Karin Bucha Staffel 4 – Liebesroman. Karin Bucha
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Charlotte hat Bernd noch nicht so schnell zurückerwartet. Als er vor ihr steht, fahren ihre Hände zum Herzen. – Welche Nachricht wird Bernd ihr bringen?
»Maria – verzichtet!« sagt er zu ihr.
Da fällt Charlotte ihm wortlos um den Hals. Sie wird von einem leidenschaftlichen Schluchzen geschüttelt. »Ich bin ja so glücklich, so über alle Maßen glücklich, Bernd!« stammelt sie an seiner Brust. »Das werde ich Maria nie vergessen!« – In Gedanken setzt sie hinzu: vielleicht kann ich ihr diese Großmut durch ein anderes Opfer vergelten. –
Nur ein paar Tage bleibt Bernd bei Frau und Kindern. Obwohl die Schatten vorerst gebannt sind, bleibt etwas Gezwungenes, Unfreies zwischen ihnen, das sie aber beide zu verbergen suchen.
Bernd atmet befreit auf, als ein Telegramm Lehrmanns ihn wichtiger Entscheidungen halber nach Berlin zurückruft.
Sein Abschied von Charlotte ist herzlich. »Nun erhole dich gut, Charlotte, du siehst recht elend aus. Schreibe mir, was du treibst.« Er küßt sie auf die kalten Lippen. »Ich freue mich auf unser Kind, Charlotte! Es soll uns noch inniger zusammenbringen!«
Da erst weicht der schmerzliche Druck, der die ganze Zeit über auf Charlottes Herzen gelastet hat.
*
Frau Sophie und Hermann Möckel sind unendlich glücklich, ihre Tochter wieder gesund bei sich zu haben.
Wie froh sie sind, daß Maria sich so tapfer hält! Sie weint nicht und hat ein stilles Lächeln auf den Lippen, wie Menschen, die über sich und ihre heißen Wünsche Sieger geblieben sind.
Maria sucht Vergessen in der Arbeit. Sie geht Liesel zur Hand, wo sie nur kann. Sogar die Gartenarbeit hat sie wie selbstverständlich übernommen. Liesel ist das sehr recht, denn sie ist ein wenig mit Arbeit überlastet, zumal Frau Sophie recht alt geworden ist und nicht mehr so mit zufassen kann wie früher. Doch seit Maria im Hause weilt, hat es ganz den Anschein, als seien auch ihr neue Kräfte gekommen.
Hermann Möckel kann stundenlang im Schatten im Garten sitzen und Marias fleißigen Händen zuschauen, wie sie sich liebevoll um die Blumen bemüht. Unter ihrer Pflege blüht und gedeiht alles prächtig. – Einmal äußert er sich zu seiner Frau: »Wenn man Maria anschaut, dann möchte man glauben, die Zeit habe stillgestanden. Die Jahre sind sozusagen spurlos an ihr vorübergegangen. Mitunter träume ich, Bernd komme den Berg heraufgelaufen und Maria fliege ihm entgegen – genau wie damals, als er um unser Mädel warb.«
Frau Sophie preßt ihm erschrocken die Hand auf den Mund. »Still, Maria kommt! Denke ja nicht, daß sie in Wirklichkeit so ruhig ist, wie sie es uns glauben machen will. Ich höre sie manche Nacht in die Kissen schluchzen, und ihr Weinen enthüllt mir dann ihre ganze Seelennot!« –
Eines Tages wird Maria von Liesel ins Haus gerufen – Besuch sei gekommen.
Maria streicht das wirre Haar aus der Stirn und säubert sich die Hände am Brunnen. Sofort ist sie irgendwie beunruhigt. Sie will nichts von alledem hören, was draußen in der Welt vor sich geht.
Ein freudiger Ausruf entfährt ihren Lippen, als sie bei ihrem Eintritt Professor Holzer aus dem Hintergrunde des Zimmers treten sieht. »Grüß Gott, Frau Maria! Wie gut Sie ausschauen! So klare Augen haben wir – und eine ganz gesunde Hautfarbe!« begrüßt er sie, so daß es ihr warm ums Herz wird.
Beide Hände streckt sie ihm mit einem gewinnenden Lächeln entgegen. »Sie haben sich eigens auf den Weg gemacht, mir einen Besuch abzustatten?«
»Um mich nach Ihrem Ergehen zu erkundigen – ganz recht, Frau Maria. Und ich sehe, Sie haben sich glänzend erholt«, fällt er ihr sofort lachend ins Wort.
Dann sitzen sie um den gemütlichen Rundtisch, und Liesel trägt Kaffee und Kuchen auf. Immer wieder forscht Professor Holzer in dem schmalen Frauenantlitz. – Diese junge Frau hat einen nachhaltigen Eindruck auf ihn gemacht, er kommt nicht mehr los von ihr. Wenn er nicht genau wüßte, von ihr abgewiesen zu werden, er legt ihr in dieser Stunde noch Herz und Hand zu Füßen.
Maria begegnet im selben Augenblick seinen Augen, die versonnen auf ihr ruhen. Sie ist völlig unbefangen und ahnt nichts von den Gefühlen des Mannes.
»Eigentlich haben sich unsere Gedanken gekreuzt, Herr Professor«, sagt sie und legt die schmalen Hände auf dem Tisch zusammen. »Ich wollte Ihnen schreiben, war mir jedoch nicht ganz schlüssig, doch jetzt nimmt mein Plan feste Formen an.«
Überrascht beugt Professor Holzer sich vor. »Sie wollten mir schreiben?« Ganz glücklich, beinahe wie ein beschenktes Kind, sieht der Mann aus.
»Ja.« Maria atmet tief auf. »Ich wollte nämlich bei Ihnen anfragen, ob es in Ihrem Hause einen Wirkungskreis für mich gibt.«
Professor Holzer blickt sie verwundert an. – Einen Wirkungskreis in seinem Hause? Den hätte er schon – aber als seine Frau, als treue Lebenskameradin möchte er sie neben sich sehen! Alles Schwere wollte er von ihr fernhalten, nichts sollte sie mehr bedrücken.
Er steht hastig auf, geht ein paarmal im Zimmer auf und ab und bleibt dann vor ihr stehen. »Haben Sie sich das auch genau überlegt, Frau Maria?«
»Ja, ich weiß, daß man seine ganze Kraft einsetzen muß, um den armen kranken Menschen ihr Los erleichtern zu helfen. Das habe ich mir wohl überlegt.« Sie sagt es ohne Zögern, fest entschlossen.
»Muten Sie Ihren Kräften auch nicht zuviel zu?« fragt er weiter.
»Wer wäre wohl besser geeignet als ich, Herr Professor?« zerstreut sie seine Bedenken. »Ich habe genug Leid kennengelernt, und erst das eigene Erleben macht uns das Leid unserer Mitmenschen verständlich.«
Er reicht ihr die Hand, in der ihre schmale Rechte verschwindet. »Sie sollen einen Wirkungskreis in meinem Hause finden, und ich glaube, meinen Kranken damit einen wertvollen Dienst zu erweisen. Ich weiß, Sie werden den armen bedauernswerten Menschen eine hilfreiche Trösterin sein. Auch Schwester Johanna wird sich freuen. Ich soll Sie übrigens herzlich von ihr grüßen. Sie nimmt regen Anteil an Ihrem Geschick.«
Ein Schatten legt sich auf Marias Züge. »Ich habe überwunden, Herr Professor – Arbeit war schon immer die beste Medizin für seelisches Leid, sie hat auch mir geholfen.«
So wird denn abgemacht, daß Maria so bald wie möglich in das Sanatorium Professor Holzers übersiedelt.
Maria ist glücklich, daß sie hinter den Mauern des Sanatoriums sich noch mehr von der Welt abschließen kann.
*
In Berlin geht alles seinen alten Gang. Die Tage werden kürzer und kühler. Schon wirbeln die ersten Flocken vom Himmel.
Charlotte sieht der Geburt ihres Kindes entgegen, und alle leben in freudiger Erwartung des kleinen Erdenbürgers.
Die Kunde vom hochherzigen Entschluß Marias, als Helferin in Professor Holzers Sanatorium tätig zu sein, ist in Bernds Haus gedrungen.
Frau Hanna hat sich eines Tages aufgemacht und ist zu Maria gefahren. Sie hat eine junge, in sich gefestigte Frau angetroffen, die keines Zuspruchs bedurfte.
Maria schaut glücklich und zufrieden drein. Ihre Freude über den Besuch der Schwiegermutter ist echt. Sie sitzen lange zusammen und plaudern, und