Winterkuss. Heidi Cullinan

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Winterkuss - Heidi  Cullinan Minnesota Christmas

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ihn weiterhin ruhig dasitzen und das Ganze verarbeiten lassen wollte, riss ihn die heraufziehende Wahrheit, dass er bald buchstäblich unter Schnee begraben sein würde, aus seiner Benommenheit und versetzte ihn in Bewegung. Mit zitternden Händen kletterte er auf den Rücksitz und fischte seine Stiefel, seine Decke, seine Wollmütze und seine dicken Handschuhe aus dem Kofferraum – die hässlichen, die er im Fachgeschäft für Landwirtschaft in Saint Peter gekauft hatte. In seiner Tasche befanden sich seine dünnen, isolierten Touchscreen-Handschuhe, über die sich Josh andauernd lustig machte, weil er das beschissenste Handy der Welt besaß, das überhaupt keine Touchfunktion hatte. Allerdings waren die Handschuhe stylisch und trendy, genau wie Frankies Mantel. Seine Columbia-Skijacke konnte ihn auf dem Gipfel eines Bergs warm halten. Für den Preis, den er bezahlt hatte, ging er davon aus, dass das auch für einen Schneesturm in Minnesota galt. Er besaß auch ein Stirnband aus Feece, das seine Haare nicht durcheinanderbrachte. Mit dieser Ausrüstung konnte er sich dem schlimmsten denkbaren Sturm in Minneapolis stellen.

      Allerdings war er nicht in der Stadt. Das einzige Stück seiner üblichen Winterkleidung, das wirklich etwas taugte, war die Jacke.

      Den Rest warf er zu Gunsten der Wollmütze und den dicken, dicken Handschuhen auf den Sitz. Letztere hatte er eigentlich noch nie getragen und bewahrte sie nur für einen Fall wie diesen in seinem Auto auf. Ein Fall, der nun eingetreten war.

      Begraben im Schnee im Norden von Minnesota.

      Ich muss hier raus. Er zog sich die Wollmütze auf und umklammerte die Decke und die Handschuhe in seinen Fingern fester. Ich muss zu einem Telefon.

      Moment, er hatte ein Telefon. Mit klopfendem Herzen kramte Frankie in seiner Tasche herum.

      Sein Handy hatte keinen Empfang.

      Er schaltete es aus und wieder an, hielt es in alle möglichen Richtungen und dicht an die Fenster heran, aber nichts davon brachte ihm ein Signal ein.

      Er saß in einem Graben fest, begraben unter Schnee, es wurde dunkel, er hätte fast einen Elch angefahren und er hatte keinen Empfang.

      Frankie konnte es nicht zurückhalten: Er wimmerte. Er weinte nicht, aber ihm entkamen ein paar sehr unmännliche Laute. Er schloss die Augen und wünschte sich verzweifelt, dass er im Wohnzimmer seiner Mutter wäre oder zuhause in Minneapolis oder wieder in diesem verdammten Café, belästigt von den drei Bären.

      Raus hier. Schnapp dir deine Decke, deine Handschuhe und los. Lass alles andere hier. Geh einfach. Such einen Unterschlupf.

      Einen schrecklichen Augenblick lang glaubte Frankie, dass die Tür sich nicht öffnen ließ, aber nach einem panischen Schubs und einem Ächzen gab das Metall nach und ließ ihn ins Freie. Kälte schlug ihm entgegen, aber die Columbia-Jacke hielt wirklich warm und was sie nicht schützen konnte, erledigte die Decke. Frankie zog die alte Steppdecke eng um sich, als er aus dem Graben kletterte und zurück auf die Straße stolperte, auf der es kein Anzeichen mehr von einem Elch gab.

      Es gab keine Anzeichen für irgendetwas, nicht einmal Reifenspuren. Als er in die Mitte der Straße stapfte, realisierte Frankie, dass niemand je sein Auto so weit unten im Graben sehen würde.

      Außerdem bemerkte er die zerklüfteten Steine, die er irgendwie verfehlt hatte. Steine, die einen viel größeren Schaden hätten verursachen können, nicht nur an dem Auto, sondern auch an ihm. Frankie könnte blutend und mit Knochenbrüchen im kalten Graben liegen, unsichtbar für jeden auf der Straße – und ohne Handyempfang.

      Beweg dich. Steh nicht hier rum und denk darüber nach, wie du hättest sterben können. Beweg dich. Beweg dich, beweg dich, beweg dich.

      Frankie setzte sich in Bewegung, indem er die Straße in die unheimlich stille Nacht hinunterging. Inzwischen fiel der Schnee so stark, dass er dagegen anblinzeln musste, weil er an seinen Wimpern festfror. Die Schuhe und Handschuhe waren dick, aber seine Zehen und Finger begannen, gegen die Elemente zu protestieren. Er musste so was wie einen Unterschlupf finden. Irgendeinen Unterschlupf.

      Er überlegte, wie lange es her gewesen war, dass er den letzten Briefkasten an der Straße gesehen hatte. Er fragte sich, ob er in Richtung der Stadt ging oder davon weg. Er fragte sich, wie kalt ihm noch werden würde, bevor er einen warmen und sicheren Ort gefunden hatte – und wie lange es dauern würde, dorthin zu gelangen.

      Frankie lief eine volle halbe Stunde. Sein Handy hatte immer noch keinen Empfang, aber es hatte eine Uhr. Es war schon fast acht, als er eine Zufahrtsstraße sah. Die kleine rote Flagge am Briefkasten signalisierte ihm, dass am anderen Ende jemand lebte.

      Vor Erleichterung stieß Frank ein Wimmern aus und stapfte schneller, angetrieben von dem Gedanken an Rettung. Es kümmerte ihn nicht einmal, ob dort ein Axtmörder lebte, solange er Frankie an einem warmen Plätzchen umbringen würde.

      Die Hütte am Ende der Einfahrt sah nach nichts Besonderem aus, weder bedrohlich noch einladend. Auf jeden Fall lebte hier jemand, der Ansammlung von Gerümpel auf der Veranda und den Möbeln, die durch das Fenster sichtbar waren, zu urteilen, aber niemand war zu Hause – entweder das oder sie waren taub, denn Frankie hatte mit aller Kraft gegen die Tür gehämmert.

      Gott sei Dank waren die Bewohner der Hütte vertrauensvoll, denn sie hatten die Tür nicht abgeschlossen. Sie schwang ganz einfach auf, als Frankie die Klinke drückte.

      »Hallo?«, rief er, als er den Kopf hineinsteckte. »Jemand zu Hause?« Niemand antwortete und er schloss die Tür hinter sich, bevor er seine Stiefel hart auf der Matte im Eingangsbereich, der als eine Art Foyer konstruiert war, abtrat. »Hallo?«

      Wärme umhüllte ihn – der Hauptraum war zwar keine Sauna, aber verglichen mit draußen war es angenehm. Dennoch ließ Frankie die Jacke an und die Decke eng um sich geschlungen, während er an der Tür stand und das Zuhause begutachtete, in das er eingedrungen war.

      Die Hütte war nicht groß. Das ganze Erdgeschoss bestand aus einem einzigen Raum, abgesehen von einer Tür nahe der Küche, die augenscheinlich in ein Badezimmer führte, und einer zweiten, von der Frankie wetten würde, das sie zu einem Wandschrank gehörte. Stufen führten in ein Dachgeschoss hoch, aber angesichts des Grundrisses und der Neigung des Dachs konnte sich dort oben nur ein einziger Raum befinden. Es sah beinahe wie eine Jagdhütte aus, aber derzeit lebte hier jemand dauerhaft – die Post lag auf dem Tisch verstreut und ein halb aufgegessenes Essen stand neben dem Waschbecken. Offensichtlich Haferbrei, der in einer Pfanne auf dem Herd geronnen war.

      Jemand lebte hier und war nicht besonders ordentlich.

      Allerdings fielen Frankie keine Hinweise auf einen Axtmörder ins Auge, also lüftete Frankie seine Decke lange genug, um seine Jacke an einen Haken hinter der Tür zu hängen und seine Stiefel auszuziehen. Wollmütze und Handschuhe auf der Bank neben der Tür abgelegt, wickelte sich Frankie wieder in die Decke ein und tapste in Socken durch die Hütte, um sich einen Überblick zu verschaffen.

      Der Strom war abgestellt, denn keiner der Schalter funktionierte, und es gab kein Telefon. Als er nach seinem eigenen suchte, um nachzusehen, ob er Empfang hatte, konnte er es nicht finden – vermutlich hatte er es irgendwo auf der Zufahrtsstraße verloren und dieses Wissen vermittelte ihm ein Gefühl der Leere, als hätte er einen Teil von sich selbst abgeschnitten. Er kannte die Telefonnummer seiner Eltern nicht, seit sie umgezogen waren, und hatte sich auch nie eine ihrer Handynummern gemerkt. Es war zu einfach, nur ihren Namen aus der Kontaktliste auszuwählen und sich das Handy für ihn erinnern zu lassen. Das Gleiche galt für seine Arbeit und seine Freunde.

      Du bist in Sicherheit. Hier ist es warm und du bist in Sicherheit.

      Franke stieß die Luft aus und

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