Die erste Umsegelung Asiens und Europas. Adolf Erik Nordenskiold
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Alken, Teiste, Papageientaucher und Alkenkönige kommen nie im Inneren des Landes vor. Niemals lassen sie sich auf einer Grasfläche oder auf einem ebenen Sandufer nieder; die steilen Seiten der Vogelberge, das Meer, das Grundeis, Treibeisstücke und kleine, aus dem Wasser hervorragende Steine bilden ihren Aufenthalt. Die schwimmen mit großer Geschicklichkeit sowohl auf wie unter der Oberfläche des Wassers. Die Teiste und Alkenkönige fliegen schnell und gut, die Lummen dagegen schwerfällig und schlecht. Die Letzteren dürften deshalb im Winter wohl kaum weiter von ihren Brutstellen fortziehen als bis nach dem nächsten offenen Wasser, und es lässt sich annehmen, dass keine Lummenkolonie an Stellen angelegt werden, wo das Meer auch weit von der Küste ab ganz und gar zufriert. Hierauf beruht vielleicht die Seltenheit der Alken oder Lummen im Karischen Meer.
Während der Fahrt im Polarmeer folgen den Schiffen fast immer zwei Möwenarten, die raublustige Großmöwe und die geschmeidig geformte, schnell fliegende dreizehige Möwe, und wenn der Robbenfänger an einem Eisstück anlegt, um einen geschossenen Seehund abzuziehen, so dauert es nicht lange, bis eine Menge schneeweißer Vögel mit schwarzblauem Schnabel und schwarzen Beinen sich in der Nachbarschaft niederlässt, um ihren Teil der Beute zu erhalten. Das ist die dritte, gewöhnliche Möwenart des Nordens, die Elfenbeinmöwe.
In Laune und Lebensart sind diese Möwenarten ganz verschieden. Die Großmöwe ist stark genug, um ihre Eier und Jungen gegen die Angriffe des Bergfuchses verteidigen zu können. Sie brütet deswegen gewöhnlich auf der Spitze leicht zugänglicher kleinerer Klippen, Hügel oder Steinhaufen, am liebsten in der Nähe der Alkenfelsen oder auf Vogelinseln, wo die Jungen der Nachbarn ihr Gelegenheit zu Raub und Jagd während der Zeit bieten, wo ihre eigenen Jungen aufgefüttert werden. Manchmal, wie z. B. bei der Branntwein-Bucht auf Spitzbergen, brüten die Großmöwen zusammen in großen Scharen auf Vorsprüngen steiler Felsenseiten, mitten unter den Alken. Auf der Bären-Insel habe ich sie auf der Strandfläche selbst, an einer Stelle sogar unter dem Bogen eines von einer Klippe herabstürzenden Wasserfalls brüten sehen.
Noch gewöhnlicher als die Großmöwe ist in den nordischen Ländern die dreizehige Möwe. Man trifft sie weit in das Meer hinaus, wo sie den Schiffen ganze Tage lang folgt, die Mastspitzen umkreisend, und manchmal – nach Aussage der Fangmänner, wenn ein Sturm im Anzug ist – nach den Spitzen der Wimpel schnappend. Wenn das Schiff im Hafen liegt, versammeln sich diese Möwen gewöhnlich um das Fahrzeug herum, um alles Essbare zwischen dem ausgeworfenen Abfall aufzuschnappen.
In den bebauten Gegenden Europas sind die größeren Säugetiere so selten, dass die meisten Menschen in ihrem Leben kein wildes Säugetier, nicht einmal eins so groß wie ein Hund, gesehen haben. Im hohen Norden ist dies aber nicht der Fall. Die Zahl der größeren Säugetiere ist zwar auch hier nicht mehr so bedeutend wie im 17. Jahrhundert, wo ihre Jagd zwanzig- bis dreißigtausend Menschen ein reichliches Auskommen gab; noch immer aber nährt die Jagdausbeute bei Nowaja Semlja und Spitzbergen mehrere Hundert Fangmänner, und selten wird im Sommer für denjenigen, welcher sich an den Küsten dieser Inseln aufhält, ein Tag vergehen, ohne dass er einen Seehund oder ein Walross, ein Rentier oder einen Eisbären sieht. Zu einem richtigen Bild der Umgebung und Lebensweise des Polarforschers gehört deshalb auch eine Schilderung des Auftretens und der Lebensweise der wilden Säugetiere in den Polarländern.
Eine merkwürdige Tatsache ist es, dass die Rentiere, ungeachtet der verheerenden Jagd, welcher dieselben auf Spitzbergen ausgesetzt sind, dort doch in so viel größerer Menge vorkommen als auf dem nördlichen Nowaja Semlja oder der Taimur-Halbinsel, wo sie vor den Verfolgungen der Jäger ziemlich geschützt waren. Selbst auf dem lang gestreckten Teil des südlichen Nowaja Semlja ist das Rentier trotz der reichlichen Sommerweide so selten, dass man beim Landen dort kaum auf eine ergiebige Rentierjagd rechnen kann. Erst weiter nach Norden hinauf, zu beiden Seiten des Matotschkin-Schar, kommt es in größerer Menge vor.
Es verdient hierbei erwähnt zu werden, dass das Rentier vor dreihundert Jahren, als der nördliche Teil von Nowaja Semlja zum ersten Mal von Menschen besucht wurde, dort nicht allgemeiner vorgekommen zu sein scheint als in der jetzigen Zeit.
Auf Spitzbergen haben die Rentiere erst durch die Jagd der Holländer und Engländer und später durch die der Russen und Norweger bedeutend abgenommen. In dem nordwestlichen Teil der Insel, wo die Holländer ihre Tranküchen hatten, sind sie sogar vollständig ausgerottet worden.
Am besten kennt man das Leben des wilden Rentiers von Spitzbergen. Im Sommer hält es sich zu den Grasflächen in den eisfreien Talgängen der Insel, im Spätherbst zieht es, nach der Aussage der Fangmänner, nach der Meeresküste, um das Seegras zu fressen, welches sich am Strand aufgeworfen findet, und im Winter begibt es sich nach den moosbekleideten Berghöhen im Inneren des Landes, wo es ganz gut zu gedeihen scheint, obgleich die Kälte dort im Winter fürchterlich streng sein muss. Wenn die Rentiere im Frühjahr an die Küste zurückkommen, sind sie nämlich noch ganz fett, aber einige Wochen später, wenn sich auf dem Schnee eine gefrorene Rinde gebildet hat und diese Eiskruste die Abhänge der Berge schwer zugänglich macht, dann werden sie so mager, dass man sie kaum essen kann. Im Sommer aber fressen sie sich bald wieder fett, und ihre Fettigkeit im Herbst ist so groß, dass sie auf einer Ausstellung von Mastvieh unbedingt einen Preis gewinnen würden.
oben: Elfenbeinmöwe unten: Dreizehige Möwe
Der Eisbär kommt vorzugsweise an den Küsten und Eilanden vor, welche von Treibeis umgeben sind, häufig sogar auf den Eisfeldern weit hinaus in die See. Zwischen den Treibeisstücken macht er gewöhnlich seinen besten Fang. Jetzt ist er an den im Sommer eisfreien Südwestküsten von Spitzbergen und Nowaja Semlja ziemlich selten, kommt aber in den nördlichen, beinahe beständig von Eis umgebenen Teilen dieser Insel allgemeiner vor.
Der Eisbär findet sich übrigens überall längs der Nordküste Asiens und Amerikas, dem Anschein nach in um so größerer Menge, je weiter man nach Norden kommt. Mitunter ist er auch, erst auf dem Eis, dann schwimmend, bis nach der Nordküste Norwegens gekommen.
Der Eisbär ist nicht schwer zu töten. Wenn er einen Menschen bemerkt, nähert er sich gewöhnlich, in der Hoffnung eines Fanges, mit geschmeidigen Bewegungen und in hundert Zickzackwindungen, um nicht zu zeigen, wohin eigentlich sein Ziel geht, und dadurch seine Beute zu erschrecken. Hierbei klettert er oft auf einen Eisblock und hebt sich auf die Hinterbeine, um einen weiteren Gesichtskreis zu erlangen, oder er steht auch still, mit augenscheinlicher Bedachtsamkeit nach allen Seiten witternd, um mithilfe des Geruchs, auf den er sich mehr zu verlassen scheint als auf sein Gesicht, sich über die rechte Art und Natur der umliegenden Gegenstände zu unterrichten. Wenn er glaubt, es mit einem Seehund zu tun zu haben, kriecht er oder schleppt sich auf dem Eis entlang und soll dann den einzigen von der weißen Farbe des Eises abstechenden Teil seines Körpers, die große schwarze Schnauze, mit seiner Vordertatze zu verbergen suchen. Wenn man sich nur still verhält, so kommt der Bär auf diese Weise so nahe, dass man ihn auf einige Büchsenlängen Entfernung leicht erlegen oder, was die Fangmänner für sicherer ansehen, mit der Lanze töten kann. Begegnet man unbewaffnet einem Eisbären, so sind gewöhnlich einige heftige Bewegungen und Schreie genügend, ihn in die Flucht zu jagen; flieht man aber selbst, so kann man sicher sein, ihn dicht hinter sich auf den Fersen zu haben. Wird der Bär verwundet, so flieht er stets. Oft legt er mit der Tatze Schnee auf die Wunde, und mitunter gräbt er im Todeskampf mit den Vorderfüßen ein Loch in den Schnee, um seinen Kopf darin zu verbergen.
Wenn man vor Anker liegt, schwimmt der Bär mitunter zu dem Fahrzeug hinaus; und schlägt man in entlegenen Gegenden sein Zelt auf, so findet man häufig des Morgens beim Erwachen einen Eisbären in der Nachbarschaft, welcher während der Nacht das Zelt umschnuppert hat, ohne es anzugreifen. Ich erinnere mich jetzt nur eines Falles, wo der Bär gewagt hatte, in ein bewohntes Zelt hineinzuschauen, und zwar war dies auf Kanes Reise [Elisha Kent