Kult-Krimis: 26 Romane & Detektivgeschichten. Friedrich Glauser

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Kult-Krimis: 26 Romane & Detektivgeschichten - Friedrich  Glauser

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Wachtmeischter«, sagte er, und er machte ein Gesicht dazu wie eine ängstliche Maus. »Ihr laßt dem Pieterlen noch Zeit… Ihr verhaftet ihn nicht gleich…«

      – Verhaften? Wer hat etwas von Verhaften gesagt? Pieterlen war noch nicht einmal ausgeschrieben… Einzig, daß er zu gleicher Zeit mit dem Direktor verschwunden sei, habe dazu Anlaß gegeben, daß Dr. Laduner ihn, den Wachtmeister, von der Behörde angefordert habe… Nei, nei! Kei Red vo Verhafte… Aber was denn der Gilgen vom Pieterlen wisse?

      »Nüt, gar nüt!« sagte Gilgen und steckte den Schlüsselbund wieder ein… Aber der Pieterlen tue ihm leid. Er sei ein guter Tropf gewesen, viel zu gut…

      Sie waren mitten im Gang stehengeblieben. Wie oben, zweigte auch hier ein schmales Gänglein ab. Daraus drang Stimmengewirr, eine Stimme sonderte sich ab und sagte:

      »Wenn jetzt noch die Schroter auf den Abteilungen herumfuhrwerken, dann kann's ja gut werden…«

      Es war die Stimme des Abteiligers Jutzeler, und sie tönte lange nicht so respektvoll wie vor knapp einer Stunde. Gilgen führte den Wachtmeister schnell weiter, hin zu einer Tür und klopfte. Der Herr Oberpfleger Weyrauch speiste in seinem Zimmer zu Mittag. Er saß da, zufrieden mit sich und der Welt, und der Speck, den er verspeist hatte, hatte einen glänzenden Rand um seinen Mund zurückgelassen…

      »Eh, die Schlüssel für de Herr Wachtmeischter? Selbschtverständlich! Eksküseeeh.« Stand auf, suchte herum. »Ja, der Herr Dr. Laduner hätt mr Order gä… Sooo, Herr Wachtmeischter… Hier…«

      Auf dem Schreibtisch, nahe beim Fenster, zu dem Studer dem Herrn Weyrauch gefolgt war, lagen Hefte über Nacktkultur.

      »Hähähä«, lachte der Herr Oberpfleger. »Öppis fürs Gmüet! Gället, Herr Wachtmeischter?« und stieß Studer sanft in die Seite.

      Mira! Fürs Gemüt! Studer hatte eigentlich nichts dagegen. Aber er konnte es nicht verhindern, daß ihm der Oberpfleger Weyrauch eher unsympathisch war. Vielleicht war das auch nur ein Vorurteil.

      Draußen wartete geduldig der rothaarige Gilgen. Er folgte dem Wachtmeister bis zur Eingangstür des B, die auf den Hof führte, öffnete sie und blieb dann stehen. Er hatte die Hände in den Schürzenlatz gesteckt, und dort ruhten sie wie in einem dünnen, weißen Muff.

      »Apropos«, sagte Studer. »Was hat der Schül für eine Krankheit? Hängt die mit seiner Verwundung zusammen?«

      Gilgen schüttelte den Kopf wie ein ganz Gescheiter. Nein, die Geisteskrankheit hänge nicht mit der Verwundung zusammen.

      – Was es dann sei?

      »Eine Schützovrenie…«

      »Was?«

      »Eine Schützovrenie«, sagte Gilgen laut und deutlich. Sie hätten das im Kurs gelernt.

      Und der Pieterlen, was habe der gehabt?

      »Eine Schützovrenie…« wiederholte Gilgen.

      – Aber die letzte Zeit habe er doch nicht gesponnen, der Pieterlen. – Nein, er sei ganz normal gewesen. – Wie lange er denn in der Anstalt sei?

      »Vier Jahre…«

      »Warum denn so lange?« wunderte sich Studer.

      Vorher sei er drei Jahre im Zuchthaus gesessen, und dort sei er ›überekelt‹.

      Warum im Zuchthaus?

      »Kindsmord!« flüsterte Gilgen. Und Studer solle den Dr. Laduner fragen, der werde ihm Auskunft geben… Pause. –

      Dann fragte Studer abschließend:

      »Und was habt ihr vom Direktor gehalten?«

      »Vom Herrn Direktor Borstli? Das war ein alter Bock…« So sprach der rothaarige Pfleger Gilgen, der mit Fünfzig vom Schaufelaß geschoben hatte. Und dann ließ er den Wachtmeister auf dem Hofe stehen…

      Ein Mittagessen

       Inhaltsverzeichnis

      As Studer die Mitte des Hofes erreicht hatte, machte er halt und sah sich um. Es stimmte, die Anstalt war in Form eines eckigen U gebaut, und die Gebäude, zwei, auch drei Stockwerke hoch, zusammenhängend untereinander, umgaben ihn von drei Seiten. Hinter dem Wachtmeister erhob sich das Kasino, rechts war der Männerflügel, links der Frauenflügel. Und vor ihm hockte ein flaches Gebäude, langgestreckt, niedrig, an dessen einer Ecke, ganz hinten, ein Kamin aufragte, der schwarzen Rauch träge ausspie.

      Durch die weitgeöffnete Türe, die sich vor ihm auftat, sah der Wachtmeister riesige Kessel, die mit Dampf geheizt wurden. Sie standen schief. Küchenmädchen waren damit beschäftigt, große Behälter zu füllen, mit Suppe, mit zerkochten Makkaroni und große Schüsseln mit Salat. In dem Wirrwarr rollte lautlos eine dicke Person weiblichen Geschlechts über die Fliesen. Lautlos, das heißt: ihre Schritte waren nicht zu hören. Dafür stieß sie aber von Zeit zu Zeit ein Göissen aus, das die Meitschi in Schwung brachte. Studer sah zu, der Betrieb interessierte ihn, der Wirrwarr dauerte auch nicht lange. Bald traten links und rechts, aus Türen, die Studer nicht sah, weil sie durch eine Mauerecke verdeckt waren, zwei lange Pilgerzüge hervor. Frauen links, Männer rechts. Die Frauen trugen weiße Hauben, weiche und gestärkte, andere waren barhäuptig. Die Männer trugen fast alle weiße Schürzen… Die Pfleger und Pflegerinnen gingen, um die Abteilungen vom R bis zum U mit Essen zu versorgen.

      Die Küchenmädchen verschwanden, unfeststellbar wohin, und die dicke Person weiblichen Geschlechts, die so unhörbar zu rollen verstand, trat unter die Tür und nickte dem Wachtmeister zu. Studer grüßte lächelnd zurück. Die Wangen der Frau waren rot und glänzend wie reife Tomaten.

      – Ob er der neue Schroter sei? fragte die Frau.

      – Jawohl, erwiderte Studer, er sei Wachtmeister bei der Fahndungspolizei. Studer sei sein Name.

      Sie sei die Jungfer Kölla, und ob der Wachtmeister nicht eintreten wolle? Sie sei früher auch mit einem Landjäger gegangen, aber das sei schon lange her, der Landjäger sei ein Lumpenhund gewesen, er habe eine reiche Bauerntochter geheiratet und sie sitzen gelassen.

      – Eintreten könne er schon, meinte Studer, aber Dr. Laduner erwarte ihn zum Mittagessen, darum könne er nicht lange bleiben. »Mittagessen!« sagte die Jungfer Kölla mit Verachtung. Er solle mit ihr zu Mittag essen, sie werde ihm ein Beefsteak braten, so wie er es gerne habe. Und dann könne man ein wenig miteinander b'richten. Sie wisse allerlei, was den Wachtmeister interessieren könne. Besonders über die Ereignisse der letzten Nacht.

      – Er danke der Jungfer für die freundliche Einladung, aber er wisse nicht, ob es Dr. Laduner nicht übelnehmen werde…

      »Machet kes Gstürm!« sagte die Jungfer Kölla energisch. Sie werde dem Dr. Laduner anläuten, und dann sei die Sache erledigt. Bei ihr bekomme der Wachtmeister doch einen anständigen Tropfen… Sie schien zu Dr. Laduners Weinkeller kein großes Vertrauen zu haben…

      Die Jungfer Kölla hatte eine behende Zunge. Sie begann von ihrer Jugend zu erzählen, von andern Männern, die…

      Der Redestrom

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