Familie Dr. Norden Staffel 1 – Arztroman. Patricia Vandenberg
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Er sah sie ganz bestürzt an.
»Was haben Sie auszusetzen?« fragte er erschrocken.
»Nichts, aber ich fühle mich gesund und sehe nicht ein, warum ich hier liegen soll.«
»Sie sollten sich ein paar Tage schonen.«
»Ich bin kein Mensch, der faulenzen kann. Dann werde ich nämlich unzufrieden. Und ich habe allerhand zu tun, damit ich bald wieder nach München fliegen kann.«
»Ist es da denn soviel schöner?«
»Es ist meine eigentliche Heimat, und dort lebt der Mann, den ich heiraten werde.«
»Ja, wenn das so ist, muß ich wohl Verständnis dafür haben. Aber bleiben Sie doch wenigstens noch diese Nacht.«
»Mein zukünftiger Mann ist zur Zeit in Japan und wird versuchen, mich telefonisch zu erreichen. Mein Handy liegt im Büro, da alles so schnell ging. Er hat keine Ahnung, daß ich in der Klinik bin, was auch gut sein wird, sonst würde er sich nur aufregen. Also, verstehen Sie auch das.«
»Dafür habe ich Verständnis, aber in erster Linie denke ich an Sie und Ihre Gesundheit, Miß Wilkens.«
Er wußte auch, was er dem Namen Wilkens schuldig war. Es war zwar kein seltener Name, aber dieser hatte schon eine besondere Bedeutung in Atlanta. Trotz seines zurückgezogenen Lebens war Joshua ein berühmter Mann gewesen.
Mary Ann kleidete sich an. Sie hatte ein ungutes Gefühl dabei, denn es waren dieselben Sachen, in denen sie in die Klinik gebracht worden war, und sie war es gewöhnt, immer frische Kleidung anzuziehen.
Ein Taxi stand schon bereit, das sie zum Hotel brachte. Sie fühlte sich nicht schlapp, es ging alles nur ein wenig langsamer als sonst, das machten wohl die Medikamente.
Im Hotel angekommen, entkleidete sie sich schnell und ging unter die Dusche. Dann fühlte sie sich gleich wohler. Sie bestellte einen gemischten Salat und eine Käseplatte. Es wurde ihr dazu auch eine Schale Obst und ein Teller leckeres Gebäck serviert. Es gefiel ihr, allein zu sein, es sich gemütlich zu machen und das zu tun, wonach ihr der Sinn stand, und sie hatte Appetit.
Das Telefon läutete nicht, und sie war darüber doch enttäuscht, aber sie wußte, daß solche Konferenzen manchmal bis in die Nacht gingen.
Sie schaltete den Fernseher ein, als sie es sich auf der Couch bequem gemacht hatte, aber es sagte ihr nicht zu und sie wollte von Politik und Wirtschaft nichts hören, außer klassische Musik, und die bekam sie aus dem Radio. Dabei wurde sie schnell müde und ging zu Bett.
Am Morgen wurde sie vom Läuten des Telefons geweckt. Es war Simon.
»Endlich!« rief sie aus. »Bist du schon wieder zu Hause?«
»So schnell geht es diesmal nicht. Wir fliegen heute noch nach Indien, ein erfolgversprechendes Gespräch hat sich ergeben, aber ich denke, daß wir in zwei Tagen zurückfliegen. Wann kommst du, mein Liebes? Ich habe schreckliche Sehnsucht nach dir.«
»Es wird schon noch eine Woche dauern, Darling. Du ahnst nicht, was ich für Akten wälzen muß, aber eigentlich könnten wir dann einen sehr langen Urlaub machen ohne alle Sorgen, wie die Geschäftslage ist.«
»Du kennst meine Einstellung, und ich glaube auch nicht, daß du dich nach einem Luxusleben sehnst.«
»Das nicht, aber es ist schon ein ganz angenehmes Gefühl, sich gewisse Annehmlichkeiten verschaffen zu können. Das hat mein Vater leider gar nicht verstanden, aber jetzt denke ich an die armen Menschen und vor allem die hungernden Kinder in aller Welt und will ein paar Stiftungen ins Leben rufen. Du könntest die Erfindungen deines Schwiegervaters verwerten. Man muß es ihm lassen, er war ein Genie.«
»Für mich gibt es nichts Wichtigeres als dich. Ich muß jetzt Schluß machen, wir müssen zum Airport. Paß auf dich auf, Mary Ann.«
»Du auch auf dich, Simon, und melde dich gleich, ich mache mir sonst wirklich Sorgen.«
Und sie hatte ein ganz eigenartiges Gefühl, als sie den Hörer auflegte.
So ganz wohl fühlte sie sich auch nicht. Anscheinend mußte sie sich doch noch ein bißchen schonen, und sie hatte jetzt auch die Absicht, sich Zeit zu lassen und sich nicht zu sehr zu strapazieren. Wenn es eine problematische Schwangerschaft werden sollte, mußte dem Kind wenigstens eine Chance gegeben werden. Sie wußte, daß die ersten vier Monate entscheidend waren und wußte jetzt auch, daß sie das Kind haben wollte. Sie war überzeugt, daß Simon zu überzeugen sein würde.
Sie ließ sich Zeit mit der Morgentoilette, dann bestellte sie das Frühstück und stellte das Radio an. Zuerst hörte sie nicht genau hin, sondern frisierte sich, aber dann horchte sie plötzlich auf. ›Die Firmenmaschine mit achtzehn Passagieren mußte in Sibirien notlanden und sofort wurden Rettungsmaßnahmen eingeleitet, aber bisher konnte die genaue Position noch nicht geordert werden‹, hörte sie die Ansage.
Sie begann zu zittern.
Sie mahnte sich zur Ruhe. In Rußland flogen viele Flugzeuge und bestimmt gab es auch mehr Firmenflugzeuge, die zu dieser Zeit unterwegs waren. Sie wollte sich erst einmal genau erkundigen, wann und wo dieser Zwischenfall sich ereignet hatte und um welche Firma es sich handelte. Sie gehörte doch nicht zu den Schwarzsehern, die gleich immer das Schlimmste vermuteten.
Dennoch war ihr der Appetit vergangen, und sie konnte an nichts anderes denken. Aber an wen konnte sie sich wenden, um Näheres zu erfahren? Ob ihre Firma ihr da Auskunft geben konnte?
Die Direktion würde telefonisch keine Auskunft geben. Sie kannte die Gepflogenheiten. Sie konnte in München anrufen, aber war das nicht ein wenig übereilt? Sie wartete auf die nächste Radiomeldung und schaltete auch den Fernsehapparat ein. Geduld mußte sie haben, aber endlich kam eine neue Meldung zu dem Flugzeugunglück.
Rettungsmannschaften wären auf dem Wege zu der Unglücksstelle, die sich aber in einem sehr unwegsamen Gebiet befände. Unter den Passagieren befinden sich auch fünf europäische Topmanager, zwei Deutsche, zwei Engländer und ein Franzose, dessen Ehefrau und zwei Kinder, mehrere Techniker, zwei Piloten und zwei Stewardessen. Es wurden auch mehrere Notsignale aufgefangen.
Mehr konnte man vorerst nicht sagen.
Es ist Simons Maschine, dessen war sich Mary Ann jetzt sicher. Sie war wie betäubt und erst wieder gegenwärtig, als Stanley Bratt anrief und fragte, ob sie wieder wohlauf sei.
»Nicht so ganz«, redete sie sich heraus. »Ich bleibe im Hotel und ruhe mich aus.«
Er wünschte ihr gute Besserung und meinte, daß sie sich schonen solle, denn eigentlich würde alles auch so geregelt.
Es war ihr jetzt auch völlig gleichgültig, wie die Abwicklung weiter vor sich ging. Sie wollte wissen, wo Simon war und wie es ihm ging. Auf keinen Fall wollte sie an Schlimmes denken. Und doch wurde die Angst immer größer.
Sie rechnete aus, daß es in München jetzt früher Nachmittag sein müßte und entschloß sich, im Büro anzurufen.
Dr. Mattes meldete sich, was sie schon sehr verwunderte, denn sonst war immer seine Sekretärin am Telefon. Er schien erschrocken zu