Die erste Umsegelung Asiens und Europas. Adolf Erik Nordenskiold

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Читать онлайн книгу Die erste Umsegelung Asiens und Europas - Adolf Erik Nordenskiold страница 11

Die erste Umsegelung Asiens und Europas - Adolf Erik  Nordenskiold Edition Erdmann

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      Es sind jedoch hier nicht die größeren Säugetiere, wie Wale, Walrosse, Seehunde, Bären und Rentiere, welche zunächst unsere Aufmerksamkeit in Anspruch nehmen, sondern die unzähligen Scharen von Vögeln, welche den Polarfahrer während des langen Sommertags des Nordens umschwärmen.

      Schon lange, ehe man in das eigentliche Gebiet des Eismeeres eingesegelt ist, sieht man das Fahrzeug von Scharen großer grauer Vögel umgeben, welche dicht über die Oberfläche des Meeres dahinfliegen oder vielmehr -schweben, indem sie sich mit dem Wogenschwall heben und senken und eifrig nach irgendeinem essbaren Gegenstand auf der Wasserfläche spähen oder in dem Kielwasser des Schiffs schwimmen, um ausgeworfenen Abfall aufzuschnappen. Dies ist der arktische Sturmvogel (Mallemuck, Eissturmvogel). Der Sturmvogel ist furchtlos und gefräßig; er hat einen üblen Geruch, weshalb man ihn auch nur im Notfall isst, obgleich das Fleisch, wenn der Vogel nicht kurz vorher zu reichlich in verfaultem Fleisch geschwelgt hat, durchaus nicht unschmackhaft für denjenigen sein soll, welcher wenigstens gegen einen nicht allzu scharf hervortretenden Trangeschmack abgehärtet ist. Bei der Bären-Insel und Spitzbergen ist derselbe allgemeiner als bei Nowaja Semlja, und hier scheint er auch kaum in irgendeiner größeren Anzahl zu nisten. Nördlich von Skandinavien kenne ich drei Stellen, wo große Scharen von Sturmvögeln nisten: Die erste ist auf der Bären-Insel auf dem Abhang einiger nicht sonderlich steiler Klippen außerhalb des sogenannten Südhafens der Insel, die andere am südlichen Strand der Branntwein-Bai auf Nordostland [Spitzbergen] und die dritte auf Vorsprüngen steiler Bergwände im Inneren des Eisfjords [Spitzbergen]. An den letzteren Stellen sind die Nester unzugänglich; auf der Bären-Insel dagegen kann man ohne allzu große Schwierigkeit eine ganze Kolonie ihrer schmutzig grauen, kurzen, an beiden Enden gleichmäßig abgerundeten Eier berauben. Diese sollen ganz gut von Geschmack sein. Das Nest ist höchst unansehnlich und übel riechend wie der Vogel selbst.

      Wenn das Schiff etwas weiter nach Norden hinauf in ein eisbestreutes Meer gekommen ist, so hört der Seegang plötzlich auf, der Wind legt sich, und das Meer wird spiegelblank, indem es sich mit einer langsam leichten Wogenbewegung hebt und senkt. Scharen von Alkenkönigen (Krabbentaucher) und Teisten schweben jetzt in der Luft und schwimmen zwischen den Eisstücken. Der Alkenkönig, welcher auch »Seekönig« oder »Rotges« genannt wird, kommt auf Nowaja Semlja außer in dem südlichen Teil nur wenig vor und brütet dort auch nicht, soviel mir bekannt ist. Die Lage des Landes ist zu südlich und das Steingeröll an den Seiten der Berge zu unbedeutend für das Wohlbefinden dieses kleinen Vogels. Auf Spitzbergen aber kommt er in unglaublichen Scharen vor und nistet in den ein- bis zweihundert Meter hohen Steinhaufen, welche Frost und Verwitterung an mehreren Stellen der Seiten der steil abfallenden Küstenberge, z. B. bei dem Horn-Sund, der Magdalena-Bai, auf den Norskinseln (nahe an 80° nördl. Br.) und anderen Stellen gebildet haben. Diese Steinhaufen bilden den Palast des Alkenkönigs, reicher an Räumen und Sälen als irgendeine andere Stelle auf dem weiten Erdenrund. Klettert man zwischen den Steinen hinauf, so sieht man hier und da ganze Wolken von Vögeln plötzlich aus dem Boden hervorkommen, um entweder in der Luft umherzuschwärmen oder über die See hinauszufliegen, und gleichzeitig geben sich die unter der Erde zurückgebliebenen durch ein unaufhörliches Geschnatter und Gemurmel zu erkennen, welches dem Lärm einer Menge zankender Weiber nicht unähnlich ist. Sollte dieses Geräusch für einige Augenblicke verstummen, so braucht man nur zu versuchen, durch irgendeine der Öffnungen zwischen den Steinen ihr Geschrei nachzuahmen, um sofort eifrige und andauernde Antwort von allen Seiten zu erhalten. Die in der Luft kreisenden Vögel lassen sich bald genug wieder auf die Steine des Bergabhangs nieder, wo sie unter Streit und Zank so dicht aneinanderhocken, dass man fünfzehn bis dreißig Stück auf einen Schuss töten kann. Ein Teil des Schwarms fliegt dann wieder auf, und ein anderer sucht wie die Ratten seine Sicherheit in den Schlupfwinkeln zwischen den Steinblöcken. Bald aber kriechen sie wieder hervor, um, wie auf geheime Verabredung, in dichten Schwärmen zur See hinauszufliegen und ihre aus Krebstieren und Würmern bestehende Nahrung zu suchen. Der Vogel taucht mit Leichtigkeit. Sein einziges, blauweißes Ei legt er ohne Nest unmittelbar auf den Erdboden, so tief hinunter in den Steinhaufen, dass man nur mit Schwierigkeit dazukommen kann. In dem Steingeröll der Berge nördlich von dem Horn-Sund [West-Spitzbergen] traf ich am 18. Juni 1858 zwei Eier dieser Vögel, welche unmittelbar auf einem zwischen den Steinen befindlichen Eislager lagen. Wahrscheinlich hatte die Brutzeit damals noch nicht angefangen. Wo die Hauptmasse dieser Vögel den Winter zubringt, ist unbekannt, sie kommen aber frühzeitig nach dem Norden zurück, mitunter sogar zu früh. So sah ich 1873 gegen Ende April eine Menge erfrorener Alkenkönige auf dem Eis im nördlichen Teil der Hinlopen-Straße [Meeresenge zwischen West-Spitzbergen und dem Nordostland]. Dem Geschmack nach ist der Alkenkönig ausgezeichnet, und er gibt, infolge der starken Entwicklung der Brustmuskeln, mehr Nahrung her, als man bei der geringen Größe des Vogels erwarten sollte.

      Außer dem Alkenkönig trifft man zwischen dem Eis schon weit vom Land ab ganze Scharen von Alken, und je näher man dem Strand kommt, um so mehr nimmt ihre Zahl zu, besonders wenn die Strandklippen dieser gewöhnlichsten Vogelart der Polarländer eine passende Brutstelle bieten. Hierzu werden Klippenwände gewählt, welche steil gegen das Meer abfallen, aber doch durch Vorsprünge und Unebenheiten den brütenden Vögeln Platz bieten. Auf den wirklichen Alkenfelsen liegt Ei an Ei, in dichten Reihen von der Spitze der Klippe bis in die Nähe der Wasserfläche, und der ganze Felsen ist dicht mit Vögeln besetzt, welche außerdem noch in Scharen von Tausenden und Abertausenden nach und von dem Berg fliegen und die Luft mit ihrem äußerst unangenehmen Geschrei erfüllen. Die Eier werden ohne eine Spur von Nest auf die kahle oder nur mit altem Vogelabgang bedeckte Klippe so dicht aneinandergepackt gelegt, dass ich 1858 von einem Klippenvorsprung von unbedeutender Ausdehnung, der von der Spitze des Alkenfelsens mittels eines Taus erreicht wurde, nicht weniger als eine halbe Tonne Eier einsammeln konnte. Jeder Vogel hat nur ein ziemlich großes, grau und braun gesprenkeltes Ei von sehr abwechselnder Farbe und Form. Nachdem es eine Zeit lang bebrütet worden ist, wird es mit einem dicken Lager Vogelabgang bedeckt, und hieran pflegen die Fangmänner die verdorbenen Eier von den frischen zu unterscheiden.

      Feuert man einen Schuss gegen den Alkenberg ab, so fliegen Tausende von Vögeln aus ihren Horsten, ohne dass sich die Zahl derjenigen, welche sich nicht aufscheuchen lassen, zu verringern scheint. Die plumpen und kurzflügeligen Vögel fallen, wenn sie sich aus ihrem Horst werfen, anfangs ein ziemliches Stück abwärts, ehe sie »genügend Luft« unter die Flügel bekommen, um fliegen zu können. Viele plumpsen, ehe dies geschieht, ins Wasser und manchmal in das Boot hinunter, welches vielleicht eben an dem Fuß des Vogelbergs entlang rudert.

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       Papageientaucher

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       Teist

      Ein unaufhörliches, unbehagliches Geschnatter zeigt an, dass ein beständiges Geklatsche in der Alkenkolonie vorherrscht; und dass die Eintracht nicht groß ist, davon zeugt das heftige Geschrei, welches sich von Zeit zu Zeit hören lässt. Hier drängt sich ein Vogel vor, um noch einen Platz auf einem bereits vollgepackten Vorsprung zu bekommen, und dort zanken sich ein paar andere um das Eigentumsrecht an einem Ei, welches auf einer Klippenkante von nur wenigen Zoll Breite gelegt worden ist und das nun während des Streites in den Abgrund gestürzt wird.

      Junge von der Größe eines Alkenkönigs habe ich bereits Mitte August der Mutter folgen sehen.

      Neben den Alkenkönigen und Alken sieht man zwischen dem Treibeis an der Küste zwei andere nahe verwandte Vogelarten: den Papageientaucher und den Teist oder Blässling. Papageientaucherfelsen kenne ich nicht von Spitzbergen her. Der Papageientaucher scheint dort nur in geringer Zahl zu brüten, obgleich er sich noch auf dem nördlichsten Teil der Insel findet. Auch bei Nowaja Semlja kommt er ziemlich spärlich vor. Der Teist wird dagegen, obgleich nie in großen Scharen versammelt, überall an den Ufern auf Spitzbergen und Nowaja Semlja, sogar bis nach der Parry-Insel unter 80° 40' nördl. Br. [kleine Inselgruppe vor der Nordküste Nordostlands] angetroffen, wo ich 1861 verschiedene

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