Dr. Norden Jubiläumsbox 5 – Arztroman. Patricia Vandenberg
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу Dr. Norden Jubiläumsbox 5 – Arztroman - Patricia Vandenberg страница 19
Charlotte wusste nicht, dass sie inzwischen eine andere Zuhörerin bekommen hatte. Sie war so vertieft in ihren Monolog mit ihrem Mann gewesen, dass sie weder das Klopfen noch die Tür gehört hatte, die sich geöffnet und kurz darauf leise wieder geschlossen hatte. Wenn sie gewusst hätte, dass ihre Tochter Teresa ihr zuhörte, hätte sie die folgenden Sätze vielleicht nicht laut ausgesprochen. So aber fuhr Charlotte ungeniert fort.
»Ich wollte es ja lange nicht wahrhaben. Aber unsere Tochter hat einen ganz klaren Blick für das Geschäftliche. Da seid ihr aus demselben Holz geschnitzt.«
Tessa, die neben der Tür stand, die Arme vor dem Oberkörper verschränkt, traute ihren Ohren kaum.
»Aber das Talent für die richtigen Trends und meine Liebe zum Detail, die habe ich von dir geerbt«, entfuhr es ihr.
Erschrocken fuhr ihre Mutter herum.
»Teresa, du?«, fragte sie verdattert. »Seit wann bist du schon hier?«
Ein verlegenes Lächeln spielte um Teresas schön geschwungene Lippen, als sie Charlottes Befürchtungen bestätigte.
»Lange genug, um das Wichtigste mit angehört zu haben.«
»Ach, du meine Güte«, stöhnte Charlotte. Offenbar blieb ihr wirklich gar nichts erspart.
Teresa löste die Arme und ging durchs Zimmer zu ihrer Mutter. Ein weiches Lächeln spielte um ihre Lippen, als sie ihr versöhnlich die Hände auf die Schultern legte und ihr tief in die Augen sah.
»Ich bin hier, um mich bei dir zu entschuldigen, Mama«, sagte sie dann mit merkwürdig feiner Stimme. Fast klang sie wieder wie das Mädchen, das sie einmal gewesen war. »Nicht nur du hast Fehler gemacht. Auch Papa und ich. Es war nicht richtig, dir so wenig zuzutrauen. Das haben mir auch deine Worte bewiesen, die du gerade zu Papa gesagt hast.«
Charlottes Augen wurden feucht vor Rührung. Die Ereignisse der letzten Tage waren eindeutig zu viel für ihre ohnehin angeschlagenen Nerven.
»Ach, Kindchen …«, stammelte sie, als Teresa ihr sanft den Zeigefinger auf die Lippen legte.
»Ich habe lange nachgedacht und alle möglichen Szenarien durchgespielt. Vielleicht gibt es doch noch eine andere Lösung als den Verkauf.«
Doch diesmal war es Charlotte, die nichts mehr davon hören wollte. Langsam schüttelte sie den Kopf.
»Ach, lass gut sein«, winkte sie sichtlich erschöpft ab. »Ich glaube, es ist wirklich Zeit aufzuhören.«
»Und was, wenn ich zu einem ganz anderen Ergebnis gekommen bin?«, ließ Teresa jedoch nicht locker. Das lag nicht nur an den Gedanken, die sie sich gemacht, sondern auch an den Telefonaten, die sie in der Zwischenzeit geführt hatte. Eines davon war besonders interessant gewesen, und ihre Augen leuchteten vor Vergnügen, wenn sie nur daran dachte. »Was, wenn wir uns auf unsere Talente und Fähigkeiten besinnen? Das, was wir in Generationen an Wissen über fremde Länder angesammelt haben, nimmt uns keiner mehr weg. Gepaart mit der Liebe zum Detail ist niemand besser geeignet für die Ausarbeitung besonderer Reiserouten und Abenteuer als wir.«
Noch immer saß Charlotte neben ihrem Mann und hielt seine Hand. Doch mit den Gedanken war sie weit fort, hatte sich von den leidenschaftlichen Worten ihrer Tochter mitreißen lassen.
»Das stimmt. Da macht uns so schnell keiner was vor«, bestätigte sie mit hörbarem Stolz in der Stimme.
Darauf hatte Teresa nur gewartet. Fast euphorisch kniete sie vor ihrer Mutter nieder, um ihr besser ins Gesicht sehen zu können.
»Mama, ich war so frei und hab mir während deiner Abwesenheit die Archive im Reisebüro angeschaut. Dort lagern die alten Unterlagen. Fix und fertig ausgearbeitete Reisen zu den schönsten Plätzen der Welt. Mit allen wichtigen Details. Natürlich müsste man einige Daten aktualisieren. Aber das ist im Zeitalter des Internets kein Problem.«
Verständnislos blickte Charlotte auf ihre aufgeregte Tochter hinab. Teresas Wangen glühten vor Eifer. So hatte sie sie lange nicht gesehen und konnte sich nur wundern.
»Worauf willst du hinaus?«, stellte sie schließlich die alles entscheidende Frage.
Teresa antwortete nicht sofort. Sie wollte die Spannung bis zuletzt auskosten.
»Es ist eine relativ neue Geschäftsidee. Ich habe mit einem großen Reiseveranstalter telefoniert, der sogenannte Baukastenreisen anbietet«, ließ sie endlich die Katze aus dem Sack. »Dabei haben die Kunden die Möglichkeit, aus vielen verschiedenen Attraktionen ihre individuelle Reise zusammenzustellen. Der Veranstalter möchte dir die Ausarbeitung der einzelnen Bausteine anvertrauen. Das ist ein Bombengeschäft. Vor allen Dingen deshalb, weil die Sachen bereits fix und fertig bei dir in der Schublade liegen.« Sie strich sich eine Strähne aus dem erhitzten Gesicht und sah ihre Mutter aufgeregt an. »Und? Was sagst du jetzt?«
»Das … das klingt zu schön, um wahr zu sein.« Es dauerte nicht lange, bis sich diese Idee in Charlottes Kopf festbiss. Fast sofort begann sie zu wachsen und zu gedeihen. »Wir könnten neue Bausteine entwickeln. Zum Beispiel nostalgische Expeditionen auf den Spuren der Vergangenheit. Und als erstes würde ich die Reise von Fee und Daniel planen«, kam ihr sofort eine Idee in den Sinn.
Begeistert lachte Teresa auf und sprang auf die Beine, um ihre Mutter an den Händen hochzuziehen und übermütig in die Arme zu schließen.
»Mensch, Mama, du bist genial!«, rief sie und drückte Charlotte an sich, dass ihr fast die Luft wegblieb.
»Wenn du nicht sofort aufhörst, ist es gleich vorbei mit der Genialität«, keuchte sie.
Augenblicklich ließ Teresa von ihrer Mutter ab und lachte ihr offen ins Gesicht. Eine Weile standen die beiden Frauen voreinander und sahen sich an. Nach und nach verschwand das Lachen von beiden Gesichtern.
»Das wäre wirklich ganz schrecklich, wenn dir was zustoßen würde«, gestand Teresa endlich. Ihre Miene zeugte davon, wie ernst es ihr damit war. »Ich habe dich schon immer für deine Kreativität bewundert und möchte mehr von dir lernen. Deshalb habe ich beschlossen, meine Stelle zu kündigen und zurückzukommen.«
Das war fast die schönste Nachricht, die sich Charlotte vorstellen konnte.
»Davon träume ich schon, seit du aus dem Reisebüro ausgestiegen bist«, stammelte sie und suchte verzweifelt in ihren Taschen nach einem Taschentuch. Dankbar griff sie nach der Packung, die Teresa ihr reichte. »Du willst wirklich zurückkommen?«
»Ja, das will ich. Ich habe alles schon genau geplant und...« Teresa hielt inne, als Charlotte mahnend die Hand hob und sie mit dieser Geste zum Schweigen brachte.
»Du darfst zurückkommen. Aber nur unter einer Bedingung«, erklärte sie überraschend streng.
Fast sofort wurde Teresa wieder misstrauisch. Es würde noch eine Weile dauern, bis die Beziehung wieder gefestigt genug war, um neue Stürme unbeschadet überstehen zu können.
»Ach ja?«, hakte sie deshalb mit schmalen Augen nach. »Und die wäre?«
Nur mit Mühe konnte sich Charlotte ein belustigtes Lachen verkneifen.
»Du