Dr. Norden Staffel 1 – Arztroman. Patricia Vandenberg
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу Dr. Norden Staffel 1 – Arztroman - Patricia Vandenberg страница 27
»Du bist ja schon wach?«, stellte Manfred fest, als er ihren Argwohn bemerkte und zog sie rasch in seine Arme.
Dieser liebevollen Geste konnte Natascha nicht wiederstehen, und sie schmiegte sich in seine starken Arme, an seine breite Brust, an der sie sich so beschützt und geborgen fühlte wie nirgendwo sonst auf der Welt. »Täusche ich mich oder riecht es schon nach Kaffee?«, murmelte Manfred in ihr dunkles duftendes Haar.
»Frische Brötchen stehen auch schon auf dem Tisch.« Natascha löste sich vorsichtig aus der Umarmung und klemmte sich eine Strähne hinters Ohr.
Verliebt betrachtete sie ihren Herrn Oberlehrer, wie sie Manfred gerne scherzend nannte. Er sah noch verschlafen aus, und das dunkle zerzauste Haar gab ihm etwas Jungenhaftes. Schlagartig waren ihre Sorgen vergessen, und unvermittelt packte sie der Übermut. Sie bohrte ihre Fingerspitzen in Manfreds Bauchdecke. Selten hatte Natascha einen Menschen kennengelernt, der so kitzlig war, und Sekunden später tobten die beiden wie ausgelassene Kinder im Bett.
»Willst du wohl aufhören, du Satansweib!«, keuchte Manfred lachend, als es Natascha gelungen war, ihn erneut an einer besonders kitzligen Stelle zu quälen.
»Und bist du nicht willig, so brauch ich Gewalt«, ließ sie sich nicht erweichen. Während sie sich an Manfred festklammerte, liefen ihr Lachtränen übers Gesicht.
»Den Teufel halte, wer ihn hält! Er wird ihn nicht so bald zum zweiten Male fangen«, konterte Manfred lachend aus Goethes Faust.
Mit einer geschickten Drehung seines geschmeidigen, durchtrainierten Körpers wand er sich aus Nataschas Umklammerung und floh aus dem Bett. Da geschah es. Wieder sackten seine Beine unter ihm weg, und haltlos stürzte er zu Boden.
Schlagartig verstummte das Lachen im Zimmer. Wie versteinert saß Natascha auf der Matratze und starrte ihren Liebsten an.
»Um Gottes willen, Manfred!«, rief sie entsetzt. »Hast du dir wehgetan?« Hastig kletterte sie aus dem Bett und kniete sich auf den Boden neben ihm. Sie hatte sich furchtbar erschrocken und legte eine Hand auf seine Schulter. »Bitte, sag doch was!«
Manfred war kreidebleich und atmete schwer. Auch ihm war der Schreck in die Glieder gefahren. Glücklicherweise war er diesmal weich gefallen und hatte sich nicht wehgetan.
»Geht schon wieder«, seufzte er endlich und richtete sich mühsam auf. Das Gefühl in den Beinen war zurückgekehrt.
»Was war denn das?«, erkundigte sich Natascha argwöhnisch, während sie ihm auf die Beine half. »Du bist einfach umgefallen.«
»Unsinn!«, widersprach er so heftig, dass sie erschrak. »Ich bin über die Teppichkante gestolpert.«
»Oh, das hab ich gar nicht gesehen.« Verwirrt sah Natascha ihm nach, wie er langsam durch das Schlafzimmer ging, hinüber ins Bad.
Wenig später hörte sie die Dusche rauschen, und Natascha, die schon im Bad gewesen war, zog sich an und ging hinüber in die kleine Wohnküche. Sie schenkte sich Kaffee ein und trat durch eine Tür hinaus an die frische Luft. Auf dem Balkon neben dem hübsch gedeckten Frühstückstisch standen Töpfe mit üppig blühenden Blumen. Sogar ein kleiner Spalierapfelbaum hatte dort sein Zuhause gefunden und fühlte sich offensichtlich sehr wohl dort im lichten Schatten. Dieser Anblick vertrieb ihre Sorgen, und sie seufzte zufrieden.
»Ich bin der glücklichste Mensch der Welt!«
Nebenan rauschte immer noch das Wasser, und es war gut, dass Natascha nichts von den Gedanken ahnte, die Manfred in diesem Augenblick bewegten.
»Was, wenn ich schon bald ein Pflegefall bin und mich dann nicht mehr selbst duschen kann?«
Niemals zuvor hatte er sich so elend gefühlt, und er fragte sich, ob das Leben unter solchen Umständen überhaupt noch lebenswert war.
»So darfst du nicht denken«, schalt er sich selbst und schäumte sein volles Haar mit Shampoo ein. »Vielleicht ist es eine ganz harmlose Sache, die sich mit einem kleinen Eingriff beseitigen lässt.« Doch so sehr er sich auch bemühte, er bekam seine Ängste nicht in den Griff.
Dabei ging es nicht nur um seine junge Frau sondern um sein gesamtes Leben. Manfred Holler war Lehrer mit Leib und Seele, unterrichtete an der Oberstufe. Was, wenn er im Rollstuhl sitzen musste? Würden seine Schüler ihn dann noch ernst nehmen? Mal abgesehen davon, dass sein geliebter Sportunterricht damit hinfällig war. Wie seine gesamten sportlichen Aktivitäten …
»Freddy?« Nataschas Stimme riss ihn aus seinen Gedanken. »Willst du unter der Dusche Wurzeln schlagen oder was?« Sie stand in der Tür und musterte wohlwollend seinen durchtrainierten Körper, dessen Umrisse trotz beschlagener Glaswand deutlich sichtbar waren. »Wenn du noch lange da stehst, komme ich möglicherweise auf dumme Gedanken«, warnte sie ihn, und er konnte ihr laszives Lächeln förmlich vor sich sehen.
»Eine verlockende Vorstellung, mein Schatz«, ging er auf ihren unbeschwerten Tonfall ein, auch wenn es ihm schwerfiel. »Allerdings würden ich dann zu spät in die Kir…« Erschrocken hielt er mitten im Satz inne.
Natürlich wusste er, dass er Natascha irgendwann einweihen musste. Aber nicht jetzt!, ging es ihm durch den Sinn. Nicht, wenn sie so gut gelaunt und positiv gestimmt war. Zuerst wollte er die Untersuchungsergebnisse abwarten.
»Was hast du gesagt, mein Schatz?«, rief sie durch die Wohnung. Glücklicherweise schien Natascha ihn nicht verstanden zu haben und hatte das Bad schon wieder verlassen.
Manfred beeilte sich mit dem Anziehen und trat nur Minuten später zu ihr auf den Balkon. Sein feuchtes Haar glänzte in der Morgensonne.
»Ich meinte, dass ich sonst zu spät zu meiner Fortbildung komme«, flüchtete er sich rasch in eine Ausrede. »Hmmm, das sieht aber lecker aus«, lobte er ihren hübsch gedeckten Frühstückstisch.
»Welche Fortbildung eigentlich?«, erkundigte sich Natascha. Sie hatte sich gesetzt und schenkte ihrem Liebsten Kaffee ein.
»Sport als Abiturfach, die neuen Richtlinien«, schüttelte Manfred schnell ein Thema aus dem Ärmel und starrte konzentriert auf den Korb mit den frischen Brötchen. »Welches nehme ich denn?«, fragte er sich betont leicht und entschied sich für eine knusprige Sesamsemmel.
Natascha freute sich darüber, mit ihm an einem Tisch zu sitzen. Zeit mit ihrem Verlobten zu verbringen, gehörte für sie zu den allerschönsten Vergnügungen, und schon jetzt konnte sie sich nicht mehr vorstellen, dass es ein Leben ohne ihn gegeben hatte.
»Was hältst du davon, wenn wir morgen in das Restaurant fahren, in dem wir unsere Hochzeit feiern wollen und das Menü besprechen«, machte sie einen unbekümmerten Vorschlag. Hungrig biss sie in ihre Bretzel, die sie zuvor aufgeschnitten und mit Butter bestrichen hatte. »Davor könnten wir bei deiner Schwester vorbeischauen und mit ihr und ihrem neuen Hund einen Spaziergang machen. Wir müssen diese Gelegenheit nutzen. Der Kleine ist bestimmt nicht mehr so süß und tollpatschig, wenn er erst ausgewachsen ist.«
Während Manfred Nataschas unbeschwerter Stimme lauschte, wurde sein Herz immer schwerer.
»Morgen geht es leider