Dr. Norden Jubiläumsbox 5 – Arztroman. Patricia Vandenberg

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Dr. Norden Jubiläumsbox 5 – Arztroman - Patricia Vandenberg Dr. Norden Box

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keine Sorgen mehr machen.« Bevor er ins Bad abbog, drehte er sich so überraschend nach Tatjana um, dass sie vor Schreck einen kleinen Schrei ausstieß. Doch der folgende leidenschaftliche Kuss ließ sie alles andere vergessen. Sogar die Tatsache, dass sie noch vor ein paar Minuten knapp vorm Verhungern gewesen war. Leider ließ sie das Klingeln des Telefons viel zu schnell in die raue Wirklichkeit zurückkehren. Es war Dannys Vater Daniel, der seinen Sohn darüber informierte, dass er wegen eines Notfalls in der Klinik später in die Praxis kommen würde.

      *

      Auch um diese Uhrzeit wurde in der Behnisch-Klinik wie immer rund um die Uhr hart gearbeitet. Auf der Intensivstation waren die Schwestern gerade dabei, Bernhard Beer umzubetten, als unvermittelt ein schrilles Piepen ertönte. Alarmiert blickte Schwester Ines auf den Apparat, und Jenny Behnisch, angelockt von dem durchdringenden Geräusch, eilte ins Zimmer.

      »Was ist passiert?« Auch in dieser ernsten Situation strahlte sie eine souveräne Ruhe aus und trat an Bernhards Bett.

      »Der Puls ist auf 45 gefallen«, erteilte Ines sofort Auskunft. »Blutdruck 80 zu 60.«

      Jenny nickte und holte eine kleine Taschenlampe aus dem Kittel.

      »Schalten Sie bitte den Alarm ab«, bat sie Schwester Ines, während sie in Bernhards Augen leuchtete, um die Reflexe zu prüfen. Die Anzeichen waren alarmierend. »Ich fürchte, Herr Beer hat einen Hirn­infarkt erlitten. Informieren Sie bitte den Kollegen Norden und die Angehörigen.«

      Die Schwester versprach es und verließ sofort den Raum der Intensivstation.

      Als Charlotte den Anruf bekam, informierte sie sofort ihre Tochter und machte sich dann auf den Weg. Fast zeitgleich erreichten sie die Klinik. Stumm, die Gesichter voll unausgesprochener Angst, eilten die beiden Frauen Seite an Seite den Flur hinab und trafen schließlich auf Schwester Ines, die ihnen bereitwillig Auskunft erteilte.

      »Ihr Mann hat einen Hirninfarkt erlitten. Das heißt, dass eine Arterie verstopft ist und er nochmal operiert werden muss«, erläuterte sie der verängstigten Ehefrau in einfachen Worten die Situation.

      Charlotte war fast am Ende ihrer Kräfte angelangt.

      »Das halte ich nicht mehr aus!«, flüsterte sie tonlos.

      Aus Angst zu stürzen und ins Bodenlose zu fallen, griff sie instinktiv nach Teresas Arm.

      »Bitte verlieren Sie nicht den Mut! Die Ärzte tun alles, um Ihrem Mann zu helfen«, versprach die Schwester und sah Teresa bittend an. Sie schien die Gefasstere der beiden zu sein, und konnte die Mutter möglicherweise stützen, bis erste Ergebnisse vorlagen.

      »Wie lange wird der Eingriff dauern?«, stellte Teresa denn auch eine vernünftige Frage.

      »Das kann ich Ihnen noch nicht sagen. Aber Sie können gern dort drüben im Wartezimmer warten. Dann sage ich Ihnen Bescheid, sobald es Neuigkeiten gibt«, gab Ines bereitwillig Auskunft.

      Mit diesem Vorschlag waren Mutter und Tochter einverstanden. Fürsorglich führte Teresa Charlotte in das Besucherzimmer und war ihr behilflich, sich in einen der bequemen Besuchersessel zu setzen, die extra für die Angehörigen der Patienten bereitstanden. Auf einem Sideboard warteten Thermoskannen mit Kaffee und heißem Wasser für Tee. Frisches Gebäck aus der klinikeigenen Küche komplettierte das Angebot, das Teresa dankbar annahm.

      »Magst du auch einen Kaffee?«, fragte sie ihre Mutter, während sie nach einer der Tassen auf dem Tablett griff.

      »Nein, danke. Dann werde ich noch nervöser, als ich ohnehin schon bin.« Tatsächlich war Charlotte schon wieder aufgestanden und wanderte unruhig durch das gemütliche Zimmer. »Vielleicht war die erste Operation doch ein Fehler«, tat sie Teresa ihre Bedenken kund. »Wenn Daniel Norden und die Klinikchefin … diese Frau Dr. Behnisch, abgewartet hätten, dann … "

      »Ja, was dann?« Angesichts dieser Worte fuhr Teresa ärgerlich herum.

      Doch Charlotte dachte nicht daran, sich einschüchtern zu lassen.

      »Dann wäre es möglicherweise nicht zu dieser … dieser Ste …" Hilflos hielt sie inne. Ihr wollte der Name der Komplikation nicht mehr einfallen, den die Schwester genannt hatte.

      »Stenose«, half Teresa ihrer Mutter auf die Sprünge. Sie mischte Milch und Zucker in ihren Kaffee und kehrte dann zu den Stühlen zurück, um sich zu setzen.

      »Genau, dann wäre es vielleicht nicht zu dieser Stenose gekommen.«

      »Das sehe ich ganz anders«, widersprach die Tochter energisch. »Dieser Dr. Norden ist jemand, der wenigstens die Initiative ergreift und Verantwortung übernimmt.

      Doch das war genau das falsche Stichwort für Charlotte.

      »Ausgerechnet du willst mir was von Verantwortung erzählen?«, fauchte sie, und ihre Augen funkelten gefährlich. Die Sorge um ihren Mann hatte ihren Nerven zugesetzt. »Du hast deine Eltern aus egoistischen Gründen im Stich gelassen, um Karriere zu machen.«

      Einen Moment lang sagte Teresa nichts. Mit der Tasse in der Hand saß sie reglos im Sessel und dachte nach. Seit einer Weile war ihr klar, dass das Versteckspiel ein Ende haben, dass sie ihrer Mutter endlich die Wahrheit sagen musste. Bisher war der richtige Zeitpunkt nicht gekommen. Doch gab es den überhaupt?

      »Mama, es war Papas Idee, dass ich das Reisebüro verlasse«, beschloss sie endlich schweren Herzens, die Karten auf den Tisch zu legen. »Er hat selbst gesehen, dass euer Geschäft keine Zukunft hat. Alle haben es bemerkt. Nur du wolltest es nicht sehen.«

      Wie angewurzelt machte Charlotte in ihrem rastlosen Marsch Halt und starrte ihre Tochter an.

      »Erzähl doch keinen Unsinn!«, verlangte sie forsch.

      Doch jetzt, nachdem Teresa die Tür einmal aufgestoßen hatte, war die Wahrheit nicht länger aufzuhalten.

      »Wenn es nach Papa ginge, wäre das Reisebüro schon längst verkauft«, fuhr sie fort.

      Entrüstet schnappte Charlotte nach Luft.

      »Wie kommst du dazu, so etwas zu behaupten?«

      »Ganz einfach: Weil er es mir gesagt hat.« Ungerührt und ohne ihre Mutter aus den Augen zu lassen, hob Teresa ihre Tasse an die Lippen und trank einen Schluck. »Weil er mir es selbst gesagt hat«, wiederholte sie. »Und nicht nur einmal.«

      Einen Moment lang wirkte Charlotte, als wollte sie sich auf ihre Tochter stürzen. Glücklicherweise hatte sie noch genug Selbstbeherrschung, um es nicht zu tun, und begnügte sich damit, die Hände zu Fäusten zu ballen.

      »Sag mal, schämst du dich denn überhaupt nicht?«, fragte sie schrill. »Dein Vater wird operiert und hat keine Chance, etwas dazu zu sagen. Und du nutzt die erstbeste Gelegenheit, die sich dir bietet, um einen Keil zwischen uns zu treiben.« Charlotte wusste selbst, dass diese Behauptung falsch war. Trotzdem konnte sie nicht anders.

      Und auch Teresa kam langsam an ihre Grenzen.

      »Was hätte ich denn davon, dich anzulügen?« So sehr sie sich auch bemühte, so wenig konnte sie das Zittern in ihrer Stimme verbergen.

      Die beiden Frauen standen sich gegenüber und starrten sich wütend an wie zwei Feinde.

      »Bernhard und ich haben keine Geheimnisse

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