Im Sonnenwinkel Staffel 4 – Familienroman. Patricia Vandenberg
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Melanie hatte ihn ob seiner Interessenlosigkeit mit bitteren Vorwürfen bedacht, woraufhin er erwidert hatte, dass sie schließlich immer gewusst hätten, dass Dagmar nicht ihr Kind, sondern Ursulas wäre.
Gekränkt war Melanie zu Bett gegangen. Doch jetzt, am nächsten Morgen, kam Alf Siemon wieder auf das Thema zurück.
»Wo ist Ursula?«, fragte er.
»Sie hat eine Stellung in der Sternseeklinik angenommen«, erwiderte Melanie missmutig.
Sie war noch immer gekränkt, aber sie wollte keinen Streit provozieren.
»Wir müssen schleunigst etwas unternehmen, damit wir Dagmar adoptieren können«, fuhr Melanie fort.
»Du stellst dir das so einfach vor, mein liebes Kind«, erklärte Alf Siemon. »Dazu bedarf es der Einwilligung der Mutter.«
»Aber ihr kann das Sorgerecht entzogen werden, wenn sie sich nicht um ihr Kind kümmert.«
»Sie will sich doch um Dagmar kümmern«, stellte er sachlich fest.
»Zwei Jahre hat sie uns die Sorge für Dagmar überlassen!«, begehrte Melanie auf.
»Du hast sie freiwillig übernommen. Ich war dagegen«, sagte er ruhig. »Sie ist nicht unser Kind, und du kannst von mir nicht erwarten, dass ich sie als eigenes Kind betrachte. Gut, ich hätte nichts dagegen, wenn sie für immer bei uns bliebe, sofern Ursula damit einverstanden wäre, aber ich mache mir keine Schwierigkeiten.«
»Du hast überhaupt kein Verständnis für mich. Ich habe mir immer Kinder gewünscht. Ich kann doch nichts dafür, dass ich keine bekomme. Vielleicht bist du sogar daran schuld.«
»Nun langt es mir aber!«, rief er zornig. »Wir haben uns immer verstanden, und unsere Ehe würde auch ohne Kinder gutgehen, wenn du nicht plötzlich so eigensinnig wärest!«
Sie hatten keine Ahnung, dass Dagmar alles mithörte. Sie war aufgewacht und die Treppe hinuntergegangen. Nun stand sie vor der Tür und lauschte.
Wenn sie auch nicht alles begriff, so doch dies, dass von ihrer Mutter die Rede war und dass die Frau, zu der Melanie Ursula gesagt hatte, ihre Mutti sein musste. Das ging auch schon in ihr kleines Köpfchen hinein.
Und sie begriff auch, dass Onkel Alf – zu ihm sagte sie immer noch Onkel – gar nichts dagegen hätte, wenn sie wieder zu ihrer Mutter gehen würde.
Dagmar war sehr erschrocken und auch betrübt. Sie hätte zwar nicht erklären können, was in ihrem Innern vor sich ging, aber irgendetwas tat da plötzlich sehr weh.
Sie konnte auch gar nicht zur Mama gehen und sie fragen. Sie schlich wieder hinauf, legte sich in ihr Bett und tat so, als schliefe sie, als Melanie dann eintrat.
Melanie war bemüht, dem Kind ein heiteres Gesicht zu zeigen.
»Na, du kleine Langschläferin, hast du vergessen, dass wir heute Morgen zum Friseur gehen wollen?«, fragte sie.
»Bin noch müde«, erwiderte Dagmar.
»Sonst bist du um diese Zeit schon längst auf. Onkel Alf ist schon fort.«
Das wusste Dagmar. Sie hatte ihn ja weggehen gehört. Melanie küsste sie auf die Wange.
Sie vermisste es, dass die Kleine sie nicht umarmte, wie sie es sonst immer tat.
»Was hast du denn heute?«, fragte sie betroffen. »Bist du böse mit mir?«
»Bist ja gar nicht meine Mama!«, stieß Dagmar hervor.
Melanie erschrak. Ihre Kehle war wie zugeschnürt, doch sie nahm sich zusammen.
So vernünftig war sie doch, dass sie sich sagte, dass das Kind nichts dafür konnte.
»Ich möchte es aber gern sein«, flüsterte sie.
»Onkel Alf will aber nicht mein Papa sein«, sagte Dagmar trotzig.
»Doch, das würde er gern sein«, widersprach Melanie.
»Will er nicht sein«, bockte Dagmar. »Hab’ es gehört.«
»Du hast gelauscht und tust, als könntest du kein Wässerchen trüben!«, entfuhr es Melanie zornig. »War ich nicht immer lieb zu dir? Habe ich dir nicht schöne Kleidchen und Spielzeug gekauft und alles, was du dir gewünscht hast?«
In ihrer Stimmung wurde ihr gar nicht bewusst, dass gerade solche Reden falsch waren.
Dagmar schob die Unterlippe vor.
»Hab’ ich doch gar nicht gesagt«, flüsterte sie weinerlich. »Wenn ich doch fort soll, bist du nicht mehr meine Mama.«
»Ich will dich doch behalten«, erklärte Melanie nun. »Du musst zu jedem sagen, dass du bei uns bleiben willst. Auch zu Ursula.«
Dagmar überlegte. »Warum ist sie meine Mama und nicht du?«, fragte sie dann. »Und wo ist mein Papa?«
Melanie blickte das Kind nachdenklich an. Vielleicht konnte sie mit einer klugen Antwort Dagmars unbegreiflichen Widerstand besiegen.
»Du hast keinen Vater, darum wollen wir deine Eltern sein.«
Dagmar sah sie ernsthaft an.
»Jedes Kind hat einen Papa«, entgegnete sie.
Melanie war nicht so klug und auch nicht so beherrscht, wie sie gern sein wollte.
»Aber deiner hat euch im Stich gelassen«, sagte sie erregt. »Er sorgt nicht für euch. Deshalb musst du andere Eltern haben.«
Dagmar versank in Schweigen. Das konnte ein vierjähriges Kind nun wahrhaftig nicht begreifen.
»Wir gehen jetzt zum Friseur!«, erklärte Melanie energisch.
Als wäre das wichtig! Dagmar setzte ihre trotzigste Miene auf.
»Aber meine Haare lasse ich mir nicht schneiden!«, stieß sie hervor. »Meine Mutti soll erst sagen, ob ich sie schneiden lassen soll.«
»Dann bleib im Bett«, fuhr Melanie das Kind an. »Ich gehe allein.«
Das war noch nie passiert. Alles machte sie heute falsch, aber sie war so voller Groll, dass ihr dies nicht bewusst wurde.
Sollte Dagmar nur sehen, wie es war, allein zu sein. Vielleicht würde ihr dann schnell klar werden, wie gut sie es bei ihnen hatte.
*
Dagmar schluckte die Tränen herunter, als die Tür unten ziemlich laut ins Schloss fiel. Sie war unsagbar traurig, dass die Mama so böse geworden war.
Nein, das war nicht ihre Mama, das war Tante Melanie, die früher manches Mal gesagt hatte, von ihrer Mutter würde sie dieses oder jenes bestimmt nicht bekommen.
Jetzt konnte sie sich wieder daran erinnern, obgleich es Monate zurücklag, und sie so etwas dann nie mehr gesagt hatte, nachdem Dagmar sie Mama nannte.
Dagmar