Gesammelte Werke. Джек Лондон

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Gesammelte Werke - Джек Лондон

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Schauen Sie nur!"

      Der Rauchfleck wuchs plötzlich und war sehr schwarz.

      „Ich werde schon noch mit dir fertig, und wenn du zehnmal mein Bruder bist!" frohlockte er. „Du kannst froh sein, wenn deine alte Maschine nicht in tausend Stücke springt."

      Als wir beilegten, löste sich der scheinbare Wirrwarr. Die Boote verteilten sich auf beide Seiten, und die Leute kamen gleichzeitig an Bord. Sobald die Gefangenen über die Reling geklettert waren, wurden sie von unsern Jägern in die Back geschafft, während unsere Matrosen die Boote einholten, sie in wirrem Durcheinander auf Deck fallen ließen und sich nicht einmal Zeit nahmen, sie festzuzurren. Wir waren schon in voller Fahrt; als das letzte Boot aus dem Wasser gehoben wurde und über die Reling schwang, waren bereits alle Segel gesetzt.

      Eile tat indessen auch not. Die Macedonia, deren Schlot schwärzesten Rauch ausstieß, kam aus Nordwest herangejagt. Ohne die Boote, die ihr geblieben waren, zu beachten, hatte sie ihren Kurs so gesetzt, daß sie uns überholen mußte. Sie fuhr nicht gerade auf uns los, sondern ihr Kurs bildete einen spitzen Winkel zu dem unsern, und wir mußten uns gerade am Rande der Nebelbank treffen. Dort oder nirgends konnte die Macedonia hoffen, uns zu fangen. Die einzige Rettung wiederum war, diesen Punkt vor der Macedonia zu erreichen.

      Wolf Larsen steuerte. Seine Augen funkelten und blitzten, während er jede Einzelheit der Verfolgungsjagd in sich aufsog. Bald durchforschte er die See in Luv nach Anzeichen, ob der Wind sich legte oder auffrischte, bald blickte er nach der Macedonia, dann wieder schweiften seine Augen über die Segel, und er gab Befehl, hier eine Leine zu lockern, dort eine anzuziehen, bis er aus der Ghost alles herausholte, was sie zu leisten vermochte. Aller Streit, aller Groll waren vergessen, und ich war erstaunt über die Bereitwilligkeit, mit der die Mannschaft, die so lange seine Brutalität erduldet hatte, jetzt seine Befehle ausführte. Seltsam: Ich mußte an den unglücklichen Johnson denken, und als wir uns so über die Wellen hoben und ganz auf die Seite legten, wurde ich mir eines Bedauerns bewußt, daß er jetzt nicht am Leben und mit dabei war. Er hatte die Ghost so geliebt, und ihre Manövrierfähigkeit hatte ihn so begeistert.

      „Holt lieber eure Gewehre, Jungs!" rief Wolf Larsen unsern Jägern zu, und die fünf Mann stellten sich, die Büchsen in der Hand, an die Leereling und warteten.

      Die Macedonia war jetzt nur noch eine Meile entfernt, der schwarze Rauch wälzte sich im rechten Winkel aus ihrem Schornstein, so wahnsinnig durchpflügte sie mit ihrer Fahrt von siebzehn Knoten die Wogen. „Heulend durchs Meer!" zitierte Wolf Larsen, während er auf sie blickte. Wir schafften nicht mehr als neun Knoten, aber die Nebelbank war jetzt ganz nahe. Ein Rauchballen löste sich vom Deck der Macedonia. Wir hörten einen schweren Knall, und in unserm Großsegel zeigte sich ein rundes Loch. Sie schossen auf uns mit einer der kleinen Kanonen, die sie dem Gerücht nach an Bord hatten. Unsere Leute, die mittschiffs in einem Haufen zusammenstanden, schwangen die Mützen und erhoben ein Hohngeschrei. Wieder ein großer Rauchballen und ein lauter Knall. Diesmal ging die Kugel nicht mehr als sechs Meter achtem vorbei und tanzte zweimal in Luv von Welle zu Welle, ehe sie versank.

      Mit Gewehren wurde nicht geschossen aus dem einfachen Grunde, weil alle Jäger der Macedonia entweder in den Booten oder unsere Gefangenen waren. Als der Abstand zwischen den beiden Fahrzeugen noch eine halbe Meile betrug, riß ein dritter Schuß ein zweites Loch in unser Großsegel. Dann verschwanden wir im Nebel. Er legte sich um uns und verbarg uns mit dichten, feuchten Schleiern.

      Der plötzliche Übergang wirkte erschreckend. Eben noch waren wir in dem klaren Sonnenschein, mit dem blauen Himmel über uns, gesegelt, während die Wogen weit bis zum Horizont rollten und sich brachen und ein Schiff sich, Rauch, Feuer und eiserne Geschosse speiend, wie toll auf uns losstürzte. Und auf einmal, nur den Bruchteil einer Sekunde später, war die Sonne ausgelöscht, es gab keinen Himmel mehr, selbst unsere Mastspitzen waren dem Blick entzogen, und unser Horizont war so, wie ihn tränenverschleierte Augen sehen mögen. Der graue Nebel trieb wie feiner Sprühregen an uns vorbei. Jedes Wollfäserchen an unsern Kleidern, jedes Härchen auf unserm Kopfe und in unserm Gesicht war mit kristallenen Kügelchen wie mit Juwelen besetzt. Die Wanten tropften vor Nässe; es tropfte von dem Tauwerk über uns, und an der Unterseite der Spieren nahmen die Tropfen die Form langer, fließender Reihen an, die sich bei jedem Überholen des Schoners loslösten und wie ein Sturzregen auf das Deck geschleudert wurden. Ich hatte ein Gefühl des Eingesperrtseins und Erstickens. Wie das Geräusch, das das Schiff bei seinem Stampfen durch die Wogen machte, von dem Nebel zurückgeworfen wurde, so auch die Gedanken. Der Geist bebte zurück vor der Betrachtung einer Welt jenseits der Schleier, die uns umschlossen. Dies war die Welt, das Universum selbst, seine Grenzen waren so eng, daß es einen verlangte, beide Arme auszustrecken und sie zurückzustoßen.Alles andere war nur ein Traum, ja nichts als Erinnerung an einen Traum.

      Es war unheimlich, geisterhaft. Ich sah Maud Brewster an und fühlte, daß es ihr ähnlich erging. Dann sah ich auf Wolf Larsen, aber auf ihn schien es keinen Eindruck zu machen. Sein ganzes Interesse galt lediglich der Gegenwart und ihren Erfordernissen. Er stand immer noch am Steuerrad, und ich fühlte, daß er die Zeit maß, den Lauf der Minuten nach der Bewegung, jedem Überkrängen der Ghost berechnete.

      „Gehen Sie nach vorn, und halten Sie hart an den Wind, aber ohne Lärm", sagte er leise zu mir. „Holen Sie zuerst die Toppsegel ein. Stellen Sie an alle Schote Leute. Aber kein Rasseln von Blöcken, kein lautes Wort. Keinen Lärm, hören Sie, keinen Lärm!"

      Als alles bereit war, wurde der Befehl „Hart an den Wind!" von Mann zu Mann weitergegeben, bis er mich erreichte; und die Ghost schwang sich wirklich fast geräuschlos um die Backbordhalsen herum. Das einzige, was man hörte - einige Zeisinge, die im Winde flatterten, ein paar Blöcke, die knarrten, eine Rolle, die kreischte -, wurde geisterhaft von der schweren Decke, die uns einhüllte, zurückgeworfen.

      Wir waren kaum mit dem Manöver fertig, als der Nebel sich plötzlich zu verdünnen schien, wir uns wieder im Sonnenschein befanden und das Meer bis zum Horizont ausgebreitet vor uns lag. Aber der Ozean war leer. Keine zornige Macedonia durchbrach die Fläche oder verdunkelte den Himmel mit ihrem Rauch. Wolf Larsen braßte sofort vierkant und lief am Rande der Nebelbank entlang. Seine Absicht war einleuchtend. Er war in Luv des Dampfers in den Nebel gegangen, und während die Macedonia, um ihn zu fangen, blind hineingestoßen war, hatte er jetzt sein Versteck verlassen, um es auf der Leeseite wieder aufzusuchen. Glückte sein Plan, so wäre das alte Gleichnis von der Stecknadel im Heuschober schwach gewesen neben der Aussicht seines Bruders, ihn zu finden. Es sollte jedoch nicht lange dauern. Wir hatten Fock und Großsegel gejibbt, jetzt setzten wir die Toppsegel und fuhren wiederin den Nebel hinein. Während wir hineintauchten, hätte ich darauf schwören mögen, in Luv einen schwarzen Rumpf gesehen zu haben. Ich warf einen raschen Blick auf Wolf Larsen. Schon waren wir im Nebel begraben, aber er nickte. Auch er hatte es gesehen - die Macedonia hatte sein Manöver erraten, und um ein Haar hätte sie uns überrumpelt. Es war das Werk eines Augenblicks gewesen, aber kein Zweifel: Wir waren ungesehen entwischt.

      „Das kann er so nicht weitermachen", sagte Wolf Larsen. „Er muß umkehren, schon seiner Boote wegen. Schicken Sie einen Mann ans Rad, Herr van Weyden, halten Sie vorläufig diesen Kurs, und dann können Sie die Wachen verteilen. Wir werden uns diese Nacht nicht viel Ruhe gönnen können. - Aber ich hätte doch fünfhundert Dollar gegeben", fügte er hinzu, „um nur fünf Minuten an Bord der Macedonia zu sein und meinen Bruder fluchen zu hören. - Und nun, Herr van Weyden", sagte er zu mir, als er beim Rad abgelöst war, „müssen wir unsere neuen Leute bewillkommnen! Geben Sie den Jägern recht viel Whiskey, und sorgen Sie dafür, daß auch einige Flaschen nach vorn kommen. Ich möchte wetten, daß morgen alle bis auf den letzten Mann umgestimmt sind und ebensogern für Wolf Larsen jagen wie bisher für Tod Larsen."

      „Aber werden sie nicht durchbrennen wie Wainwright?" fragte ich.

      Er lachte verschmitzt. „Nicht,

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