Grace Unplugged. Melody Carlson
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»Okay. Es tut mir leid. Ich habe nicht getankt, ich bin der schlimmste Mensch auf der ganzen Welt.«
»Das meine ich nicht«, sagte er scharf.
»Was dann?« Trotzig sah sie ihm direkt in die Augen. »Unfassbar! Ich vergesse, zu tanken, und du kommst hier rein und guckst, als hätte ich zehn Leute umgebracht!«
Da langte ihr Vater in seine Brusttasche und zog langsam ein schmales Stück Papier hervor, das er auf ihre Bibel legte. Ihre Kinokarte! Scharf sog sie die Luft ein und überlegte fieberhaft, wie sie aus der Nummer wieder herauskommen könnte. Aber sie wusste, dass es keinen Sinn hatte. Er wusste Bescheid.
»Wie war der Film?«, fragte er tonlos. Sie brachte es nicht fertig, ihn anzusehen. »Das alles hat doch System, Grace. Diese Lügen!«
Jetzt sah sie auf und machte sich auf das gefasst, was jetzt kommen würde.
»Und dein Benehmen!« Er schüttelte grimmig den Kopf. »Du weißt, dass Lügen eine Sünde ist. Was denkst du dir nur dabei?«
Sie starrte ihn weiter an. Falls er dachte, er sei ein perfekter Christ, sollte er lieber noch mal genauer hinsehen.
»Und?«, fragte er.
»Und was?«
»Was du dir dabei gedacht hast!?« Sein Gesicht war wutverzerrt. »Denkst du überhaupt irgendetwas, Grace? Ich verstehe das alles nicht. So warst du früher doch nie!«
Sie lenkte ihren Blick auf ihre Bibel und die Kinokarte. Sie wusste, dass sie sich nicht korrekt verhalten hatte, aber was war denn mit ihm? War es richtig, sich hier hinzustellen und seiner Tochter das Gefühl zu geben, sie sei der letzte Dreck? Sie fühlte Tränen in sich aufwallen, aber sie war wild entschlossen, nicht zu weinen. Nein, sie würde das hier wie eine Erwachsene regeln. Denn – ob ihr Vater es glaubte oder nicht – sie war eine Erwachsene. Und wenn er aufhören würde, sie wie ein Kind zu behandeln, hätte sie vielleicht die Chance, sich wie eine zu verhalten.
»Grace, ich weiß, dass du immer für Gott leben wolltest. Doch in letzter Zeit hast du vor allem für dich gelebt.«
Sie holte tief Luft. Dachte er das wirklich?
»Und ich habe immer gesagt, dass wir ein Team sind. Aber wenn das hier nicht aufhört, weiß ich nicht, ob du in der Anbetungsband bleiben … oder bei dem Album mitmachen kannst.«
Sie atmete langsam aus und wägte seine Worte ab. Dann zwang sie sich zu einer hoffentlich entschuldigenden Miene. »Es tut mir leid, Papa.«
Er schürzte die Lippen und schüttelte den Kopf. »Es ist schon spät. Wir müssen morgen früh in die Gemeinde. Da ich noch keinen Ersatz für dich habe, erwarte ich, dass du deinen Part in der Band übernimmst. Am Klavier.« Er zeigte mit dem Finger auf sie. »Enttäusche mich nicht!«
Mit erneutem Kopfschütteln öffnete er die Tür. Seine Enttäuschung über sie war so groß, so greifbar, dass sie noch spürbar in der Luft lag, als er schon gegangen war. Und vielleicht hatte sie seinen Groll und seine Kritik ja sogar verdient. Vielleicht war sie auch für Gott eine Enttäuschung. Wie dem auch sei – sie machte sich bettfertig und nahm sich vor, es morgen besser zu machen. Irgendwie würde sie es schaffen, dass ihr Vater sie anders wahrnahm. Irgendwie würde sie dafür sorgen, dass er wieder stolz auf sie war.
Kapitel 4
Wild entschlossen, ihren Vater heute glücklich zu machen, nahm Grace ihren Platz auf der Bühne ein und gab sich große Mühe mit dem ersten Anbetungslied. Sie mochte Desert Song wirklich, aber sie wusste, dass sie nicht mit vollem Herzen bei der Sache war. Dennoch versuchte sie, ihr Bestes zu geben.
So fügte sie sich in die Band ein und sang die vertrauten Lieder so enthusiastisch, wie es ihr möglich war. Dabei fiel ihr ein gut gekleideter Mann auf, der mindestens zehn Minuten zu spät in die Gemeinde kam. Sie beobachtete, wie er sich etwa in der Mitte des Saales einen Platz suchte. Er musste ein wenig älter als ihr Vater sein. Sie hatte ihn noch nie zuvor in der Gemeinde gesehen. Durchgestylt, wie er war, fiel er hier sofort auf. Er konnte unmöglich aus Homewood sein.
Das Lied war zu Ende, und sie konzentrierte sich darauf, wann ihr Vater ihr das Signal dafür gab, den nächsten Song zu beginnen. Immer noch steckte sie all ihre Energie in das Spielen und Singen der Anbetungslieder – wie es sich für die wohlerzogene Tochter des Anbetungsleiters gehörte. Sie würde ihn glücklich und stolz machen. Sie würde ihr Bestes geben, und vielleicht würde er dann wieder anfangen, ihr zu vertrauen.
Nach der Anbetungszeit trat Pastor Bryant ans Rednerpult, und Grace setzte sich auf ihren Stammplatz ganz links in der ersten Reihe. Sie tat so, als würde sie sich Notizen zur Predigt machen, aber tatsächlich schrieb sie ein paar Liedzeilen auf, die ihr gerade in den Sinn gekommen waren. Dann wurde ihr klar, dass ihr Vater sie wahrscheinlich im Blick hatte, und sie achtete darauf, zu den richtigen Zeiten ihre Bibel aufzuschlagen. Dann war die Predigt auch schon zu Ende, und das Anbetungsteam war mit dem Schlusslied dran.
Wieder nahm sie ihren Platz am Klavier ein und gab alles, um ihrem Vater zu gefallen. Sicher, die Dinge würden hier anders laufen, wenn sie das Sagen hätte. Aber sie hatte nicht das Sagen. Nicht im Anbetungsteam – und auch nicht in ihrem eigenen Leben.
Froh, dass es vorbei war, packte Grace mit betont freundlicher Miene ihre Noten, das Notizbuch und ihre Bibel zusammen, steckte alles in ihre Tasche und wollte schnell verschwinden. Ihr Vater nickte ihr kurz zu – als wolle er sagen, dass es okay war – und packte dann seine Gitarre ein. Als sie gerade die Bühne verlassen wollte, rief jemand: »Johnny Trey!«
Es war der durchgestylte Typ von vorhin, der jetzt auf die Bühne zukam und ihrem Vater zuwinkte, als würde er ihn kennen.
»Mossy?« Ihr Vater klang völlig geschockt.
»Höchstpersönlich, Amigo.« Der Mann wirkte vollkommen souverän und selbstsicher – als wüsste er genau, wer er war, und käme überall zurecht, selbst in einer kleinen Gemeinde in Alabama.
»Komm her, Mann!« Ihr Vater sprang von der Bühne und nahm den Mann in die Arme. »Wie kommst du denn hierher?«
»Lass dich ansehen«, sagte Mr Stylish und musterte ihren Vater von Kopf bis Fuß. »Alt geworden bist du!«
Auch ihre Mutter stieß jetzt dazu. Sie sah so verwundert aus, wie Grace sich fühlte. »Mossy?«, fragte sie ungläubig.
»Da ist sie ja«, sagte der Mann herzlich. »Shelly, Baby.«
Jetzt umarmte er auch Grace’ Mutter. Grace hielt sich im Hintergrund und beobachtete die Szene. Sie hatte keine Ahnung, wer der Mann war und was da gerade vor sich ging.
»Du bist nicht einen Tag älter geworden, Süße«, sagte der Geschniegelte gerade zu ihrer Mutter.
»Oh, vielen Dank für die Blumen«, sagte sie fröhlich.
»Was um alles in der Welt tust du hier, Mensch?«, fragte ihr Vater.
Jetzt nickte der Fremde in Richtung Grace. »Und wer ist dieses junge Talent?«, fragte er ihren Vater.