Karin Bucha Staffel 4 – Liebesroman. Karin Bucha
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»Aber das kannst du auf die Dauer doch nicht aushalten, Delian, dich zu gleicher Zeit um Ingrid und mich zu sorgen, es wird für dich zuviel.« Charlotte läßt sich nicht beirren.
»Ich sage es schon, wenn es mir zuviel wird«, wehrt Frau von Delian beinahe beleidigt ab. »Bis jetzt habe ich mich nie so wohl gefühlt wie mit diesen vielen Pflichten. Da merkt man doch erst, daß man noch zu etwas nütze ist.«
Versöhnt hascht Charlotte nach der Hand der treuen Seele. »Meine liebe Delian!« flüstert sie zärtlich, und der alten Dame wird ganz weich ums Herz. Brummend erhebt sie sich und geht hinaus, wie stets, wenn sie ihre Rührung verbergen will.
Charlotte sieht ihr dankbar nach. Dann fällt ihr Blick auf ihr Kind, das die Delian ihr in den Arm gelegt hat. Sie wagt nicht, sich zu rühren. Um den Schlaf des Kleinen nicht zu stören, hält sie sogar den Atem an und betrachtet Zug um Zug des winzigen Gesichtchens. Dann packt sie die Mutterliebe, und sie drückt Kuß um Kuß auf des Kleinen rosige, samtene Haut. Der Kleine verzieht den Mund ein wenig bei dieser stürmischen Liebkosung, aber er läßt sich nicht in seinem süßen Schlummer stören.
Das Kind liegt weich und warm in ihrem Arm. Charlotte kann sich nicht losreißen von diesem Anblick. Niemand stört die junge Mutter in ihrer Verzückung. Ihre Gedanken irren weitab – Maria.
Dann denkt Charlotte wieder an Ingrid. Sie sehnt sich nach dem Kinde. Aber Ingrid ist ja bei Frau von Delian in guten Händen, auch die Schwiegermutter ist da, so daß beide Frauen sich in der Pflege ablösen können.
Es wird doch nichts Ernstliches sein? Bernd sah heute so bekümmert und besorgt aus.
Als kurz darauf Frau von Delian in das Zimmer tritt, bittet Charlotte inständig: »Kann ich nicht wenigstens einmal Ingrid sehen?«
»Sie – Sie wollen?« Die alte Dame ist so überrascht, daß sie nicht weiterzusprechen vermag.
Und schon fährt Charlotte fort: »Morgen darf ich sowieso aufstehen. Es läßt mir keine Ruhe mehr, ich glaube, ihr verheimlicht mir etwas.«
Frau von Delian erblaßt, was Charlotte nicht entgeht. »So schlimm ist es wirklich nicht«, antwortet die treue Seele mit abgewandtem Gesicht.
Charlotte gibt sich zufrieden, doch nur vorläufig.
Zwei Tage später darf sie zum ersten Male das Zimmer verlassen. Jetzt ist sie nicht mehr zurückzuhalten. Unverzüglich läßt sie sich von Bernd in das Kinderzimmer führen.
»Du wirst dir schaden, Charlotte«, warnt Bernd. Doch heftig abwehrend schüttelt sie den Kopf. – Ich bin es Maria schuldig, über ihr Kind zu wachen, denkt sie dabei.
Charlotte fährt zusammen, als sie sich über das kranke Kind neigt. Seine Wangen sind schmal geworden, und die Haut ist durchsichtig. – Ingrid liegt im Fieber und erkennt die Mutter nicht.
Weinend läßt Charlotte sich an dem Bett nieder. »Ihr habt mir nicht die Wahrheit gesagt! Was ist mit Ingrid?«
»Lungenentzündung«, sagt Bernd Imhoff kurz, doch in diesem einen Wort liegt seine ganze Sorge. Charlotte ist wirklich tapfer und gefaßt. Entschlossen sagt sie: »Ich bleibe hier!« Und jeder Widerrede gegenüber verharrt sie auf ihrem Willen. »Mein Platz ist an Ingrids Bett, ich werde mich schon nicht überanstrengen!«
Bernd läßt sie gewähren, zumal sie sich wirklich gut erholt hat.
Von diesem Tage an weicht Charlotte keine Minute von dem Bett des fiebernden Kindes. Eine Schwester steht ihr zur Seite, aber Ingrid wird sofort erregt, sobald die Mutter nicht ihre heiße Hand hält.
Charlotte vernachlässigt aber auch nicht ihre Pflichten dem Neugeborenen gegenüber. Sie wächst mit ihren Pflichten in diesen schlimmen Tagen über sich selbst hinaus.
Dann geht das Fieber Ingrids plötzlich zurück, und der Arzt glaubt an eine baldige Genesung.
»Nun schlafen Sie sich einmal tüchtig aus«, fordert Frau von Delian energisch, und diesmal widerspricht Charlotte nicht.
Sie küßt Ingrid auf die eingefallenen Wangen, begibt sich darauf in ihr Zimmer und legt sich gehorsam nieder. Die Hände über der Brust gefaltet, starrt sie eine Weile zur Decke empor. Um ihren Mund liegt ein glückliches Lächeln.
»Ich habe mitgeholfen, daß dein Kind gesund wurde!« murmelt sie dankbar vor sich hin – und denkt an Maria.
*
Maria hat nach dem Wiedersehen mit ihren Mädchen ein paar schreckliche Tage verbracht.
Professor Holzer beobachtet sie schweigend, wie sie mit wehem Herzen und lächelndem Munde ihren Pflichten nachgeht. Er kennt sich in der Seele dieser Frau nur zu gut aus. Leid tut es ihm nur, daß sie kein Vertrauen zu ihm hat.
Eines Tages hält er sie bei seinem Morgenrundgang an. »Schwester Maria, kommen Sie doch einmal in mein Zimmer, ich habe etwas mit Ihnen zu besprechen.«
»Ja, Herr Professor.« – Maria ist durchaus nicht erstaunt, denn eine derartige Aufforderung ergeht des öfteren an sie.
Kurz darauf sind sie in des Professors Zimmer. »Bitte, nehmen Sie Platz.« Er rückt Maria einen Stuhl zurecht. Sie sitzt mit dem Gesicht dem Fenster zu. Unter der weißen Haube quillt ihr dunkles Haar in widerspenstigen Löckchen hervor. Ihre Schönheit hat sich durch das Leid und die Entsagung noch vertieft. Die Herzensgüte, die sie ausstrahlt, verleiht ihr einen ganz besonderen Reiz.
Es ist wohl zu verstehen, daß selbst ein sonst so kühl denkender Mann wie Professor Holzer Maria nicht gleichmütig gegenübertreten kann.
»Entschuldigen Sie«, sagt er verlegen, als er ihrem verwunderten Blick begegnet. Er wird sich plötzlich bewußt, daß er sich nicht genug in der Gewalt gehabt und Maria zuviel von seinen Empfindungen verraten hat. Das versucht er nun durch einen väterlich wohlwollenden Ton abzuschwächen. »Sie gefallen mir nicht recht, Schwester Maria. Irgend etwas bedrückt Sie. Wollen Sie sich mir nicht anvertrauen?«
»Habe ich meine Pflichten in irgendeiner Weise vernachlässigt, Herr Professor?« fragt sie tieferschrocken und bemerkt gar nicht, daß lediglich die Sorge des Mannes um die Frau, die er liebt, aus ihm spricht.
»Ach nein!« Professor Holzer macht eine ungeduldige Bewegung. »Wollen Sie denn durchaus ein Kompliment von mir hören?«
Maria errötet. »So habe ich’s nicht gemeint.«
»Sehen Sie, Maria, ich habe mich immer schon sehr für Ihr Schicksal interessiert –«
Maria horcht auf. – Das ist ein ganz neuer Ton, den der Professor ihr gegenüber anschlägt. – Und schon fragt er weiter und steuert entschlossen auf sein Ziel hin.
»Nicht wahr, Sie waren in Berlin, Sie haben Ihre Kinder gesehen?«
»Sie wissen es?« fragt Maria verwundert.
»Das war nicht schwer zu erraten.« Er lächelt wie zur Entschuldigung. »Wenn ich es hätte verhindern können, wäre es bestimmt geschehen.«
Mit Befremden blickt Maria auf ihr Gegenüber. »Sie – Sie hätten es verhindert?«
»Ja,