Winterkuss. Heidi Cullinan

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Winterkuss - Heidi  Cullinan Minnesota Christmas

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er seine Handschuhe in die Manteltasche schob. Er ließ den Holzfäller-Overall an, hauptsächlich deshalb, weil es mehr Arbeit wäre ihn auszuziehen, als sich angesichts der Dauer seines Verbleibs gelohnt hätte. Bei der Temperatur, die man hier eingestellt hatte, würde er jedoch definitiv in zwei Minuten schwitzen wie ein Schwein. »Wie geht's ihr heute?«

      Kyle zuckte die Achseln. »Mittelprächtig. Nicht ihr bester Tag, aber auch nicht ihr schlechtester. Sie ist vielleicht ein bisschen weinerlich und desorientiert, aber sie wird wissen, wer Sie sind, und wird sich freuen, Sie zu sehen.«

      »Wir warten hier.« Arthur lehnte sich über den Tresen, um Kyle ein kokettes Grinsen zuzuwerfen, woraufhin Paul finster dreinblickte und der Pfleger errötete.

      Froh, diese Seifenoper namens Arthur Anderson für ein paar Minuten hinter sich zu lassen, lief Marcus den Flur entlang zu seiner Mutter.

      Mimi Gardner saß zusammengesunken in ihrem Lehnstuhl, eine Steppdecke über den Beinen, ein Magazin auf ihrem Schoß, während im Fernseher die Nachrichten liefen. Als sie Marcus sah, zeigte sie mit finsterem Blick und ein wenig hilflos auf den Fernseher.

      »Schatz, ich bin so froh, dass du hier bist. Ich will das nicht sehen, aber die Fernbedienung funktioniert nicht.«

      Marcus angelte sie aus ihrem Schoß und richtete sie auf den Bildschirm. Geduldig erklärte er seiner Mutter erneut, wie sie damit das Programm wechseln konnte. »Willst du den Kochkanal sehen, Mom?«

      »Ich weiß nicht.« Sie schien verwirrt und wütend, aber als Rachael Ray auf dem Bildschirm erschien und vergnügt und fröhlich in ihrer Küche herumflitzte, entspannte sie sich. »Ja, den da.« Sie lächelte und tätschelte Marcus' Hand. »Danke, Schatz. Hattest du eine schöne Fahrt aus der Stadt hierher?«

      Marcus' Herz sank. Er hasste es, wenn sie so viel vergaß, weil das ihre Unterhaltungen immer unangenehm machte. »Ich wohne jetzt hier in Logan, erinnerst du dich?«

      Erneut runzelte Mimi aufgebracht die Stirn. »Aber du hast doch diesen guten Job in der Anwaltskanzlei und diesen süßen Freund. Warum solltest du das zurücklassen?«

      »Weil Steve mich betrogen und gelogen hat, sobald er den Mund aufgemacht hat. Und der Job hat mich aufgefressen.« Lächelnd nahm er ihre Hand und versuchte, die Unannehmlichkeit ihrer Vergesslichkeit zu überspielen. »Wie war das Abendessen? Hier riecht's nach Hühnchen.«

      »Es war gut.« Mimi berührte ihr Haar, noch immer aufgewühlt, aber nicht so schlimm, wie es sein könnte. »Marcus, ich muss meine Haare färben lassen. Ich kann doch so morgen nicht arbeiten gehen.«

      Oh, einer dieser Tage. »Du musst nicht mehr arbeiten gehen, Mom. Du bist in Rente.«

      »Das ist lächerlich. Ich will nicht in Rente gehen. Wer geht schon mit dreiundfünfzig in Rente? Außerdem kann diese dumme Nuss Kristen doch gar nicht mit dem neuen Computersystem umgehen. Und sie ist furchtbar bei den Vorlesestunden.«

      »Wenn du 53 wärst, Mom, hättest du mich mit 15 bekommen.«

      Einen Moment lang blickte Mimi ihn noch an, dann füllten sich ihre Augen mit Tränen. »Ich vergesse wieder alles, nicht wahr?«

      »Ich denke, du bist müde.« Marcus strich durch ihr Haar, wobei ihm auffiel, dass es wirklich viel grauer war, als sie es eigentlich mochte. »Mal sehen, was wir tun können, um dich zu Cut'N'Curl zu bringen, sobald der Sturm vorbei ist. Vielleicht kann ich dich sogar nach Duluth fahren und dir anschließend ein schönes Abendessen spendieren.«

      Sie schien ein wenig beruhigt zu sein, aber sie ließ sich in ihren Stuhl zurücksinken und sah klein, zerbrechlich und sehr alt aus. »Ich bin müde, du hast recht. Ich verstehe allerdings immer noch nicht, wie diese Kristen die Bibliothek führen kann.«

      »Das tut sie nicht. Inzwischen haben sie einen jungen Mann eingestellt. Nach dem, was ich gehört habe, ist die Vorlesestunde sehr beliebt.«

      Nach dem, was Marcus noch so gehört hatte, war er ein weiterer Freund von Dorothy. Für eine Stadt mit weniger als tausend Einwohnern hatte Logan zweifellos eine seltsame Homosexuellen-Quote.

      Mimi drückte Marcus' Hand. »Danke, dass du vorbeigekommen bist, Marcus.«

      »Natürlich.« Er strich immer noch durch ihr Haar. »Draußen herrscht ein Schneesturm, also könnte es ein paar Tage dauern, bis ich wieder vorbeischaue. Ich sage am Empfang Bescheid und lass es an die anderen Pfleger ausrichten für den Fall, dass du es vergisst.«

      Sie schnaubte und verdrehte die Augen. »Ich denke, davon können wir ausgehen.«

      »Shh.« Er hob ihre Hand und küsste sie. »Du kannst mich immer anrufen, das weißt du. Daran werde ich die Pfleger auch erinnern.«

      »Ich hasse das«, flüsterte Mimi. »Ich bin zu jung, um so senil zu sein.«

      Das war sie, aber es gab nicht viel, was daran etwas ändern könnte. Alzheimer war eine beschissene Angelegenheit. »Du bist nicht senil. Du bist meine Mutter und du bist wundervoll. Ich schaue mich gerade nach etwas eigenem um und wenn ich etwas gefunden habe, lade ich dich jedes Wochenende zum Abendessen ein.«

      »Du solltest zurück in die Stadt. Hier findest du doch nie jemanden zum Ausgehen.«

      Das entsprach ziemlich sicher der Wahrheit. »Ich will mit niemandem mehr ausgehen. Mit dem Quatsch bin ich durch.«

      »Wer ist jetzt hier senil?«

      Das flüchtige Aufflackern der Mutter, die er gekannt hatte, brachte Marcus zum Lächeln. Er küsste sie auf die Wange. »Ruh dich aus, Mom, okay? Ich rufe morgen an, um sicher zu gehen, das alles okay ist.«

      Mimi küsste ihn ebenfalls. »Ich liebe dich, Schatz.«

      »Ich liebe dich auch, Mom.«

      Als Marcus zum Stationstresen zurückkehrte, hatte Arthur es bei Kyle aufgegeben und stritt sich stattdessen mit Paul vor dem Vogelhaus. Begierig darauf zu flirten strahlte Kyle zu Marcus hoch, als er ihm die Nachricht für seine Mutter weitergab, dass der Schnee ihn eine Weile fernhalten würde, doch Marcus ignorierte Kyle beharrlich.

      Es war seltsam, dass eine kleine Stadt wie Logan voller schwuler Männer sein konnte, aber Marcus hatte gemeint, was er seiner Mutter gesagt hatte. Eine Schwulenparade könnte die Hauptstraße hinunterlaufen und Marcus würde trotzdem kein Interesse zeigen.

      Obwohl der gepflegte, schlanke Junge aus der Stadt, der aussah wie eine nette und höfliche Version von Steve, wieder in seinem Kopf auftauchte, als er sich neben Paul in den Truck setzte.

      Nein, ermahnte er sich. Daran war er ganz besonders nicht interessiert.

      ***

      Mehrere Minuten lang saß Frankie in der bleiernen Stille seines Autos und versuchte zu verstehen, was verdammt noch mal passiert war.

      Er hatte die Musik ausgemacht, weil er die letzten Reste der geistigen Stimulation loswerden musste. Er konnte spüren, wie sein Gehirn den Gedanken verarbeitete, dass er einem Elch ausgewichen war – einem Elch, um Himmels willen –, und jetzt in einem tiefen Graben festsaß, begraben unter Schnee.

      Begraben. Unter Schnee.

      Begraben in einem Graben unter Schnee. Im Norden von Minnesota auf einer Straße, auf der er lange, lange

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