Peter Rosegger: Romane, Erzählungen & Gedichte (Über 570 Titel in einem Band). Peter Rosegger

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Peter Rosegger: Romane, Erzählungen & Gedichte (Über 570 Titel in einem Band) - Peter  Rosegger

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      »Will’s schon ausrichten.« Der Bote ging seines Weges.

      Wahnfred blieb stehen und sah ihm nach und dachte bei sich: Mehr kann ich nicht mehr thun. –

      Wenn er am Altare steht und die Messe liest und das Opfer der Versöhnung begeht mit seinem Gott, und wenn er das Brot bricht zum Gedächtnisse und aus dem Kelche trinkt und auf die Brust schlägt in Reue und Leid; und wenn er der Todten gedenkt und der Sterbestunde der gewissen Person, derentwegen das Meßopfer verrichtet wird, und wenn er sich noch einmal mit ausgebreiteten Armen zum Volke wendet: Der Herr sei mit Euch: so wird das wohl der beste Augenblick sein, in dem ihn Gott abruft ...

      Am zweiten Tage im Advent arbeitete Wahnfred in seiner Werkstatt, wie er es gewohnt war. Daß er so blaß war und bei Tische nicht essen wollte und nicht sprechen, das bekümmerte sein Weib. Sie wollte zu der Kofelarztin schicken.

      »Kofelarztin!« lachte Wahnfred auf. – Dann sprach er unwirsch: »Wer kann mich zum Essen zwingen und zum Schwätzen?« und ging davon.

      Am dritten Tage im Advent rief er den Erlefried. »Ich brauche Dich, Knabe.«

      Sie gingen zum Schleifstein.»Fass’ den Hebel, Erlefried, Du mußt mir treiben.«

      Der Knabe trieb den radförmigen Stein, der auf seinem Schragen in einer Mulde voll Wasser lief. Wahnfred hielt die Schneide eines breiten Beiles an den Stein.

      »Gehst Du Bäume fällen, Vater?« fragte der Knabe.

      Wahnfred sagte. »Schwatz’ nicht und treib’!« Er preßte die schwere Axt so fest auf den Stein, daß die schwachen Ärmchen des Knaben kaum im Stande waren, ihn zu drehen.

      Endlich war die Schneide des Werkzeugs scharf, daß sie wie ein Silber blinkte. Die Axt, welche nach vorne und nach rückwärts sich weitaus in zwei scharfe Spitzen schweifte, hatte einen kurzen Stiel aus Ahornholz, und der Hals, womit sie am diesem Stiele saß, war aus dickem, schwerem Eisen, welches etwas weiter gegen die Breite hin ein durchbrochenes Kreuz hatte. Durch dieses Kreuz hing sie nun Wahnfred hoch an einen Nagel der Wand.

      Gegen Abend fettete das Weib ihre Schuhe ein.

      »Willst Du ausgehen?« fragte Wahnfred im Vorüberschreiten, »und wohin denn, jetzt mitten in der Wochen?«

      »Ich sehe wohl, Mann, daß Du an gar nichts mehr denkst,« antwortete sie mit leichtem Vorwurfe, »der Christenmensch sollte doch auf den heiligen Barbaratag nicht vergessen.«

      »Der ist morgen, ich weiß es.«

      »So wird wohl Eins müssen in die Kirchen gehen.«

      »Meine gute Eh’wirthin,« sagte er, »bleib’ Du morgen daheim. Du siehst, es schneit, und über die Nacht kann’s den Weg verwehen.«

      »Der Weg zum Himmel ist niemalen der schönste, muß man sich denken.«

      »Kirchengehen macht nicht selig.«

      »Aber Kirchenmeiden macht verdammt.«

      »Ist wohl richtig. Nur auf das Haushüten muß man nicht vergessen.«

      »Wenn Du daheim bist, mag Eins wohl ohne Sorg’ sein.«

      »Ich bin morgen nicht daheim,« sagte er, »ich muß früh fort. Und weil ich nach Trawies hinein muß, so kann’s wohl sein, daß ich selber in die Mess’ gehe. – Ich denke, Weib, wenn ich in der Kirchen bin, so wird es genug sein.«

      »So ist es mir auch recht.«

      »Ich stelle die Uhr sicher. Wenn Du wach bist in der Nacht und Du Eins schlagen hörst, so wecke mich.«

      »Wahnfred, was willst Du um Mitternacht?«

      »Wenn es Eins schlägt, so wecke mich!«

      Auf dem Rockenberge, gegenüber den wilden Wänden des Trasank, stand das Haus des Rocken-Paul. Vom Rocken-Paul weiß diese Geschichte zu erzählen, daß er einen bildschönen leblustigen Knecht hatte.

      Schöne Leute verläßt Gott nicht! Das ist heute richtig und war damals richtig, und von Simon ist zu sagen, daß ihm seine Schönheit und Leblustigkeit – freilich nur einstweilen – den Hals gerettet hat.

      Zur Winterszeit, wenn die Tage kurz und die Nächte lang sind, werden auf dem Rockenberge und auf allen anderen Bergen junge Männer übermüthig. Das Winterholz für den Herd ist in Scheitern aufgespeichert um das Haus herum, das wenige Korn ist aus den Ähren geschlagen, und so wird der Christmonat beschaulich und thut den Leuten nicht weh. Der Haushahn kräht wie sonst des Morgens zum dreschen wach; aber der Simon sagt zu sich selber: »Heute dresche ich das Stroh mit Menschenfleisch!« und strampelt auf dem Schaubbette lustig seine Beine aus.

      Der Hahn schweigt. Da kräht endlich der Hunger. Wenn das ist, so wird der Simon im Gottesnamen aufstehen. Und husch läuft er in seiner Leinwandhose schon über den Hof und in die Küche, wo die Weibsleute – wie es vor Feiertagen der Brauch – mit Waschen und Scheuern und Greinen alle Hände und Mäuler voll zu thun haben.

      Ja, da kommt er ihnen just recht, der Simon, daß er ihnen im Weg aufsteht! Fürs erste sieht er: das Frühstück ist noch nicht fertig; im Advent ist dreimal die Woche Fasttag. Hingegen wenn Weihnachten kommt, da ist Faßtag.

      Er setzt sich auf den Herd, hält Schweinefett über das Feuer und fettet damit seine Stiefel ein.

      »Schaden thät’s Dir nicht, Simon,« bemerkte von den Weibsleuten eine, »wenn Du Deine auswendigen Hosen einmal wolltest anziehen.«

      »Zwischen dem Herdfeuer und den Weibsleuten ist’s ohnehin schön warm,« antwortete der Schalk.

      »Soll etwan gar ein Bissel dämpfen? wart’!« ruft Eine und spritzt ihren Waschfetzen gegen ihn aus.

      »Du, das wird Dir heimgezahlt!« lacht der Simon und flüchtet sich, aber nicht weiter, als bis in den Ofenwinkel.

      Morgen ist der Barbaratag, da geht man in die Kirche. Nicht uneben, daß es ihm einfällt, weil Zeit dazu ist, so könnte er sich den Bart rasiren. Das nöthige Zeug dazu hat er bald zusammen. Nun bläst er die eingeseiften Backen auf und, um die Haut in ihre nöthige Spannung zu bringen, zerrt er den Mund bis ans Ohr hinüber; ein Auge drückt er zu, mit dem anderen lugt er zu den Weibsleuten hinüber und denkt: Laßt nur Zeit, Eine krieg’ ich! Den Schnurrbart läßt er stehen, denn wenn er zum Lisele kommt, das nagt bisweilen gern ein wenig daran. Die beiden Schöpfe unter den Ohren verbleiben auch, die geben ein rechtes Ansehen, sowohl nach der linken, als auch nach der rechten Seite hin. Nun frägt sich’s noch um das Schöpfchen am der Unterlippe. Manche haben es gern, Andere haben den Aberglauben, Männer mit solch einem Zwickelbart hätten keine »Schneid’«. In dem Falle! Er spannt die Unterlippe über die Zähne hinein und – schnucks! ist das Schöpflein weg.

      »Bring mir Eine kaltes Wasser!« befiehlt nun der Simon. Und bald steht vor ihm ein Zuber voll frischen Brunnenwassers, in welchem noch die Eisstückchen schwimmen.

      Er entkleidet sich den Oberkörper und windet das Hemd strickartig um die Hüfte, daß er anzusehen ist wie der »heilige Sanct Veit«, der solchergestalt n der Trawieser Kirche in einem Kessel sitzt.

      »Was der Bursche für einen prächtige Brustkorb hat« – Ja ihr Weibsleute, solche Körbe flicht Gott

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