Im Sonnenwinkel Staffel 5 – Familienroman. Patricia Vandenberg
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Читать онлайн книгу Im Sonnenwinkel Staffel 5 – Familienroman - Patricia Vandenberg страница 35
»Roni ist mächtig lieb«, bemerkte sie.
»Und schimpft nicht«, fügte Steffi hinzu.
»Bin ihr Satzilein auch«, rief Jill und streckte die Ärmchen nach ihr aus.
Arndts Augen ruhten mit einem forschenden Ausdruck auf Veronicas frischem Gesicht, so als wolle er ihr bis ins Innerste schauen.
»Ich muss mich bei Ihnen bedanken, Fräulein Veronica«, erklärte er höflich.
»Sag doch nicht Fräulein«, meinte Steffi.
»Sag auch Roni, ist doch besser«, behauptete Martina.
»Nun mal langsam, ihr Rangen«, entgegnete Arndt leicht verlegen.
»Sind aber keine Rangen!«, protestierte Martina.
»Frag Roni«, verlangte Steffi. »Wir haben sie nicht geärgert.«
»Nein, sie machen uns viel Freude«, versicherte Veronica voller Wärme. »Herzlich willkommen, Herr Doktor.«
»Herr Doktor sagt sie«, äußerte Steffi kopfschüttelnd. »Das mag Papi gar nicht.«
Darauf erklärte Arndt, dass es ihm lieber wäre, mit seinem Namen angesprochen zu werden.
*
Arndt hatte seinen Wagen und den Kofferraum vollgeladen. Außer dem Spielzeug der Kinder hatte er ein flaches, in eine Wolldecke gehülltes Paket mitgebracht. Er trug es selbst ins Haus, während Paul und die Kinder ihm halfen, die übrigen Sachen hineinzutragen.
»Morgen kommt noch ein Lieferwagen«, sagte er erklärend. »Nur ganz persönliche Dinge. Mein Haus habe ich vorerst einem Kollegen überlassen.
Früher hätte Veronica sich nie vorstellen können, dass einmal ein anderer Mann von dem Arbeitszimmer ihres Vaters Besitz ergreifen könne.
Aber Arndt schien dort hineinzupassen, in diese schweren Renaissancemöbel, die so kostbar waren, vor dem großen Schreibtisch, der vor dem breiten Fenster stand, das den Blick auf den Park und den See freigab.
Es war der Lieblingsplatz ihres Vaters gewesen.
Ein seltsames Gefühl bewegte Veronica, als sie Arndt durch die offenstehende Tür betrachtete. Nun drehte er sich um, und sie fühlte sich ertappt.
»Das Haus zu verkaufen, könnte Frau Hellwege sich wohl nicht entschließen«, sagte Arndt gedankenvoll.
»Vielleicht wird ihr eines Tages nichts anderes übrigbleiben«, erwiderte sie leise.
»Es muss sehr schwer sein, sich von einem so herrlichen Besitz zu trennen«, fuhr er sinnend fort. »Ich kann mir vorstellen, wie schmerzlich es für Frau Hellwege sein muss, Fremde in diesem Haus zu wissen.«
»Sie ist froh, dass Paul und Otti hierbleiben durften«, erklärte Veronica, nachdem sie ein paar Sekunden nach Fassung gerungen hatte.
»Und Sie«, sagte Arndt.
»Ich bin immer nur vorübergehend hier gewesen«, stieß Veronica hervor.
»Und wollen auch nicht ständig hierbleiben?«, fragte er fast erschrocken.
»Vorerst schon. Ich bin durch einen Armbruch gehandikapt.« Hoffentlich verheddere ich mich jetzt nicht restlos, dachte sie und mahnte sich zur Sachlichkeit. Aber es war nicht so einfach, bei diesen Fragen sachlich zu bleiben.
»Dann sollten Sie Jill auch nicht so viel tragen«, meinte Arndt.
»Sie ist ja federleicht und sitzt auf dem anderen Arm«, erwiderte Veronica.
»Sie haben die Herzen meiner Kinder schnell gewonnen«, bemerkte Arndt verhalten. »Ich kann nur staunen.«
»Ich habe nicht viel dazu getan. Es ist einfach Zuneigung auf Gegenseitigkeit«, äußerte Veronica schlicht. »Ist es Ihnen unangenehm?«
»Aber nein, ganz im Gegenteil«, beteuerte er rasch.
*
Der kostbare Flügel im Salon entlockte Arndt wieder bewundernde Worte.
»Schade, dass er nicht mehr gespielt wird«, sagte er.
»Ich möchte es gern lernen«, meldete sich Steffi zu Wort.
»Ich auch«, echote Martina.
»Ein bisschen kann ich es noch seit meiner Jugendzeit«, erklärte Arndt, »aber als Lehrer tauge ich nicht.«
»Vielleicht kann ich den Kindern Unterricht geben«, entfuhr es Veronica unbedacht.
Nun war sie zum ersten Mal richtig aus der Rolle gefallen und kämpfte mit ihrer Verwirrung, als Arndt sie staunend betrachtete.
»Können Sie spielen?«, fragte er.
»Ganz gut«, erwiderte sie, da es nun galt, den Fehler wieder auszubügeln. »Frau Hellwege brachte es mir bei.«
Das war nicht mal eine Lüge, denn die Anfangsgründe hatte Veronica von ihrer Mutter gelernt.
»Roni kann alles«, äußerte Steffi bewundernd.
»Mächtig schlau ist sie auch«, sagte Martina. »Man kann fragen, was man will.«
»Dann sind Sie wohl ein Universalgenie«, meinte Arndt mit leichtem Spott. »Und das will hier verkümmern?«
»Es verkümmert nicht, und ein Genie bin ich gewiss nicht«, begehrte Veronica auf.
»Spiel uns doch mal was vor«, bat Steffi.
»Es geht nicht mit dem Arm. Beibringen kann ich es euch, aber selbst spielen kann ich noch nicht«, entgegnete Veronica ausweichend.
»War es ein komplizierter Bruch?«, erkundigte sich Arndt teilnahmsvoll.
»Ja. Der Arm musste operiert werden.«
Veronica war dunkle Glut in die Wangen geschossen, als Arndt den Arm ergriff und die Narbe betrachtete.
»Aber Sie sind gesund und können Ihre fünf Sinne gebrauchen«, sagte er leise und mit seltsamer Betonung, die ihr unwillkürlich einen Stich versetzte.
Ein unergründlicher Ausdruck lag auf seinem Gesicht, als sie schnell zu ihm hinüberblickte, aber seine Augen waren geschlossen.
*
Schon am nächsten Tag begann er mit seiner Arbeit. Er war ein Frühaufsteher, wie Veronica feststellen konnte. Sie bemühte sich, nicht allzu viel über ihn nachzudenken, doch das kam von selbst.
Sie sagte den Kindern auch, dass ihr Vater es sicher gern hätte, wenn er ab und zu allein mit ihnen sein könne, aber das hörten sie nur ungern.
Damit Arndt nicht bei der Arbeit gestört wurde, spielte Veronica mit den Kindern hinter dem Haus. Doch mittags erklärte er, dass es ihn gar nicht