltern sich keine allzu großen Sorgen um mich machten – zumindest am Anfang.«

      Tim zeigte auf seine Frau. »Du fandest Elvis toll?!«

      Und sofort gab es noch mehr Gelächter. Aber Johnny wurde abgelenkt, als Grace mit Gitarre und Bibel ins Esszimmer kam. »Gehst du heute früher zur Jugendgruppe?«, fragte er sie.

      »Ja.« Sie sah Michelle an. »Sorry, dass du für mich mit gedeckt hast, Mama.« Lächelnd wandte sie sich den Bryants zu. »Schön, euch zu sehen.«

      »Es ist auch schön, dich zu sehen, Grace«, sagte Sharon herzlich.

      »Ich wünsch dir einen guten Abend«, sagte Tim.

      »Hey, Grace«, rief Johnny ihr hinterher. »Kannst du nachher noch tanken?«

      »Klar.«

      »Du kannst die Kreditkarte benutzen«, sagte er.

      »Okay.« Grace hatte es offensichtlich eilig, was ihren Vater neugierig machte. Warum war sie so gehetzt, und warum fuhr sie schon so früh los?

      »Bitte vergiss es nicht, ja?«, rief er ihr warnend hinterher.

      »Mache ich nicht …« Ihre Stimme war von freundlich zu genervt übergegangen.

      »Warum machst du’s nicht noch vor der Jugendgruppe, Grace?«, fügte er hinzu. »Dann vergisst du’s garantiert nicht.«

      Grace’ Blick gab ihm zu verstehen, dass sie entweder sauer oder peinlich berührt oder etwas in der Art war. Aber weil er den Abend nicht verderben wollte, tat er es mit einem Lachen ab. »Teenager«, sagte er, als die Haustür ins Schloss fiel. Zum Glück schienen die Bryants unbeeindruckt von seiner unhöflichen Tochter. Aber nach dem Tischgebet fragte er Tim: »Haben sich eure Kinder jemals so benommen?«

      Tim lachte. »Also wirklich, Mann. Ich bin Pastor. Meine Kinder waren immer perfekt.«

      »Sehr witzig.« Sharon schüttelte den Kopf.

      Johnny seufzte, als er seine Serviette auseinanderfaltete und sie sich auf den Schoß legte. »Ich weiß nicht, was in letzter Zeit los ist. Wir beide waren einander mal so nah!« Er sah seine Gäste an und zwang sich zu einem Lächeln. »Ich bin froh, dass du ein Buch darüber geschrieben hast«, sagte er zu Tim. »Vielleicht liest sie das eines Tages mal.«

      Während das Essen herumgereicht wurde, versuchte Johnny, die Sorgen um seine eigensinnige Tochter beiseitezuschieben. Schließlich war sie immer noch ein Teenager. Da waren rebellische Phasen ganz normal. Alle Jugendlichen testeten das aus. Außerdem, versuchte er, sich Mut zu machen, war Grace ein gutes, christliches Mädchen. Und gerade unterwegs zu ihrer Jugendgruppe. Mal im Ernst, was konnte sich ein Vater noch mehr wünschen?

      Grace parkte das Auto, blieb jedoch noch sitzen und dachte nach. Warum war sie so wütend auf ihren Vater? Sie wusste, dass er sie liebte und, wie Rachel sie ständig erinnerte, dass er ein guter Vater war. Aber vielleicht war das genau das Problem. Er war ein zu guter Vater. Wie oft hatte sie mitbekommen, dass er vor seinen Freunden Witze machte wie: »Klar kann Grace mit einem Jungen ausgehen … wenn sie 30 ist!« Und natürlich musste jeder darüber lachen, und niemand nahm ihren Vater wirklich ernst. Aber manchmal kam sie doch ins Nachdenken … Manchmal kam es ihr vor, als hätte Johnny Trey es am liebsten, wenn Grace eine Marionette wäre, bei der er die Strippen zog.

      Als sie aus dem Auto stieg, fiel ihr finsterer Blick auf ihre Gitarre und die Bibel, die so unschuldig auf dem Rücksitz lagen. Dann schloss sie das Auto ab und ließ ihre Schuldgefühle ebenso darin zurück wie die Requisiten, die sie eingesetzt hatte, um heute Abend der Kontrolle ihres Vaters zu entkommen. Ihr Gewissen knipste sie mit wütender Empörung aus und nahm Kurs auf den Eingang des Kinos. Sie stellte sich in die Schlange zu all den anderen jungen Leuten und kaufte eine Karte für einen Film, den ihre Eltern

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