Gesammelte Werke. Джек Лондон

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Gesammelte Werke - Джек Лондон страница 92

Gesammelte Werke - Джек Лондон

Скачать книгу

das wißt ihr gut!"

      Unter seiner Anleitung wurden die Bewegungen merklich schneller, und als dann das Boot über Bord schwang, wurde ich nach vorn geschickt, um den Klüver hochgehen zu lassen. Wolf Larsen stand am Rade und steuerte die Ghost auf das zweite Luvboot der Macedonia zu.

      Vorläufig gab es nichts für mich zu tun, und so wandte ich meine Aufmerksamkeit den Booten zu. Das dritte Luvboot der Macedonia wurde von zweien der unsrigen angegriffen, das vierte von unsern andern drei, während das fünfte kehrtmachte, um seinem nächsten Gefährten zu Hilfe zu kommen. Die Schlacht war auf weite Entfernung eröffnet, und die Büchsen knallten unaufhörlich. Kurze, kräftige Seen, vom Winde aufgepeitscht, hinderten ein sicheres Schießen, und hin und wieder sahen wir beim Näherkommen die Kugeln von Welle zu Welle tanzen.

      Das Boot, das wir verfolgten, hatte sich vor den Wind gelegt und versuchte, uns zu entwischen. Es nahm die Richtung auf die anderen Boote, um ihnen zu helfen, den allgemeinen Angriff zurückzuschlagen.

      Da ich Segel und Schote bediente, blieb mir wenig Zeit zu sehen, was vorging, als ich aber zufällig auf der Achterhütte war, hörte ich, wie Wolf Larsen den beiden fremden Matrosen befahl, sich nach vorn in die Back zu begeben. Sie gingen widerstrebend, aber sie gingen. Dann schickte er Fräulein Brewster hinunter und lächelte, als er den erschrockenen Ausdruck in ihren Augen sah.

      „Sie werden nichts Schauerliches unten finden", sagte er, „nur einen Mann, der sicher am Ringbolzen festgemacht, sonst aber unverletzt ist. Es ist möglich, daß Kugeln an Bord fliegen, und ich möchte nicht, daß Sie getötet werden."

      Er hatte noch nicht ausgesprochen, als eine Kugel zwischen seinen Händen hindurch gegen eine Messingspake des Steuerrades schlug und luvwärts durch die Luft pfiff.

      „Da sehen Sie!" sagte er zu ihr, dann wandte er sich zu mir: „Herr van Weyden, wollen Sie das Ruder nehmen?"

      Maud Brewster war auf die Laufbrücke getreten, so daß nur noch ihr Kopf zu sehen war.

      Wolf Larsen hatte sich eine Büchse geholt und schob jetzt eine Patrone in den Lauf.

      Ich bat Maud durch einen Blick, nach unten zu gehen, aber sie lächelte und sagte: „Wir mögen ja schwache Landratten sein, die kaum auf eigenen Füßen zu stehen vermögen, aber wir können Kapitän Larsen wenigstens zeigen, daß wir tapfer sind."

      Er warf ihr einen schnellen bewundernden Blick zu. „Dafür gefallen Sie mir um hundert Prozent besser", sagte er. „Bücher, Verstand und Mut. Sie sind wirklich vollkommen, trotz Ihrer Gelehrsamkeit, wert, das Weib eines Seeräuberhäuptlings zu sein. Na, darüber werden wir später reden", lächelte er, als eine Kugel in die Kajütswand schlug.

      Er ließ sich aufs Deck nieder und legte seine Büchse auf die Reling. Die Kugeln, die wir bisher erhielten, hatten fast eine halbe Meile zurückzulegen gehabt, inzwischen hatte sich aber der Abstand auf die Hälfte verkürzt. Er zielte sorgsam und schoß dreimal. Der erste Schuß ging knapp zwanzig Meter in Luv am Boot vorbei, der zweite dicht daneben, und beim dritten ließ der Bootssteuermann das Ruder los und sank auf dem Boden des Bootes zusammen.

      „Ich wette, das genügt", sagte Wolf Larsen, indem er sich erhob. „Ich kann es mir nicht leisten, den Jäger zu treffen, und ich rechne damit, daß der Ruderer nicht steuern kann. Der Jäger kann nicht steuern und schießen zugleich."

      Seine Berechnung erwies sich als richtig, denn das Boot drehte sich sofort im Wind, und der Jäger sprang nach achtern, um den Platz am Ruder einzunehmen. Wir merkten nichts mehr von der Schießerei, wenn auch die Büchsen von den andern Booten noch munter knallten.

      Es war dem Jäger geglückt, das Boot wieder in den Wind zu bringen, aber wir machten ungefähr doppelt soviel Fahrt. Als wir noch etwa hundert Schritt entfernt waren, sah ich, wie der Ruderer dem Jäger eine Büchse reichte. Wolf Larsen begab sich mittschiffs und nahm eine Rolle Tauwerk vom Bolzen des Klaufalls. Dann lugte er mit erhobener Büchse über die Reling.

      Zweimal sah ich den Jäger mit einer Hand das Ruder loslassen und zur Büchse greifen - aber jedesmal bedachte er sich wieder. Dann waren wir neben ihnen und schossen schäumend vorbei.

      „Hier!" rief Wolf Larsen plötzlich dem Ruderer zu. „Fang das Ende!"

      Gleichzeitig warf er das Tau. Er traf so gut, daß es den Mann beinahe zu Boden riß, der aber gehorchte nicht, sondern blickte den Jäger an, um dessen Befehle abzuwarten. Der Jäger seinerseits bedachte sich einen Augenblick. Er hatte die Büchse zwischen den Knien, wenn er aber das Ruder losließ, um zu schießen, mußte das Boot herumgeworfen werden und mit dem Schoner zusammenstoßen. Dazu sah er die Büchse Wolf Larsens auf sich gerichtet und wußte, daß jener schießen würde, ehe er selbst auch nur das Gewehr an die Backe gebracht hätte. „Nimm es", sagte er zu dem Ruderer.

      Der gehorchte, indem er das Tau um die vordere Duchtwand. Es straffte sich, das Boot gierte plötzlich, und der Jäger brachte es, etwa zehn Meter entfernt, parallel zur Ghost.

      Er behielt die Büchse in der einen Hand und ließ die Takel mit der andern hinab. Als Bug und Steven festgemacht waren und die beiden Männer sich anschickten, an Bord zu kommen, nahm der Jäger seine Büchse, als ob er sie an einen sicheren Platz stellen wollte.

      „Fallen lassen!" rief Wolf Larsen, und der Jäger gehorchte, als ob sie glühend wäre.

      Einmal an Bord, holten die beiden Gefangenen das Boot ein und trugen auf Wolf Larsens Anweisung den verwundeten Steuermann in die Back.

      „Wenn unsere fünf Boote ebenso tüchtig sind wie Sie und ich, werden wir eine hübsche Mannschaft zusammenbekommen", sagte Wolf Larsen zu mir.

      „Der Mann, den Sie getroffen haben - ich hoffe, er ist -", sagte Maud Brewster mit zitternder Stimme.

      „Schulterschuß!" antwortete er. „Nichts Ernstes. Herr van Weyden wird ihn in drei bis vier Wochen wieder auf die Beine bringen. Aber die da drüben wird er allem Anschein nach kaum durchbringen", fügte er hinzu und wies auf das dritte Boot der Macedonia, auf das ich jetzt lossteuerte und das sich beinahe auf der gleichen Höhe wie wir befand. „Das ist Horners und Smokes Arbeit. Ich habe ihnen gesagt, daß ich lebendige Männer brauche und keine Leichen. Aber die Freude am Treffen ist eine zu große Versuchung, wenn man erst einmal Schießen gelernt hat. Haben Sie es je versucht, Herr van Weyden?"

      Ich schüttelte den Kopf und betrachtete ihr Werk. Es war in der Tat blutig gewesen, und jetzt waren sie einfach weitergefahren und hatten sich unsern andern drei Booten bei ihrem Angriff auf die übrigen Feinde angeschlossen. Das sich selbst überlassene Boot lag in einem Wellental und rollte wie trunken über den Schaum, während das lose Sprietsegel im rechten Winkel herausstak und im Winde flatterte. Jäger und Ruderer lagen hilflos auf dem Boden, der Steuermann jedoch lag quer über dem Schandeckel, halb über der Reling, seine Arme schleiften das Wasser, und sein Kopf rollte von einer Seite zur andern.

      „Halten Sie gerade auf den Haufen los, Herr van Weyden!" befahl Wolf Larsen.

      Als wir näher kamen, hatte das Feuer aufgehört, und wir sahen, daß der Kampf vorbei war. Die beiden letzten Boote waren von unsern fünf erbeutet worden, und alle sieben lagen jetzt zusammengedrängt da und warteten darauf, von uns aufgenommen zu werden.

      „Sehen Sie dort!" rief ich unwillkürlich, indem ich nach Nordwest wies, wo dunkler Rauch aufstieg.

      „Ja, ich hab es gesehen", erwiderte Wolf Larsen ruhig. Er maß die Entfernung zur Nebelbank und blieb einen Augenblick stehen, um die Stärke des Windes zu fühlen.

Скачать книгу