Self-Development And The Way To Power. L.W. Rogers
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Ausnahmsweise kann er ehrlich antworten: »Ja, aber ich kenne mich in dieser Gegend nicht besonders gut aus.«
»Und dies ist meine Galerie.« Er macht eine ausgreifende Armbewegung.
Sie heißt Rendezvous und befindet sich, von anderen Geschäften eingerahmt, in einem langen weißen Steinhaus mit zwei Etagen. Tipton erklärt, der Name gehe auf einen armen Franzosen zurück, der ihm einst fünf Bilder in der Hoffnung überließ, er würde sie für ihn verkaufen. So hatte alles angefangen. In den zwei kleinen Schaufenstern hängen wenige Ölgemälde und ein paar Lithographien – für mehr ist auch kein Platz. Drinnen sind keine Kunden; die Frau, die hinter einer kleinen Schreibmaschine sitzt, steht auf und sagt mit weicher, freudiger Stimme:
»Da bist du ja schon, Frank. Ich dachte, du würdest erst in einigen Stunden wiederkommen.«
»Das dachte ich auch, aber irgendwie haben wir den alten Ton nicht mehr gefunden. Abgesehen von Gordon und mir.«
»Mary Tipton«, stellt sie sich vor und gibt ihm die Hand. Sie ist um die fünfzig und geschmackvoll geschminkt. Ihr Kleid ist grün wie ein Laubbaum im Frühling, was gut zu den kupferroten, hochgesteckten Haaren passt. »Sind wir uns schon mal begegnet?«
»Das glaube ich kaum. Mein Name ist Gordon Bell. Schön, Sie kennen zu lernen.«
»Du brauchst kein Blatt vor den Mund zu nehmen«, sagt Tipton lächelnd. »Sie haben ihn vor die Tür gesetzt, genau wie mich. Gordon ist heute Morgen in London angekommen und will sich nach einem langen Auslandsaufenthalt hier niederlassen. Dass er sich als erstes seine Brieftasche hat klauen lassen, zeigt nur, dass er wieder ein ganz normaler, anständiger Kerl geworden ist, der sich allerdings erst wieder an seinen zivilen Status gewöhnen muss.«
»Oh, das tut mir leid – das mit der Brieftasche, meine ich.«
»Könntest du dich für ein paar Minuten um Gordon kümmern, während ich telefoniere? Wir haben zwar vor einer Stunde gegessen, aber ich glaube, ein bisschen kaltes Huhn zum Lunch wäre keine schlechte Idee.«
»Und vielleicht etwas Salat?«
»Ganz deiner Meinung.«
Ihr Umgangston ließ auf eine intakte Beziehung schließen. Er folgt Mrs. Tipton in den ersten Stock, wo sie ihm seinen Anorak abnimmt. Die Wohnung ist nicht besonders groß, aber für englische Verhältnisse ausgesprochen gemütlich eingerichtet. Die wenigen Bilder an den Wänden entsprachen seinem Geschmack, und die dicht besetzten Buchregale legten die Vermutung nahe, dass die Tiptons nicht sonderlich viel Zeit vor dem Fernseher verbrachten, der zudem verstaubt und schwer zugänglich in einer Ecke stand.
»Nehmen Sie Platz«, sagt sie, »oder schauen Sie sich gerne um, wenn Sie möchten. Viel mehr zu sehen gibt es allerdings nicht. Wir haben nur drei Zimmer plus Küche. Die übrigen Räume benutzen wir als Werkstatt und Lager.«
Er nickt und weiß nicht recht, was er sagen soll, plötzlich allein mit einer fremden, nach Parfüm duftenden Frau. Als er ans Fenster tritt, das zur Straße hinausgeht, erblickt er sich kurz in einem mit Ornamenten verzierten Spiegel. Er erkennt sein Gesicht, muss jedoch verzweifelt feststellen, wie ungepflegt er aussieht. Die dunklen Haare hängen ihm strähnig in die Stirn, und seit mehr als vierundzwanzig Stunden hat er sich nicht rasiert, was einem Mann mit kräftigem Bartwuchs deutlich anzusehen ist. Herrgott, er hatte ja nicht einmal sein Rasierzeug bei sich! Während er vor einem Barschrank steht und ihr den Rücken zukehrt, holt er rasch seinen Kamm aus der Hosentasche und zieht ihn ein paar Mal durch seine Haare. Hofft, dass er nicht nach Parkbank und Penner riecht.
»Möchten Sie vielleicht einen kleinen Drink? Einen Sherry? Whisky?«
Er denkt an die beiden Biere, die er bereits zu ziemlich früher Stunde getrunken hatte, doch aus purer Höflichkeit lehnt er nicht ab. »Einen kleinen Sherry, sehr gern.«
»Sie sind zu Weihnachten nach Hause gekommen?«
»Ja, es ... hat sich so ergeben.«
»Frank und ich haben einen erwachsenen Sohn – Martin. Ich hoffe, er bleibt in Edinburgh, mitsamt seiner Verlobten! Sie studiert Psychologie und meint, sie müsse uns analysieren. Ist das nicht schrecklich?«
»Nun ...«
»Haben Sie Familie hier?«
»Nein, meine Eltern sind schon vor Jahren gestorben.«
»Aber Sie sind verheiratet?«
Er weiß nicht, was er antworten soll.
»Außerhalb von England«, sagt sie lächelnd, »nachdem Sie den Ring an der rechten Hand tragen.«
Während sie ihm das Glas reicht, versteht er, was sie meint. Der Anblick des Rings erschreckt ihn und lässt ihn vermuten, dass es womöglich noch viele Dinge gab, die ihm ein Rätsel waren. Zunächst einmal galt es, sich aus der heiklen Situation zu befreien, und er fühlt sich dazu in der Lage: »Wir haben uns getrennt. Deswegen bin ich hierher gekommen. Ich wollte alle Brücken hinter mir abbrechen.«
»Dann sollten Sie auch den Ring ablegen, finde ich.«
Vielleicht war dies ein gut gemeinter Rat von Mrs. Tipton, doch ihre Worte ärgerten ihn ein wenig. Andererseits gefiel ihm ihre Offenheit, die ein gewisses Vertrauen zwischen ihnen entstehen ließ. »Ich habe es versucht, aber er ist wie festgewachsen.«
»Zum Wohl«, sagt sie lächelnd.
Dann teilt sie ihm mit, dass die Galerie geschlossen bliebe, während sie zu Mittag essen würden. Sie geht in die Küche und beginnt klirrend mit Tellern und Besteck zu hantieren. Er stellt sein Glas auf die Fensterbank und versucht sich den Ring abzudrehen, doch der lässt sich nicht ohne weiteres entfernen. Vermutlich hatte er ihn schon seit Jahren am Finger. Er gibt auf, schaut auf die Straße und sagt sich, der Ring könne warten. Tiptons Frau würde es sicherlich kommentieren, wenn sie bemerkte, dass er ihre Empfehlung sogleich befolgt hatte. Er war also verheiratet und zum ersten Mal an diesem Tag spürt er ein leichtes Prickeln hinter den Schläfen. Wenn er den Schmerz vermeiden wollte, durfte er nicht an die Vergangenheit denken. Im Grunde hat er auch kein Interesse mehr daran, in der rätselhaften, nebulösen Vergangenheit herumzustochern, nicht in diesem düsteren Raum, dessen Möbel von Schonbezügen bedeckt waren.
Ich bin Gordon Bell, ein früherer Agent. Gordon Ernest Bell, um genau zu sein.
Etwas später kommt Frank nach oben. Seine Brille hängt wieder an einer Schnur vor seiner Brust und seine grauen Augen blitzen:
»Ich habe Brian nicht erreicht, aber da Donnerstag ist, gehe ich davon aus, dass er heute Abend im Walker vorbeischaut, seiner Stammkneipe.«
»Ist er ... einer von uns?«
»Nein, Brian hat keine Ahnung von meiner Vergangenheit. Er ist Hornist bei den Londoner Symphonikern, aber in seiner Freizeit macht er ein bisschen Jazz für Leute, die ihm zuhören wollen. Ich gehöre zu dieser exklusiven Schar, und es wird mir eine Ehre sein, dich zu empfehlen.«
»Das