Die erste Umsegelung Asiens und Europas. Adolf Erik Nordenskiold

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Die erste Umsegelung Asiens und Europas - Adolf Erik  Nordenskiold Edition Erdmann

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einiger Streichhölzer verscheucht. Ich selbst habe mit meinen Kameraden eine Nacht nach der anderen in Gegenden im Zelt gelegen, wo wir sicher sein konnten, dass der Lagerplatz, während wir im tiefsten Schlaf lagen, von irgendeinem Bären genau bewacht wurde, welcher auch, als der Koch aufstand, um Kaffee zu kochen, selten versäumte, auf Schussweite heranzukommen.

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       Eisbären

      Dagegen hat der Eisbär eine besondere Neigung, eine Inventarisierung der Proviantniederlagen verlassener Fahrzeuge und Boote vorzunehmen, welche man am Strand aufgelegt hat. Die meisten arktischen Reisenden wissen mancherlei merkwürdige Abenteuer zu erzählen, denen sowohl Menschen wie Bären bei solchen Gelegenheiten ausgesetzt waren. Auf der Reise von 1864 kam z. B. einmal ein großer Bär und untersuchte genau den Inhalt eines mit dem Zelt überdeckten Bootes; welches wir einige Stunden vorher im Inneren des Großfjords [Spitzbergen] ohne Wache zurückgelassen hatten. Er fraß einen sorgfältig angerichteten Rentierbraten auf, zerriss unsere Reservekleider und streute die Schiffszwiebäcke und andere Sachen umher; und nachdem wir am Abend nach unserer Rückkehr unsere Sachen wieder zusammengelesen, das Zelt ausgebessert und uns schlafen gelegt hatten, kam derselbe Bär wieder und eignete sich während unseres Schlafens alles Rentierfleisch an, das wir anstatt des verlorenen Bratens für die Fahrt am folgenden Tag zubereitet hatten. Während einer der englischen Expeditionen zur Aufsuchung Franklins wurde einmal ein Bär erlegt, in dessen Magen man unter anderen guten Sachen den Vorrat eines ausgeplünderten Heftpflasterdepots fand. Der Bär kann auch große Steine fortwälzen, aber eines Lagers von gefrorenem Sand kann er nicht Herr werden.

      Der Eisbär schwimmt ausgezeichnet, aber nicht so schnell, dass er durch Schwimmen entgehen könnte, wenn er, wie es oft geschieht, bei seinen Fluchtversuchen seine Rettung im Meer sucht und man ihn in einem Boot verfolgt, wenn also ein Boot und tüchtige Ruderer zur Hand sind. Dabei ist er, wie die Fangmänner behaupten, ebenso leicht zu töten wie ein Schaf; man muss sich jedoch beeilen, sich seiner mit der Harpune oder in anderer Weise zu bemächtigen, da er, wenn er nicht sehr fett ist, schnell sinkt.

      Ob der Bär den Winter in einem Lager verbringt, ist noch nicht völlig entschieden, jedoch verschiedene Gründe sprechen dafür. Er verschwindet z. B. während der dunklen Zeit fast vollständig von den Überwinterungsplätzen, und man hat mitunter Höhlen unter dem Schnee gefunden, wo Bären verborgen gewesen waren. So geschah es einmal, dass Tobiesen [Sivert Tobiesen, 1821–1873, berühmter norwegischer Robbenfänger und Eismeerfahrer, erfroren 1873 bei der Überwinterung auf Spitzbergen] mit einem Fuß in eine derartige Höhle geriet, und zwar zu nicht geringem Schrecken für den vielerfahrenen Fangmann wie für den Bären.

      Ich kenne nur eine einzige Gelegenheit, bei welcher ein norwegischer Fangmann von einem Bären ernstlich beschädigt wurde. Es scheint jedoch, als ob dieses Tier in solchen Gegenden kühner und gefährlicher wäre, in denen es noch nicht mit den gefährlichen Jagdgerätschaften der Menschen Bekanntschaft gemacht hat. Während der ersten englischen und holländischen Reisen traf man z. B. in Gegenden, wo der Eisbär jetzt fast ganz und gar fehlt, beinahe an jedem Landungsplatz Bären an, mit denen man gezwungen war, richtige Kämpfe aufzunehmen, Kämpfe, welche manchmal mehrere Menschenleben kosteten.

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       Walrosse

      Das wichtigste Fangtier ist während der letzten fünfzig Jahre das Walross gewesen, aber auch dessen Ausrottung beginnt, sodass es bereits jetzt nur noch selten im Sommer an der Westküste von Nowaja Semlja südlich von Matotschkin-Schar angetroffen wird. So haben wir z. B. während unserer Besuche auf dieser Insel in den Jahren 1875, 1876 und 1878 nicht ein einziges dieser Tiere dort gesehen. Aber an der Karischen Pforte, an der Ostküste von Nowaja Semlja und an gewissen Stellen im Karischen Meer kann man noch einen reichlichen Fang machen. In früherer Jahreszeit soll das Walross auch zwischen dem Treibeis an der Westküste und nach Süden hin gegen die Mündung der Petschora vorkommen, obgleich die Anzahl der Tiere, welche von den Samojeden bei Chabarowa gefangen werden, äußerst gering zu sein scheint. Dagegen aber sahen die Holländer bei ihren ersten Reisen in diese Gegenden eine bedeutende Menge dieser geselligen Tiere; aber auch damals kamen die Walrosse hier nicht in so großer Menge vor wie zu derselben Zeit auf Spitzbergen und der Bären-Insel, welche offenbar ihre Hauptheimat bildeten.

       Fanggerätschaften

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       Harpune für den Fang des Weißwals

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       Lanze

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       Harpune für den Walrossfang

      Geselligkeit und Neugierde scheinen Hauptcharakterzüge der Walrosse zu sein. Diese ihre Eigenschaften habe ich Gelegenheit gehabt zu beobachten, als ich einst an einem stillen, herrlichen nordischen Sommertag über das spiegelblanke, mit Treibeis bestreute Meer mitten zwischen einer bedeutenden Herde dieser Tiere hindurchfuhr. Ein Teil derselben folgte dem Boot ein langes Stück in aller Friedlichkeit, dann und wann einen grunzenden Laut von sich gebend; andere schwammen ganz nahe an das Boot heran und erhoben sich hoch aus dem Wasser, um die Fremdlinge in Augenschein zu nehmen, und wieder andere lagen so dicht gepackt auf dem Treibeis, dass dieses bis an den Rand im Wasser versenkt lag, während die im Meer umherschwimmenden Kameraden sich mit Gewalt einen Platz gerade auf dem vorher schon überfüllten Ruheplatz zu erzwingen suchten, obgleich eine Menge unbenutzter Eisstücke in der Nachbarschaft umhertrieb.

      IM »EISKELLER« SIBIRIENS

      Bei der Überfahrt nach der Waigatsch-Insel begegnete ich der Lena, welche jetzt erst nach dem vereinbarten Sammelplatz fuhr. Ich gab ihrem Kapitän Befehl, unverzüglich bei Chabarowa vor Anker zu gehen, Kohlen von der Express einzunehmen und sich fertig zu machen, sofort nach meiner Rückkehr von dem Ausflug gleichzeitig mit den übrigen Fahrzeugen die Anker zu lichten und weiter zu segeln.

      Am 31. Juli abends kehrte ich an Bord der Vega zurück, sehr froh und zufrieden mit dem, was ich auf meinem Ausflug nach der Waigatsch-Insel gesehen und eingesammelt hatte. Die Lena war jedoch noch nicht ganz in Ordnung, weshalb die Abreise bis zum Morgen des 1. August verschoben wurde. Hierauf lichteten alle Fahrzeuge die Anker und segelten oder dampften durch die Waigatsch-Straße oder Jugor-Schar in das Karische Meer ein.

      In den ältesten Berichten ist viel von hohen, mit Eis und Schnee bedeckten Bergen die Rede, welche in der Nähe der Straße zwischen der Waigatsch-Insel und dem Festland vorkommen sollen, sowie auch, dass dort die höchsten Berge der Erdoberfläche sein sollten, deren Spitzen sich bis zu einer Höhe von hundert deutschen Meilen erheben sollten. Die Ehre, die höchsten Berge der Erde zu besitzen, ist später von den Einwohnern im nördlichen Russland der Umgebung von Matotschkin-Schar zugeteilt worden, »wo die Berge sogar höher sind als der Bolschoj-Kamen«, ein einige Hundert Fuß hoher Hügel an der Mündung der Petschora – eine orographische Auffassung, welche einen neuen Beweis zu dem alten Satz liefert, dass »in dem Reiche der Blinden der Einäugige König ist«.

      Die meisten Fahrzeuge, welche durch Jugor-Schar in das Karische Meer segeln wollen, müssen dort einige Tage vor Anker liegen, um günstige Winde und Eisverhältnisse abzuwarten. Gute Häfen gibt es jedoch nicht in der Nachbarschaft des Sunds, brauchbare Ankerplätze kommen aber vor, teils in der Bucht bei Chabarowa am westlichen Eingang des Sunds und teils, nach den alten holländischen Karten, auf der östlichen Seite zwischen

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