Karin Bucha Staffel 4 – Liebesroman. Karin Bucha

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Karin Bucha Staffel 4 – Liebesroman - Karin Bucha Karin Bucha Staffel

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unter diesen veränderten Verhältnissen gegenübertreten müßte!«

      Wieder herrscht Schweigen zwischen ihnen. Aber jetzt ist es bedrückend, denn die Bilder der Vergangenheit drängen sich ihnen auf. Bernd kann sich den Vorwurf nicht ersparen, daß er sie selbst heraufbeschworen hat, um Maria wie früher teilnehmen zu lassen an allem, was ihm lieb und wert ist.

      Sehr ernst ist sein Gesicht, als sie den Heimweg antreten. Sie gehen beide wie Traumwandler durch den sonnigen Sommertag, blind für die Wunder der schönen Alpenwelt.

      Kurz vor dem Hause bleibt Bernd plötzlich stehen und legt die Hände auf die schmalen Schultern Marias.

      »Ich reise ab, Maria – morgen früh fahre ich heim! Meine Anwesenheit bereitet dir nur Qual, ich sehe es ein! Und die Kinder, Maria – sie gehören zu dir! Du brauchst nur ein Wort zu sagen – und ich bringe sie dir!«

      In ihren dunklen Augen leuchtet es auf. »Die Kinder, Bernd – meine Mädel – willst du sie mir wirklich überlassen?« Maria legt wie einst ihre Hände um seinen Hals und schmiegt den Kopf an seine Brust. »Meine Kinder!« Sie zittert am ganzen Körper.

      Bernd nickt nur, preßt Maria an sich und berührt ihr Haar mit seinen Lippen.

      Dann löst sie sich entschlossen aus seinen Armen, und das jubelnde Glücksgefühl in ihr weicht mit einem Male tiefer Niedergeschlagenheit.

      »Morgen – Bernd – morgen sollst du meine Antwort haben! Ich darf nicht an mich denken. Ich muß an die Kinder denken!«

      Ehe Bernd ihr antworten kann, ist sie an ihm vorüber ins Haus geeilt.

      »Maria!« flüstert er mit leuchtenden Augen. »Liebe, tapfere Maria!«

      *

      »Nun weißt du alles, Mutter«, schließt Charlotte Imhoff ihren Bericht und blickt aus trüben Augen auf die Schwiegermutter, als erwarte sie von ihr Trost und Hilfe. »Bernd ist sofort zu Maria gefahren. Sie hat ihn gerufen, denn sie glaubt ja noch immer, Bernds Frau zu sein. Ach, es ist gräßlich, Mutter! Überall Herzeleid, wohin ich blicke!«

      Frau Hanna Imhoff ist erstarrt und keiner Antwort fähig. Nach einer langen Pause wiederholt sie dumpf: »Gräßlich, gewiß für dich und Bernd – aber für Maria ist es immerhin ein großes Glück! Der liebe Gott hat ein Wunder an ihr vollbracht.«

      Eine ganze Nacht hat Charlotte durchwacht und sich den Kopf nach einem befriedigenden Ausweg zermartert. Aber sie ist zu keinem Ergebnis gelangt; im Gegenteil, je länger sie über alles nachgedacht hat, desto mehr Schwierigkeiten und Verwicklungen sind vor ihr aufgetaucht.

      »Ob es wirklich ein großes Glück für Maria bedeutet?« meint sie aus ihren Gedanken heraus. »Die Ehe wurde doch rechtmäßig geschieden.«

      Frau Hanna versteht sofort, und mitfühlend streift ihr Blick das bleiche, übernächtigte Gesicht der jungen Frau. In den brennenden Augen Charlottes liegt so viel Verzweiflung, daß sie sich erschüttert abwendet.

      Arme Charlotte – arme Maria – armer Junge! Alle drei sind in diesem Wirrwarr unglückseliger Ereignisse gerissen! denkt Frau Hanna gequält.

      Charlotte erhebt sich. »Ich wollte dich nur vorher von allem unterrichten, Mutter, denn ich fahre in einer Stunde mit den Kindern an die See.«

      »Du willst verreisen?«

      »Bernd wünscht es.« Sie reicht der Schwiegermutter die Hand. »Die Kinder sollen nicht unter der gedrückten Stimmung leiden und vorläufig nichts erfahren, solange Maria sich nicht entschieden hat.«

      »Dann – dann wünsche ich dir gute Erholung, Charlotte«, preßt Frau Hanna hervor. Dabei ist sie sich bewußt, daß ihre Worte sinnlos und unangebracht sind. Wie könnte Charlotte jetzt an Erholung denken und sich leichten Herzens über ihren schweren Kummer hinwegsetzen!

      »Auf Wiedersehen!« Charlotte geht mit müden Schritten zur Tür. Dort wendet sie sich noch einmal Frau Hanna zu. »Wenn Bernd zu dir kommt, dann richte ihm bitte aus, er solle mich nicht allzulange in Ungewißheit lassen. Wie auch alles kommen mag – ich werde es zu tragen wissen.«

      *

      »Lebe wohl, Bernd, ich lehne mich nicht mehr gegen mein furchtbares Schicksal auf; denn ich weiß, meinen Kindern geht es gut bei dir und Charlotte. Ich bringe es einfach nicht übers Herz, eine folgenschwere Unruhe in das Leben der Kinder zu tragen. Um mich sorge dich nicht, ich habe ja die Eltern, werde arbeiten und zu vergessen suchen.«

      Ein schwerer Druck löste sich von Bernds Seele, und doch vermag er sich nicht über Marias tapferen Entschluß zu freuen. »Maria!« kommt es stöhnend von seinen Lippen.

      »Wir wollen uns den Abschied nicht unnötig schwer machen, Bernd.« Sie löst ihre Hände aus den seinen. Schlaff fallen sie zur Seite. »Lebe wohl!«

      »Lebe wohl, Maria!« Mit einem letzten Blick umschließt er ihre Gestalt. »Wenn du die Kinder sehen willst, dann komme ohne Zögern, Maria.«

      Sie nickt, dann wendet sie sich von ihm weg, geht langsam den Gartenweg zum Haus hinauf und ist bald hinter den Bäumen verschwunden.

      Bernd steht noch eine Weile da, tief in Gedanken versunken. Dann stürmt er beinahe den Weg hinunter. Er nimmt die schmerzliche Gewißheit mit sich, Maria heute zum letzten Male gesehen zu haben.

      *

      Bereits am nächsten Tag steht Bernd vor seiner Mutter. Sie erschrickt, als sie in sein gequältes Gesicht, seine tiefliegenden Augen blickt, und sie weiß alles, noch ehe er gesprochen hat.

      »Sie hat mir die Kinder überlassen, Mutter. Kannst du die Größe eines solchen Frauenherzens begreifen?«

      »Ja«, antwortet Frau Hanna nur, doch in diesem einzigen Wort liegt ihre ganze Achtung vor dem Entschluß Marias. »Es ist wohl am besten so, Bernd. Auch Charlottes Gemüt wird sich wieder beruhigen. Sie schien mir vollständig verändert, wie versteinert.«

      Noch in Gedanken bei Maria, drängt man ihm schon wieder jene an Charlotte auf. Lag nicht etwas wie ein Vorwurf in den Augen der Mutter?

      Bernd reißt sich gewaltsam von dem ihn unablässig verfolgenden Blick los. – Er gehört zu Charlotte, jetzt mehr denn je!

      »Du hast recht, Mutter, wir werden schließlich über alles hinwegkommen. Wir dürfen aber niemals vergessen, wie großen Dank wir Maria schuldig sind.« Und dann packt ihn noch einmal die Verzweiflung. »Wie ich mir Maria gegenüber vorkam, kannst du kaum ermessen, Mutter! Nicht einmal die Erinnerung an sie kann ich in den Kindern pflegen!«

      Frau Hanna ist hinter ihren Sohn getreten. In ihrer Frage schwingt bereits die Gewißheit seiner Antwort mit: »Du liebst Maria noch immer?«

      »Ja!«

      »Du wirst damit fertig werden müssen, Bernd, Charlotte ist eine Frau, um die es sich zu kämpfen lohnt.«

      Er lächelt bitter. »In meinem Verhältnis zu Charlotte tritt keinerlei Veränderung ein, sie ist mir teuer, mehr brauche ich dir nicht zu versichern. Charlotte verdient meine volle Achtung und Liebe schon deshalb, weil sie mir bald ein Kind schenken wird.«

      Es bleibt einige Minuten still zwischen Mutter und Sohn. Dann fühlt er ihre Hände über seinen Kopf streichen.

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