Self-Development And The Way To Power. L.W. Rogers
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Die Gäste an den umliegenden Tischen, die ihre Köpfe zusammengesteckt haben, nicken verständnisvoll in seine Richtung, und er lächelt dankbar zurück. Von jetzt an hat er seine Ruhe. Er ist froh darüber, bedauert aber, dass die Frau mit den eingefallenen Wangen nicht der Typ war, dem er sich hätte anvertrauen können. Er ist satt, fragt sich jedoch, was er jetzt tun soll. Das Bier und das gleichförmige Stimmengewirr haben ihn träge und schläfrig gemacht. Alles, wonach er sich sehnt, ist ein warmes Bett. Hier kann er zumindest nicht ewig sitzen bleiben. Er leert sein Glas, bevor er aufsteht, die Zeitung liegen lässt und seinen Anorak anzieht. Automatisch nach seinem Hut schaut, jedoch keinen erblickt. Dann hatte er wohl barhäuptig das Haus verlassen. Er geht langsam zur Theke, um zu bezahlen. Auf dem Weg tastet er in der Jackentasche vergeblich nach seiner Brieftasche. Der Barkeeper blickt ihn auf eine Weise an, als ahne er bereits, dass dieser Gast zu der Sorte gehört, die ihre Rechnung nicht begleichen kann. Eine Tür mit der Aufschrift Gents ist die Rettung.
Bevor er sich erleichtert, kramt er in jeder einzelnen Tasche seiner Kleidung. Das Portemonnaie ist verschwunden – gestohlen, verloren, vergessen. Das Einzige, was er findet, sind ein Stadtplan, eine Zigarettenschachtel sowie ein wenig Kleingeld, insgesamt ein Pfund und fünfzig Pence. Er schuldet dem Lokal mindestens zehn Pfund. Unter normalen Umständen hätte er selbstverständlich sein Portemonnaie dabei. Seine Brieftasche mit Banknoten und Kreditkarten.
Er war also völlig abgebrannt.
Doch nach einer Weile sagt er sich, er dürfe den Verlust nicht überbewerten, brauche nur zur Theke zurückzukehren und den Sachverhalt zu erklären. Er musste ihnen begreiflich machen, dass er das Geld zu Hause vergessen hatte und morgen wiederkäme, um seine Schulden zu begleichen. Im schlimmsten Fall würde er die Schmach auf sich nehmen und für ein paar Stunden als Küchenhilfe arbeiten. Aber das war wohl ausgeschlossen. Die freundliche Kellnerin hatte sicherlich längst bemerkt, dass er ein redlicher Kunde war, denn die Bedienung war ohne Fehl und Tadel gewesen. Da er von einem weiblichen Gast belästigt worden war, würde man ihm Glauben schenken, wenn er behauptete, die Brieftasche sei ihm gestohlen worden. Vielleicht hatte die freche und aufdringliche Suzy sie ja tatsächlich geklaut, als er für einen Moment die Augen schloss und sich das merkwürdige Zimmer mit den Schonbezügen über den Möbeln vorstellte. Er brauchte nur Namen und Adresse anzugeben, damit sie ihm ein Taxi riefen, das ihn nach Hause brachte. Die Bezahlung hatte keine Eile. Nach Hause?
Während er in das Urinal pinkelt, kehren die Schmerzen zurück, zum ersten Mal seit langem. Sein Kopf fühlt sich wie eine vorbereitete Sprengladung an. Ein bloßer Knopfdruck würde ausreichen, um ihn in das Universum zu schießen, hinaus in das schwarze Vakuum.
Ich muss den Pub wiederfinden, den mit der schummrigen Ecke in der Nähe des Fernsehers. Früher oder später wird sich jemand melden und nach mir fragen.
Doch im nächsten Augenblick hat er dieses Vorhaben bereits vergessen.
DribkcalB eyB eyB.
Mühsam gelingt es ihm, den Reißverschluss seiner Hose hochzuziehen. Dann wankt er zum Waschbecken und erblickt sein Gesicht, das ihn fragend anschaut, im Spiegel. Er ist sich nicht sicher, was er erwartet hatte, doch zumindest nicht dies:
Er sieht ein paar große braune Augen unter dunklen Brauen. Seine vollen Haare sind ebenfalls dunkel und nur an den Schläfen von feinen grauen Strähnen durchzogen. Eine kräftige, gerade Nase und die Andeutung einer Kinnspalte. Ein weicher, keltischer Typus, der in Großbritannien nicht weiter auffällt. Eine bürgerliche Erscheinung, alles in allem. Doch irgendetwas – gewisse unerwartete Begebenheiten – scheint ihn so erschüttert zu haben, dass sein ebenmäßiges Gesicht alle Klarheit verloren hat. In den dunklen Augen ist kein Funken Selbstsicherheit zu erkennen. Die Lippen wirken verschwommen, weil sie zittern, und das Zucken in einem Augenwinkel erschreckt ihn. Das Beunruhigendste ist jedoch seine krankhaft bleiche Gesichtsfarbe.
Er spürt, wie das Zittern sich im Körper ausbreitet, bis zur Kinnspitze wandert und die Wangen befällt. Seine eigenen? Schockiert muss er sich eingestehen, dass ihm sein Gesicht fremd ist. Er hat es nie zuvor gesehen. Es gehört einem anderen. Und mit dem Verlust der Brieftasche hat er auch den Beweis seiner Identität eingebüßt.
Er ist eine Nicht-Person.
Kam er nicht sofort an die Luft, würde er ohnmächtig werden. Er tritt vom Spiegel zurück, dreht sich abrupt um und entdeckt eine zweite Tür, die nicht ins Lokal führt. Ein grüner Schriftzug leuchtet über ihr: Emergency Exit. Sie ist verschlossen, doch der Schlüssel steckt im Schloss. Er dreht ihn herum und öffnet. Schließt hinter sich die Tür und befindet sich auf einem düsteren Parkplatz hinter dem Gebäude. Es ist völlig dunkel geworden. Zwischen den Autos stiehlt er sich davon und biegt mit schnellen Schritten in eine alleeartige Seitenstraße ein. Als er jemand rufen hört, beginnt er zu laufen, obwohl er vermutet, dass die Rufe nicht ihm gelten. Zum ersten Mal in seinem Leben – glaubt er – prellt er die Zeche. Entsetzlich peinlich war das, und er spürt, wie ihm die Röte ins Gesicht steigt.
Nicht leicht und federnd läuft er, sondern steif und verkrampft, und es dauert nicht lange, bis er nach Atem ringt. Seine Form ist auch nicht mehr die Beste, falls sie es je gewesen war. Er hastet einen dürftig beleuchteten Kiesweg entlang, der zu einem parkähnlichen Gelände führt. Hampstead Heath vermutlich. Es musste ziemlich groß sein und bot vielfältige Möglichkeiten, im Dunkeln das Weite zu suchen. Doch andererseits hat er immer noch das Gefühl, sich in einem Tunnel unter der Erde zu befinden, einem Korridor mit gewölbter Decke, an dessen Ende kein Licht zu erkennen war.
Schließlich muss er stehen bleiben, sich nach vorne beugen und die Arme auf die Schenkel stützen.
Zwischen den hohen Bäumen ist es kühl und feucht, doch vom angestrengten Laufen ist ihm warm geworden. Er richtet sich auf und lauscht seinem hämmernden Herzen. Wenn er verschnauft hatte, würde er geradeaus weitergehen, quer durch den Park hindurch. Einen Weg oder eine Straße auf der anderen Seite finden, nach einer U-Bahn-Station Ausschau halten und sich vom erstbesten Zug an einen gemütlicheren, helleren Ort bringen lassen, weit weg vom Lokal, dem er Geld schuldete. Hoffentlich erwischte er eine Linie, bevor die U-Bahn Feierabend machte. Doch noch war genug Zeit, mehrere Stunden. Er ist satt. Der Duft faulenden Grases brennt in seiner Nase.
Geld.
Warum ein schlechtes Gewissen haben? Eigentlich hatte er ja reinen Tisch machen, zur Bedienung gehen und versichern wollen, dass er morgen seine Schulden bezahlen würde:
Ich kann Ihnen meinen Namen und die Adresse geben. Nein, meinen Pass habe ich leider nicht dabei. Der ist mir zusammen mit meinem Portemonnaie abhanden gekommen. Gott weiß, wo ich ihn verloren habe, ha-ha.
Gefolgt von einem gewinnenden, entschuldigenden Lächeln.
Und Ihr Name war ...?
Er hätte zugeben müssen, dass er seinen Namen nicht kannte.
Er spürt einen leichten Stoß gegen sein Knie, fast so wie die Stoßstange des Lieferwagens vor einer Weile. Doch hier gab es keine Autos, kein Licht, keinen Verkehr, niemand außer ihm selbst. Was er berührt hatte, war das einzige Möbelstück, das man in freier Natur finden konnte: eine Parkbank. Er legt seine Hand auf die Armlehne, lässt sich schwer auf die Bank fallen, lehnt sich nach hinten und saugt begierig die feuchte Luft in die Lungen. Der Schmerz hinter den Schläfen lässt langsam nach; es kommt ihm vor, als würde er einen eitrigen Zahn loswerden. Er ist wieder allein, auf den abenteuerlichen Pfaden eines unbekannten Dschungels mit gleichmäßig verteilten Bänken unter dem dichten Blätterdach.
Wie ist es möglich, dass er sich plötzlich wie befreit fühlt, so unendlich erleichtert, obwohl er immer noch nicht weiß, warum er in London ist, was ihn hierher geführt hat? Im nächsten