Peter Rosegger: Romane, Erzählungen & Gedichte (Über 570 Titel in einem Band). Peter Rosegger

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Peter Rosegger: Romane, Erzählungen & Gedichte (Über 570 Titel in einem Band) - Peter  Rosegger

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Ja, ja, mir schwant so etwas. Dann allerdings, dann kann ich mir mancherlei erklären.«

      Sonst sagte er nichts, ließ aber den Wahnfred zu sich in den Pfarrhof rufen. Dieser kam, sein Gemüth war schon wieder versöhnlich und weich gestimmt. Er hoffte, daß die schwere Krankheit und was dabei vorgegangen eine Wandlung herbeigeführt haben würde, daß der starre Mann endlich zur Überzeugung kommen müsse, hier sei er sich und der Gemeinde zum Verderben.

      Im Pfarrhofe warteten der Küster und der Schulmeister, und der Dank, den Wahnfred erfuhr, sah wunderlich aus.

      Wahnfred trat höflich ein, blieb aber an der Thür stehen und wartete, bis der Herr an ihn herankommen würde. Dieser stand in seinem langen Talare am Fenster und hielt sich mit einer Hand an die Lehne des Stuhles. Sein Gesicht war hager geworden und noch blaß. Mit scharfem Auge blickte er eine Weile auf den Eingetretenen hin. »Na komm!« winkte er endlich, als wolle er mit seinem Finger dem Vorgerufenen den Weg über die Zimmerdielen beschreiben, »komm näher! Wirst mit meiner Stube doch wohl noch bekannt sein, bist ja vor Kurzem erst durchs Fenster hereingestiegen.«

      »Die Thür war verschlossen und der Herr war todtkrank.«

      »Und das war die beste Gelegenheit, mir die Laden auszuplündern, nicht wahr?«

      »Jesus Maria!« Stieß Wahnfred heraus und sprang einen Schritt nach vorwärts.

      »Hübsch gemach, Schreiner,« besänftigte der Herr, »wir wollen das ganz in Ruhe –«

      »Ich habe die Lade geöffnet, weil Ihr darum ersucht habt, und habe Euch die Schrift geholt, weil Ihr es verlangt habt.«

      »Ich hätte es verlangt? Das ist eine Unwahrheit. Ich habe nichts von Dir verlangt.«

      »Ich glaube es, daß Ihr euch d’ran nicht erinnern könnt,« sagte Wahnfred, mit Mühe sich beherrschend, »Ihr lagt im Fieber und ich wußte es wohl, daß Ihr in der Irre waret.«

      »Und hast es doch gethan?«

      »Ich wollte Euch beruhigen.«

      »Wo ist die Schrift?« fragte Herr Franciscus mit grimmigen Blicke.

      »Ihr befahlt, daß ich sie zu mir nähm’ und den Behörden schicke.«

      »Und hast Du das gethan?«

      »Ich nahm die Schrift zu mir, Pfarrherr.«

      »Und hast sie abgesandt?«

      Wahnfred antwortete: »Was ich über diese Schrift weiter zu sagen habe, das werde ich ein andermal sagen. Dazu laden wir die Männer von Trawies ein.«

      Der Herr Franciscus bäumte sich langsam auf und legte seine Arme über die Brust.

      »Leute, ich warne Euch!« sagte er mit sehr weicher, aber nachdrucksvoller Stimme.

      Wahnfred stand vor ihm still und stumm wie ein Baum. Sein Auge richtete er trotzig in die zuckenden Züge des Herrn.

      »Ich weiß es,« fuhr dieser fort. »ich weiß es. Was Trawies will; wir stehen uns zu einem Kampf auf Leben und Tod gegenüber. Schreiner, Du hast schon lange den Sarg für mich fertig! – Ich fürcht’ mich nicht, ich walte meines Amtes und gehe ohne Wanken den geraden Weg meines Rechtes. Wer sich mir auf diesem Wege entgegenstellt, der wird zertreten! Euch warne ich noch einmal. Beugt Ihr Euch nicht vor den Gesetzen, denen die Welt mit ihren Fürsten und Herren unterthan ist, dann seid Ihr vernichtet.«

      Wahnfred stand vor ihm still und stumm wie ein Baum.

      »Und Du, mein lieber Schreiner, gehst heute nicht heim. Ich will Dir in Erfahrung bringen, was bei uns zu Lande mit den Dieben und Einbrechern geschieht. – Führt ihn ab.«

      Sofort waren die bestellten Knechte zur Hand. Jetzt war Wahnfred erwacht, dem Einen versetzte er einen Faustschlag ins Gesicht, daß er rücklings taumelte, den Anderen schleuderte er gegen die Thür hin, den Herrn Franciscus stieß er mit gellendem Fluche vom Fenster zurück und die Scheiben mit einem Schlage zerschmetternd, das lockere Gitter losreißend, sprang er hinaus in den Schnee.

      Er bekämpfte sich.

      Gelassen, als ob nichts geschehen wäre, schritt Wahnfred durch das Dörfchen hinab. Man merkte es nicht, daß hier ein Mann ging, dem einige Minuten früher ein Giftpfahl mitten durchs Herz gestoßen worden war. –»Dieb und Einbrecher!« murmelte er, »beim allerheiligen Gott! ich habe den Schuß nach meinem Kinde ertragen, aber das ertrage ich nicht –«

      In den Scheunen pochten die Dreschflegel, aber sie pochten träge und mit Unlust, denn das erste Körnlein, das aus jeder Ähre springt, springt in des Pfarrherrn Sack. Vielleicht übertrieb er ein wenig, der alte Sandhock, wenn er sagte: »Was beklagen wir uns denn! der Herr kriegt ja den Zehent nicht, den dürfen wir behalten. Er nimmt das Übrige.« Daß der Sack des Herrn Franciscus nicht allzu klein war, erhellt.

      Da demnach das Arbeiten grämlich war, so ließen die Leute Dreschflegel und Windmühle am liebsten liegen und stehen und gingen ins Wirtshaus. Nur war auch dort keine Lust, wie sonst; die Männer saßen und lehnten und murrten mit verglasten Augen herum und die Wirthin war unwirsch, so oft sie eine Stumpe Schnaps zu bringen hatte. »Geht’s heim arbeiten, ist gescheiter.«

      »Recht hast.« antwortete ihr der Sandhock, »aber ich mag nicht gescheiter sein.«

      »Und Du, Baumhackel, Du kriegst gar keinen mehr, Du zahlst nicht!«

      »Daß ich nicht zahl’,« entgegnete dieser, »das missest mir so übel auf, aber daß ich kein Geld hab’, das bedenkst gar nicht. Geh’, Frau Wirthin, so blümelsauber und so ungerecht!«

      Im Ofenwinkel saß Roderich der Stromer. Er schwamm in Bitterkeit irdischer Drangsal. Schnaps sehen und keinen kriegen! Ins Gesicht lachte ihm die Wirthin, wenn er um einen bat, denn er mußte eben darum bitten. Er konnte noch froh sein, beim Ofen sitzen zu dürfen. Er brütete wohl über seiner Idee von Kerzen und Jungfernhaar und Kreuzotternfett. – Kreuzotternfett wäre schon zu kriegen, aber das Andere!? Der Firnerhans hätt’ Eine – kann nicht hoch über die siebzehn sein – eine laubfrische Dirn, und so viel still und frömmlich. Auf dem Johannesberg wachst sich auch eine aus. Sie ist allein bei ihrer Alten. Wenn ich die kunnt drankriegen! – Der Wirthin ihre da draußen in der Küche, der Teufel soll sie holen! Noch ein hundsjung Gansel; da meint man, sie thät’ mit dem vierten Gebot noch nicht fertig sein und dieweil ist sie schon lang beim sechsten. Von Der einen Haarfetzen hab’ ich leicht derwischt; aber wie einer da aufsitzen kunnt! Im Jägerhaus oben – ehevor das Rabenvieh noch ordentlich brennend ist, sind die Leut’ schon munter worden. Zu hart Kräften, daß ich auskommen bin. Na na, vor so Einer sollt’ mich Gott bewahren. Aber die Firner-Dirn schon, die Firner-Dirn und die Andere auch, die Andere. – Draußen in der Küche am Herde, wo die Weibsleute geschäftig Wildpret kochten und schmorten, hockte im Winkel Einer, der wisperte: »Pack’ ich Eine her und reibe ihr den Schnauzbart in die Wange, so wird das ein ketzerhaftes Gelärm und Geschrei sein.«

      »Ich mag’s,« meinte ein Anderer daneben, »wenn man die Weibsleute mit so einem Bartwisch abscheuert, so poltern sie wie Katzentritt und schreien mit Fischstimme!«

      An der Thür stand ein wildfremder Mensch. Der machte plötzlich einen langen Hals gegen die Wirthin und sagte: »Wie kommt es, daß Du so viel Fleisch hast und ich so viel Hunger?« Er sagte es mit stierem Auge.

      »So werdet Ihr wohl den Geldbeutel bei Euch haben,« gab die Wirthin

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