Self-Development And The Way To Power. L.W. Rogers

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Self-Development And The Way To Power - L.W. Rogers

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es auf sieben Uhr abends

      zuging, nahm sie den Fahrstuhl zur gelbfarbenen Rezeption des großen Hotels hinunter. Mit klopfendem Herzen wandte sie sich an einen Angestellten hinter dem Tresen.

      »My husband ... Something must have happened.«

      »Do you want us to call the police, Madam?«

      »Yes, please.«

      Da der Angestellte Wert auf Diskretion legte und das Gespräch mit der Polizei auf dem Hotelzimmer stattfinden sollte, fuhr sie mit dem Lift wieder nach oben. Sie setzte sich auf die äußerste Stuhlkante ans Fenster und wartete. Lauschte ihrem Herzschlag, presste die Knie aneinander und rauchte zwei Zigaretten, während sie mit aller Macht versuchte, die zunehmende Angst zu kontrollieren. Der eintretende Polizist hatte Sommersprossen im Gesicht und eine Mütze in der Hand statt eines Helms auf dem Kopf. Er gab ihr die Hand und stellte sich als Sergeant Dave Orgill vor.

      »Linda Blix.« Sie fügte hinzu, sie sei Norwegerin und habe ihren Mann nicht mehr gesehen, seit sie sich vor circa fünf Stunden im Pub Black Lion voneinander verabschiedet hätten. Womöglich sei ihm etwas zugestoßen.

      »His name, Mrs. Blix?«

      »Steinar ... Steinar Blix.«

      Weil er nicht sicher war, wie man das schrieb, holte sie Steinars Pass, der auf dem Toilettentisch lag. Er notierte sich den Namen auf seinem Block und fügte das Geburtsdatum hinzu: 23. August 1947. Sie teilte ihm mit, dass sie aus gewissen Gründen im Besitz seiner Brieftasche und ihr Mann vermutlich ohne Geld und Legitimationsmöglichkeit unterwegs sei.

      Dave Orgill nickte freundlich und machte sich Notizen; seine Gegenwart hatte etwas Beruhigendes. Er nahm die Sache ernst und ihr damit aus den Händen, zumindest für eine Weile. Nannte mindestens hundert gute Gründe, warum ihr Ehemann den Pub hätte verlassen können. Zunächst aber wolle er einen Rundruf an die Notaufnahmen der Krankenhäuser senden. Nachdem er das gesagt hatte, sprach er in sein Handy und buchstabierte den Namen Steinar Blix so, wie er im Pass stand. Er meinte, sie würden kurzfristig eine Nachricht erhalten, falls der Vermisste irgendwo eingeliefert worden sei.

      Während sie warteten, erkundigte er sich ausführlich, wie das Wetter in Norwegen zu dieser Jahreszeit wäre, und Linda, die begriff, dass er sie beruhigen wollte, gab bereitwillig Auskunft. Als schließlich sein Handy piepte, erfuhren sie, dass alle Nachforschungen bislang erfolglos geblieben waren. Vielleicht war es das Beste, wenn sie ihn auf das Revier begleitete.

      Der sommersprossige Sergeant fuhr sie zur unweit gelegenen Kensington Police Station, wo er von einer Kollegin in Zivil mit roten Zöpfen abgelöst wurde. Sie hieß Elizabeth Parkins, war in ihrem Alter – um die vierzig – und bot ihr eine Tasse Tee an. Warum waren sie nach London gekommen?

      Teils aus beruflichem, teils aus privatem Interesse, erklärte Linda. Vor allem ihr Mann habe eine anstrengende Zeit hinter sich und dringend Urlaub benötigt. Am Vormittag seien sie zum zweiten Mal beim Earls Court auf der grossen Buchmesse gewesen. Steinar sei Übersetzer für englische Literatur. Anschließend hätten sie im Black Lion, gleich hinter der Cromwell Road, gegessen.

      »No quarrel, Mrs. Blix?«

      »No, no ...« Es müsse ihm etwas zugestoßen sein, erklärte sie. Oder ich habe versehentlich etwas gesagt, das für ihn das Fass zum Überlaufen brachte, dachte sie im Stillen. Ihre eigenen Personalien musste sie auch angeben: geboren am 17. April 1957, wohnhaft in Oslo, von Beruf Bankangestellte.

      Telefone klingelten. Elizabeth Parkins führte mehrere Gespräche. Ein Constable kehrte mit Steinars Pass zurück und teilte mit, sein Foto sei an sämtliche Polizeistationen und Krankenhäuser Londons gefaxt worden. Viel mehr könnten sie im Moment nicht ausrichten. Linda bekam einige Valiumtabletten und wurde zum Hotel zurückgebracht, doch ihr verzweifelter Wunsch, Steinar möge in der Zwischenzeit zurückgekommen sein, erfüllte sich nicht. Es wurde eine schlaflose Nacht.

      Gegen drei Uhr meinte sie ein Klopfen an der Tür zu hören.

      Mein Liebster!

      Sie sprang aus dem Bett, warf sich den Morgenmantel über und öffnete. Doch niemand stand draußen. Die zunehmende Ungewissheit machte sie benommen. Sie hatte geglaubt, der Albtraum sei vorüber, als sie Norwegen verließen. Doch vielleicht fing er jetzt erst an.

      Seine erste Nacht

      ohne Identität verbringt er auf einer Bank. Sie steht unter einem schmalen Dach, über einem Eisengitter, aus dem warme Luft aufsteigt, irgendwo am Rand von Hampstead Heath. Er weiß nicht, ob der Luftstrom aus der U-Bahn oder von den Rohren eines Industriebetriebs kommt, doch es wundert ihn, dass dieser Platz nicht von anderen Obdachlosen in Besitz genommen wurde. Vielleicht war die Gegend zu vornehm, vielleicht gab es hier keine Obdachlosen.

      Denn jetzt war er selbst einer geworden. Kein Entdeckungsreisender, sondern ein gewöhnlicher Penner.

      Als er, auf dem Rücken liegend, erwacht, geschieht dies, weil ein Hund ihm mit der Zunge über sein Gesicht fährt, ein kleiner rotbrauner Bastard ungewisser Abstammung. Mühsam setzt er sich auf, blinzelt ins graue Morgenlicht und will den Hund streicheln, doch das Tier erschrickt und schlägt sich in die Büsche. Mit steifen Gliedern steht er auf und gähnt. Es tut gut, sich zu strecken; so fühlte man sich, wenn man an einem Sommermorgen aus einem engen Zelt kroch. Womöglich war es gar kein Hund, sondern ein Fuchs gewesen.

      In der Baumkrone über ihm beginnt eine Amsel zaghaft zu zwitschern. Blackbird. Turdus merula auf Lateinisch. Sein Rücken fühlt sich nach der Nacht auf den harten Holzlatten ziemlich taub an. Doch was ihn vor allem beschäftigt, ist seine innere Leere. Er versucht ihr auf den Grund zu gehen, doch es gelingt ihm nicht. Dennoch waren etwaige Sorgen ganz und gar hypothetisch. Die Nacht hatte eine Veränderung bewirkt, hatte den schrecklichen Schmerz hinter den Schläfen vertrieben. Er spürt kein Schuldgefühl mehr, keine Scham, keine Reue. Kein Herzklopfen mehr aufgrund seiner Heimatlosigkeit. Keine bedrängenden Angstzustände. Er ist ein Mensch ohne Zahnweh, Gliederschmerzen oder schlechtes Gewissen. Seine einzige Sorge gilt im Moment der Frage, wie er Geld für ein kleines Frühstück auftreiben könnte. Er verlässt den Park auf der Ostseite, frei wie ein Vogel. Es ist früh am Morgen und er fühlt sich unbeschwert.

      Kurz darauf bleibt er vor einem Plakat stehen und muss dicht an die Wand treten, um den Text unter dem Bild lesen zu können, auf dem eine dreckige Matratze sowie ein Paar Füße zu sehen sind, die aus einem großen Pappkarton herausgucken:

      Freie Unterkunft im West End – Tür an Tür mit einem renommierten Warenhaus. Zentral, luftig und geräumig. Geringer Verkehrslärm. Zuweilen von Passanten als Urinal benutzt. Perfekt geeignet für Leute ohne Vorurteile.

      Das musste ein Scherz sein, der auf Leute wie ihn zugeschnitten war; er bricht in kurzes Gelächter aus. Wird regelrecht gut gelaunt. Daneben hängt ein weiteres Plakat, auf dem Gerümpel und Lumpen abgebildet sind:

      Zimmer in Hammersmith. Ruhige Lage in dunkler Ecke zwischen überfüllten Mülleimern. Leckende Abflussrohre sorgen für fließendes Kaltwasser. Komplette Möblierung mit leicht zugänglichen Pappkartons. Nur einen Steinwurf zur U-Bahn. Unbedingt anschauen!

      Ein originell formulierter Spaß und Beispiel für britischen Galgenhumor, denn beide Plakate bitten im Namen einer Organisation namens Centrepoint um Spenden zugunsten junger Obdachloser. Viele leiden offenbar große Not, denkt er. Eine Not, deren Zunahme auf das Konto Margaret Thatchers und John Majors geht. Er kann sich daran erinnern, dass der neue Regierungschef Blair heißt und einen guten Eindruck auf

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