Gesammelte Werke. Джек Лондон

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Gesammelte Werke - Джек Лондон

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kalt und hart, waren sie jetzt warm, sanft und golden, und es tanzten in ihnen winzige Lichter, die erloschen und schwanden, aber wieder aufflammten, bis sie die Augen ganz mit einem glühenden Leuchten erfüllten. Vielleicht verursachten sie den goldenen Schein: verführerisch und herrisch, lockend und zwingend, kein Weib, am wenigsten Maud Brewster, konnte ihn mißverstehen.

      Ihre Angst steckte mich an, und in diesem Augenblick der Furcht wußte ich, daß sie mir unsäglich teuer war. Das Bewußtsein, daß ich sie liebte, überkam mich gleichzeitig mit der Angst, und beide Gefühle umkrallten mein Herz und ließen mein Blut gefrieren und zugleich verführerisch wallen. Ich fühlte mich von einer fremden Macht bezwungen und wandte mich wider Willen, um in Wolf Larsens Augen zu blicken. Aber jetzt hatte er seine Selbstbeherrschung wiedergefunden. Die goldene Farbe und das schimmernde Licht waren erloschen. Seine Augen funkelten kalt und grau, als er sich jetzt plötzlich mit einer unbeholfenen Bewegung abwandte.

      „Ich fürchte mich", flüsterte sie schaudernd, „ich fürchte mich so."

      Auch ich fürchtete mich und befand mich in starker Erregung über die Entdeckung, die ich gemacht hatte, aber es gelang mir, gelassen zu antworten: „Es wird schon alles wieder gut werden, Fräulein Brewster. Glauben Sie mir, es wird alles gut werden."

      Sie antwortete mit einem kleinen dankbaren Lächeln, das mein Herz klopfen ließ, und ging dann die Kajütstreppe hinunter.

      Lange blieb ich dort stehen, wo sie mich verlassen hatte. Es war eine zwingende Notwendigkeit für mich, mich zu besinnen und mir klar darüber zu werden, welche Wendung die Dinge genommen hatten. Jetzt endlich war sie gekommen, die Liebe, war zu mir gekommen, nun, da ich es am wenigsten erwartet hatte und unter den schwierigsten Verhältnissen.

      Maud Brewster! Meine Erinnerung flog zurück zu dem ersten dünnen Bändchen auf meinem Schreibtisch, und ich sah zum Greifen deutlich die ganze Reihe schmaler Bändchen auf meinem Bücherbrett vor mir. Mit welcher Freude hatte ich jedes von ihnen begrüßt! Alljährlich war eines von ihnen erschienen, und jedesmal war es das Ereignis des Jahres für mich gewesen. Sie hatte eine verwandte Saite in meinem Geiste angeschlagen, und in diesem Sinne hatte ich sie kameradschaftlich begrüßt; aber jetzt hatte sie ihren Platz in meinem Herzen gefunden. Und dann kehrte mein Geist - ungereimt und sinnlos - zu einer kleinen biographischen Bemerkung in dem roten Band Who's who zurück. „Sie wurde in Cambridge geboren und ist siebenundzwanzig Jahre alt." Und ich sagte mir: Siebenundzwanzig Jahre alt und doch noch frei? Wie konnte ich wissen, ob sie noch frei war? Und der Stich neugeborener Eifersucht jagte allen Zweifel in die Flucht. Nein, es war sicher. Ich war eifersüchtig, also war ich verliebt. In einer Art Ekstase verließ ich meinen Platz an der Kajütstreppe und schritt über das Deck, indem ich die wundervollen Verse Elizabeth Brownings murmelte:

      „Traumbilder waren viele Jahre lang Genossen statt der Frau'n und Männer mir. Die besten Kameraden seid doch ihr. Kein süßer Lied ein andrer je mir sang."

      Jetzt aber erklang ein süßes Lied in meinen Ohren, und ich war blind und taub für alles um mich her. Die scharfe Stimme Wolf Larsens rüttelte mich auf. „Zum Donnerwetter, was treiben Sie?"

      Ich war nach vorn geschritten, wo die Matrosen mit Anstreichen beschäftigt waren, und bemerkte jetzt, daß ich mit dem Fuß fast einen Farbtopf umgestoßen hätte.

      „Schlafwandeln, Sonnenstich - wie?" brummte er.

      „Nein, Verdauungsstörung", erwiderte ich und ging weiter, als ob mir nichts Ungewöhnliches begegnet wäre. Zu den stärksten Eindrücken meines Lebens gehören die Ereignisse auf der Ghost in den vierzig Stunden, die der Entdeckung meiner Liebe zu Maud Brewster folgten. Nach einem stillen, geruhsamen Leben war ich mit fünfunddreißig Jahren in eine Reihe der unwahrscheinlichsten Abenteuer verwickelt worden, die ich mir je hätte träumen lassen, aber nie habe ich so spannende Erlebnisse gehabt wie in diesen vierzig Stunden. Und auch heute noch kann ich meine Ohren nicht ganz der leisen Stimme des Stolzes verschließen, die mir zuflüstert, daß ich, alles in allem, nicht übel dabei abgeschnitten habe.

      Das erste war, daß Wolf Larsen den Jägern beim Mittagessen mitteilte, sie sollten in Zukunft im Zwischendeck essen. Das war etwas ganz Unerhörtes auf Robbenschonern, wo die Jäger stets Offiziersrang bekleiden. Er gab keine Gründe an, sie waren aber klar genug. Horner und Smoke hatten angefangen, Maud Brewster den Hof zu machen; es war dies an und für sich nur lächerlich und durchaus nicht beleidigend für Fräulein Brewster, aber es störte Wolf Larsen offenbar.

      Die Ankündigung war eine Herausforderung, und ich fürchtete, daß es zum Kampfe kommen sollte, aber da ertönte ein Ruf vom Rudergänger, der die Situation rettete.

      „Rauch in Sicht!" klang es die Kajütstreppe herab.

      „Welche Richtung?" rief Wolf Larsen hinauf.

      „Gerade achtern."

      „Vielleicht ein Russe", meinte Latimer.

      Bei seinen Worten zeigte sich Schrecken auf den Gesichtern der andern Jäger. Ein Russe konnte nur eins bedeuten: einen Kreuzer.

      Die Jäger hatten zwar nur eine annähernde Vorstellung, wo wir uns befanden, aber sie wußten doch, daß wir nicht weit von der Grenze des verbotenen Territoriums sein konnten, und alle kannten Wolf Larsens Ruf als Wilderer. Alle Augen richteten sich auf ihn.

      „Wir sind vollkommen sicher", beruhigte er sie lachend.

      „Aber ich will euch eines sagen: Ich wette fünf gegen eins, daß es die Macedonia ist."

      Wir standen vom Tische auf und gingen an Deck, denn ein Dampfer war eine willkommene Unterbrechung des eintönigen Lebens auf See, und die Überzeugung, daß es Tod Larsen und die Macedonia waren, vermehrte unsere Aufregung, zudem dachten wir an die Ankündigung der Jäger, daß es Scherereien mit dem Dampfer geben würde. Die steife Brise und die schwere See vom vergangenen Nachmittage hatten sich am Morgen etwas beruhigt, so daß es jetzt möglich war, die Boote hinabzulassen und zu jagen. Die Jagd versprach gut zu werden. Wir waren den ganzen Vormittag zwischen vereinzelten Robben hindurchgesegelt und liefen jetzt mitten in die Herde hinein.

      Der Rauch war noch mehrere Meilen achteraus, näherte sich aber schnell, als wir die Boote hinabließen. Sie trennten sich und fuhren in nördlicher Richtung über das Meer. Hin und wieder sahen wir ein Segel niedergehen, hörten die Büchsen knallen und sahen die Segel wieder hochgehen. Es wimmelte von Robben.

      Der Wind legte sich ganz; alles schien einen großen Fang zu verkünden. Als wir ausliefen, um in Lee der Boote zu kommen, sahen wir, daß das Meer mit schlafenden Robben bedeckt war. Sie lagen da zu zweit, zu dritt, in ganzen Haufen, dichter, als ich sie je vorher gesehen, der Länge nach auf der Oberfläche ausgestreckt und fest schlafend, so unbesorgt wie eine Schar träger junger Hunde.

      Unter dem näher kommenden Rauch wurden jetzt Rumpf und Aufbau des Dampfers sichtbar. Es war die Macedonia. Ich las den Namen durch das Glas, als das Schiff uns, kaum eine Meile steuerbord, passierte.

      Wolf Larsen warf wilde Blicke auf den Dampfer, und Maud Brewster wurde neugierig.

      „Was für Scherereien denken Sie zu bekommen, Kapitän?" fragte sie heiter. Er sah sie an, und ein freundlicher Blick huschte über seineZüge.

      „Ja, was meinen Sie? Daß sie an Bord kommen und uns die Kehlen durchschneiden?"

      „Ja, etwas Derartiges", gestand sie. „Die Robbenjäger sind ja etwas so Fremdes für mich, daß ich beinahe auf alles gefaßt bin."

      Er nickte. Ganz recht,

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