Self-Development And The Way To Power. L.W. Rogers

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Self-Development And The Way To Power - L.W. Rogers

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ist Walter Webb. Aber alle nennen mich Bobby.«

      Er drückt dem Fremden die Hand. Sie fühlt sich fest und warm an, und es bereitet ihm keine Probleme, eine eigene Identität zu erfinden: »Ich heiße Gordon Bell.«

      »Sie wurden längere Zeit im Ausland eingesetzt?«

      Das muss an meinem Tonfall liegen, denkt er. Die phonetische Seite der Sprache beherrschte er wohl doch nicht so gut, wie er geglaubt hatte. »Ja, ich habe große Teile meines Lebens in anderen Teilen Europas verbracht.«

      »Jaspar ist Gott sei Dank nicht viel herumgereist«, brummt Bobby, der in seinem Alter ist. »Trotzdem haben wir fast drei Jahre gebraucht, um ihm auf die Schliche zu kommen.«

      So, wie Bobby redete, konnte es sich gut um einen jetzigen oder ehemaligen Polizisten handeln.

      Außerhalb des Friedhofs bleiben sie eine Weile auf dem Bürgersteig stehen, und erst jetzt bemerkt er, dass sich eine Frau unter ihnen befindet. Als Witwe des Verstorbenen kam sie kaum in Betracht, eher schon als Repräsentantin des Begräbnisunternehmens, denn ihr Gesicht unter den geschwungenen blonden Haaren lächelt mit professioneller Freundlichkeit, während sie auf die Armbanduhr blickt und die Straße hinaufzeigt. In Richtung des Lokals, nimmt er an. Viele folgen ihr, als sie sich in Bewegung setzt, wohingegen andere nicken und in die entgegengesetzte Richtung davoneilen. Einige steigen in ihre Wagen. Als sie ein Schild mit der Aufschrift The White Horse Inn erreichen, hat sich die Gruppe auf zwölf Männer reduziert. Was sie angeht, hatte er richtig vermutet. Sie deutet auf den Eingang und verabschiedet sich. Er weiß nicht genau, warum, doch es gibt ihm einen Stich, als sie davongeht, obwohl er sie nie zuvor gesehen hat.

      Für die Gesellschaft war ein eigener Raum reserviert, in dem einige Vierpersonentische mit weißen Decken stehen. Er folgt Walter Web, der ihn, nachdem er den Hut abgelegt und seine abstehenden Haare geglättet hat, mit zwei anderen Männern bekannt macht, die sich zu ihnen an den Tisch setzen. Auch sie in mittlerem Alter.

      »Darf ich euch Gordon Bell vorstellen«, sagt Bobby zu ihnen, »einen Kollegen von uns. Früher auf der anderen Seite des Kanals tätig, nicht wahr?«

      Er antwortet nicht, sondern gibt ihnen einfach die Hand. Der älteste, ein stattlicher, nach Knoblauch riechender Kerl, dessen Brille an einer Schnur um den Hals hängt, sagt, er heiße Frank Tipton, während der andere so nuschelt, dass er nur den Vornamen aufschnappt – Arthur. Ein seltsamer Typ mit hellblauen Augen und rostrotem Haar, dessen Jackett so unförmig aussieht, als habe er vergessen, den Kleiderbügel herauszunehmen. Sein Händedruck ist schlaff, beinahe unwillig. Vielleicht machte er sich nichts aus neuen Bekanntschaften. Dennoch ist es Arthur, der sich zuerst an ihn wendet, während ihm beim Sprechen Speicheltropfen aus dem Mundwinkel fliegen:

      »War doch eine ganz nette Zeremonie, findest du nicht, Gordon?«

      »Doch, doch.«

      »So wie Jaspar selbst: einfach, grau, diskret und effektiv.«

      »Stimmt.«

      »Effektiv vor allem für die anderen!«

      Jetzt glaubt er, den Zusammenhang zu verstehen. Anfangs hatte er vermutet, es handele sich um eine ehemalige Fußballmannschaft, doch es war wohl ein Zufall, dass sie zu elft waren. Arthurs letzte Bemerkung legte die Vermutung nahe, dass jeder auf seine Weise dazu beigetragen hatte, das Netz um einen Abtrünnigen enger zu ziehen, womöglich um einen Doppelagenten, der sie verraten hatte. Er malt sich aus, Jaspar habe für den britischen Geheimdienst gearbeitet und gleichzeitig dem Feind Informationen zugespielt. Die Bemühung um besondere Diskretion konnte auch der Grund für die frühe Stunde der Beisetzung sein.

      Eine Kellnerin erkundigt sich, was sie trinken wollen. Die Antwort erschallt beinahe im Chor: Bier! Er selbst zögert am längsten, bis Bobby ihm mitteilt, die »Firma« bezahle. Da bestellt auch er einen Pint. Eine Platte mit Käse und Salat wird gebracht, gefolgt von einer weiteren mit Sandwiches. Das Essen ist reichlich, doch ganz plötzlich hat er die unheimliche Assoziation, es handele sich um ein Komplott, und die Männer um ihn herum seien hinterhältige Gegenspieler, die alles nur arrangiert hätten, um ihn auf die Probe zu stellen. Ohne dunklen Anzug, mit seinem olivgrünen Blazer und der braunen Hose, hob er sich ohnehin von der Gruppe ab.

      Esse ich selbst oder lässt mich jemand essen?

      Glücklicherweise langt Frank Tipton genauso zu wie er, und niemand scheint es merkwürdig zu finden, dass er sich so freimütig bedient. Nachdem die Kellnerin den Raum wieder verlassen hat, schlägt Arthur an sein Glas und erhebt sich, während die Gespräche an den übrigen drei Tischen widerwillig verstummen.

      »Jaspar Goodwin«, beginnt Arthur, während er einen regelrechten Speichelregen über die Tischdecke schickt, »war ein feiner Kerl, bis er der klassischen Versuchung erlag.«

      Die Männer nicken.

      »Nachdem wir eine Menge Spaß miteinander hatten und die Sache wirklich so raffiniert eingefädelt worden war, dass jeder von uns hätte in die Falle tappen können, vergeben wir ihm großherzig den schicksalsschweren Seitensprung, in jedem Fall in dieser Stunde des Abschieds. Das meiste ist heute längst Geschichte; die Zeiten haben sich geändert. Unser pensionierter Kollege Frank Tipton, der hier an meiner Seite sitzt, hat sogar Andeutungen gemacht, dass es womöglich nicht einmal erforderlich gewesen wäre, ihn zur Rechenschaft zu ziehen. Wie auch immer, liebe Freunde, lasst uns Jaspar ein freundliches Andenken bewahren und ein letztes Mal zu seinen Ehren das Glas erheben.«

      »Auf Jaspar«, schallt es fast unisono durch den Raum.

      »Der Rest ist Schweigen«, schließt Arthur vielsagend, bevor er Platz nimmt und sich den Schaum von den Lippen wischt.

      »Ja, die Zeiten haben sich wirklich geändert«, stimmt Walter Webb alias Bobby zu. »Arthur und ich sind wohl die einzigen in diesem Kreis, die immer noch aktiv sind. Wie läuft’s in der Kunstbranche, Frank?«

      Tipton nimmt sich ein weiteres Sandwich, bevor er antwortet. »Ganz passabel. Die Galerie wirft zwar nicht viel ab, aber um die Wahrheit zu sagen, bin ich froh, dass es keine Verwendung mehr für mich gab und ich an die Luft gesetzt wurde. Ich hatte ohnehin Blut und Wasser geschwitzt, aus Angst, die Handelsdelegation würde spitzkriegen, dass ich mehr war als ein gewöhnlicher Kulturreferent. Wie ist es dir ergangen, Gordon?« Er setzt sich die Brille auf, blinzelt jedoch über den Rand. Die scharfen grauen Augen hätten einem wohlwollenden Untersuchungsrichter gehören können.

      »Auch mich hat man seit einiger Zeit aus dem Spiel genommen«, hört er sich sagen und hofft, die Phrase klinge überzeugend.

      »Und trotzdem hat man dich über Jaspar informiert?«, kommt es von Arthur – er wirkt beinahe überrascht.

      »Ja, aber das war reiner Zufall. Nachdem ich mich entschieden hatte, wieder nach England zu ziehen, habe ich einen alten Kontakt aufgesucht, um mich zu verabschieden, und der hatte von Jaspars Ableben erfahren. Ich bin allein aus alter Verbundenheit hierher gekommen.« Obwohl er sich auf dünnem Eis bewegt, kommen ihm die Worte leicht über die Lippen, und seine Lüge bereitet ihm keine größeren Schwierigkeiten.

      »Lebt deine Familie in London?«, erkundigt sich Tipton.

      »Nein, und ich habe auch nur wenige Freunde nach den vielen Jahren auf dem Kontinent.«

      »Hast du einen Job?«

      Er denkt gut nach, bevor er antwortet. Vielleicht hatte Frank Tipton, der Galerist, nicht nur eine Vergangenheit als Dolmetscher, sondern auch Erfahrung im Führen von Verhören. »Ich werde mir

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