Im Sonnenwinkel Staffel 4 – Familienroman. Patricia Vandenberg

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Im Sonnenwinkel Staffel 4 – Familienroman - Patricia Vandenberg Im Sonnenwinkel Staffel

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unterbrach sich.

      »Entschuldigen Sie, ich lasse mich gehen.«

      Ursula verstand ihn sehr gut. Sie wusste, was Verzweiflung bedeutete.

      Sie dachte aber auch, dass es solche Männer gab, Väter, die sich um ihr Kind sorgten, die voller Angst waren. Da kam Schwester Dorle.

      »Ach, Herr Raimund«, sagte sie in ihrem munteren Ton, »nur keine Aufregung. Unser Doktor bringt das schon in Ordnung. Setzen Sie sich doch ins Wartezimmer. Lange wird es jetzt nicht mehr dauern.«

      Mit schleppenden Schritten ging Hartmut Raimund auf die Glastür zu.

      »Kommen Sie, Ursula, Sie müssen sich jetzt erst mal stärken«, erklärte Dorle.

      Geistesabwesend folgte Ursula ihr. Sie dachte an den verzweifelten Mann. Vor ein paar Stunden war sie genauso verzweifelt gewesen.

      »Ein armer, geschlagener Mann ist das«, erzählte Dorle. »Die Frau ist ihm davongelaufen, weil sie es auf dem Dorf nicht ausgehalten hat. Das Kind ist sein Ein und Alles. Er ist ein rührender Vater. Lehrer an der Dorfschule. Nicht gerade ein Traummann, aber ein guter Kerl. Er hätte wahrhaftig Besseres verdient. Nun essen Sie doch, Ursula. Augenblicklich ist ja alles ruhig.«

      Dorle betrachtete Ursula unauffällig beim Essen. Ein bisschen mager ist sie, dachte sie. Hoffentlich macht sie nicht schlapp. Sie fürchtete immer, dass irgendetwas nicht stimmen könnte mit einer neuen Schwester.

      »Sie mögen doch Kinder, Ursula?«, fragte sie.

      »O ja! Sonst wäre ich doch nicht hier«, kam rasch die Antwort.

      Aber hatte sie nicht in erster Linie daran gedacht, in Dagmars Nähe sein zu können, ging es ihr durch den Sinn.

      Irgendetwas stimmt bei ihr auch nicht, dachte Dorle voller Skepsis. Da begann es in drei Zimmern gleichzeitig zu läuten.

      »Auf geht’s!«, sagte Dorle und sprang auf. »Unsere Trabanten werden munter.«

      Und wie munter sie plötzlich waren, und gerade da wurde auch Maxi in seinem Bett aus dem Operationssaal geschoben.

      Hartmut Raimund lehnte im Türpfosten des Wartezimmers. Aus umschatteten Augen blickte er auf seinen Sohn. Aber er blieb bewegungslos stehen, als fehle ihm die Kraft, einen Schritt zu gehen.

      Dr. Allard trat auf ihn zu.

      »Sie können bei ihm bleiben, Herr Raimund, aber er wird nicht sobald aus der Narkose aufwachen. Ganz einfach war es nicht, aber Maxi hat ja eine gute Konstitution. – Wir sprechen uns später, Frau Amren«, rief er dann Ursula zu, bevor er in seinem Zimmer verschwand.

      Nun lernte Ursula auch Dr. Fernand kennen, ganz leger und unkonventionell.

      »Ich ziehe mich um, dann mache ich Sie mit unseren kleinen Patienten bekannt«, sagte er.

      *

      Es gab augenblicklich nur vier schwere Fälle, die übrigen waren schon auf dem Weg der Genesung und entsprechend lebhaft.

      Die Krankenzimmer waren alle gleich hübsch und modern eingerichtet, was man nicht vermutete, wenn man diesen prächtigen Bau von außen sah, der seine geschichtliche Vergangenheit nicht verleugnete.

      Wie die Sternseeklinik entstanden war, erfuhr Ursula erst später von Dorle, die ihr mit wahrer Begeisterung erzählte, dass die beiden schlossartigen Gebäude früher Besitz der Grafen Jostin gewesen waren und Frau Allard eine geborene Gräfin Jostin sei.

      »Richtig romantisch muss es gewesen sein, als Dr. Allard und seine Frau sich kennenlernten«, schwärmte Schwester Dorle. »Geredet wird ja nicht darüber, aber so hintenherum erfährt man doch manches.«

      Als sie beisammensaßen, hatten sie schon ein paar Arbeitsstunden hinter sich, aber zu Ursulas Erstaunen machte ihr das gar nichts aus. Sie wirkte frischer als bei ihrer Ankunft, als Dr. Allard dann endlich eine halbe Stunde Zeit für sie hatte.

      »Nun haben Sie gleich einen Vorgeschmack bekommen, wie es bei uns zugeht«, begann er schmunzelnd. »Hoffentlich sind Sie nicht gleich verschreckt.«

      »Ganz und gar nicht«, erwiderte Ursula. Ob er mir nun tiefgründige Fragen stellen wird, überlegte sie.

      Doch er sah sie nur gedankenvoll an.

      »Es würde mich freuen, wenn Sie sich bald heimisch fühlten, Schwester Ursula«, erklärte er freundlich. »Morgen werden Sie auch meine Frau kennenlernen. Aber jetzt machen Sie Schluss für heute und schlafen sich richtig aus.«

      *

      Sie schlief tatsächlich fast sofort ein. Als Schwester Dorle noch einen Blick in ihr Zimmer warf, war es schon dunkel.

      Schwester Dorle begab sich auf die Station zurück. Eben entschloss Hartmut Raimund sich, zu gehen.

      »Wenn Maxi aufwacht, sagen Sie ihm bitte, dass ich morgen Nachmittag wiederkomme«, bemerkte er leise.

      »Mache ich, Herr Raimund«, erwiderte Schwester Dorle. »Wir geben schon acht auf ihn. Sie können ruhig schlafen.«

      Das konnte er gewiss nicht. Er war noch immer voller Angst, und als er dann im Bett lag, fühlte er sich entsetzlich einsam ohne seinen Jungen.

      »Ich bin ja überflüssig hier«, hatte Hanna gesagt, als sie ihn verließ. »Du hast ja deinen Sohn.«

      Aber sie hatte wohl nie bedacht, dass er Maxi gerade deshalb sosehr liebte, weil seine Mutter ihn nur als Last empfand.

      Maxi hatte es gefühlt. Schon als kleines Kind, das noch nicht sprechen und nicht laufen konnte, war sein Vater die Hauptperson gewesen.

      An seiner Hand tat er die ersten Schritte, sein erstes Wort war Papa, und als Hanna sie dann verlassen hatte, erklärte er: »Brauchen keine Frau, Papi. Haben uns lieb.«

      Konnte denn jemand nachfühlen, was ihm das Kind bedeutete? Dass sein Leben freudlos war ohne Maxi?

      Er war doch nur deshalb ein so guter Lehrer, weil er im Unterricht auch immer daran dachte, dass Kinder Liebe brauchten, sie viel nötiger hatten als alles andere.

      Er wusste nicht, dass Schwester Ursula Ähnliches dachte, als sie schon sehr früh aufwachte.

      Nach dem erquickenden Schlaf hatte sie wieder einen klaren Kopf.

      Ihr ging durch den Sinn, ob die zwei Jahre in Dagmars Leben ohne sie nicht doch eine nicht mehr zu schließende Kluft geschaffen hatten.

      Melanie hatte es verstanden, die Liebe des Kindes zu erringen. Sie hatte ihren festen Platz in Dagmars Welt, der man keinen Vorwurf machen konnte, wenn es seine Mutter als fremde Frau betrachtete.

      Ich habe das alles nicht bedacht, überlegte Ursula. Ich bin selbst schuld. Ich kann auch Melanie keinen Vorwurf machen.

      *

      Melanie hatte ihren Mann mit der Nachricht, dass Ursula bei ihr gewesen war, buchstäblich überfallen. Er war spät heimgekommen. Dagmar hatte schon geschlafen.

      »Na und?«, hatte er nur

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