Dr. Norden Jubiläumsbox 5 – Arztroman. Patricia Vandenberg
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Читать онлайн книгу Dr. Norden Jubiläumsbox 5 – Arztroman - Patricia Vandenberg страница 18
»Wie geht es jetzt mit Bernhard weiter?«, fragte sie, während sie versonnen seine Hand streichelte.
»Wenn er die Nacht gut übersteht, will Jenny ihn morgen wach werden lassen.«
»Und wie geht es dann weiter?«
»Dann müssen wir abwarten. Es wird ein paar Tage dauern, bis wir wissen, welches Reha-Programm für Bernhard in Frage kommt. Natürlich wäre es schön, wenn er sich auf der Insel der Hoffnung erholen könnte.« In der Tat war das Sanatorium seines Schwiegervaters ein ungewöhnlicher, wunderbarer Ort. Mancher Patient sprach sogar von einer Art Magie, die diese Oase der Ruhe ausstrahlte. Selbst schwierige Fälle wurden dort vom fachkundigen Personal mit erstaunlichen Ergebnissen behandelt, sodass nicht nur Daniel, sondern auch Fee davon überzeugt war, dass ein Aufenthalt dort das Beste für Bernhard Beer sein würde. Doch Felicitas ging noch einen Schritt weiter.
»Und das am besten mit Charlotte«, machte sie einen Vorschlag. »Wenn man Teresas Worten glauben darf, haben die beiden schwere Zeiten hinter sich. Existenzielle Probleme belasten auch die beste Ehe.«
»Wenn kein Wunder geschieht, werden Bernhard und Charlotte aber auch weiterhin mit diesen Problemen zu kämpfen haben«, teilte Dr. Norden seine Bedenken mit seiner Frau. »Und möglicherweise noch mehr als vorher, weil das Reisebüro laut Teresas Worten tatsächlich dem Untergang geweiht ist.«
Eng an ihren Mann gekuschelt saß Fee auf der Couch und starrte gedankenverloren ins Feuer.
»Dann werden wir unsere Thailand-Reise wohl doch in einem anderen Reisebüro buchen müssen«, seufzte sie bedrückt. »Na ja, dafür ist zumindest für Charlottes Aufenthalt auf der Roseninsel gesorgt. Wenn Paps von der Geschichte hört, wird er tief in den Spendentopf greifen und ihr diesen Urlaub ermöglichen.«
»Und wer weiß, wenn die Reha vorbei ist, hat sich vielleicht auch eine Lösung gefunden, wie es mit dem Reisebüro weitergehen kann.« Wie immer wollte Daniel die Hoffnung auf ein positives Ende nicht aufgeben und strahlte die dazugehörige Zuverlässigkeit aus.
Auch das war einer der vielen, vielen Gründe dafür, warum Fee ihren Mann so sehr liebte. Sie seufzte glücklich und hob den Kopf, um ihm in die Augen zu sehen.
»Wann habe ich dir eigentlich das letzte Mal gesagt, dass ich dich liebe?«, fragte sie zärtlich und hob die Hand, um ihm liebevoll über die Wange zu streicheln.
Daniel fing sie jedoch mit der seinen ab und hielt sie fest, um jede einzelne Fingerspitze zu küssen.
»Du sagst es mir jeden Tag, indem du bei mir bist und mich unterstützt, wo du nur kannst«, erwiderte er dann mit rauer Stimme und beugte sich über sie, um sie mit einer Leidenschaft zu küssen, die auch nach so vielen gemeinsamen Jahren nichts von ihrer Intensität eingebüßt hatte.
*
Bernhard Beer überstand die Nacht in der Klinik ohne Komplikationen, sodass Jenny Behnisch ihren Plan, ihn aus dem künstlichen Koma zu holen, am nächsten Morgen in die Tat umsetzen konnte.
»Es ist wichtig, dass Ihr Mann so schnell wie möglich wieder die Kontrolle über seine Körperfunktionen erlangt«, erklärte sie Charlotte Beer, die diesmal allein in die Klinik gekommen war.
Seit der Auseinandersetzung vom vergangenen Tag hatten sich Mutter und Tochter nicht mehr gesehen und auch nicht mehr miteinander gesprochen. Die schlaflose Nacht war Charlotte deutlich anzusehen, als sie in Jennys Büro saß und sich anhörte, was die Klinikchefin ihr zu sagen hatte.
»Deshalb sind wir immer bemüht, ein künstliches Koma so kurz wie möglich zu halten.«
Natürlich freute sich Charlotte über diese Nachricht. Gleichzeitig hatte sie Angst vor dem, was danach kommen würde. Würde Bernhard gesund sein? Würden die Wunden, die sie einander im harten Existenzkampf geschlagen hatten, wieder verheilen? Oder würden für immer Narben zurückbleiben?
»Und wie lange dauert es, bis er wieder aufwacht?«, fragte sie mit bangem Herzen und versuchte, nicht an ihre existenziellen Probleme zu denken.
Jenny Behnisch blieben die Nöte ihrer Besucherin nicht verborgen.
»Im Fall Ihres Mannes werden die Narkosemittel über Stunden reduziert. Dabei wird die Reaktion des Gehirns ständig überwacht«, versuchte sie, die besorgte Ehefrau durch genaue Informationen zu beruhigen. »Da das künstliche Koma wesentlich tiefer ist als eine Vollnarkose, geschieht das Aufwachen sehr langsam. Sie sollten sich also keine Sorgen machen, wenn Ihr Mann erst nach ein paar Tagen die Augen öffnet.«
»Das sagen Sie so einfach«, seufzte Charlotte mit gemischten Gefühlen.
Auf der einen Seite war sie froh, der Wahrheit noch nicht ins Gesicht sehen zu müssen. Andererseits konnte sie es kaum erwarten, ihrem Mann wieder in die Augen zu sehen, mit ihm zu sprechen, wieder mit ihm zusammen zu sein. Seit er nicht mehr da war, fühlte sie sich nur noch wie ein halber Mensch.
Jenny Behnisch beobachtete das wechselvolle Mienenspiel ihrer Besucherin.
»Sie haben Angst vor dem, was Sie möglicherweise erwartet?«, sagte sie ihr auf den Kopf zu. Aufgrund ihrer jahrelangen Erfahrung wusste sie genau um die Sorgen und Nöte der Angehörigen von Komapatienten.
Überrascht blickte Charlotte auf.
»Woher wissen Sie das?«, fragte sie.
Dr. Behnisch lächelte fein, als sie aufstand und Charlotte Beer zur Tür begleitete.
»Jahrelange Erfahrung. Deshalb glaube ich auch, dass wir vorsichtig optimistisch sein dürfen. Und jetzt bringe ich Sie zu Ihrem Mann«, versprach sie fast feierlich und hielt ihrer Besucherin zuvorkommend die Tür auf.
*
Im Krankenzimmer von Bernhard Beer angekommen, ließ sich die Klinikchefin von den Kollegen über den Stand der Dinge informieren. Alles verlief erwartungsgemäß, sodass sie sich bald darauf anderen Aufgaben zuwenden konnte. Auf ein Zeichen ihrer Chefin zog sich auch die Schwester diskret zurück, sodass sich Charlotte schließlich allein mit ihrem Mann im Zimmer wiederfand. Eine Weile stand sie am Bett und dachte nach. Wieder kamen ihr Fees Worte in den Sinn, und sie schämte sich, so hart mit ihrem Mann ins Gericht gegangen zu sein.
»Da ist es fast ein Glück, dass du im Koma liegst. Sonst hätte ich den schönsten Streit vom Zaun gebrochen«, murmelte sie. Sie zog sich einen Stuhl ans Bett und setzte sich neben Bernhard. Seine warme, trockene Hand lag in der ihren, und sie musterte sein geliebtes Gesicht mit zärtlichem Blick. »Aber hältst du mich wirklich für so schwach, dass ich die Wahrheit nicht ausgehalten hätte?«, stellte sie die Frage, die ihr wie Feuer auf der Seele brannte, selbst wenn sie keine Antwort darauf bekommen würde. »Oder für so stur, dass ich sie nicht hätte wahrhaben wollen?« Charlotte seufzte tief. Es tat weh, in den Spiegel zu schauen und sich seine eigenen Fehler eingestehen zu müssen. »Ich schäme mich so sehr. Vor allen Dingen deshalb, weil du die ganzen Sorgen allein aushalten musstest.« Dieser furchtbare Gedanke war ihr mitten in der Nacht gekommen und hatte sie erst recht daran gehindert, wieder in den Schlaf zu finden. Beschämt beugte sie das Gesicht über seine Hand und amtete ein paar Mal tief ein und aus. »Ich kann dir nicht verdenken, dass du Teresa den Tipp gegeben hast wegzugehen. Und unserer Tochter kann ich es nicht verdenken, dass sie nicht im Reisebüro bleiben wollte«, fuhr sie zerknirscht fort. »Familientradition hin oder her. Als gute Geschäftsfrau muss man erkennen, wenn der Laden nicht läuft, und