Self-Development And The Way To Power. L.W. Rogers

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Self-Development And The Way To Power - L.W. Rogers

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Beurteilung überlasse ich natürlich Brian. Solltest du ihn in den Schatten stellen, wird er dir ein Engagement bei Ronnie Scotts vorschlagen. Im anderen Fall wird er dir eine zweitklassige Pianobar empfehlen, in der du mit einer Schale Pistazien als Honorar Vorlieb nehmen musst. In solchen Fragen ist er von Grund auf ehrlich.«

      »Vielleicht sagt ihm mein Stil gar nicht zu.«

      »Das sehen wir dann schon. Hauptsache, er kann dir ein Dach über dem Kopf besorgen. Er hat wirklich die verschiedensten Verbindungen. Wenn alle Stricke reißen, schläfst du einfach weiter in Martins Zimmer, bis er mit seiner aufdringlichen Verlobten aufkreuzt.«

      Er sollte ihr Gast sein. Gordon Bell fehlen die Worte. Obwohl er nach der Nacht auf der Parkbank ziemlich ungepflegt wirkt, machte er auf wildfremde Menschen also einen so vertrauenswürdigen Eindruck, dass sie bereit waren, ihm zu helfen. Oder hatte seine heruntergekommene Erscheinung bloß ihr Mitleid geweckt? Oder – und diese Begründung scheint ihm am wahrscheinlichsten – fühlte sich der Galerist einfach verpflichtet, einem Mann zu helfen, dessen Schicksal er teilte.

      »Ich möchte deiner Frau und dir keine Unannehmlichkeiten bereiten«, sagt er schließlich und meint es ehrlich.

      »Davon kann gar keine Rede sein«, sagt Frank lächelnd und fügt bekräftigend hinzu: »Ich versuche nur, mich in deine Lage zu versetzen und dich für das abweisende Verhalten von Arthur und Bobby zu entschädigen. Wenn ich mir vorstelle, ohne einen Penny in mein Heimatland zurückzukehren und dann von einem Arbeitgeber abgewiesen zu werden, dem ich jahrlang mit großem persönlichem Risiko gedient habe, dann würde auch ich all meine Hoffnung darauf setzen, dass es zumindest einen Kollegen gäbe, der bereit wäre, mir zu helfen. Sie sollten sich schämen, die Drecksäcke in der Curzon Street!«

      Während des Lunchs, das sehr viel reichhaltiger ausfällt, als es die Ankündigung von kaltem Huhn und Salat hatte erwarten lassen, ziehen die Gastgeber Gordon mühelos in ein Gespräch hinein. Sie unterhalten sich lebhaft und entspannt über alltägliche Dinge, sind sich einig, dass London nicht mehr das ist, was es einmal war, ohne sich jedoch vorstellen zu können, an einem anderen Ort zu leben. Zwischenzeitlich bringen sie es sogar fertig, ihn die Situation vergessen zu lassen, in der er sich befindet. Das Begräbnis auf dem Highgate-Friedhof erwähnen sie mit keiner Silbe. Erst als sich Frank eine Zigarre anzündet und er dankend ablehnt – er bevorzuge seine Zigaretten –, wechselt das Ehepaar ein paar Worte hinsichtlich des Geschäfts.

      »Calthorpe war hier und hat sich das Bild von O’Malley angeschaut.«

      »Angeschaut ... und ist wieder gegangen?«

      »Er war ziemlich gereizt und fand den Preis übertrieben.«

      »Der alte Geizhals.«

      »Er wird schon wieder kommen.«

      »Wollen wir’s hoffen, damit zu Weihnachten auch was auf dem Gabentisch liegt. Wie steht’s mit dir, Gordon? Interessierst du dich für bildende Kunst?«

      »So einigermaßen. Zumindest kann ich einen Constable von einem Turner unterscheiden.«

      Der Wirt nickt, ohne das Thema zu vertiefen. Er wirft einen Blick auf seine Armbanduhr. »Herrje, es ist schon nach zwei! Ich geh runter und schließ wieder auf.«

      Plötzlich kommt er sich überflüssig und müde vor und würde seine Gastgeber am liebsten fragen, ob sie ihm für ein paar Stunden Martins Bett zur Verfügung stellen könnten. Aber die wussten schließlich nicht, dass er die Nacht auf einer Holzbank am Rand von Hampstead Heath verbracht hatte. Außerdem hatte Frank andere Pläne mit ihm:

      »Ich nehme an, dass du langsam deine Sachen vermisst. Findest du allein zur Victoria Station?«

      »Ja, ja, natürlich ... ein Tagesticket habe ich auch schon.«

      »Das ist aber auch so ziemlich alles, was du besitzt, oder?«

      Er nickt. Zum ersten Mal hat er ein wirklich beklemmendes Gefühl.

      »Vielleicht solltest du ein paar Kleinigkeiten einkaufen. Hier hast du einen Fünfziger, als Vorschuss auf dein Pianistenhonorar. Meinst du, das reicht?«

      »Vielen, vielen Dank, aber das kann ich nicht ...« Er unterbricht sich und fügt dreist hinzu: »Angenommen ich wäre ein Schwindler und käme nicht zurück.«

      Da grinst Frank Tipton breit und blinzelt mit beiden Augen über die Brillenkante hinweg. »In diesem Fall würde der Glaube an meine Menschenkenntnis schweren Schaden nehmen.«

      Nachdem er auf der Landsdowne Road um die Ecke gebogen ist, hält Gordon Bell an und zieht den Stadtplan aus seiner Jackentasche. Faltet ihn auseinander und findet die Gegend um Notting Hill. Er hat das vage Gefühl, die Portobello Road liege ganz in der Nähe, was sich als richtig erweist. Wenn er in die entgegengesetzte Richtung ging und sich rechts hielt, würde er nach ein paar Häuserblocks auf sie stoßen.

      Die Luft ist etwas milder geworden, und die Müdigkeit, die ihn vor einer Weile befallen hatte, ist verschwunden. Auch seine Gedanken scheinen sich zu klären. Er weiß, dass ihm seine neue Existenz keine ernsthaften Probleme bereitet, solange er nicht versucht, sein Gedächtnis mit Fragen zu malträtieren, wie er eigentlich in diese Situation geraten war. Seine Schritte federn beinahe, während er lächelnd die lange Marktstraße wiedererkennt. Er mag die Geschäftigkeit und das Stimmengewirr um ihn herum, geht von Stand zu Stand und betrachtet die feilgebotenen Waren: Jeans, Küchenartikel, Lampenschirme, Toaster, Militärjacken, Bilder, Briefmarken, Münzen, Fußballschals, Schaukelpferde, Krimskrams jeder erdenklichen Art, Wollteppiche, Klobürsten, Personenwagen, künstliche Blumen, Mausefallen, Säbel und Vasen – ein schier unerschöpfliches Sammelsurium menschlicher Erzeugnisse.

      Schließlich findet Gordon, wonach er sucht: einen abgenutzten grauen Koffer mittlerer Größe mit einem intakten Zahlenschloss. Er handelt ihn auf drei Pfund herunter, was den Araber hinter dem Stand veranlasst, ihm einzureden, er sei ein Glückspilz. Woanders ersteht er noch ein Hemd, Unterwäsche, Socken und Rasierutensilien. Er verstaut die Neuerwerbungen im Koffer, worauf sein Blick von hohen Bücherstapeln festgehalten wird. Sofort beschließt er, kein einziges Buch zu kaufen, bleibt jedoch eine Weile stehen und studiert die Titel: eine Heerschar ihm nicht bekannter Autoren, aber auch Greene, Byatt, Austen, Weldon und Conan Doyle. Als er einen Roman von John le Carré entdeckt, beginnt er leicht zu zittern. Er blättert ein wenig darin, während die eigenartige Körperreaktion anhält, bis er das Buch wieder aus der Hand legt und weiterschlendert. Das Buch schien ihn an seine vorgebliche Agentenexistenz zu erinnern.

      In einer gut geheizten Bar legt er die Jacke ab, trinkt eine Tasse Kaffee und zündet sich eine Zigarette an. Um glaubhaft erzählen zu können, er sei an der Victoria Station gewesen, lässt er ein paar Stunden verstreichen, bevor er zur Galerie Rendezvous zurückkehrt. Er schaut in eine liegen gebliebene Zeitung, registriert das Datum, den 11. Dezember 1997, und durchforstet noch mal alle seine Taschen. Abgesehen von Stadtplan, Zigaretten, U-Bahn-Ticket, Kamm und Taschentuch findet er knapp dreißig Pfund, den Restbetrag des Geldes, das ihm ein gewisser Frank Tipton vorgeschossen hatte. Das und nur das war in diesem Moment von Belang.

      Mein Name ist Gordon Bell. Ich bin gut fünfzig Jahre alt und wurde in Richmond, Yorkshire, geboren. Meine Eltern und eine jüngere Schwester kamen bei einem Brand ums Leben, als ich achtzehn war. Von da an war ich gezwungen, auf eigenen Beinen zu stehen ... Dass ich nicht weine, liegt daran, dass ich keine zwingende Notwendigkeit dazu sehe.

      Anderen Menschen ihre Sorgen

      aufzubürden – Sorgen, die sich

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