Karin Bucha Staffel 4 – Liebesroman. Karin Bucha

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Karin Bucha Staffel 4 – Liebesroman - Karin Bucha Karin Bucha Staffel

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– Nur in den einsamen Nächten bricht es mitunter durch. Gedanken beginnen sich in ihr zu regen, Wünsche in ihr aufzusteigen, die sie bisher gewaltsam unterdrückt hat. Einmal, nur einmal will sie in die Augen ihrer Kinder blicken.

      Und eines Morgens bittet sie Professor Holzer entschlossen: »Ich bitte um einige Tage Urlaub, Herr Professor.«

      Holzer ist erstaunt. »Sie wollen fort?«

      Maria lächelt. »Nur für einige Tage, Herr Professor, ich will nach Berlin fahren.«

      Der erfahrene Arzt ahnt sofort, was sie nach Berlin treibt, und er bangt abermals um die geliebte Frau. Doch er fügt sich ihrem Wunsche, er würde Maria ohnehin nicht von ihrem Plane abbringen können.

      *

      Der Garten der »Villa Charlotte« liegt tiefverschneit da. Wie ein Wintermärchen ist er anzuschauen.

      Maria geht schon seit einer halben Stunde vor dem Eisenzaun, dessen Spitzen helle Mützen aufgesetzt haben, auf und ab. Der Bäckerjunge ist vorhin auf seinem Rade vorgefahren, und der Zeitungsbote hat eine Zeitung in den weißen Kasten am Tor gesteckt.

      Von den Bewohnern des Hauses hat sie bisher niemanden gesehen. Doch sie wartet geduldig, hat heiße Wangen vor Erregung. Ihre Füße sind eiskalt, aber darauf achtet sie nicht.

      Maria drückt die Hand aufs Herz. – Herrgott, führe mir meine Mädel in den Weg – und wenn ich sie nur von weitem sehen darf! Aber sehen möchte ich sie! Nur einmal sehen! steigt es heiß in ihr auf.

      Da – wie die wilde Jagd stürmt es vom Hause her, die verschneiten Wege entlang – zwei junge Gestalten, in rote Skianzüge gehüllt. Voran springt laut kläffend der Hund, er wälzt sich übermäßig im Schnee, und die Kinder schütteln sich vor Lachen.

      »Hasso – hierher!«

      Hasso jagt zu dem Gitter hin, wo eine dunkle Frauengestalt regungslos verharrt – dann wieder zurück zu den Kindern.

      Maria umklammert mit beiden Händen die kalten Eisenstangen des Gitters und starrt auf die Kleinen. Sie nehmen nicht die geringste Notiz von der Frau, die mit wildklopfendem Herzen jede ihrer Bewegungen verfolgt.

      Wie sinnlos – was will ich denn nur?! denkt Maria bitter. – Mit welch törichten Erwartungen habe ich die Reise angetreten?! Wie kann ich verlangen, daß die Kinder zu mir kommen – der fremden Frau?

      Sie wissen ja nicht, daß ich ihre Mutter bin!

      Marias Augen schmerzen von dem angestrengten Schauen. Ihre Hände sind starr vor Kälte und ihre Füße ohne jedes Gefühl.

      Sie will sich Bewegung verschaffen. Doch die Angst, die Kinder könnten davonlaufen, hält sie an ihrem Platz. So steht sie wie eine Bildsäule da und sieht aus weit geöffneten Augen dem lustigen Spiel der beiden Mädchen zu.

      Seltsam ist ihr zumute. Ganz deutlich glaubt sie rote Kreise zu sehen, die immer größer werden, bis sich zuletzt aller Schnee zu ihren Füßen rot gefärbt hat. Jetzt verschwimmt alles vor ihren Augen.

      Mit einem Wehlaut sinkt Maria plötzlich in den flockigen Schnee.

      »Du – Monika!« Ingrid läßt achtlos den Schneeball zu Boden fallen. »Sieh, die Dame dort – ihr scheint nicht wohl zu sein. Sie ist umgefallen. Oder ist sie ausgerutscht. Schnell, komm!«

      Ingrid fliegt förmlich dem Tore zu, und Monika stürmt, von Hasso begleitet, hinterher. Sie eilen an dem Gitter entlang, und ein paar Sekunden später kniet Ingrid schon neben der fremden Frau nieder.

      »Lieber Gott, sie ist ohnmächtig!« sagt Ingrid ängstlich zu der kleineren Schwester und blickt hilfesuchend die Straße auf und ab.

      »Ich hole rasch jemanden aus dem Haus!« ruft Monika und schaut voll Mitleid in das blasse Gesicht Marias.

      Im selben Augenblick schlägt die junge Frau die Augen auf. Groß, unverwandt taucht ihr Blick in die blauen Augen Ingrids.

      »Kann ich etwas für Sie tun?« hört Maria aus weiter Ferne die weinerliche Stimme ihres Kindes. – Nur die Stimme hört sie, den Sinn versteht sie nicht. »Haben Sie sich weh getan?«

      Ingrid fährt behutsam über den Arm Marias, zieht rasch entschlossen ihre Jacke aus, legt sie zusammen und schiebt das weiche Bündel unter Marias Kopf.

      »Ich hole Hilfe«, erbietet sich Monika.

      »Nein – niemand holen!« haucht Maria und versucht, sich zu erheben. Die Mädchen helfen ihr dabei – und für Sekunden fühlt sie die warmen Kinderkörper dicht neben sich. Erneut überfällt sie Schwäche, sie taumelt ein wenig, aber die kräftigen und doch so zarten Hände der Mädels stützen sie.

      »Danke!« sagt Maria leise. – Dann steht sie da, mit vorgebeugtem Oberkörper, schaut von einem Kindergesicht in das andere, als wolle sie sich die lieblichen Züge für alle Zeiten einprägen.

      Maria schließt die Augen; unter den geschlossenen Lidern quellen Tränen hervor. – Tränen des Glücks und der Freude. Nun ist ihr heißester Wunsch in Erfüllung gegangen! Sie hat ihre Kinder gesehen! Sie hat sie sogar gefühlt! Und im Geiste umarmt und küßt sie beide – ganz andächtig.

      »Sie haben sich doch weh getan!« Ingrid blickt hilflos auf die mit ihrer Erschütterung kämpfende fremde Frau.

      »Nein, ich habe mir nicht weh getan – ich bin sehr – sehr glücklich!« antwortet Maria mit fremder, heiserer Stimme. – Da bemerkt sie, wie Ingrid zusammenschauert. Sofort erwacht die Sorge in Maria. Sie bückt sich hastig nach der immer noch am Boden liegenden wollenen Jacke, klopft den Schnee davon ab und zieht sie dem widerspruchslos sich fügenden Kinde wieder an.

      »Du fröstelst ja, geh sofort ins Haus ins warme Zimmer, sonst wirst du dich erkälten.«

      Wie unter einem Zwang stehend, senkt Ingrid gehorsam den Kopf. Etwas ganz eigenes ist in der dunklen, melodischen Stimme der fremden Frau. Ingrid faßt nach Monikas Hand.

      »Vielen Dank, mein gutes Kind!« flüstert Maria, umschließt die beiden kleinen Mädchen mit einem weh­mütigen Blick und hastet davon, ohne sich noch einmal umzuschauen.

      Ziellos hetzt Maria vorwärts. Das Taschentuch hat sie an die bebenden Lippen gepreßt, um das Schluchzen zu unterdrücken, das sich über ihre Lippen drängen will.

      Ich habe sie gesehen – habe sie beide gesehen! Lieber Gott, ich bin dir ja so dankbar, daß du sie mir in den Weg geführt hast! So jubelt es in ihr. Dabei rinnen ihr unaufhörlich die Tränen über die Wangen.

      »Maria ist gekommen!« flüstert Charlotte erschrocken vor sich hin und preßt die Stirn an das Fensterglas. Ganz zufällig hat sie vom Wohnzimmerfenster aus die Kinder beim Spiel beobachten wollen und ist dabei Zeuge von dem Wiedersehen Marias mit ihren Kindern geworden.

      Also hat ihr die Sehnsucht doch keine Ruhe gelassen! führt Charlotte ihr Selbstgespräch fort. Sie ist wie erstarrt. Am liebsten möchte sie das Fenster aufreißen und Maria zu sich rufen. – Aber die Glieder versagen ihr den Dienst.

      Die Angst, daß es ein Unglück geben könnte, schnürt ihr die Kehle zusammen. – Ist das, was sie immer heimlich befürchtet hat, eingetreten?

      Immer hat sie davor gezittert, daß Maria eines

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